NBC vor Ort: HP Labs in Houston, Texas
Die Frage, warum Notebooks der Business-Klasse stets einige hundert Euro mehr kosten als etwa ein vergleichbar ausgestattetes Modell der Consumer-Palette, stellen sich wohl viele Kaufinteressenten. Dass es hierbei um weit mehr geht als um einen stupiden Vergleich von Megabyte und Gigahertz, das demonstrierte der PC-Riese HP im Rahmen einer Tour für ausgewählte Technik-Journalisten durch seine "heiligen Hallen" in der Firmenzentrale in Houston.
Wir waren für Sie vor Ort und blickten Technikern, Konstrukteuren und Designern einige Tage lang über die Schulter.
Wir erweitern unser Team und suchen Gaming-Enthusiasten sowie Unterstützung für unsere Video-Produktion im Raum Hamburg.
Details
Engineering lab, battery, multimedia, software and audio/visual technology
Die erste Station führte uns in ein Labor- und Werkstättengeflecht, in dem insbesondere Akkus, Displays, Webcams und Lautsprecher geprüft werden. Dass sich ein Original-HP-Akku dabei eklatant von einer günstigen Fernost-Kopie unterscheidet, sollte etwa im Battery-Lab demonstriert werden. HP setzt hier durchgehend auf Leiterbahnen in den Akkupacks, während Alternativprodukte in der Regel auf schlichte Kabel zurückgreifen. Zudem packt HP die einzelnen Zellen in eine Art Schutzhülle, worauf günstige Alternativen ebenso verzichten. Der Mehrwert für den Kunden soll sich damit durch eine über die Jahre hinweg deutlich geringere Fehleranfälligkeit sowie eine höhere Sicherheit gegen Überhitzung und Materialermüdung ergeben. HP spricht hier von niedrigen Mehrkosten in der Produktion (Cent-Bereich) für einen hohen Zusatznutzen, wobei Nachbau-Akkus dann teils doch erheblich günstiger als die entsprechenden Markenprodukte sind.
Im Nebenraum wurden verschiedenste Lösungen kontrolliert zerstört, sprich überhitzt oder überbeansprucht, bis die Zellen ein Raub der Flammen wurden. Damit lassen sich ebenso Rückschlüsse auf das Funktionieren diverser Sicherheitsfeatures (Ladeelektronik, Überhitzung,...) ziehen, die HP in seinen Akkulösungen integriert.
Besonderes Augenmerk wurde im Rahmen der Tour auf die Demostration der HP Dreamcolor Displays gelegt, die mit ihren IPS-Panels größtmögliche Blickwinkelstabilität und Farbtreuheit gewähren sollen. Verfügbar sind diese Panels allerdings nur in der 15-Zoll-Workstation 8560w und der 17-Zoll-Workstation Elitebook 8760w, wobei wir den Vorgänger 8740w mit Dreamcolor Display bereits im Test hatten. Im direkten Vergleich mit dem üblicherweise eher blaustichigen Bild konventioneller TN-Displays waren die Unterschiede offensichtlich.
Die Werbetrommel wurde überdies auch für Eyfinity gerührt, eigentlich eine Technologie von AMD, mit deren Hilfe bis zu 5 Displays angesteuert werden können. Speziell im Visualisierungseinsatz oder im Bank- und Börsenbereich könnte diese Technologie spannend sein. Verfügbar ist Eyfinity bei allen aktuellen Elitebooks, die auf eine dedizierte AMD GPU zurückgreifen.
Dass selbst Webcam und Audioausgabe bei den Elitebooks kein Schattendasein fristen, sollte der anschließende Besuch im Multimedia Software Lab vermitteln. Hier wurden einzelne Webcam-Einheiten hinsichtlich ihrer Farbdarstellung und Bildqualität geprüft, oder aber an der Audio-Ausgabe, unterstützt von SRS-Audio, gefeilt. Dass aber auch die HP Elitebooks, zumindest was die integrierten Lautsprecher betrifft, keine Wunder vollbringen, konnten wir bereits einige Male im Test beobachten. Treu der Devise "Schuster, bleib bei deinen Leisten" sollte man hier von den Office-Profis aber keine Wunder erwarten. Dafür hat HP etwa seine HP Envy Serie mit Beats Audio im Programm.
Reliability and materials lab
Ans Eingemachte ging es bei den folgenden Stationen, die sich insbesondere der Qualität der eingesetzten Materialien und insgesamt der Dauerhaftigkeit und der Verlässlichkeit der Geräte an sich widmeten.
Geprüft wurde hier nahezu alles Erdenkliche: Beginnend mit dem Test der Einsatztemperaturen in speziellen Kammern, eine "Altitude-Chamber", die den Einsatz bei extremer Höhe und entsprechenden Luftdruckverhältnissen simuliert, bei der die integrierten Kühllösungen ebenso noch einwandfrei ihren Dienst verrichten müssen, spezielle Rüttelplatten, die die Komponenten und vor allem die jeweiligen Bauteilverbindungen und Kontakte bis zur Ermüdung malträtieren, über eigene Korrosionskammern, in denen Geräte besonders widrigen Luftfeuchtigkeitsbedingungen ausgesetzt werden.
Frei nach dem Labor-Motto: "We bake it, shake it and brake it!" finden hier nur die wenigsten Elitebooks wieder den Weg heil aus den Werkstätten. Ziel bei allen Versuchsaufbauten ist in Rücksprache mit den jeweiligen Konstruktions- und Design-Teams in besonders frühen Entwicklungsstadien, Informationen zu liefern, um letzten Endes im fertigen Produkt höchsten Ansprüchen gerecht zu werden und in jedem Fall die unzähligen unterschiedlichen Normen weltweit für verschiedenste Anwendungsszenarien einzuhalten.
Zur Fehleranalyse stehen modernste Geräte bereit, etwa ein Echtzeit-Röntgenapparat, Elektronenmikroskope und Geräte zur Materialbestimmung.
Dauertests für Scharniere, Keyboard und sonstige bewegliche Teile gehören dabei zur den harmloseren Angelegenheiten. Bei den Drucktests auf einzelne Bauteile oder auf das gesamte Gerät, Falltests und extremen Vibrationen trennt sich letztlich aber die Spreu vom Weizen.
So wurde etwa demonstriert, dass der Aluminium-Magnesium-Verbunddeckel der Elitebooks punktuellem Druck im Zentrum von bis zu 280 Pfund, entspricht rund 130 Kilogramm, konzentriert auf die Fläche, nicht viel größer als eine 2-Euro-Münze, standhält, ohne dass das darunter liegende empfindliche Displaypanel Schaden nimmt.
Die Displayscharniere müssen in den Tests rund 25.000 Klappzyklen unbeschadet überstehen, um in den Seriengeräten überhaupt zum Einsatz zu kommen. Bei einer Nutzungsdauer von drei Jahren wären dies im Schnitt täglich 25 Öffnungs- bzw. Schließwiederholungen, was auch einer besonders intensiven Benutzung gerecht werden sollte.
Shock, sound and vibration lab
Intensive Tests werden auch der Lautstärke der Geräte gewidmet, die sich in unterschiedlichsten Belastungsszenarien adäquat verhalten müssen. Spezielle schalltote Kammern, gespickt mit unzähligen Messgeräten, ermöglichen hier Messungen auf höchstem Niveau.
Besonderes Augenmerk gilt schließlich auch der Verpackung der Geräte. In diversen Falltests und auf einer überdimensionalen Rüttelplatte wird analysiert, wie effektiv unterschiedliche Materialien und Verpackungskonzepte den Inhalt schützen können. Die Vorgabe hier sowohl "green" unterwegs zu sein und gleichzeitig die Produkte bestmöglich zu schützen, stellt dabei eine besondere Herausforderung dar.
Eletromagnetic lab
Letzte Station war das eletromagnetic lab, in dem unsichtbaren Emissionen der Geräte auf die Spur gegangen wird sowie die verbauten Funkmodule geprüft werden. Gebäude, gänzlich aus Kunststoff oder hermetisch gegen Strahlen aller Art abgeriegelte Kammern, das alles ist in diesem HP-Komplex zu finden.
Denkt man etwa an einen möglichen Einsatz der Elitebooks im medizinischen Umfeld, wird schnell klar, dass mit dem Thema elektromagnetische Strahlung nicht zu scherzen ist, könnten doch hochsensible Geräte im Umfeld gestört werden.
Doch auch die reibungslose Funktion eingesetzter WLAN- oder WWAN-Module will geprüft werden und in Zusammenhang mit der Gehäusekonzeption eine stets bestmögliche Sende-/Empfangsleistung gewährleistet werden.
Fazit
Es waren spannende Tage am HP-Campus in Houston, die auch bleibende Bilder hinterließen. Der betriebene Testaufwand für die HP-Elitebook-Notebooks konnte durchwegs beeindrucken, auch wenn man davon ausgehen darf, dass ebenso andere namhafte Hersteller ihre Business-Geräte ähnlichen Torturen aussetzen, um bestmögliche Ergebnisse zu erzielen. Mit speziellen Konstruktionsdetails versucht sich HP hier natürlich von der Konkurrenz abzusetzen.
Fakt ist: Die Business-Sparte bei den Laptops verlangt den Herstellern doch einen gänzlich anderen Aufwand hinsichtlich Entwicklung ab als etwa bei günstigen Geräten speziell für den Endkundenmarkt. Dass diese Produkte letztlich auch mehr kosten als ihre Consumer-Kollegen, erscheint damit verständlich und wird dem Käufer auch durch eine wesentlich höhere Qualität und Verlässlichkeit abgegolten.
Die drei Jahre Herstellergarantie, mit denen die Business-Notebooks in der Regel bereits ab Werk ausgestattet sind, sind wohl weniger als Bonus für den Kunden zu verstehen. Vielmehr können es sich die Hersteller schlicht erlauben, eine deutlich längere einwandfreie Funktion entsprechend getesteter und hochwertiger Produkte zu garantieren - selbst wenn bei diesen ein wesentlich intensiverer täglicher Einsatz zu erwarten ist als bei so manchem Wohnzimmer-Rechner.