Nubia Watch Smartwatch: Der Nachfolger des »Smartphones am Handgelenk« im Test
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Details
Gehäuse und Ausstattung – Flexibles Display bleibt Hingucker
Das flexible Display der Nubia Watch fällt auf, und man fragt sich sofort, wie viel es wohl aushält. Viel – wir konnten ihm nicht mal mit der Spitze einer Schere etwas anhaben, zumindest nicht, ohne Gewalt anzuwenden: Nubia schützt das Display zuverlässig mit Schott-Glass.
Unser Introbild zeigt im Hintergrund Samsungs Galaxy Gear S, die damals ebenfalls mit einem ungewöhnlich großen Display auffiel. Doch der Screen der Nubia Watch ist nochmal deutlich größer: Mit einer Länge von 12,5 cm legt es sich um das halbe Handgelenk und verschmilzt zu den Seiten hin zwangsläufig mit dem Bandansatz. Das Armband selbst ist dadurch kürzer, Standardbänder passen nicht. Für unterschiedlich starke Handgelenke legt Nubia das Band in zwei Längen bei. Beim Testgerät sind sie aus Silikon. Laut Kickstarter Kampagne wird es alternativ auch Bänder aus Leder geben. Das Gehäuse ist nach IP54 nur bedingt gegen Staub und Spritzwasser geschützt und eignet sich nicht zum Schwimmen.
Die Hardware ist weitgehend identisch mit der von Nubia alpha: 1 GB Arbeitsspeicher, 8 GB Datenspeicher insgesamt; 4,1 GB davon sind frei für Fotos und Musik, die man über die App auf die Watch übertragen kann. Beim SoC, einem Snapdragon Wear 2100, hätte Nubia nachrüsten können: Der Qualcomm-SoC hat mittlerweile bereits zwei Nachfolger.
Die eSIM der Nubia alpha hat die Nubia Watch nicht mehr, aber neben Bluetooth nach wie vor WLAN: Updates holt sie sich so direkt aus dem Netz. Im Internet browsen oder Musik streamen kann man damit aber nicht, weil entsprechende Apps fehlen, die man auch nicht nachrüsten kann. Musik kann man über den integrierten Player abspielen.
An Sensoren bringt die Watch unter anderem GPS und einen PPG-Sensor zur Messung der Herzfrequenz mit, aber keinen Lichtsensor.
Einrichtung
Um die Nubia Watch einzurichten und mit dem Smartphone zu verbinden, braucht man die gleichnamige App für das iPhone oder die App Nubia Smart Wear aus Googles Play Store. Für spätere Analysen zu Gesundheit und Fitness will die App Geschlecht, Körpergröße, Gewicht und das Geburtsdatum wissen, doch ohne dass dafür die Einrichtung eines Kontos nötig oder möglich wäre.
Über die App steuert man, welche Benachrichtigungen das Smartphone an die Uhr weiterleitet, überträgt Musiktitel sowie optional Termine und Kontakte und kann das Zifferblatt verändern und mit meinem Foto aus der Fotogalerie des Smartphones individualisieren.
Unter dem Menüpunkt Info erklärt ein Nutzerhandbuch ausführlich die Bedienung der Uhr, wenn auch nur in Englisch. Alle Texte der App und auf der Uhr sind in ebenfalls in englischer Sprache. Zwar gibt es auf der Watch einen Menüpunkt Language, aber zumindest im Testzeitraum keine alternative Sprache.
Bedienung – Touchscreen mit Zweifingergeste
Bedient wird die Nubia Watch über das Touch-Display und einen seitlichen Knopf. Einen Shortcut für eine individuelle zugewiesene App oder Funktion, wie bei anderen Uhren teilweise über einen zweiten Knopf realisiert, gibt es bei der Nubia Watch nicht. Gesten öffnen die App-Liste, Benachrichtigungen und ein Schnellzugriffsmenü, über das man unter anderem die Helligkeit verändern und auch GPS deaktivieren kann, um den Akku zu schonen.
Das ungewöhnlich lange Display hinterließ im Test folgende Eindrücke: Das Zifferblatt ist definitiv ein Hingucker. Wer es besonders auffällig mag, aktiviert ein animiertes Display oder eine Laufschrift mit eigenem Text. Buttons und Menüpunkte stellt das Display vergleichsweise groß dar. Wem die Darstellung auf herkömmlichen Uhren zu klein ist, wird das als angenehm empfinden.
Texte stellt die Nubia Watch in der Länge besser dar als andere Uhren, obwohl die Schrift kaum größer ist. Zudem erstreckt sich das Display über drei Seiten, man muss also entweder das Handgelenk drehen, um längere Texte zu lesen, oder mit dem Finger über das Display wischen und scrollen wie bei anderen Wearables auch. Trotzdem hat sie hier insgesamt einen Vorteil.
Je nachdem, wie man das Display einstellt, aktiviert sich, wenn man den Arm hebt, entweder das vollformatige, imposante Zifferblatt oder eine reduzierte Zeitanzeige, für die ebenfalls mehrere Designs zur Wahl stehen. Im zweiten Fall drückt man für den Wechsel zur normalen Anzeige dann noch die Taste.
Ein Always-on-Display, das in einem reduzierten Modus immer die Zeit anzeigt, auch wenn der Arm herab hängt, gibt es nicht. Soll das Display permanent anbleiben, stellt man die Beleuchtungsdauer so ein, dass es sich nicht nach 5,10 oder 30 Sekunden abschaltet, sondern dauerhaft anbleibt.
Dann bleibt allerdings das vollflächige Zifferblatt aktiv, und nicht etwa das reduzierte, und verbraucht deutlich mehr Energie. Zieht man zwei Finger auf dem Display zusammen, deaktiviert man die dauerhafte Anzeige vorübergehend.
Benachrichtigungen und Telefonie
Die Watch empfängt Benachrichtigungen und zeigt SMS vollständig an. Bei Eingang einer WhatsApp-Nachricht informierte sie im Test nur, zeigte die Nachricht selbst aber nicht an.
Nubia verwendet Samsungs Sound-on-display-Technologie. Dessen Lautstärke ist aber deutlich zu gering, so dass man das Ohr gegen die Uhr pressen musste, um den Gesprächspartner zu hören; was er konkret sagte, war schon nicht mehr zu verstehen. Nubia bestätigte das Problem. Man darf also hoffen, dass es ein Update geben wird, das diesen Fehler behebt. Möglicherweise ist das Problem mit dem Telefon-Interface größer, denn im Test kam auch auf einem Bluetooth-Headset nichts an. Auch das haben wir an die Entwickler weitergegeben.
Der Musikplayer gibt die auf dem Wearable gespeicherten Musiktitel dagegen anstandslos über das Headset wieder.
Gesundheit und Fitness
Die Nubia Watch zählt die Schritte und erstellt ein Schlafprotokoll, wenn man die Uhr nachts trägt. Das gab die tatsächliche Einschlaf- und Aufwachzeit im Test gut wieder, bleibt bei den Schlafphasen aber ungenau. Die Aufzeichnung hält mit der einer Samsung Galaxy Watch 3 oder der Wearables von Huawei nicht mit. Die Blutsauerstoffsättigung misst die Nubia Watch nicht. Die Herzfrequenz schon, aber nicht laufend, weshalb sie im Schlafprotokoll fehlt. Das hier abgebildete Herzfrequenzdiagramm entstand durch manuelles Messen.
Die manuelle Aufzeichnung des Ruhepuls am Tag fiel in mehreren Messungen präzise aus. Die Abweichung betrug maximal 2 Schläge gegenüber der Aufzeichnung mit dem Brustgurt. Berücksichtigt man eine leichte Verzögerung, wie sie bei der optischen Messung gegenüber der mit einem Brustgurt normal ist, kann man von einer hohen Genauigkeit sprechen.
Beim Leistungsanstieg bleibt die Messung durch die Nubia Watch präzise, die Abweichung überschritt im Test nie mehr als 4 Schläge pro Minute. Wer ein Workout im Kraftraum oder Fitnessstudio aufzeichnet, kann demnach auch dort auf eine vergleichsweise genaue Aufzeichnung der Herzfrequenz vertrauen.
Die fast 100 g schwere Nubia Watch ist allerdings das Gegenteil von einem leichten Fitnessband, das man beim Sport kaum spürt. Mit nur vier Sportarten (Indoor running, outdoor running, outdoor walking und free workout) bleibt auch das Angebot hinter anderen zurück. Nubia empfiehlt die Watch natürlich dennoch (auch) für den Sport und integriert sogar GPS für die Routenaufzeichnung beim Laufen oder Gehen. Hier wäre zumindest Radfahren noch eine sinnvolle Ergänzung, die natürlich mit einem Softwareupdate noch kommen kann.
Im Test hatte sie das GPS-Signal jedoch auch nach 8 Minuten noch nicht gefunden, an einer Stelle, die anderen Tests keine Probleme bereitet, und an der die Samsung Galaxy Watch 3 das Signal zeitgleich innerhalb weniger Sekunden fand.
Es brauchte offenbar noch einen guten Kilometer, denn anstelle der etwa 4,84 km protokollierte die Nubia Watch nur 3,25 km und eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 7’55“ anstelle von 6’45“ wie parallel dazu Samsung ermittelt. Die Route war direkt nach dem Training auf der Watch sichtbar, später aber nicht mehr. Auch die Smartphone-App zeigt sie nicht an und überdies nur ein Minimum an Informationen, wie der nachfolgende Screen zeigt.
Akkulaufzeit
Den Akku hat Nubia gegenüber vorher um 75 mAh auf jetzt 425 mAh gesenkt. Die Nubia Watch muss allerdings auch keine Mobilfunkverbindung aufrecht erhalten.
Die Laufzeit variiert mit Einstellungen wie Helligkeit und Beleuchtungsdauer des Displays. Mehr als anderthalb Tage sind aber kaum drin, so dass man die Nubia Watch spätestens jeden zweiten Abend laden muss.
Vergisst man das mal und möchte die Uhr trotzdem am nächsten Tag tragen, kann man den Stromsparmodus aktivieren, der immer noch ein ansprechendes Zifferblatt mit Datum, Uhrzeit und dem Batteriestatus anzeigt. Würde man die Uhr nur im Energiesparmodus betreiben, hält der Akku laut Nubia bis zu sieben Tage.
Die Ladeschale für die Nubia Watch wird über ein Micro-USB-Kabel mit Strom versorgt. Für das Laden genehmigte sie sich im Test 3 Stunden. Das ist lang, spielt aber nur eine untergeordnete Rolle, wenn man sie nachts lädt.
Fazit
Wer sich für die Nubia Watch entscheidet, tut das vermutlich wegen der ausgefallenen Optik. Funktional bleibt die Smartwatch unter ihren Möglichkeiten, so wäre beispielsweise ein Browser eine nützliche Anwendung für das lange Display. Auch GPS ist normalerweise ein Pluspunkt, aber die Route, wenn die Watch sie denn von Beginn an aufzeichnet, kann man später nicht mehr einsehen. Weder auf der Watch noch in der App, die nicht nur die Trainingsdaten sondern auch weitere Analysen wie das Schlafprotokoll vergleichsweise dürftig aufbereitet.
Die Optik der Nubia Watch ist beeindruckend. Funktional überzeugt sie im Test nicht.
Selbst wenn wir davon ausgehen, das Nubia das Problem mit dem Telefon-Interface beheben kann, gibt es im Bereich der Software Schwächen wie die fehlende Detailansicht bei WhatsApp. Die Visualisierung der Gesundheitsdaten und Trainingsprotokolle fällt ebenfalls dürftig aus.
Das Display selbst gefiel uns im Test sehr gut, was auch an den zahlreichen optisch eindrucksvollen Designs liegt. 219 Euro kostet die Nubia Watch. Wenn man das Ausgefallene sucht und wenn der Hersteller bei der Software noch nachbessert, geht der Preis in Ordnung. Ansonsten fährt man günstiger mit Uhren wie der Huawei Watch GT 2 oder der Honor Magic Watch 2, die inzwischen nur noch 179 Euro kosten und mehr leisten.
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