Smartphones: Xiaomi verfehlt eigene Verkaufsprognosen
Xiaomi-CEO Jun Lei reagierte gelassen, als der Gründer des chinesischen Smartphone-Herstellers von Pressevertretern auf der jährlichen World Internet Conference im chinesischen Wuzhen gefragt wurde, ob Xiaomi sein für 2015 gestecktes Ziel von 80 Millionen verkauften Smartphones auch tatsächlich erreichen wird. Das Wall Street Journal (WSJ) zitiert Lei mit den Worten: "Dieses Ziel hat nicht die höchste Priorität für uns. Was uns am meisten interessiert, ist der Grad der Kundenzufriedenheit."
Und daran krankte es zuletzt immer häufiger. Vor allem auf dem Heimatmarkt in China. Gerade dort wurde die Kritik an den teils sehr vollmundigen Verkaufsversprechen von Xiaomi immer lauter. Wie wir berichteten, geriet der chinesische Shootingstar der Smartphone-Branche in China wegen vorgeblich falscher Produktangaben immer mehr in das Schussfeld und sah sich einer Vielzahl erboster Kundenbeschwerden ausgesetzt.
Die Meldungen von Verkaufsrekorden zum Singles Day (11.11.) oder ein Eintrag in das Guinness Buch der Rekorde für die höchsten Smartphone-Verkaufszahlen innerhalb von 24 Stunden über eine einzelne Onlineplattform reichen längst nicht mehr aus, um das angekratzte Image des Branchenüberfliegers aus China so ganz nebenbei wieder aufzupolieren. Der Hochglanzlack hat ein paar Kratzer, die Konkurrenz hat Xiaomi mittlerweile überholt und Xiaomi wird seine geschäftlichen Präferenzen wieder fokussieren müssen.
Darin sind sich inzwischen alle wichtigen Marktanalysten einig. Egal ob Canalys, Gartner, IDC oder TrendForce: Die Nummer 1 auf dem chinesischen Smartphone-Markt ist Huawei. Und bei IDC ist auch Lenovo wieder an Xiaomi auf Platz 2 der größten Anbieter in China vorbeigezogen. Noch im Juli 2015 sprach Xiaomi-Boss Lei von 34,7 Millionen verkauften Smartphones für das 1. Halbjahr 2015 und einem geschätzten Jahresvolumen im Bereich von 80 Millionen Geräten.
Bereits vor dem aktuellen Zurückrudern von Xiaomi-Boss Lei rechneten die Analysten damit, dass Xiaomi - trotz seiner Anstrengungen in weiteren Ländern wie Afrika, Brasilien, Indien, Indonesien, Korea, den Philippinen und Taiwan - das ursprüngliche Absatzziel von rund 80 Millionen verkaufter Smartphones für 2015 nicht erreichen kann. Denn inzwischen hat die Konkurrenz von Huawei, Lenovo und Co. mit eigenen Marken (Honor, ZUK) und Dumpingpreisen quasi mit Xiaomi im Direktverkauf gleichgezogen oder sogar überflügelt.
Trotzdem laufen die Geschäfte für Xiaomi laut Lei noch immer sehr gut. Das rasante Wachstum bei den Smartphones mag zwar einen vorläufigen Zenit überschritten haben; Xiaomi-Chef Jun Lei ist sich aber sicher, dass weitere Elektronikprodukte, wie Elektroscooter, TV- und Sound-Geräte sowie Wearables die Geschäfte des Unternehmens kräftig ankurbeln werden. Zudem will das Unternehmen aus China auch seine internationalen Absatzgebiete und Länderpräsenzen weiter kontinuierlich ausbauen.