MacBook Air 2020: Macht Apple das Air absichtlich schlechter, als es sein müsste?
Für viele Nutzer ist das MacBook Air der Inbegriff für ein Subnotebook und einen mobilen Begleiter. Obwohl das Gerät von Apple jahrelang ziemlich stiefmütterlich behandelt wurde, konnte es sich dank Preissenkungen immer noch sehr gut verkaufen. Erst im Jahr 2018 gab es ein großes Update inklusive deutlich besserem Bildschirm. Zwei weitere große Kritikpunkte, nämlich die Butterfly-Tastatur (bzw. deren Fehleranfälligkeit) und die Leistung des sparsamen Dual-Core-Prozessor sind nun Thema des Updates für 2020. Wir hatten das neue Modell mit dem schnellere Quad-Core-Prozessor jetzt im ausführlichen Test und Apple hat hier ganz klar eine Chance ausgelassen, möglicherweise sogar absichtlich.
Fangen wir aber zunächst einmal mit den positiven Dingen an. Der Bildschirm ist unverändert und nach wie vor sehr gut, auch wenn die Windows-Konkurrenz mittlerweile die Lücke geschlossen hat und in einigen Bereichen (z. B. Helligkeit) sogar vorne liegt. Das tolle Alu-Gehäuse wurde dieses Jahr minimal dicker, um die neue Tastatur aufzunehmen, die uns ebenfalls sehr gut gefällt und vom Tippgefühl den älteren MacBooks ohne Butterfly-Tastatur entspricht. Die Laufzeiten bleiben auf einem hohen Niveau und die Lautsprecher konnten sogar ein wenig verbessert werden.
Allerdings gibt es auch einige negative Punkte, die für uns ehrlich gesagt nur schwer zu verstehen sind. Apple verwendet spezielle Prozessoren von Intel, die auf der aktuellen Ice-Lake-Generation basieren und bietet zudem erstmals auch Modelle mit vier Kernen im MacBook Air an. Allerdings gehören die Chips immer noch zur stromsparenden Y-Serie, die mit einer geringen TDP eigentlich unproblematisch ist, wenn es um die Kühlung geht. Apple bleibt aber bei der eigenwilligen Kühllösung mit einem zusätzlichen Lüfter im Gehäuse, der unter Last mit über 45 dB(A) aber sehr laut werden kann. Zu laut für die gebotene Leistung, da man nach einigen Sekunden zudem mit einem Leistungsabfall rechnen muss. Außerdem verstehen wir nicht, warum Apple nach wie vor auf Wi-Fi 6 verzichtet, obwohl das eigentlich schon (zumindest teilweise) in den neuen Ice-Lake-Chip integriert ist.
Dabei ist die geringe Leistung eigentlich nicht das große Problem, denn für alltägliche Dinge ist auch das neue MacBook Air flott genug, und Casual-Nutzer sind sicherlich die Hauptzielgruppe für das MacBook Air. Außerdem soll ja der Abstand zu den MacBook-Pro-Modellen gewahrt werden. Wir verstehen aber nicht, warum Apple das Air dann nicht komplett passive kühlt und auf den Lüfter verzichtet. Das beste Beispiel hierfür ist das Microsoft Surface Pro 7, bei dem sowohl der Core i3 als auch der Core i5 (übrigens 15-Watt-CPUs) komplett passiv gekühlt werden. Das Ergebnis ist eine deutlich höhere kurzzeitige Leistung und selbst nach dem unausweichlichen Leistungsabfall bei längeren Lastphasen ist die Leistung immer noch besser als beim Air.
Möglicherweise wollte Apple bei diesem Update nicht unnötig viel Aufwand betreiben, denn verkaufen wird sich auch das jetzige Modell vermutlich wieder sehr gut. Wir vermuten zudem, dass es nicht mehr lange dauern wird, bis Apple das MacBook Air mit ARM-Prozessoren ausstatten wird, worüber es ja schon seit Jahren Gerüchte gibt. Das iPad Pro 11 ist auf jeden Fall schon einmal schneller, was die CPU-Leistung angeht. In diesem Fall könnte Apple dann die Marketing-Maschine anwerfen und den eigenen Prozessor bewerben (schneller als bisherige Intel-Chips, effizienter, keine aktive Lüftung usw.). Aber dafür müssen wir uns noch etwas gedulden.
Bis dahin bleibt aber auch das aktuelle MacBook Air eine ordentlich Wahl für viele Nutzer, die wirklich nur einen schicken Rechner für einfach Dinge benötigen. Allerdings hätte das MacBook Air auch deutlich besser sein können.