Powerstation Anker 757 und Solarpanel Anker 625 im Hands-On: Inselanlage für unterwegs
Zwei Powerstations habe ich bereits getestet, die kleine, handliche Anker 521 (256 Wh) sowie die große, schwere Bluetti AC200 Max (2.048 Wh). Die Anker 757 reiht sich nun mit ihren 1.229 Wh in der Mitte ein. Ist sie der beste Kompromiss aus Leistung und Mobilität? Was macht sie besser, was schlechter als die beiden anderen Modelle?
Zusätzlich hat mir Anker noch sein 100-W-Faltsolarpanel Anker 625 geschickt, daher werde ich überprüfen, wie gut und wie schnell die Powerstation (PS) daran lädt.
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Details
Leistung & Funktionen - 1.500 W, LiFePO4
Die Anker 757 speichert 1.229 Wh an Energie. Die Ausgangsleistung beträgt maximal 1.500 Watt an den beiden 230-V-Steckdosen. Damit sollten die meisten Geräte damit betreibbar sein.
Specs | Anker 757 | Anker 521 | Bluetti AC 200 Max |
---|---|---|---|
Kapazität | 1.229 Wh | 256 Wh | 2.048 Wh |
Dauerleistung | 1.500 W | 200 W | 2.200 W |
Anlaufleistung | 2.400 W | 400 W | 4.800 W |
Ladeleistung AC | 1.000 W (1.400 W Bypass) | 65 W | 800 W |
Ladeleistung DC | 300 W (11 - 30 V, 10 A) | 65 W (11 - 28 V, 5,5 A) | 900 W (10-145 V, 15,2 A) |
Anschlüsse | 2 AC-Steckdosen, 4 USB-A, 2 USB-C, 1 Kfz | 1 AC, 2 USB-A, 1 USB-C, 1 Kfz | 4 AC, 4 USB-A, 1 USB-C, 1 Kfz, 3 DC, 2 Ladepads kabellos |
Zubehör | 3 Ladekabel (1x AC, 1x Kfz, 1x Solar), Manual | Netzteil, PV-Kabel, Manual | Netzteil, PV-Kabel, Kfz-Kabel, Adapter, Manual |
Gewicht | 20 kg | 3,7 kg | 28 kg |
Abmessungen | 463 x 288 x 237 mm | 216 x 211,4 x 144 mm | 420 x 280 x 386,5 mm |
Garantie | 5 Jahre | 5 Jahre | 4 Jahre |
Powerstation Anker 757
Natürlich verwendet auch die 757 langlebige LiFePO4-Akkus. Ihnen machen auch ein paar kalte Nächte wenig aus, die Kapazität sinkt weniger schnell ab.
Ein kleines (ca. 12 x 4,5 cm) Farbdisplay glänzt zwar nicht mit Touchfunktion wie in der Bluetti AC200 Max, zeigt jedoch die wichtigsten Werte wie Ladestand, aktive Ports, Temperaturwarnung sowie Lade- und Entladeleistung an. Die Ausgänge schaltet man über Extratasten frei.
Praktisch ist die warm-weiße LED-Leiste. Die Lichthelligkeit lässt sich in 3 Stufen einstellen (2-4 W Verbrauch), die "Lampe" hat sie der größeren Bluetti voraus. Drückt man den Knopf für zwei Sekunden, so blinkt die Lampe in einem SOS-Modus.
Panel Anker 625
Das Panel kann mit seinen monokristallinen Zellen maximal 100 W liefern, welche sich aus maximal 26,5 V und 3,77 A zusammensetzen. Es ist faltbar und mit einem Tragegriff ausgestattet. In der Hand hält man dann ein Paket der Größe 525 × 470 × 85 mm und etwa 5 kg Gewicht.
Das Solarpanel ist mit zwei Taschen ausgestattet, die größere bewahrt die nötigen Kabel und den optionalen Adapter auf, während die schmalere Tasche den Mikrokonverter beherbergt. Daran schließt man das Ladekabel an, zusätzlich gibt es hier noch einen USB-A- (5 V / 2,4 A) und einen USB-C-Ausgang (5 V / 3 A) zum direkten Laden von Kleingeräten wie dem Smartphone.
Anker wirbt mit einer "Suncast-Technologie" zur bestmöglichen Ausrichtung des Panels zur Sonne.
Der hochtrabende Begriff bezeichnet dabei lediglich ein Minifenster mit Punkt, der einen Schatten auf die weiße Fläche darunter projiziert.
Liegt der Schatten des Punktes im roten Kreis, so ist das Panel optimal zur Sonne ausgerichtet - praktisch, aber meine Güte, der Name!
Ein- & Ausgänge: Integriertes Netzteil, Solarladung begrenzt
Im Gegensatz zur Bluetti, bei der alle Ports mit Gummikappen zum Schutz gegen Staub und Schmutz versehen sind, sind die Anschlüsse der Anker, mit Ausnahme des Kfz-Anschlusses, allesamt offenliegend.
Eingänge - AC top, Solar naja
Die 757 besitzt eigentlich nur zwei Eingänge, nämlich einen AC-Eingang für handelsübliche PC- oder Druckernetzstecker sowie einen XT-60 DC-Eingangsport für das oder eher die Solarpanels.
Das tolle am AC-Eingangsstecker ist, dass das Netzteil bei der Anker 757 schon integriert ist. Während man bei der teureren Bluetti AC200 Max noch ein klobiges Netzteil braucht, um die Box wenigstens mit 400 W zu laden und ein weiteres dazukaufen müsste, um mit 800 W AC zu laden, schließt man an die Anker ein einfaches PC-Stromkabel an. Daraufhin lädt die Powerstation mit bis zu 1.000 W, toll! Damit ist sie in nur 1,5 Stunden voll aufgeladen, in einer Stunde ist sie bereits bei 80 Prozent.
Der DC-Eingang für Solarpanels ist hingegen etwas weniger beeindruckend: Nur 300 Watt verträgt der Anschluss, aufgeteilt in eine wenig variable Eingangsspannung zwischen 11 - 30 V und eine Stromstärke von maximal 10 A. Zum Vergleich: Die größere Bluetti verträgt zwischen 10 und 145 V und bis zu 15 A.
Ich habe aktuell noch ein Solarpanel mit 350 Watt herumliegen, dieses Panel überfordert die Anker 757 sowohl in der Leistung als auch bei der Spannung (37,5 V), was sehr bedauerlich ist. An der Bluetti kann ich sogar zwei davon anschließen!
Anker selbst vertreibt vor allem das mitgelieferte 100-W-Panel Anker 625. Meine Erfahrungen damit stehen weiter unten, aber es benötigt gleich drei davon, um die 757 mit der maximal möglichen Leistung von 300 W aufzuladen. Ein 200- oder 300-W-Panel mit der richtigen Spannung gibt es derzeit von Anker nicht.
Wegen der Eingangs-Spannungsbegrenzung von nur 11 - 30 W bei maximal 10 A entfällt zudem eine einfache Reihenschaltung der drei Panels (Reihenschaltung = Spannungserhöhung). Stattdessen muss man sie parallel betreiben, dazu benötigt man ein weiteres Solarladekabel (liegt bei), bei dem die drei Panel parallel zusammengeführt werden. Bei der großen Bluetti kann man zwei 350-W-Solarpanel einfach in Reihe verbinden (verträgt bis zu 145 V) und benötigt so kein Extrakabel.
Ausgänge - 1.500 W Ausgangsleistung
Als Ausgänge hat man einerseits zwei 230-V-Steckdosen mit alleine jeweils 1.500 W Ausgangsleistung zur Verfügung. Die 1.500 W sind aber gleichzeitig die maximale Leistung, sodass sich diese beim Anschluss mehrerer Geräte aufteilt.
Neben den AC-Steckdosen gibt es noch vier USB-A-Anschlüsse mit jeweils 2,4 A bei 5V, also 12 W. Hinzu kommen zwei USB-C-Slots mit unterschiedlicher Ausgangsleistung, nämlich einmal maximal 60 W und einmal maximal 100 W.
Zu guter Letzt ist noch ein Kfz-DC-Stecker vorhanden, er bietet bis zu 10 A bei 12 V, also eine Leistung von 120 W.
Praxiserfahrung - Super praktisch für unterwegs
Natürlich ist die 757 mit ihren 20 kg nicht so handlich und leicht wie die kleine 521, aber doch immerhin deutlich mobiler als die massiven 38 kg einer AC200 Max. Leicht sind 20 kg zwar auch nicht, aber durch die praktischen Griffe lässt sich die 757 immerhin recht gut umhertragen. Das Gleiche gilt auch für das Panel mit seinen etwa 5 kg.
Andererseits sind auch hier ausgedehnte Spaziergänge weniger angeraten. Das gilt insbesondere wenn man sich die drei empfohlenen Panel anschafft, dann wollen nämlich gleich dreimal 5 kg in der einen und 20 kg in der anderen Hand transportiert werden, hier wünscht man sich dann doch schnell ein Fahrzeug (Lastenrad, Auto) herbei.
Das Panel - Anker 625
Beim Aufstellen sollte man beachten, dass sich der mittlere Standfuß etwas versteckt, er liegt nämlich unterhalb der großen Tasche!
Ansonsten hat das Panel bis auf die 757 (s.u.) alle Geräte zuverlässig geladen, sei es mein Smartphone, die Anker 521 oder die kleine Bluetti BE3A, die ich demnächst noch testen werde. Praktisch sind auch die 4 Metallösen an jeder Ecke, wodurch man mit Hilfe von Schnüren etc. das Panel gut aufstellen oder -hängen kann.
Einsatzzwecke
Natürlich hat die Anker 757 mit 1.500 W etwas engere Grenzen in der Nutzung als die Bluetti AC200 Max mit ihren 2.200 W. Aber diese Beschränkung habe ich bei meiner Nutzung nicht gespürt. Denn mal ehrlich: Für Geräte über 1.500 W ergibt der Betrieb nur bei kurzer Verwendung Sinn, etwa bei Kaffeemaschinen, Wasserkochern etc.
Betreibt man derart leistungshungrige Geräte dauerhaft, so ist auch die "große" Powerstation in sehr schneller Zeit geleert. Mit 2.000 W Heizen wird man also mit beiden Powerstations nicht, siehe dazu auch meine Begegnung im Park.
Und hier spielt die Anker 757 groß auf. Am Strom ist sie super schnell geladen, kann dank ihrer Leistung quasi fast alle Maschinen und Abnehmer betreiben und lässt sich durch ihre akzeptable Größe und Gewicht auch noch halbwegs gut umhertragen und mitnehmen.
Draußen am Lastenrad etwas Bohren? Kein Problem, Powerstation nach unten tragen, Bohrmaschine anschließen, Problem gelöst.
Im Hof ohne Netz Holzbretter durchsägen? Mit der 757 ist die Stichsäge auch ohne Stromnetz einsatzbereit, man sägt ja nicht kontinuierlich, das hält schon eine Weile.
SIM-Router tagelang in der Pampa betreiben? Passt. Per Beamer in lauen Sommernächten draußen den Lieblingsfilm mit Freunden an der Hauswand genießen? Einfach die Powerstation mitnehmen, Beamer ran, funktioniert - super praktisch!
Natürlich kann man die 757 auch im Falle eines Stromausfalls zu Hause gut gebrauchen.
Aufladen - Toller AC-Eingang
Beim ersten Mal sollte man die Powerstation vollständig am Netz aufladen. Es ist schon toll, dass man hier einfach den Netzstecker einsteckt und es anschließend gerade einmal 1,5 Stunden dauert bis der Energiespeicher voll ist, da annähernd 1.000 W anliegen.
Befriedigender ist natürlich dennoch die Aufladung via (Falt-) Solarpanel. Das Anker 625 bietet 100 W und damit leider nur ein Drittel der möglichen Ladeleistung für die Anker 757. Auf der Webseite wird die Station tatsächlich im Idealfall mit drei dieser Panels beworben, das ist dann nicht mehr ganz so mobil und eher umständlich. Und zweitens habe ich eben nur ein Panel. Leider bietet Anker kein 200- oder 300-W-Panel an. Alternativ kauft man sich ein Panel von einem Dritthersteller, hier muss man aber auf den kleinen Spannungsbereich achten.
Mit dem 100-W-Panel Anker 625 habe ich die PS zunächst überhaupt nicht aufgeladen bekommen. Natürlich lädt das Panel in der Oktober- und Novembersonne nur mit etwa 60 W auf und ist für die 757 unterdimensioniert, aber dass die PS überhaupt keinen Ladefortschritt anzeigt, zeugt von einem Fehler.
An der PS wird mir bei guter Sonne und einer Kapazität von 88 Prozent eine Solar-Eingangsleistung von etwa 60 W angezeigt. Schon bei der Berechnung der Restladezeit gibt die 757 an unterschiedlichen Tagen höchst unterschiedliche Werte an, siehe Bilder.
Viel größer ist das Problem, dass sich die Kapazität in allen Fällen (drei verschiedene Tage) auch nach über einer Stunde nicht erhöht hat, sie steht weiter bei 88 Prozent.
Am Panel kann es nicht liegen. Ein Versuch mit direkt am USB-A-Ausgang des Panels angeschlossenem Smartphone zeigt, dass das Anker 625 tadellos funktioniert. Auch die kleine PS Anker 521 lässt sich damit super aufladen.
Der Fehler ließ sich letztlich durch einen Reset der 757 beheben. Dazu drückt man mit einer Nadel o.Ä. in das Reset-Loch an der Vorderseite. Danach ging bei meiner 757 die Kapazität auf 93 Prozent hoch und sie ließ sich nun endlich auch über das Anker 625 aufladen - super!
Zu guter Letzt habe ich das Panel testweise ungefragt in mein Balkongeländer eingehängt und gesichert. Dafür muss man natürlich eigentlich vorher den Vermieter um Erlaubnis bitten. Durch die kurze Testzeit und meine ultra-guten, nicht-invasiven Sicherungsmethoden habe ich ausnahmsweise davon abgesehen, mittlerweile habe ich es auch wieder abgenommen.
Übrigens habe ich mich durch meinen Test selbst gefragt, wie überhaupt Wohnungsbaugesellschaften zu der Anbringung von Balkonkraftwerken durch die Mieter stehen, ob Anfragen stattgegeben wird, unter welchen Bedingungen usw. Meine exklusiven Umfrageergebnisse unter den 5 größten Berliner WBGs sowie des eigenen Vermieters findet man hier.
Mein Balkon wird von schräger Nachmittagssonne beschienen, die Lage ist also nicht ideal, sollte die Powerstation an sonnigen Nachmittagen aber wenigstens langsam füllen.
Mit der kleinen Anker 521 funktioniert das auch bestens, sie ist an zwei aufeinanderfolgenden, halb-sonnigen Nachmittagen wieder aufgeladen. Bei der 757 dauert es natürlich deutlich länger, funktioniert aber auch.
Fazit - Super praktisch, aber mit kleiner Solar-Schwäche
Das Panel 625 funktioniert super und hat alle Powerstations zuverlässig aufgeladen, im Oktober/November kommen noch etwa 60 der 100 W an.
Auch die 757 hat mir grundsätzlich gefallen. Die Box hat eine tolle Mischung aus Kapazität und Mobilität. Richtig toll ist außerdem das integrierte Netzteil und das super-schnelle Aufladen am Netz mit 1 kW.
Etwas Kritik muss die Anker 757 für die in dieser Kapazitätsklasse eher schwache Solareingangsleistung einstecken. 300 W maximale Eingangsleistung sind etwas wenig für meinen Geschmack.
Die Anker 757 lässt sich super schnell am Netz aufladen und ist der ideale Begleiter, um unterwegs strom-unabhängig zu sein. Möchte man die Box hingegen am per Solarpanel autonom laden, stößt man schnell an Leistungsbeschränkungen, so dauert das Aufladen per Sonne halt etwas länger.
Offenlegung: Die PowerStation und das Solarpanel wurden dem Autor dieses Testberichts kostenlos vom Hersteller zur Verfügung gestellt.
Preise und Verfügbarkeit
Auf der Anker-Webseite kostet die Anker 757 regulär 1.699 Euro, das 100-W-Panel Anker 625 kostet stolze 369 Euro (100-W-Panel ohne Faltmechanismus bekommt man ab 100 Euro!). Allerdings gibt es bei Anker gerade saftige Rabatte, nämlich 200 Euro Abzug auf die 757. Bei Amazon zahlt man für die 757 rund 1.700 Euro und rund 370 Euro für das Panel Anker 625.