CES 2024 | Lenovos wundersame Welt der Thinkbook-Add-Ons Magic Bay und Oculink-eGPU
Lenovos Thinkbooks fallen auf. Das zeigte der Hersteller auch wieder in einer speziellen Präsentation, in der nahezu das gesamte neue und potenziell zukünftige Produktportfolio gezeigt wurde. Ein Fokus der Veranstaltung war dabei Lenovos magnetisches Magic-Bay-Zubehörprogramm mit viel Nützlichem und manch Kuriosem.
Technisch funktioniert das System über einen "interpretierten" USB-Anschluss. Zubehör wird magnetisch hinter das Display festgemacht. Pins und Auflageflächen sorgen für Stromversorgung und Datenkontakt. Ein bisschen ist das mit Apples Magsafe an Macbooks vergleichbar, nur dass Magic Bay nicht nur auf Strom ausgelegt ist.
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Im Programm gibt es das System schon länger. Auf der CES 2023 zeigte Lenovo das System genauso wie das neue Wireless-Displaylink-Dock-System mit Auflageflächen, das dank eines Konsortiums auch herstellerübergreifend funktionieren soll.
Doch während vom Displaylink-Dock nichts zu sehen war, war Magic Bay in Hülle und Fülle vertreten. Die CES 2024 wollte Lenovo auch nutzen, um eine mögliche Zukunft des Systems zu zeigen. Allerhand funktionierende Prototypen zeigte der Notebookhersteller. Bei manchem würde man sich wünschen, es gäbe sie für die Thinkpads.
Denn es findet sich durchaus High-End-Zubehör im Magic-Bay-Vorschlagskatalog. Einiges davon soll definitiv produziert werden, bei anderem ist man sich unsicher. Die Veranstaltung sollte auch Feedback von der Presse einholen.
Da wäre etwa die Möglichkeit, einen ganzen Bildschirm per Magic Bay hinter den Hauptbildschirm zu klemmen. Wer sich noch an ältere W-Thinkpads erinnert: Auch dort gab es mal Zusatzbildschirme. Per Magic Bay kann dieser aber bei Bedarf daheim gelassen werden. Im Unterschied zu anderen USB-Bildschirmen geht der Anschluss zudem sehr schnell von der Hand.
Neben dem großen Bildschirm hatte Lenovo auch zwei kleine Bildschirme im Angebot. Diese arbeiteten mit einem E-Ink-Display. Eines zeigte in Richtung des Nutzers, das andere vom Nutzer weg. Ersteres könnte etwa Wetter-Informationen anzeigen. Großer Vorteil von E-Ink: Man muss sich keine Sorgen um den Akku machen, da E-Ink nur beim Wechsel Strom braucht. Ideal für vergleichsweise statische Informationen.
Die andere Variante wäre etwa für den Handel oder Service interessant, denn das Gegenüber kann mit Informationen versorgt werden. Uns sei es nur der eigene Name, der aus den Login-Informationen automatisiert extrahiert wird.
Interessant ist auch der fixe Anschluss einer SSD hinten am Notebook. Zwar gab es noch keine Leistungsdaten, aber für den Alltag dürfte das praktisch sein. Zumal die SSD auch herkömmlich per USB angeschlossen werden kann.
Etwas seltsam mutet eine Powerbank an. Die soll nicht etwa das Notebook mit Strom versorgen, stattdessen lädt man die Powerbank über das Notebook auf. Auch hier gilt: Praktisch beim Anschluss, nutzbar auch über herkömmliches USB.
Nur für Magic Bay sind hingegen eine High-End-4K-Webcam sowie ein Mikrofon. Hier muss sich die vor dem Notebook sitzende Person aber entscheiden, was ihr wichtiger ist: ein guter Sound oder ein gutes Bild. Das gilt allgemein für das Zubehör, denn ein Stacking ist etwa nicht vorgesehen. Magic Bay ist wie ein USB-Anschluss zu sehen, für den es keinen Hub gibt.
Manches Zubehör ist nur für bestimmte Märkte
Die bisherigen Beispiele gehören vor allem zum geschäftlichen oder professionellen IT-Einsatz. Doch Magic Bay kann mehr. Manches erscheint auf den ersten Blick wirklich kurios. Das gilt etwa für den Ventilator im Titelbild dieses Artikels. Unter Thinkbook-Lüftern stellt man sich normalerweise etwas anderes vor.
Doch es ist nicht von der Hand zu weisen, dass bei hohen Temperaturen nicht Wenige einen USB-Lüfter in die Buchsen stecken. Da liegt die Magic-Bay-Variante recht nahe, zumal diese sehr viel effizienter ins schwitzende Gesicht pustet als manch seitlicher USB-Lüfter. Freilich muss man etwas aufpassen, was die Befeuchtung der Augen angeht, denn der Lidschlag reduziert sich typischerweise bei Bildschirmarbeit.
Einen Schminkspiegel samt Licht zeigte Lenovo ebenfalls für das Magic-Bay-System. Für den ost- und südostasiatischen Markt gibt es zudem einen Duftversprüher mit dem Namen Aromatherapy. Davon zeigte Lenovo gleich mehrere Designs.
Für den Unterhaltungsabend gab es zudem ein Ambientlight zur indirekten Beleuchtung. Das dürfte den Filmgenuss am Notebook etwas angenehmer machen, falls einem die Zimmerbeleuchtung nicht gefällt.
Magic Bay und eGPU sind nicht miteinander kompatibel
Ein weiteres Beispiel der Erweiterbarkeit der Thinkbooks sind die neuen eGPUs. Externe Grafikkarten für Thinkbooks. Doch hier zeigt sich ein Problem von Lenovos neuen Systemen. Thinkbooks, die den eGPU-Anschluss haben (TGX-Port per Oculink-Standard der PCI-SIG), besitzen hinter dem Display keinen Magic-Bay-Anschluss und andersherum.
Hier zeigt sich, dass Lenovo derzeit bei den Thinkbooks arg inkonsequent ist. Gerade Thinkbooks mit Oculink-Buchse sollten zum High-End-Segment gehören und da würde sich der Magic-Bay-Anschluss durchaus zusätzlich anbieten. Zumal manches Magic-Bay-Zubehör definitiv zur professionellen IT gehört.
Aber selbst innerhalb des eGPU-Segments ist Lenovo inkonsequent. Im Gespräch vor Ort gab Lenovo an, dass das eGPU-Gehäuse vor allem für professionelle Grafikkarten gedacht ist. Doch initial wird das eGPU-Gehäuse zumindest nur in den USA Bundle mit dem Thinkbook 14 i verkauft. Eine Grafikkarte wird dabei im Preis von rund 2.200 US-Dollar (netto) enthalten sein. Doch das ist nicht etwa eine Profikarte, sondern eine RTX4070. Damit wird das Thinkbook 14 i auch für Gamer interessant, aber das Profisegment müsste die Grafikkarte im eGPU-Gehäuse erst einmal austauschen.
Interessante Experimente mit zu wenig Unterstützung in der Lenovo-Welt
Insgesamt gefällt zwar das Lenovo im Thinkbook-Segment so viele Experimente wagt, doch etwas mehr Konsequenz dürfte den Thinkbooks nicht schaden. Dem Thinkbook fehlen hier einfach Optionen. So würde man sich den Oculink-Anschluss sicher auch an anderen Notebooks wünschen. Das würde das Marktsegment attraktiver machen. Selbiges gilt für ein Leergehäuse.
Bei Magic Bay ist das ähnlich. Es wirkt wie ein Premium-Feature, das jetzt massiv ausgebaut werden soll. Allerdings ist noch nicht bei jedem Zubehör sicher, dass es kommen soll. Die 4K-Kamera und die SSD gelten aber als ziemlich gesichert. Doch Lenovo traut sich bisher nicht Magic Bay auf Thinkpads auszuweiten und selbst Thinkbooks werden nicht komplett unterstützt.
Dabei ist Magic Bay als Konzept offenbar erfolgreich genug, dass es zur CES massiv ausgeweitet wurde, aber eben nur auf der Seite der Zubehör-Artikel. Auch hier würde eine breite Unterstützung helfen, schließlich gäbe es dann auch mehr Geräte, an die man konsequent Zubehör verkaufen könnte.
Ob und wann Magic Bay (oder gar Oculink/TGX) an Thinkpads zu finden sein wird, konnte Lenovo in Las Vegas nicht sagen.
Quelle(n)
Lenovo / CES / Eigene Recherchen