Kameravergleich der Huawei P30-Serie: Huawei P30 Lite vs. Huawei P30 vs. Huawei P30 Pro
Die unverbindliche Preisempfehlung der Huawei-Smartphones variiert sehr stark. Für das günstigste Modell des P30-Trios ruft der chinesische Hersteller eine UVP von 369 Euro aus, gefolgt vom P30 mit 749 Euro und dem P30 Pro, für das 999 Euro veranschlagt werden. Daher überrascht es kaum, dass zwischen den P30-Smartphones zum Teil große technische Unterschiede vorherrschen – so auch bei den verbauten Kameras.
Zwar setzt Huawei, im Gegensatz zum vergangenen Jahr, nun auch im P30 und im P30 Lite auf ein Triple-Kamera-Setup, die einzelnen Kameramodule unterscheiden sich, im Vergleich zum P30 Pro, jedoch zum Teil massiv.
Beim Einstieg in den P30-Kosmos müssen sich Käufer mit dem zweifachen Digitalzoom des Lite-Modells zufrieden gegeben, während das „normale“ P30 bereits auf einem fünffachen Hybrid-Zoom, das Pro-Modell sogar auf einem fünffachen optischen Zoom zurück greifen kann. Als Hauptkamerasensor fungiert beim P30 und P30 Pro der neue Super-Spectrum-Sensor. Über die Sensorwahl beim P30 Lite schweigt der chinesische Hersteller, auch auf Nachfrage unserer Redaktion. Zur Auswahl stehen der IMX586 aus dem Hause Sony oder der Isocell Bright GM1 von Samsung.
Wie sich diese Unterschiede in den Kameramodulen auf die Fotoqualität auswirken, sehen wir uns anhand von verschiedenen Fotomotiven und Lichtsituationen einmal genauer an. Doch zunächst die technischen Voraussetzungen der verbauten Kameramodule kurz zusammengefasst:
Alle Huawei-P30-Modelle besitzen drei Kameraobjektive
Die Triple-Cam des Huawei P30 Lite setzt sich aus einem 48-MP-Weitwinkel-, einem 8-MP-Ultraweitwinkel- sowie 2-MP-Teleobjektiv zusammen. Letzteres sammelt Tiefenschärfeinformationen um eine Dreidimensionalität des Bildmotivs zu erzeugen. Die 48-Megapixel-Hauptkamera besitzt eine lichtstarke Offenblende von f/1.8.
Die Leica-Triple-Kamera des Huawei P30 besteht aus einem 40-MP-Sensor mit Weitwinkeloptik und einer f/1.8-Blende, einem 16-MP-Sensor mit Ultra-Weitwinkellinse und f/2.2-Blende sowie ein 8-MP-Teleobjektiv mit f/2.4-Blende und optischem Bildstabilisator.
Die Leica-Kameramodule auf der Rückseite des P30 Pro setzen sich aus vier Optiken zusammen, wobei die TOF-Kamera (Time of Flight) keine Fotos aufnimmt, sondern für jeden Bildpunkt die Zeit misst, die das Licht bis zum Objekt und wieder zurück braucht, um somit ein 3D-Profil zu erstellen. Darüber hinaus ist eine ein Ultra-Weitwinkelobjektiv (f/2.2, 20 MP) sowie ein Teleobjektiv (f/3.4, 8 MP, OIS) verbaut. Die Hauptkamera (OIS) lässt mit der f/1.6-Blende, im Vergleich zum P30, etwas mehr Licht auf den 40-MP-Sensor fallen.
Zum Zeitpunkt des Kameravergleiches sind folgende Softwareversionen auf den Smartphones installiert: Huawei P30 Lite - 9.0.1.155, Huawei P30 - 9.1.0.153, Huawei P30 Pro - 9.1.0.153.
Aufnahmen mit den rückseitigen Kamerasetups der Huawei-P30-Phones
Alle Huawei-P30-Modelle besitzen eine stattliche Auswahl an Aufnahmemodi, wie den Foto-, Blenden- und Nachtbildmodus, welche in die Huawei-Kamera-App integriert sind. Welche bei dem jeweiligen Foto zum Einsatz kommt, ist in der Bildunterschrift beschrieben. Um eine Vergleichbarkeit der Fotos gewährleisten zu können, werden alle Aufnahmen in diesem Vergleich im Automodus geschossen bei deaktivierter AI. Die Kameraeinstellungen sind im Werkszustand belassen. Durch das „Pixel-Binning“-Verfahren, bei dem 4 Pixel zu einen Superpixel kombiniert werden, besitzen die Aufnahmen des P30 und P30 Pro eine Auflösung von 10 MP, die des P30 Lite kommen auf 12 MP.
Um Bilddetails zwischen den einzelnen P30-Modellen besser differenzieren zu können, sind alle Bilddateien bei den entsprechenden Fotos hinterlegt.
Aufnahmen bei Tageslicht
Bei sehr gut ausgeleuchteten Bildmotiven nehmen sich die Huawei-P30-Handys in puncto Kameraqualität auf den ersten Blick nicht allzu viel. Selbst die Fotos mit dem günstigen P30 Lite wirken bei viel Licht scharf und detailreich. Auf den zweiten Blick sind allerdings weniger Bilddynamik und auch sichtbar weniger Schärfe in den Aufnahmen des P30 Lite, im Gegensatz zu den beiden deutlich preisintensiveren Huawei-Modellen, erkennbar. Zudem wirken die Farben mitunter etwas blass und ausgewaschen.
Werden die Fotoaufnahmen stark vergrößert betrachtet – wie bei der Blumenblüte herausgearbeitet - so werden die Klassenunterschiede frappierend. Während bei der Fotoaufnahme des Huawei P30 die einzelnen Härchen und Blütenstempel zuerkennen sind, verlaufen die Details beim P30 Lite in Unschärfe und Kontrastdefiziten.
Zwischen den beiden Topmodellen des chinesischen Herstellers fallen die Unterschiede erwartungsgemäß geringer aus. Mal werden mit dem P30 Pro die Bildbestandteile akkurater wiedergegeben, mal hat das Huawei P30 die Nase etwas vorn. Auffällig sind der etwas wärmere Weißabgleich sowie die leicht gesättigteren Farben des „normalen“ P30-Modells.
Dennoch gefallen uns in Summe die Aufnahmen des teuersten Modells des Huawei-Trios etwas weniger gut, da das Farbmanagement der 40-MP-Kamera ab und an deutlich danebenliegt - das Fotomotiv mit den Bausteinen zeigt das Problem der Farbtreue exemplarisch recht gut. Mitunter weichen die Originalfarben des Motivs deutlich von denen ab, welche die Kamera des P30 Pro einfängt. Auch die Fokussierung ist beim P30 ein wenig konstanter, wie u. a. auf dem Beispielfoto mit dem Blumenmotiv zu sehen.
Als nächstes schauen wir uns die Weitwinkeloptik sowie die Zoomfunktion der Huawei-P30-Smartphones genauer an. Erwartungsgemäß fällt die Qualität bei allen drei Modellen sichtbar gegenüber der Hauptkamera ab.
In puncto Bilddynamik und Details können die Zoomaufnahmen des P30 Lite nicht mit denen der beiden großen Brüder mithalten. Wobei die Unterschiede zwischen dem P30 und P30 Pro gering ausfallen, jedoch beim Pro-Modell wieder einzelne "Ausfälle" ersichtlich sind, wie zum Beispiel bei der Zoomaufnahme des Baumstammes. Letzterer ist deutlich überschärft und die Farben wirken unnatürlich. Auch hier wurden die Aufnahmen mehrfach wiederholt ohne eine sichtbare Verbesserung.
Die Weitwinkeloptik des P30 Lite weist einen leichten Rotstich auf, während die Farbtreue der beiden Top-Modelle sehr natürlich ausfällt. Im Vergleich zum P30 und P30 Pro fallen Kontrast und Bilddynamik in den Fotos des günstigsten P30-Smartphone reduziert aus, wodurch Details bei stark unterschiedlichen Lichtbedingungen verloren gehen. Die in der Kamera-App-Vorschau sehr starken Krümmungen außerhalb der Bildmitte werden in den fertigen Aufnahmen der Huawei-Handys allerdings auf ein erträgliches Maß herausgerechnet.
Aufnahmen bei Nacht und Dämmerung
In der Königsdisziplin, der Low-Light-Fotografie, setzt bei allen drei Smartphones ein sichtbares Bildrauschen bei wenig Licht ein, und die Unschärfe nimmt zu. Unter schlechten Lichtbedingungen kann das P30 Pro jedoch seine ganze Stärke ausspielen. Sowohl bei der Detailzeichnung als auch der Schärfe ist es dem Huawei P30 überlegen. Dies wird insbesondere bei einer starken Vergrößerung der Fotos sichtbar. Wird der Nachtmodus aktiviert, kommen selbst bei Dunkelheit viele Einzelheiten in dem Aufnahmemotiv zum Vorschein.
In Puncto Low-Light-Aufnahmen sind erwartungsgemäß die deutlichsten Unterschiede zwischen beiden High-End-Smartphones und dem P30 Lite ersichtlich. Bereits bei Dämmerung werden die Aufnahmen trotz lichtstarker Blende recht dunkel und verrauscht. Bei Fotos mit wenig Licht sind einzelne Bereiche des Motivs aufgrund der geringen Dynamik kaum zu erkennen, während beim P30 und P30 Pro viele Bilddetails zum Vorschein kommen.
Gleiches gilt für Aufnahmen mit den Ultra-Weitwinkelkameras sowie Teleobjektiven. Hier gehen Details und die Dynamik in den Fotos stark verloren. Gerade an den Rädern wirkt die Qualität sichtlich gemindert.
Aufnahmen mit den Huawei P30-Frontkameras
Der Kamerasensor des Huawei P30 Lite, welcher in der Tropfen-Notch auf der Front versteckt ist, bietet eine Blende von f/2.0 sowie eine Auflösung von 24 MP. Eine ebenso lichtstarke Offenblende von f/2.0 verfügen die beiden höherpreisigen Modelle P30 und P30 Pro, jedoch mit einer Auflösung von 32 MP. Aber auch hier kommt keine Pixel-Binning-Technologie zum Einsatz.
Bei ausreichend Umgebungslicht verrichten alle P30-Smartphones eine qualitativ gute Arbeit. Die Schärfe und der Detailreichtum bei Selfies ist mit den beiden 32-MP-Knipsen etwas höher als beim P30 Lite, jedoch sind die Unterschiede nicht allzu hoch. Zwar ist die Farbgebung des P30 und P30 Pro am realistischsten, allerdings wirken die Fotos leicht überbelichtet.
Die Frontkameraaufnahmen der Huawei-Smartphones sind auch bei Dämmerung noch recht gut, zeigen aber bereits ein sichtbares Rauschen und kleinere Details verschwimmen trotz der hohen Auflösung. Überraschend gut werden die Aufnahmen des P30 Lite. Bildobjekte sind klarer voneinander abgegrenzt und Strukturen sowie Details bleiben besser erhalten als bei den beiden höherpreisigen Modellen P30 und P30 Pro. Auch in Puncto Helligkeit hat das P30 Lite, unerwartet deutlich, bei schlechten Lichtbedingungen die Nase vorn.
Fazit - Drei Huawei-Smartphones, drei Sieger
Das Fazit mag zunächst wie ein Widerspruch klingen, ist es bei einer genauer Betrachtung der Aufnahmen jedoch nicht. Das P30 Lite kann in unserem Vergleich zwar nicht an das rückseitige Kameraniveau der beiden Topmodelle des chinesischen Herstellers anknüpfen, besitzt jedoch die besten Selfie-Qualitäten.
Das Huawei P30 macht bei guten Lichtbedingungen die, unser Meinung nach, schönsten Fotos. Vor allem ist das Farbmanagement sowie der Fokus im Alltag am zuverlässigsten. Im Vergleich zum P30 Pro leistet sich das Huawei-Handy kaum grobe Schnitzer bei unseren Testaufnahmen.
Als klarer Sieger bei der Low-Light-Fotografie geht das Huawei P30 Pro hervor. Was der chinesische Hersteller bei wenig Licht aus der 40-MP-Kamera herauskitzelt ist beeindruckend. Aber auch ohne Nachtmodus gelingen mit dem teuersten P30-Modell bei Dunkelheit ansprechende Fotoaufnahmen.
Welche Schlussfolgerungen lässt unser Kameravergleich der P30-Serie zu? Wer viel Wert auf die Frontkamera legt und mit seinem Smartphone überwiegend Selfies tätigt muss nicht unbedingt zu den High-End-Smartphones P30 und P30 Pro greifen. Im Gegenteil, das Huawei P30 Lite schneidet in unserem Vergleich in dieser Disziplin besser ab. Obwohl das P30 Pro die etwas besseren technischen Voraussetzungen hat, sind die Aufnahmen nur bei sehr schlechten Lichtverhältnissen wirklich ansprechender als beim P30. Wer also überwiegend bei Tageslicht fotografiert kann bedenkenlos zum günstigeren der beiden Top-Modelle greifen.