Samsung Galaxy S22 und Galaxy S22+ weniger dynamisch und energiesparend: Samsung ändert nachträglich Displayspecs
Samsung war in den letzten Jahren nie besonders auskunftsfreudig in seinen technischen Angaben zu Produkten, ein Fakt, den wir immer wieder gerne kritisiert haben. Nach wie vor sind etwa Angaben zum Modem oder zu den im Detail verbauten Kamerasensoren schwer zu finden, ein ausführliches Datenblatt wie es praktisch die gesamte Konkurrenz im Smartphone-Sektor auf den jeweiligen Produktseiten anzubieten hat, ist bei Samsung nicht zu finden.
Am ehesten findet man detaillierte Angaben noch im Datenblatt des globalen Pressrooms, doch auch hier sind nicht alle Details aufgelistet, etwa welche Displaytechnologie das jeweilige Smartphone nutzt. Ob etwa eine LTPO oder eine LTPS Backplane zum Einsatz kommt, macht einen großen Unterschied bei Energieeffizienz und der Granularität der möglichen Refreshraten. LTPO 2.0 kommt in den High-End-Smartphones des Jahres 2022 zum Einsatz, so etwa auch im Galaxy S22 Ultra.
Hier kann das Display flexibel zwischen 1 Hz und 120 Hz wechseln und etwa beim Anzeigen eines statischen Fotos durch Runterschalten auf 1 Hz Energie sparen. Mit LTPS ist das nicht möglich, hier kann meistens nur zwischen zwei oder drei fixen Refreshraten wie 60 Hz oder 120 Hz gewechselt werden. Aus Samsungs Datenblättern erfährt man nicht, welche Technologie Galaxy S22, Galaxy S22+ und Galaxy S22 Ultra nutzen, alle drei werden pauschal mit Dynamic AMOLED-Displays und einem nur minimal unterschiedlichen Frequenzbereich beworben, wie etwa dieser aktuelle Screenshot (vom 13.02.2022) der deutschen Produktseite zeigt:
Falsche Angaben zum Display auf den Produktseiten
Wenige Unterschiede bei den Galaxy S22-Displays also? Mitnichten, wie Ross Young, CEO der Display Supply Chain Consultants in den letzten Stunden via Twitter verriet. Bereits vor einigen Tagen stellte er klar, dass Samsung nur im Galaxy S22 Ultra auf ein modernes LTPO 2.0 Display setzt, das tatsächlich dynamisch zwischen 1 und 120 Hz wechseln kann, um Strom zu sparen. Unklar war allerdings, wie Samsung mit einem traditionellen LTPS-Display bis runter auf 10 Hz kommen soll. Wie sich nun herausstellt, stimmt diese Angabe schlicht nicht.
I should have said “Companies have shown under 48Hz with LTPS backplanes as demo’s” as of course LTPO and IGZO can go under 48Hz and there are many models that do so.
— Ross Young (@DSCCRoss) February 12, 2022
"Datenblatt" im globalen Newsroom bereits geändert
Aus einer Serie an Tweets des Insiders können wir ableiten, dass es zwar unter Laborbedingungen möglich ist, mit einem LTPS-Display eine Refreshrate unter 48 Hz zu erreichen, kommerziell verfügbar ist das bisher allerdings nicht, womit Galaxy S22 und Galaxy S22+ die ersten derartigen LTPS-Displays wären - was nun aber ausgeschlossen werden kann. Auch Samsung scheint langsam umzuschwenken, denn das Datenblatt im globalen Newsroom wurde bereits entsprechend geändert, wie ein Blick ins Webarchiv zeigt. Zum Launch stand dort ebenfalls noch 10 bis 120 Hz, nun wurde das auf 48 bis 120 Hz korrigiert. (siehe Vergleich unten).
Stellt sich die Frage, ob das in der Praxis einen nennenswerten Unterschied macht. Insbesondere beim kleinsten Galaxy S22 mit seinem nun auf 3.700 mAh reduzierten Akku könnte das weniger dynamische Display durchaus zu kürzeren Laufzeiten beitragen, auch wenn der Exynos 2200 im verbesserten 4 nm-Verfahren möglicherweise effizienter arbeitet als der Exynos 2100 im Galaxy S21 mit seinem 4.000 mAh Akku (hier bei Amazon erhältlich). Unsere geplanten Tests werden diesbezüglich natürlich Aufschluss geben.