Intel Tiger Canyon NUC mit Intel-Tiger-Lake-SoC im Test
Intel erneuert seine Mini-PCs und spendiert den neuen NUC ein Tiger-Lake-SoC. Für dieses Review haben wir direkt von Intel ein Testsample erhalten um die Leistung des Intel Core i5-1135G7 genauer unter die Lupe zu nehmen. Vorab sei aber zu erwähnen, dass Intels NUC-PCs als sogenannte Barebones verkauft werden. Das bedeutet, dass kein Arbeitsspeicher und auch keine SSD zum Lieferumfang gehört. Auch an eine Windows-Lizenz muss beim Kauf bedacht werden. Für den Tiger Canyon NUC müssen momentan ca. 380 Euro auf den Tisch gelegt werden.
Für diesen Test wurde das Testsystem mit 16-GB-DDR4-RAM und einer 512 GB fassenden SSD bestückt. Rein optisch wirkt das Gerät wie ein alter Bekannter. Doch bei genauerer Betrachtung fällt auf, dass Intel die Gehäuseoberseite nun eine matten Kunststoffabdeckung trägt. Beim Frost Canyon NUC war dies noch eine Klavierlackoberfläche, die sehr kratzeranfällig war. Bei den Abmessungen hat sich so gut wie nichts verändert. Im Inneren hat allerdings schon. Nach wie vor lassen sich zwei SO-DIMM-Module verbauen. Allerdings können nun bis zu zwei SSDs integriert werden, wenngleich aber auf den Formfaktor geachtet werden muss. SATA-SSDs und NVMe-SSDs können mit einer Länge von 42 Millimetern verbaut werden.
Zum Lieferumfang gehört auch das passende externe 120-Watt-Netzteil, welches neben dem flachen Mini-PC sehr groß wirkt.
Gehäuse & Ausstattung
Wie eingangs schon erwähnt hat sich beim Tiger Canyon NUC optisch nicht viel verändert. Primär kommen noch immer Kunststoff und Metall zum Einsatz. Gleichwohl hat sich Intel scheinbar unsere Kritik zum Frost Canyon NUC angenommen und die Klavierlackoberfläche verbannt. Ein guter Schritt, wie wir finden, denn nunmehr sind Kratzer und Fingerabdrücke nicht mehr so schnell sichtbar. Die Unterseite lässt sich leicht entfernen, sobald die vier Standfüße abgeschraubt sind. Danach gelangt man sehr an alle nötigen Schnittstellen, um den Mini-PC startklar zu machen.
Alle externen Anschlüsse verteilen sich auf Vorder- und Rückseite. Der SD-Kartenleser wurde allerdings ersatzlos gestrichen, was aber aufgrund der Vielzahl an USB-Schnittstellen kein großes Problem darstellen sollte. Insgesamt 6x USB bietet unser Testsample. Davon 4x USB-Typ A und 2x USB-Typ C. Bei den beiden letztgenannten sei noch zu erwähnen, dass beide Thunderbolt fähig sind. Einmal Thunderbolt 3 und einmal Thunderbolt 4 machen das Gerät sehr zukunftssicher. Zugleich lassen sich auch Displays mit dem richtigen Adapter darüber anschließen und betreiben. Nebst der Vielzahl an USB-Ports gibt es noch 2x HDMI 2.0b und einen 2,5G Ethernet-Anschluss. Mit dieser Ausstattungsvariante lässt sich wieder problemlos und ohne zusätzliche Adapter ein Dual-Monitor-Setup einrichten. Dies war bei unserem Frost Canyon NUC nicht möglich.
Alternativ gibt es den neuen Tiger Canyon NUC auch mit einem Core i7-SoC. Genauer kommt hier dann der Intel Core i7-1165G7 zum Einsatz. Dabei handelt es sich aber auch um einen nativen 4-Kerner mit 8 Threads.
Leistung - perfekt für den Officealltag
Prozessor-Benchmarks
Der Intel Core i5-1135G7 im Intel NUC NUC11TNKi5 stammt aus dem Laptop-Bereich und sorgt in unserem Testsystem für eine sehr gute Leistung. Des weiteren bietet das SoC mit der Intel Iris Xe Graphics G7 zugleich eine integrierte Grafikeinheit für die Bildausgabe. Mit seiner geringen TDP von nur 28 Watt ist das SoC sehr sparsam und kommt auch ohne eine üppige Kühlkonstruktion aus, was bei dem Einsatz in diesem kleinen Gehäuse durchaus von Vorteil ist. Dennoch taktet das SoC mit einem Basistakt von 2,4 GHz und erreicht im Turbo sogar bis zu 4,2 GHz. Ein beachtlicher Wert, welcher sich bei den Single-Core-Benchmarks zeigt. Hier ist der neue Intel NUC deutlich schneller als die Mitstreiter. Aber auch bei den Multi-Thread-Tests braucht sich unser Testsample nicht zu verstecken, selbst wenn es hier aufgrund der geringen Anzahl an Rechenkernen nicht immer für den ersten Platz reicht. Bei den Cinebench-Multi-Core-Tests ist der Intel Core i7-10710U in dem Frost Canyon NUC einfach etwas schneller. Im Alltag ist dies aber zu vernachlässigen, denn von diesem Nachteil ist bei normalter Office-Nutzung nichts zu spüren.
Weiter Benchmarks zu unseren getesteten Prozessoren finden Sie hier.
* ... kleinere Werte sind besser
Cinebench-R15-Multi-Schleife
Beim Lasttest mit der Cinebench-R15-Multi-Schleife kann das Tiger-Lake-SoC sehr konstante Ergebnisse erbringen. Mit Durchschnittlich 773 Punkten liegt unser Tiger Canyon NUC nur minimal vor dem Intel NUC10i5FNKPA auf Basis des Intel Core i5-10210U.
System Performance
Die verbauten Komponenten sorgen in Summe für ein flüssig arbeitendes System. Mit einer schnelleren SSD und Arbeitsspeicher im Dual-Channel-Betrieb wäre sicherlich noch das ein oder andere Prozent an Leistung aus dem Mini-PC zu quetschen. Unterm Strich reicht es aber insgesamt für den zweiten Platz hinter dem schnelleren NUC mit sechs Kernen.
Massenspeicher
Unser vorkonfigurierter Intel NUC PC ist mit einem Massenspeicher von Transcend namens TS512GMTS430S ausgestattet. Das 512-GB-Modell nutzt die M.2-Schnittstelle und bietet SATA-Geschwindigkeit. Im Test zeigte die SSD eine solide Leistung, die der Schnittstelle entspricht. Ein etwas höherer 4K-Lese-Wert wäre ab wünschenswert gewesen. Aufrüsten lässt sich der kleine Office-PC mit einer weiteren SSD, die ebenfalls die M.2-Schnittstelle nutzt. Allerdings können im zweiten M.2-Steckplatz nur NVMe-SSDs betrieben werden. Auch die Länge von nur 42 Millimetern gilt es beim Bestücken des Gerätes zu beachten.
Grafikkarte
Das neue Tiger Lake SoC bietet mit der Intel Iris Xe Graphics G7 eine deutlich schnellere iGPU als im Vergleich zur Intel UHD Graphics 620. Das spiegelt sich auch eindrucksvoll in den durchgeführten Benchmarks wider. Weiterhin unterstützt auch diese iGPU die Wiedergabe von hochauflösenden Videos, denn H.265/HEVC im Main10-Profil mit 10 Bit Farbtiefe sowie Googles VP9-Codec. Zum Spielen ist aber auch die Intel Iris Xe Graphics G7 iGPU nicht zu empfehlen. Nur ältere und anspruchslose Titel meistert die integrierte Grafikeinheit.
Weitere Benchmarks zu der Intel Iris Xe Graphics G7 finden Sie hier.
3DMark 11 Performance | 5214 Punkte | |
3DMark Ice Storm Standard Score | 27335 Punkte | |
3DMark Cloud Gate Standard Score | 11917 Punkte | |
3DMark Fire Strike Score | 2275 Punkte | |
3DMark Fire Strike Extreme Score | 1120 Punkte | |
3DMark Time Spy Score | 1128 Punkte | |
Hilfe |
min. | mittel | hoch | max. | QHD | 4K | |
---|---|---|---|---|---|---|
Dota 2 Reborn (2015) | 73.5 | 52.7 | 32.2 | 30.3 | 11.3 | |
Final Fantasy XV Benchmark (2018) | 25 | 13.6 | 10.9 | 8.08 | 5.31 | |
X-Plane 11.11 (2018) | 22.9 | 27 | 25.2 | 11.3 | ||
Far Cry 5 (2018) | 31 | 15 | 14 | 13 | ||
Far Cry New Dawn (2019) | 29 | 15 | 14 | 13 |
Emissionen & Energie
Temperatur
Die Temperaturen des Intel unseres NUC11TNKi5 sind durchweg im grünen Bereich. Das kleine Gehäuse erwärmt sich nur wenig. Beim Intel Core i5-1135G7 notieren wir beim Stresstest mit Prime95 maximal 86 °C. FurMark belastet das System weit weniger, was sich auch in geringeren Temperaturen widerspiegelt. Die maximalen 42 Watt darf das SoC nur sehr kurz verwenden, weshalb sich im weiteren Verlauf die TDP auf 28 Watt einpendelt. Die durchschnittlichen Temperaturen sehen mit etwas über 70 °C über einen längeren Belastungszeitraum schon deutlich besser aus. Außerdem arbeitet das SoC immer über dem Basistakt von 2,4 GHz. Einen nachhaltigen Einfluss hatte diese Dauerbelastung auf die 3D-Performance nicht.
Geräuschemissionen
Die Geräuschentwicklung des Intel NUC11TNKi5 ist hörbar, aber im Vergleich zum Intel NUC10i5FNK etwas leiser. Beim Stresstest sorgt der Lüfter für eine deutlich hörbare Geräuschkulisse, die aufgrund des hochfrequenten Lüftergeräusches etwas unangenehm ist. Im Normalbetrieb arbeitet das Gerät eher leise und das hochfrequente Lüftergeräusch ist dann glücklicherweise nicht mehr so präsent. Gleichwohl steht der Lüfter aber auch im Leerlauf nur selten still.
Energieaufnahme
Bei der Energieaufnahme kann das Tiger-Lake-SoC zeigen, dass noch ordentlich Einsparpotenzial vorhanden war. Gegenüber dem Intel Core i5-10210U ist der Intel Core i5-1135G7 in unserem Testsample ganze 25 Prozent sparsamer, wenn wir uns auf den Prime95-Stresstest beziehen. Beim GPU-Stresstest steigt der Energiebedarf leicht und liegt mit 39,7 Watt nur 5 Prozent über dem Intel NUC10i5FNK. Das mitgelieferte Netzteil leistet maximal 120 Watt und ist somit mehr als ausreichend.
Power Consumption | |
1280x720 FurMark 1.19 GPU Stress Test (external Monitor) | |
Intel NUC10i7FNH (Idle: 8.4 W) | |
Intel NUC10i5FNK (Idle: 9.79 W) | |
Intel NUC10i5FNK (Idle: 15.7 W) | |
Prime95 V2810 Stress (external Monitor) | |
Intel NUC10i7FNH (Idle: 8.4 W) | |
Intel NUC10i5FNK (Idle: 15.7 W) | |
Intel NUC10i5FNK (Idle: 9.79 W) |
* ... kleinere Werte sind besser
Pro
Contra
Fazit - Sparsamer und moderner Office-PC
Mit dem NUC auf Basis des neuen Tiger-Lake-SoCs gibt es deutlich mehr Leistung bei weniger Energieverbrauch. In unserem Test haben wir uns den Intel Tiger Canyon NUC mit dem Intel Core i5-1135G7 genauer angeschaut und waren positiv überrascht. Das 10nm SoC arbeitet flink und sparsam und zugleich kommt mit der Intel Iris Xe Graphics G7 eine neue iGPU zum Einsatz, die deutlich mehr 3D-Leistung bietet. Unser Testsample war zudem mit 16 GB Arbeitsspeicher und einer 512 GB SSD bestückt. Somit kostet das Gerät, so wie wir es getestet haben, ca. 700 Euro. Ohne RAM, SSD und Betriebssystem werden für das leere
Barebone momentan mindestens 380 Euro fällig. Ein Preis der gerechtfertigt ist, wenn man einen kleinen Office-PC sucht.
Die Verarbeitung ist sehr gut, auch wenn Kunststoff die Äußerlichkeiten prägt. Denn Schritt auf Klavierlackoberflächen gänzlich zu verzichten begrüßen wir und die Rückkehr zu einem vollwertigen zweiten HDMI-Anschluss ist ebenfalls zu loben. Ebenso gefällt die komplette Anschlusspalette inklusive Thunderbolt 3 und 4. Das entschädigt das Fehlen des SD-Kartenlesers fast schon komplett, denn mittels Adapter lassen sich diese auch weiterhin problemlos verwenden. Natürlich wäre es schön gewesen auch diesen noch im Gerät zu wissen, aber der Mehrwert der schnellen Thunderbolt-Anschlüsse überwiegt.
Mit dem neuen Tiger Lake NUC verbessert Intel die NUC-Serie erheblich. Mit der modernen Anschlussvielfalt gehört das Gerät auch mittelfristig nicht zum alten Eisen.
Wenn wir uns einmal auf die Leistung beschränken, so zeigt der Intel Tiger Canyon NUC (NUC11TNKi5), dass alltägliche Office-Arbeiten keine Hürden darstellen. Die deutlich stärkere Intel Iris Xe Graphics G7 lässt die Intel UHD Graphics sprichwörtlich alt aussehen. Dieser Schritt war aber auch lange überfällig, denn AMD war mit seinen APUs schon lange weit voraus. Negativ aufgefallen ist allerdings der deutlich hörbare hochfrequente Lüfter, welcher auch bei geringer Last hörbar ist. Aufgrund der Tatsache, dass der Mini-PC meistens auf dem Schreibtisch zu finden ist sollte man diesen Umstand bei Kauf beachten.