IFA 2022 | Lenovo ThinkPad X1 Fold 16 Hands-On: Neue Version ist praktischer & unpraktischer zugleich
Aufsehen erregen - wenn Hardware-Hersteller dieses Ziel haben, sind Foldables sicherlich kein schlechtes Investment. Das erste Lenovo ThinkPad X1 Fold wurde sogar in Mainstream-Nachrichten rezipiert, was bei PCs nicht so häufig vorkommt heutzutage. Etwas anders sieht die Sache aus, wenn es darum geht, die vorgestellte Hardware auch zu verkaufen und die Nutzer zu überzeugen. In unserem Test erreichte das ThinkPad X1 Fold dann auch keine gute Wertung.
Klar, dass mit der zweiten Generation des ThinkPad X1 Fold alles besser werden soll. Lenovo hat uns die Gelegenheit gegeben, das Gerät im Vorfeld der IFA 2022 genauer unter die Lupe zu nehmen. Dieses Hands-On soll sich auf das Design konzentrieren, weitergehende Details zu den Spezifikationen gibt es hier.
Nimmt man das neue X1 Fold 16 in die Hand, fällt das höhere Gewicht im Vergleich zum Vorgänger sofort auf. Dieser war noch leicht genug, damit er auch für längere Zeit als Tablet in der Hand gehalten werden konnte, ein Einsatzzweck, der bei der neuen Generation weniger häufig vorkommen dürfte.
Für das höhere Gewicht bekommen die Nutzer aber natürlich auch etwas: Das neue 16,3 Zoll große 4:3 Display wirkt riesig. Tatsächlich ist es von allen ThinkPads der Bildschirm, der am meisten vertikale Bildfläche bietet - und damit meinen wir wirklich alle ThinkPads, bis zurück ins Jahr 1992.
Auch ein Vorteil des Gewichts: Das ThinkPad X1 Fold 16 fühlt sich extrem hochwertig und stabil an. Kein Wunder im Angesicht der Materialien, auf die Lenovo zurückgreift: Der Rahmen des X1 Fold G2 besteht aus CNC-Aluminium, die Kunststoff-Rückseite ist mit Carbon-Faser-Kunststoff verstärkt und die Displayeinheit hat noch eine zusätzliche Verstärkung mit Magnesium. Den hohen Preis des Foldable-PCs fühlt man, wenn man ihn in seiner Hand hält.
Im geschlossenen Zustand ist das X1 Fold Gen 2 wesentlich dünner als das erste Modell - Lenovo hat das Scharnier-Design überarbeitet, sodass zwischen den beiden Gehäusehälften nun keine Lücke mehr ist. Das ist optisch schön und eben auch dünner, resultiert aber in einer wichtigen Einschränkung: Die Bluetooth-Tastatur kann nicht mehr im Gerät verstaut werden. Stattdessen muss sie beim Transport nun magnetisch an der Unterseite befestigt werden, eine deutlich weniger elegante Methode im Vergleich zum Asus ZenBook 17 Fold.
Eindeutig eine Verbesserung ist die Tastatur an sich: War diese beim Vorgänger noch eine Art Notlösung, hat das X1 Fold 16 nun eine richtige ThinkPad-Tastatur, die vom Layout und Tippgefühl etwa dem ThinkPad X1 Nano entspricht. Auch den TrackPoint konnte Lenovo durch den Zugewinn an Platz integrieren, wobei dieser auf die dedizierten Tasten verzichtet, stattdessen gibt es eine Lösung mit einem haptischen Trackpad und integrierten Buttons, wie beim ThinkPad Z13. Die Tastatur verfügt über ein zweistufiges Backlight, anders als das Keyboard des ZenBook Fold. Geladen wird die Tastatur per USB-C.
Eine große Design-Änderung bezieht sich auf das letzte Zubehörteil neben Stylus und Tastatur: Lenovo hat den Standfuß ausgelagert. Beim Vorgänger gab es noch einen integrierten Kickstand. Mit diesem ließ sich das Gerät nur horizontal hinstellen und Lenovo weist darauf hin, dass das X1 Fold mit dem neuen Standfuß auch vertikal ausgerichtet werden kann - für Programmierer und Texter ein sehr interessanter Use-Case. Und dennoch hat das einen großen Nachteil, denn mit dem Standfuß gibt es noch ein Zubehörteil, das mitgenommen werden muss und das Gewicht erhöht.
Während uns diese Änderung nicht zusagt, fanden wir es sehr schön, dass uns Lenovo einen Blick ins Innere des neuen X1 Folds gewährt hat. Dessen Aufbau ist relativ modular für so ein kompaktes Gerät, doch die Nutzer werden das X1 Fold 16 nicht aufrüsten können, denn die Rückseite ist verklebt. Immerhin ist die Wartung im Vergleich zum Vorgänger nun insoweit vereinfacht, dass Lenovo den ThinkPad-typischen Vor-Ort-Service anbieten kann. Das erste X1 Fold musste immer ins Service-Center geschickt werden.
Fazit
Mit dem ThinkPad X1 Fold 16 setzt Lenovo viele gute Änderungen um. Das Gerät fühlt sich deutlich weniger wie ein Prototyp an als der Vorgänger, und erscheint als Arbeitsgerät wesentlich geeigneter. Allerdings gibt es auch Entwicklungen, die für unseren Geschmack in eine falsche Richtung gehen - das gilt besonders für die Entscheidung, statt eines integrierten Kickstands einen zusätzlichen Standfuß zu wählen. Wenn Lenovo etwas bei der nächsten Generation des X1 Fold unbedingt ändern sollte, dann wäre das auf jeden Fall ein Aspekt, der bei uns ganz oben auf der Liste stünde.
Quelle(n)
Eigene / Lenovo