Kritik: Warum Snapdragon 865-Smartphones 2020 eine schlechte Wahl sind
In einer sehr ausführlich dargelegten Kritik an Qualcomm und seinem kürzlich präsentierten Snapdragon 865-Flaggschiff-SoC zeichnet Ars Technica-Autor Ron Amadeo eine düstere Zukunft für Android-Smartphones des Jahres 2020, die wohl in fast allen Fällen auf den neuen Qualcomm-Chip setzen werden. Im Gegensatz zu den Snapdragon-Plattformen der letzten Jahre ist nicht nur ein externes 5G-Modem nötig, auch das LTE-Modem wurde aus dem SoC ausgelagert, was aufgrund der zwangsweise steigenden Anzahl an benötigten Komponenten zu höherem Stromverbrauch, mehr Hitzeentwicklung und größerem Platzbedarf führen wird, ist Amadeo überzeugt.
Ein Qualcomm-Fail wie der Snapdragon 810?
Selbst im Vergleich zu den teureren 5G-Varianten der 2019-Flaggschiffe, etwa dem Galaxy Note 10+ 5G sei das ein Nachteil, da man das 5G-Modem nicht mehr einfach abschalten könne, wenn man etwa in 4G-Netzen surfe. 5G werde zudem auch 2020 nicht flächendeckend zur Verfügung stehen und daher ein Minderheitenprogramm bleiben, was Ars Technica zu der These verleitet, dass wohl Marketing und Gewinnmaximierung die Maxime bei der Entwicklung des Snapdragon 865 waren und die Qualität dabei wie anno 2015 mit dem ersten 64-bit Qualcomm-SoC Snapdragon 810 auf der Strecke blieb, Wer sich noch erinnert: Dieser Chip ging aufgrund seiner extremen Hitzeentwicklung als "Hitzkopf" in die Analen der Smartphone-Geschichte ein und machte 2015 insgesamt zu einem der schlechtesten für Android-Phones bisher.
Noch mehr Chips für hohe 5G-Geschwindigkeiten
Genau das prophezeit der Autor auch für 2020, wenn praktisch alle Android-Phones zwangsweise mit teureren, größeren, heißeren und stromhungrigeren 5G-Modems zwangsbeglückt werden, ohne Alternative, selbst wenn 5G vielleicht noch gar nicht nutzbar ist. Schlimmer noch: Wer vom hochfrequenten mmWave-Spektrum profitieren will, welches erst die wirklich hohen 5G-Geschwindigkeiten bringt, die das 5G-Marketing gern verspricht, benötigt weitere platz- und stromhungrige Antennen rund ums Handy-Chassis herum. Die regulären 5G-Handys werden dagegen eher nur vom Sub-6G-Spektrum profitieren, das allerdings nur moderaten Geschwindigkeitszuwachs gegenüber LTE bringt, wie zuletzt auch ein Test von Youtuber Marques Brownlee aus den USA gezeigt hat.
Verzicht oder Ausweichen auf Snapdragon 765?
Auch wenn es Ende 2019 noch zu früh ist, auf die kommenden Android-Flaggschiffe des Jahres 2020 zu schimpfen, immerhin liegen noch keinerlei praktische Erfahrungen mit der nächsten Handy-Generation vor, verleiten alleine die bereits bekannten Spezifikationen den Autor dazu, eine Empfehlung für den Verzicht auf 2020-Flaggschiffe auszusprechen und entweder auf die aktuellen und 2020 dann wohl günstigeren Android-Phones zu setzen oder alternativ auf solche mit dem Snapdragon 765 oder Snapdragon 765G auszuweichen (Anmerkung: Angekündigt wurden hier etwa bereits Xiaomi Redmi K30, Oppo Reno 3 Pro sowie Realme X50) bei dem Qualcomm sehr wohl das 5G- und 4G-Modem in den SoC integrieren konnte - das natürlich mit leichten Abstrichen bei Features und Performance insgesamt.
Kommentar: Alternativen von Huawei und MediaTek
Nicht von Ars Technica erwähnt werden zudem Alternativen von Huawei wie das Mate 30 Pro oder das kommende P40, beide mit dem Kirin 990-SoC, der auch mit integriertem 5G-Modem oder alternativ mit integriertem 4G erhältlich ist. Die Huawei-Alternativen müssen aktuell aufgrund der US-Sanktionen ohne Google-Apps auskommen, was sich allerdings jederzeit wieder ändern kann. Und dann wäre da auch noch der fast vergessene Taiwan-Hersteller Mediatek, der 2020 zur Abwechslung malwieder im High-End mitspielen will und auch schon Alternativen vorgestellt hat, auf die Hersteller eventuell ausweichen könnten, wenn sich der Snapdragon 865 mit externem Modem tatsächlich als stromhungriger Hitzkopf entpuppen sollte.