Nach vielen E-Bike-Tests: Warum das klassische Fahrrad eine der genialsten Erfindungen ist
E-Bikes sind seit Jahren ein ganzer Industriezweig mit mächtigen Marketing-Kampagnen und vielen Versprechen. Auch ich war zu Beginn angesteckt und mächtig gehypt von den neuen Möglichkeiten der Elektromobilität auf zwei Rädern und wollte unbedingt einen E-Scooter und eben auch ein E-Bike haben. Nachdem ich nun diverse Modelle ausprobieren konnte, hat sich meine Meinung inzwischen geändert.
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Zugegeben, die von mir getesteten Modelle wie zuletzt das theoretisch schön simple Single-Speed-E-Bike Fafrees F1 oder das Trekking-E-Bike Eleglide C1 mit Mittelmotor oder das angeblich 200 km weit reichende E-Klapprad PVY Z20 Max und weitere kommen vor allem aus Fernost und sind sicher nicht die Krone der E-Bike-Schöpfung. Dennoch leite ich hiervon einige persönliche Erkenntnisse ab.
1. Das Gewicht
Meine Güte sind E-Bikes schwer! Auf den ersten Blick sind E-Bikes eine tolle Sache, gerade für betagtere Personen, die leichter in die Pedale treten wollen. Aber mit einem 20 (Fafrees F1) bis 27 kg (Z20 Max) schweren E-Bike die Bahn zu nutzen, Treppen zu steigen, es in den Keller verfrachten usw. ist eine echte Plage und genau dieser Zielgruppe kaum zuzumuten. Welche 70-jährige soll denn bitte ein 27 kg schweres E-Bike eine Bahn- oder Kellertreppe hochtragen?
2. Freiheitsverlust und erhöhter Aufwand durch den Akku
Es klingt trivial, aber ein E-Bike möchte ständig aufgeladen sein. Im schlimmsten Fall kommt man nach längerem Stillstand mit Fahrabsicht in den Keller und stellt fest, dass der Akku leer ist. Und anders als moderne E-Autos laden zumindest die preiswerten E-Bike-Modelle quälend langsam, da gehen gerne mal 7 Stunden ins Land, spontan aufladen ist dann eine Utopie.
Zudem muss ständig geplant werden: Schleppe ich den Akku jetzt schon nach oben in die Mietwohnung oder hält er die nächste Fahrt noch durch. Verliert das Rad bei 2 von 5 Akkustrichen auf dem Display etwa schon an Leistung? Lade ich nach jeder popeligen Strecke zur Kaufhalle immer wieder voll?
3. E-Bikes sind langsamer
Ok, dieser Punkt ist etwas kontrovers, immerhin komme ich mit einem E-Bike meistens schneller von der Ampel los als mit meinem klassischen Fahrrad. Aber: In Deutschland ist bei 25 km/h Schluss mit der Unterstützung. Möchte ich einmal schneller fahren, so werde ich nicht nur von der plötzlich abgeschalteten Unterstützung überrascht, ich muss die zumeist schweren E-Bikes nun mit gefühlt doppelt so viel Kraft bewegen wie mein normales Rad. Je nach Modell muss ich teils noch gegen einen Widerstand des Motors ankämpfen – das macht keinen Spaß.
Mit meinem klassischen Fahrrad kann ich problemlos auch 27 oder 30 km/h fahren und das tue ich auch regelmäßig.
4. Erhöhte Lauf- und Wartungskosten, Langlebigkeit
Stromkosten sind, zumindest abseits von Krisenzeiten, vielleicht nicht allzu hoch, nutzt man das Rad aber ständig dann läppert sich das gegenüber einem normalen Fahrrad aber schon zusammen.
Hinzu kommen die gesteigerten Wartungskosten. Durch die Elektronik steigt die Komplexität des Rades, mehr Teile können einen Defekt erleiden, die Reparatur kann deutlich teurer werden und gerade bei Geräten aus China sieht es auch noch schlecht bei den Ersatzteilen aus.
Noch schlimmer ist es wohl wenn der Akku versagt. Denn jeder Hersteller setzt hier fast auf ein eigenes System, der Austausch ist ungeheuer kostspielig, in vielen Fällen kostet ein neuer Akku die Hälfte vom ursprünglichen Fahrrad!
5. Schlechtere Komponenten
Weil Motor, Controller und besonders der Akku so teuer sind, verbauen gerade die Hersteller von relativ preiswerten E-Bikes meistens schlechtere Komponenten ins Rad. Das macht sich dann an der Gangschaltung, den Bremsen, dem gewichtigen Rahmen usw. bemerkbar und wird früher oder später wieder zu erhöhten Wartungskosten führen.
Weitere kritische Aspekte
Es gibt noch viele weitere Argumente gegen ein E-Bike, beispielsweise die höheren Anschaffungskosten, den Verlust oder zumindest die starke Abschwächung des Gesundheitsaspektes des Radfahrens, die ökologischen Faktoren (Akkurohstoffgewinnung und die Herstellung), die erhöhte Unfallgefahr usw.
Und das klassische Fahrrad?
Was für eine geniale Erfindung! Nur mit meiner eigenen Kraft bin ich fünf bis zehnmal so schnell wie zu Fuß, kann mich frei bewegen, kann es bei einem ausreichend leichten Modell flexibel auch Treppen hinauftragen oder in der Bahn mitfahren. Ich bin unabhängig von den Zwängen eines Akkus und kann notfalls viele Reparaturen selbst durchführen. Ich komme viele Kilometer weit, kann mehrtägige Touren unternehmen ohne auf eine Steckdose und viel Wartezeit angewiesen zu sein. So kommen enthusiastische Fahrradfahrer auch in die nächste Stadt oder gar das nächste Land. Was für eine Erfindung! Die Genialität dieser Erfindung wird durch Motoren und Akkus nur eingeschränkt.
Mein Fahrrad ist ein ganz simples Modell mit dünnem Stahlrahmen, dass ich für etwa 200 Euro vor vielen Jahren gebraucht gekauft habe. Vor etwa einem Jahr wurde mir in Berlin mein Hinterrad mit 8-Gang-Nabenschaltung gestohlen und ich war gezwungen ein gangloses Ersatzrad einzusetzen. In der Stadt bin ich nun aber mehr als zufrieden damit, dadurch habe ich erst gemerkt wie schwer das 8-Gang-Hinterrad doch war und wie sehr dieser unbeabsichtigte Gewichtsverlust den Fahrspaß steigert! Leichte Fahrräder sind ein Genuss, schwere eine Plage!
E-Motoren haben sicher ihre Berechtigung, zum Beispiel bei schweren Lastenrädern oder bei längeren, aber die Akkukapazität nicht übersteigenden Touren. Aber selbst älteren Menschen und allen anderen auch würde ich eher die Investition in ein möglichst leichtes, klassisches Fahrrad empfehlen, als ein vermeintlich leichter zu tretendes, aber schweres und Abhängigkeit schaffendes E-Bike zu kaufen. Echte Freiheit und Unabhängigkeit bietet nur das klassische Fahrrad!