CES 2023 | Wie Lenovos neues Wireless-Displaylink-Dock funktioniert und warum Macs vorerst ausgeschlossen sind
Mit dem zur CES vorgestellten Thinkbook 13x Gen 2 führt Lenovo auch einen neuen Docking-Mechanismus ein, den das Unternehmen Wireless Docking nennt. Eigentlich ein Widerspruch, denn "drahtlose" Docking braucht weiter physischen Kontakt. Das dahinter liegende Konzept hingegen kommt ohne jede Verbindung aus, solange der Akku hält.
Notebookcheck.com hat zur Technik sowohl mit Synaptics, dem Entwickler des Dockingkonzepts, als auch Lenovo gesprochen und sich das System genauer angesehen. Um Wireless Docking zu verstehen, muss zunächst etwas ausgeholt werden.
Basis des Konzepts ist nämlich Displaylink. Die Technik wurde vor einigen Jahren von Synaptics gekauft, einer Firma, die Notebook-Nutzer in der Regel für ihre Trackpads und Ähnliches kennen. Aus Displaylink, einem Standard, der das Anschließen weiterer Displays über USB-Ports ermöglicht, hat Synaptics Wireless Displaylink gemacht, die Basis des Wireless-Dock-Konzepts. USB ist dabei allerdings nicht Geschichte, denn die USB-Signale werden als Wireless USB übertragen.
Dazu nutzt Synaptics WLAN-Technik. Idealerweise, so Synaptics im Gespräch, wird das 5-GHz-Band genutzt unter Verwendung des Wifi-6-Standards. Eine Verwendung des 2,4-GHz-Bandes ist aber auch möglich. Unter Idealbedingungen ist dann die Übertragung von USB-Signalen sowie 2 x 4K60 für Monitore möglich. Synaptics demonstrierte das auf der CES mit einem Video wie auch einer eher statischen Präsentation der Technik samt der Verwendung einer Maus.
Auf den ersten Blick funktionierte das verzögerungsfrei, obwohl um Synaptics herum sicher Hunderte, wenn nicht gar niedrige vierstellige WLAN-Teilnehmer im CES-Trubel unterwegs waren. Laut Synaptics erkennt das Wireless-Dock-System, wieviel Platz im Spektrum ist und passt sich dementsprechend an.
Synaptics konnte so ein "Docking" zeigen, das auf eine Distanz von einigen Metern funktioniert. "Dock on Approach" nennt Synaptics das. Der Nutzer läuft einfach in Richtung des Docks und Tastatur, Maus und Monitore sowie anderes Equipment werden automatisch verbunden.
Gerade bei produktiven Arbeiten an Textdokumenten soll die Bandbreite auch sehr gering sein. Die Kompression erkennt solche Inhalte zudem und soll sicherstellen, dass insbesondere Text nicht etwa durch Artefakte gestört wird. Gleichzeitig kennt auch der Codec die Situation im Wifi-Spektrum und kann sich anpassen, damit etwa Textdokumente weiterhin scharf bleiben, während vielleicht das Video mit geringerer Qualität übertragen werden kann.
Lenovo braucht den Kontakt
Das alles kann Lenovos Dock prinzipiell auch, auch wenn es softwareseitig wohl etwas eingeschränkt wird. Das USB- und Display-"Docking" wird erst aktiviert, wenn das Notebook auf dem physischen Dock platziert wird. Dieses hat aber nur sechs Metallflächen, auf denen das Notebook recht unpräzise positioniert werden kann. Sollte es zudem verrutschen bleibt, die Verbindung für fünf Sekunden aktiv.
Mit anderen Worten, tatsächlich braucht Lenovos Thinkbook keine Verbindung, es ist eine Designentscheidung. Die fünf Sekunden sind aber noch nicht final. Lenovo arbeitet noch an der Technik und dem idealen Wert. Vorteil der Lösung: Wer das Notebook vom Dock nimmt, kann sich sicher sein, dass dort danach nichts mehr funktioniert.
Gerade im Unternehmensumfeld ist das wichtig. Thinkbooks sind zwar unterhalb der Thinkpads positioniert, die die Profinotebooks für Geschäftskunden darstellen. Aber schlicht das Angebot eines Docks zeigt, dass Lenovo hier Geschäftskunden und Projektgeschäft im Auge hat.
Das Thinkbook 13x Gen 2 ist zudem erst ein Anfang. Das Dock ist für weitere Notebooks vorgesehen, auch wenn es noch keine Ankündigungen gibt. Das spannende: Irgendwelche mechanischen Einschränkungen gibt es kaum noch. Sowohl breitete Notebooks wie auch schmalere Notebooks passen.
Dazu kommt, dass klassische Docks sehr robust gebaut werden müssen. Ein Profinotebook wird mitunter mit mechanisch interessanten Geräuschen in so ein Dock gesteckt und erlaubt normalerweise auch einen vergleichsweise rücksichtslosen Umgang mit der Hardware. Das unterscheidet Docks von USB-C-Docks, die doch eher filigran sind, sieht man von Lenovos Doppel-USB-Docking-Lösung ab, die USB Typ C schlicht in einem mechanisch robusten Dock verwendet.
Dem Wireless Dock dürfte hingegen nur wenig passieren, denn es liegt einfach nur da. Die Metallflächen sind groß und präzises Arretieren fällt komplett weg. Für Administratoren hat das Potential zur Entspannung, da augenscheinlich Defekte beim Docken eher nicht auftreten sollten.
Auf der Rückseite finden sich dann die wichtigen Anschlüsse, die drahtlos mit den Datenkanälen des Notebooks verbunden sind. Für ein Dock es allerdings wenige Anschlüsse. Ein paar USB-A-Buchsen, USB Typ C inklusive Alternate Mode für Displayport sowie ein HDMI-Anschluss und eine Energieversorgung sind vorhanden. Im Thinkbook-Markt braucht es offenbar nicht mehr.
Im Dock befindet sich zudem noch eine Wireless-Qi-Ladefläche mit 10 Watt Leistungsabgabe. Beim kurzen Ausprobieren zeigte sich, dass sich ein iPhone 12 mini recht frei positionieren lässt. Gut erkennbare Kontroll-LEDs zeigen zudem, ob das Dock korrekt funktioniert oder das Smartphone eine Verbindung hat. Wer trotzdem einen Fehler macht, der bekommt diesen gut mit. Lenovo konnte das allerdings – im Unterschied zu Synaptics – noch nicht in der Praxis demonstrieren.
Interessant wird in Zukunft dann noch, wie Wireless Docking zwischen Systemen funktioniert. Laut Synaptics kann jedes Wireless-Displaylink-Notebook mit jedem entsprechenden Dock verbunden werden.
Macs bleiben erst einmal außen vor
Wer in der Vergangenheit Displaylink auf einem Mac nutzt, der dürfte nun hoffen, dass das Konzept auch auf Apples Rechnern funktionieren sollte. Prinzipiell ist das der Fall. Zwar hat Synaptics einen Chip für Notebooks, doch der ist nicht unbedingt notwendig. Gerade im Geschäftskundenbereich wird schließlich oft auf sehr spezielle und teure WLAN-Chips gesetzt. Unter Windows oft von Intel.
Hardwaretechnisch besitzen die Macs die Möglichkeit, Wireless Docking zu unterstützen. Laut Synaptics fehlt aber die Unterstützung von Wireless USB im Betriebssystem. Genauer: Media Agnostic USB. Und hier kommt auch Displaylink wieder zum Zuge, denn Wireless Displaylink ist eigentlich Displaylink über Wireless USB.