MSI VR One
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Details
Kaum ein Thema war 2016 in der Technikwelt so präsent wie Virtual Reality oder kurz VR. Während Sony bei seiner aktuellen Konsole auf Playstation VR setzt, liefern sich im Desktop-Segment die Oculus Rift und die HTC Vive einen knallharten Schlagabtausch. Letztere konnten wir bereits vor einigen Wochen im Zuge des Performance-Giganten MSI GT83VR antesten (siehe Link).
Alle bisherigen VR-Plattformen – seien es nun Notebooks oder klassische Tower-PCs – hatten jedoch immer das Problem der vielen Kabel. Da sich die Stromversorung und die enorme Datenmenge, welche VR-Inhalte benötigen, nur schwer kabellos realisieren lassen, müssen Virtual-Reality-Produkte und deren Käufer aktuell noch mit dieser Einschränkung leben. Genau hier kommen Backpacks wie das MSI VR One ins Spiel, die den Weg vom HMD (Head Mounted Display) zum eigenen Rechner verkürzen und so mehr Bewegungsfreiheit garantieren, was das Immersiongefühl, welches bei VR eine besonders große Rolle einnimmt, erhöht.
Das VR One ist die derzeit leichteste, günstigste und kompakteste Variante. Mit einem Verkaufspreis von 2.800 Euro werden Konkurrenten unterboten – und das, obwohl die MSI-Lösung teils stärkere Komponenten enthält (mehr Festplattenspeicher, flottere CPU). Ein HMD ist bei keinem Hersteller inbegriffen und muss extra gekauft werden. Top: Über die eingebauten Anschlüsse kann das VR One sowohl mit der HTC Vive als auch mit der Oculus Rift und vielen weiteren 3D-Glasses umgehen. Außerdem bietet MSI ein spezielles nur 90 cm langes Anschlusskabel, kompatibel mit der Vive und der Rift, an.
Gehäuse & Ausstattung
Nach dem Auspacken fällt zuallerserst die markante Optik auf. Der Rucksack erinnert eher an ein futuristisches Jetpack als an ein Objekt zum Transportieren von Gegenständen. Getreu seiner Farb- und Designlinie verwendet MSI sytlish geformorte, schwarze Oberflächen, die von roten Akzenten (genauer gesagt roten Lüftungsgittern) aufgelockert werden. Auch wenn das Tragen eines Backpack-PCs im ersten Moment ungewöhnlich respektive ungewohnt ist, denkt man spätestens nach dem Aufsetzen der VR-Brille kaum noch an den »Begleiter«.
Laut Hersteller wiegt das VR-System knapp 3,6 Kilogramm, was auf dem Rücken nicht allzu schwer wirkt. Ohne Gurt (das Gerät lässt dank der festen Bodenplatte auch stationär betreiben) konnten wir sogar nur 3,4 Kilogramm messen. Rund 1,2 Kilogramm entfallen dabei auf die zwei mächtigen 8-Zellen-Akkus (jeweils 91,66 Wh bzw. 6.365 mAh).
Die Akkus ermöglichen rund 1,5 Stunden VR-Spaß und können per Hot-Swap-Funktion im laufenden Betrieb gewechselt werden. Dieses Prinzip ermöglicht endlosen VR-Genuss.
Auf Wunsch kann man den Rucksack konventionell ans Stromnetz anschließen. Das mitgelieferte Netzteil bietet eine Leistung von 230 Watt. MSI bietet zudem ein optionales Zusatzset an Akkus und Ladegerät für unlimitierten VR-Genuss.
Kommen wir zu den Schnittstellen, welche sich im Großen und Ganzen an Laptops orientieren. Vier USB-3.0-Ports sind ebenso üppig wie drei digitale Bildausgänge in Form von HDMI 2.0, Mini-DisplayPort und Thunderbolt 3, das via USB 3.1 Gen2 Typ C verfügbar ist und noch andere Protokolle beherrscht. Abgerundet wir das Paket von zwei Audio-Buchsen (Kopfhörer, Mikrofon) und einem Stromanschluss für Head Mounted Displays. Als Abmessungen gibt MSI 403 x 292 x 54-60 mm an. Das ist für Rucksackverhältnisse überraschend flach. Wir hatten im Vorfeld mit mehr gerechnet.
Komponenten & Software
Um den hohen Virtual-Reality-Anforderungen gerecht zu werden, verbaut MSI ausschließlich High-End-Komponenten. Als Prozessor dient ein Core i7-6820HK, der unter Last normalerweise mit 2,7-3,6 GHz läuft, durch das standardmäßig aktivierte Factory-OC jedoch 3,7 GHz erreicht (dazu später mehr).
Die Grafikeinheit ist ab Werk ebenfalls übertaktet. Statt 1.443-1.645 MHz (Kern) respektive 4.000 MHz (Speicher) kommt die GeForce GTX 1070 im Auslieferungszustand auf 1.543-1.745 und 4.200 MHz. Per Dragon Center (siehe Screenshots unten) lässt sich bei Bedarf noch weiter an der Taktschraube drehen. Apropos Dragon Center: MSI verpasst der zentralen Software-Anlaufstelle eine Funktion namens »VR Ready«, welche das System bei der Nutzung eines HMD automatisch optimiert.
Doch zurück zur Hardware. CPU und GPU werden von 16 GB DDR4-2.400-RAM begleitet, die auf zwei 8-GB-Module im Dual-Channel-Modus aufgeteilt sind. Hinzu kommt eine 512 GB große m.2-SSD aus dem Hause Samsung (SM961) mit pfeilschneller PCIe-Technik. Ins Internet geht es per Funkadapter. Das Killer-Modul 1535 unterstützt neben allen gängigen WLAN-Standards (inklusive AC) auch Bluetooth 4.1 und wurde speziell für Spieler entwickelt. Beim Betriebssystem geht MSI ebenfalls keine Kompromisse ein: Windows 10 ist als Pro-Edition an Bord.
Performance
Bevor wir uns der Performance widmen, noch ein kurzer Blick auf das Taktverhalten. Obwohl die beiden Lüfter im normalen 3D-Betrieb (mittlere CPU-Last, hohe GPU-Last) recht leise bleiben, läuft das Innenleben auf Hochtouren. Dafür sorgt die "Cooler Boost Titan" Lösung, die mit insgesamt 9 Heatpipes und zwei Lüftern GPU und CPU selbst unter höchster Last im grünen Bereich hält.
Selbst wenn alle Kerne beansprucht werden, rechnet der Core i7-6820HK stets mit dem voreingestellten Turbo von 3,7 GHz. Die GeForce GTX 1070 zeigt sich ebenfalls taktfreudig. So konnten wir dem Kern im Render-Test des Tools GPU-Z bis zu 2.000 MHz entlocken, was den GPU-Boost vollständig ausreizt. Im Unigine Heaven 4.0 Benchmark pendelte sich der Pascal-Chip auf immer noch gute 1.650 MHz ein.
Dank Overclocking schafft der Core i7-6820HK Desktop-Niveau. Beispiel Cinebench R15: 158 Punkte im Single-Core-Rendering und 793 Punkte beim Multi-Core-Rendering richten sie nach dem Core i7-6700. Standard-Notebooks mit Core i7-6700HQ werden deutlich überholt.
Cinebench R15 | |
CPU Single 64Bit | |
SCHENKER XMG U727 | |
MSI VR One | |
MSI GS63VR-6RF16H22 Stealth Pro | |
CPU Multi 64Bit | |
SCHENKER XMG U727 | |
MSI VR One | |
MSI GS63VR-6RF16H22 Stealth Pro |
Auch der Massenspeicher erreicht eine erstklassige Performance. Wie man es von PCIe-SSDs kennt, sind im sequentiellen Bereich über 1.000 oder sogar 2.000 MB/Sek möglich. Bei kleinen Dateien arbeitet die 512-GB-Version der Samsung SM961 ebenfalls schnell, so dass Ladevorgänge und Programm- bzw. Systemstarts in kürzester Zeit absolviert werden.
Die GeForce GTX 1070 bietet mit ihren 8 GB GDDR5-VRAM nicht nur eine hohe Zukunftssicherheit, sondern auch generell ungemein viel Power. 17.126 Punkte im 3DMark 11 und 13.696 Punkte im Fire-Strike-Test des aktuellen 3DMark könnten von einem Gaming-PC oder einem vergleichbar ausgestatteten High-End-Notebook stammen (wie z. B. dem MSI GT62VR, das ganz weit oben in unserer mobilen Gaming-Top-10 rangiert). Geräte mit der deutlich günstigeren GTX 1060 sind auf dem Papier zwar ebenfalls für VR geeignet, passionierte Spieler sollten jedoch mindestens zu einer GTX 1070 greifen.
3DMark 11 - 1280x720 Performance | |
MSI VR One | |
MSI GT62VR-6RE16H21 | |
MSI GS63VR-6RF16H22 Stealth Pro |
3DMark - 1920x1080 Fire Strike Score | |
MSI VR One | |
MSI GT62VR-6RE16H21 | |
MSI GS63VR-6RF16H22 Stealth Pro |
3DMark 11 Performance | 17126 Punkte | |
3DMark Fire Strike Score | 13696 Punkte | |
Hilfe |
Praxiseindrücke
Analog zum VR-Bericht des MSI GT83VR wurden unsere Praxistests mit der rund 900 Euro teuren HTC Vive durchgeführt. Größter Pluspunkt des Oculus-Rift-Konkurrenten sind die praktischen und angenehm zu bedienenden Controller, welche in VR-Anwendungen für eine stärkere Interaktivität als normale Gamepads sorgen. Dass das VR One definitiv seine Daseinsberechtigung hat, merkt man bereits nach den ersten Gehversuchen. Fallen bei externen Notebooks oder Desktops die Verbindungskabel innerhalb weniger Minuten sehr störend auf (man verheddert sich gerne, stolpert oder zieht aus Versehen die Kabel heraus), garantiert der Rucksack jede Menge Bewegungsfreiheit.
Alle getesteten Szenarien von Videos über Spiele bis hin zu anderen Virtual-Reality-Experimenten liefen aufgrund der potenten Technik stets flüssig. Der subjektive Eindruck wird vom SteamVR Performance Test untermauert, welcher dem Backpack eine sehr hohe Qualität attestiert. Wer auf frische Erfahrungen steht, ist bei Virtual Reality allgemein an der richtigen Adresse. Egal, ob witzige (Mini-)Spiele wie »The Lab«, »Waltz of the Wizard«, »Trials on Tatooine«, »Surgeon Simulator VR« und »Accounting«, emotionale Kurzfilme wie »Allumette« oder Edutainment-Programme a là »The Body VR« bzw. »VR Museum of Fine Art«: Die Palette an Möglichkeiten und verschiedenen Einsatzzwecken (Unterhaltung, Medizin, Ausbildung, …) scheint endlos. In diesem Sinne nimmt MSI durchaus eine Vorreiterrolle ein.
Fazit
Mit dem VR One liefert MSI eine überzeugende Vorstellung und ein gelungenes Backpack-Debüt ab. Trotz der hervorragenden Leistung ist das Gerät weder besonders dick noch unnötig schwer. Andere Hersteller, die ein ähnliches Konzept verfolgen oder in Zukunft verfolgen möchten, werden jedenfalls ihre Mühe gegen das VR One haben, welches bei Bedarf auch gut als Desktop-Plattform herhält, an die man Monitor, Tastatur und Maus anschließt. Für ein Gaming-System mit High-End-Hardware ist das VR One in den meisten Situationen außerdem erfreulich ruhig, so dass man sich voll und ganz auf das Spielerlebnis konzentrieren kann. Ergo: Virtual-Reality-Fans, die nicht an den Schreibtisch bzw. Kabel gefesselt sein wollen, sollten einen Blick auf den Rucksack-Computer werfen.