Lenovos ThinkPad X1 Extreme G5 ist zu teuer und bietet zu wenig GPU-Leistung
Das X1 Extreme steht an der Spitze des ThinkPad-Lineups und soll dem Nutzer ein leistungsstarkes 16-Zoll-Gerät bieten. Neben dem X1 Extreme gibt es auch noch das baugleiche ThinkPad P1, welches mit professionellen Grafikkarten von Nvidia ausgestattet ist. Auf dem Papier sieht auch alles vielversprechend aus, denn Lenovo verbaut eine leistungsstarke Vapor-Chamber-Kühlung, bis zu 8 TB SSD-Speicher, 5G-Konnektivität, aktuelle Alder-Lake-CPUs und Nvidia RTX-GPUs bis zur RTX 3080 Ti.
Das erste Problem ist jedoch, dass all diese Optionen überhaupt nicht kombiniert werden können, da es erneut zwei verschiedene Grundmodelle gibt. Eine zweite SSD und das optionale WWAN-Modul sind nur verfügbar, wenn man das X1 Extreme G5 mit der RTX 3050 Ti bestellt, da hier eine konventionelle Kühlung mit Heat Pipes zum Einsatz kommt. Bei Modellen mit den schnelleren GPUs verwendet Lenovo aber eine stärkere und größere Vapor-Chamber-Kühlung inklusive CPU-Wärmeleitmittel aus Flüssigmetall, weshalb es keinen Platz mehr für die zweite SSD oder das 5G-Modul gibt. Um diese Einschränkungen als Kunde zu erkennen, muss man aber schon etwas suchen oder unsere Tests lesen. Das nächste Problem ist, dass es sich um sehr langsame Versionen der Grafikkarten handelt (TGP max. 95 Watt inklusive Dynamic Boost), und selbst dieses geringe Leistungslevel kann von unserem Testgerät mit der GeForce RTX 3060 nicht gehalten werden, denn noch nicht einmal die TGP von 80 Watt kann gehalten werden. Vor diesem Hintergrund eine RTX 3080 Ti anzubieten macht technisch wenig Sinn und sieht nur auf dem Papier gut aus.
Die CPU-Leistung hat sich im Vergleich zum letztjährigen Modell aber verbessert. Einerseits liegt das am neuen Alder-Lake-Prozessor, andererseits an der besseren Kühlung mit dem Flüssigmetall-Wärmeleitmittel. Dennoch wäre hier mehr möglich, da dauerhaft nur etwa 80 Watt gekühlt werden können. Im Konkurrenzvergleich ist das eine ordentliche Leistung, aber beispielsweise auch nicht besser als beim Schenker Vision 16 Pro, welches deutlich kompakter ist. Das bedeutet aber trotzdem noch, dass wir nicht das volle Potenzial des Core i7-12700H ausnutzen können. Wir sind schon gespannt, wie sich das neue ThinkPad P16 schlagen wird, welches als reine Workstation auch deutlich dicker ist und die eigentlich schnelleren HX-CPUs bietet.
Aus Kostengründen hat sich Lenovo zudem schon beim letztjährigen G4-Modell dazu entschieden, wie bei anderen ThinkPads auf die schlechtere Tastatur mit reduziertem Tastenhub (von 1,8 auf 1,5 mm) zu setzen, was das Tippgefühl spürbar beeinflusst. Warum bei extrem dünnen Geräten wie dem X1 Carbon oder X1 Nano an Bauhöhe gespart wird ist noch nachvollziehbar, aber nicht bei einem großen Gerät wie dem X1 Extreme.
Alles in allem ist bietet das X1 Extreme noch ein sehr gutes Gesamtpaket, aber für die gebotene Leistung sind 3.500 Euro für die Konfiguration mit dem Core i7, 32 GB RAM und der GeForce RTX 3060 unserer Meinung nach einfach viel zu teuer. Für die nächste Generation des X1 Extreme wünschen wir uns, dass es nur ein Grundmodell gibt, bei dem auch wirklich alle beworbenen Features zur Verfügung stehen. Zudem sollte mehr Fokus auf die GPU-Leistung gesetzt werden und wir hoffen (auch wenn es vermutlich nicht passieren wird), dass irgendjemand bei Lenovo mal ein altes X1 Extreme in die Hand nimmt und selbst erkennt, wie viel besser die alten Tastaturen waren. Hier spart der Hersteller definitiv an der falschen Stelle und dafür darf das Gehäuse gerne auch einen halben Millimeter dicker sein.
Alle weiteren Informationen und ausführliche Benchmark-Ergebnisse stehen in unserem Testbericht des ThinkPad X1 Extreme G5 zur Verfügung.