Im Test: Intel Ivy Bridge Quad-Core Prozessoren
Obwohl die aktuelle, in 32 Nanometer gefertigte Sandy-Bridge-Plattform noch immer unangefochten die Leistungskrone im Notebookmarkt hält, gönnt sich Intel keine Pause und legt nach: Eine neue Generation von Quad-Core-Prozessoren für Desktops und Notebooks soll die Konkurrenz auch weiterhin auf Distanz halten.
Nachdem mit Sandy Bridge im letzten Jahr eine neue Architektur präsentiert wurde - im Intel-Jargon als "Tock" bezeichnet -, stellt Ivy Bridge den darauffolgenden Shrink auf den nächstkleineren Fertigungsprozess dar. Aufgrund ungewöhnlich großer Modifikationen speziell im Grafikteil spricht der Hersteller dabei von einem "Tick+".
In unserem nachfolgenden Artikel wollen wir genauer auf diese Neuerungen eingehen und auch den revolutionären 22-Nanometer-Prozess näher beleuchten. Der zweite Teil widmet sich ausführlichen Benchmark-Tests der Prozessorseite, während wir die Grafikleistung der HD-4000-GPU in einem gesonderten Bericht untersucht haben. Über die erst später folgenden Dual-Core-Modelle dürfen wir leider noch nichts verraten, werden aber auch diese sobald wie möglich durch unseren Testparcours treiben.
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Details
Teil 1: Die Technik
Fertigung
Bereits seit Jahren zählt Intel zu den Vorreitern der Branche, wenn es um die Einführung innovativer Prozesse mit noch kleineren Strukturen geht. Die neue 22-Nanometer-Generation soll die Messlatte für die Konkurrenz besonders hoch legen und wartet mit einigen interessanten Neuerungen auf.
Etwa im Jahre 2002 begann der Hersteller, die ersten Grundlagen für den intern unter der Bezeichnung P1270 geführten Prozess zu legen. Beim Nachfolger der bislang eingesetzten 32-Nanometer-Fertigung (P1268, unter anderem Sandy Bridge) liegen die entscheidenden Verbesserungen vor allem auf der Transistor-Ebene. Erstmals setzt Intel sogenannte Tri-Gates ein, eine dreidimensionale Struktur von Source und Drain, die aus dem eigentlichen Substrat heraus und bis in das Gate hineinragt. Im eingeschalteten Zustand vergrößert sich, verglichen mit einem herkömmlichen planaren (2D-) Transistor, dadurch der leitfähige Kanal und der Stromfluss steigt. Mittels mehrerer "Fins" lässt sich dieser positive Effekt noch weiter verbessern. Den größten Gewinn verspricht Intel bei niedrigen Spannungen, was besonders Mobilprozessoren zugute kommt. Je nach Einsatzgebiet kann entschieden werden, ob entweder die Performance verbessert oder die Leistungsaufnahme reduziert werden soll - gegebenenfalls auch eine Kombination aus beidem.
Neben diesen Vorteilen bestechen die neuen Transistoren auch mit besonders geringen Leckströmen, wie sie auch bei Fully Depleted SOI (FDSOI) erreicht werden. Im Gegensatz zu dieser Technologie, die zu ungefähr 10 Prozent höheren Herstellungskosten führen würde, bleibt Intels Herangehensweise mit einer Preissteigerung von etwa 2 bis 3 Prozent zudem vergleichsweise günstig.
Ein weiterer wichtiger Anreiz für die stetige Verkleinerung der Strukturen ist die daraus resultierende Vergrößerung der Packdichte. Während ein Quad-Core auf Sandy-Bridge-Basis etwa 1,16 Milliarden Transistoren auf einer Fläche von 212 mm² unterbringt, schrumpft ein vergleichbarer Ivy-Bridge-Die trotz insgesamt 1,4 Milliarden Transistoren auf nur noch 160 mm² - pro Quadratmillimeter eine Steigerung von etwa 60 Prozent. In einzelnen Teilbereichen sollen sogar bis zu 100 Prozent möglich sein.
Bislang hat Intel bereits drei seiner Fabriken (D1D Oregon, Fab 32 Arizona, Fab 28 Israel) auf den neuen Prozess umgestellt, andere Werke sollen folgen. Außer Ivy Bridge werden in den kommenden Monaten und Jahren noch weitere 22-Nanometer-Produkte erwartet, beispielsweise die nächste Atom-Generation Valley View. Bereits gegen Ende 2013 soll dann nach Intels Plänen die Produktion der ersten 14-Nanometer-Chips beginnen - doch das ist derzeit noch Zukunftsmusik. Mit jedem kleineren Prozess steigen die technischen Herausforderungen und damit die Kosten für Forschung und Entwicklung immens an, sodass Verzögerungen und generell längere Zeitintervalle wahrscheinlicher werden.
Aufbau des Chips
Wie Sandy Bridge besitzt auch Ivy Bridge weiterhin maximal 4 Prozessorkerne, welche zusammen mit einer Grafikeinheit, einem 8 MByte großen L3-Cache sowie dem sogenannten System Agent (enthält Speicher- und Displaycontroller, DMI und weitere I/O) auf einem Die vereint wurden. Ein 256 Bit breiter Ringbus-Interconnect verbindet alle Teile miteinander. Die wichtigsten technischen Daten der mobilen Quad-Core-Variante ("4+2") im Überblick:
- 22 Nanometer Tri-Gate-Prozess
- 1,4 Milliarden Transistoren
- 160 mm² Die-Size
- 32 + 32 KByte L1-Cache für Daten- und Instruktionen (pro Kern)
- 256 KByte L2-Cache (pro Kern)
- 8 MByte L3-Cache (geteilt zwischen Kernen und GPU)
- HD-4000-Grafikeinheit (GT2, DirectX-11-fähig, 16 EUs)
- DDR3(L)-Speichercontroller bis 800 MHz (PC3-12800)
- 16 Lanes nach PCIe 3.0
- Unterstützung von MMX, SSE (1, 2, 3, 3S, 4.1, 4.2), AVX, AES-NI, Intel 64
- TDP von 35, 45 oder 55 Watt
Für den Desktop-Bereich wird es ferner noch einen Quad-Core mit abgespeckter GT1-Grafikeinheit ("4+1") geben, die Dual-Core-Versionen folgen erst später. Auch hier werden nochmals zwei verschiedene Varianten mit GT1- ("2+1") und GT2-GPU ("2+2") erwartet, deren Die-Size etwa 90 beziehungsweise 120 mm² betragen dürfte.
Prozessorteil
Der Prozessorkern von Ivy Bridge basiert grundlegend auf seinem Vorgänger, was bekannte Features wie Hyperthreading oder Turbo Boost 2.0 einschließt. Bezüglich deren genauer Funktionsweise wollen wir darum auf unseren Sandy-Bridge-Testbericht verweisen, um an dieser Stelle näher auf die spezifischen Besonderheiten der neuen Generation eingehen zu können. Im Detail zeigen sich bei dieser verschiedene kleinere Optimierungen, die zu einer leicht verbesserten Pro-MHz-Leistung in einer Größenordnung von etwa 5 Prozent führen.
So werden MOV-Instruktionen, bei denen bislang der Inhalt eines Registers in ein anderes kopiert wurde, nun deutlich eleganter gelöst: Durch das mit Sandy Bridge eingeführte Physical Register File (PFR) ist es in Verbindung mit weiteren Änderungen möglich, einfach einen Verweis auf das gewünschte Zielregister zu hinterlegen - dies entlastet die Ausführungseinheiten.
Weitere Umbauarbeiten gab es in Bezug auf die Divider-Einheit (gesteigerter Durchsatz), Shift-/Rotate-Operationen sowie AVX- und SSE-Befehle, welche durch 6 zusätzliche Split-/Load-Register beschleunigt werden sollen. Auch den Prefetcher hat Intel überarbeitet: Die Belegung der Caches wird jetzt dynamisch angepasst und bevorzugt besonders bandbreitenlastige Anwendungen, was die speziell bei Multithreading knappe Kapazität der schnellen Zwischenspeicher effektiver ausnutzt.
Verschiedene neue Befehlssätze beschließen die mit Ivy Bridge eingeführten Änderungen. Es gibt nun erstmals einen speziellen Zufallszahlengenerator (Digital Random Number Generator, DRNG), der mit einer Geschwindigkeit von 2 bis 3 Gbit/s zudem äußerst leistungsfähig ist. Vor allem für Verschlüsselungsalgorithmen ist die neue RDRAND-Instruktion ein echter Zugewinn.
In Ergänzung zu bestehenden Techniken wie dem NX-Bit wird ferner die sogenannte Supervisory Mode Execute Protection eingeführt. SMEP soll wichtige Speicherbereiche des System-Kernels vor Schadcode schützen, indem diese mit speziellen Flags abgesichert werden.
Grafikteil
Deutlich interessanter als der nur marginal modifizierte Prozessorteil ist die stark überarbeitete Grafikeinheit - Grund genug für Intel, Ivy Bridge als "Tick+" zu adeln.
Zu den wichtigsten Neuerungen dürfte das auf DirectX 11 und Shader Model 5.0 aktualisierte Featureset zählen (Sandy Bridge: DirectX 10.1 / SM 4.1), welches auch OpenGL 3.1 und OpenCL 1.1 umfasst. Dementsprechend gibt es nun programmierbare Hull- und Domain-Shader sowie einen fixed-function Tesselator, womit man den weit über 2-jährigen Rückstand auf AMD und Nvidia zumindest in diesem Punkt aufgeholt hat. In Bezug auf die ebenfalls über viele Jahre kritisierte Qualität der anisotropen Filterung zeigen erste Tests, dass die Winkelabhängigkeit jetzt nahezu auf einem Niveau mit der Konkurrenz liegt.
Auch die 3D-Leistung soll mit Ivy Bridge einen großen Schritt nach vorne machen. Wie wir bereits zuvor kurz angeschnitten haben, gibt es verschiedene Ausbaustufen der GPU, welche auf den Namen GT1 beziehungsweise GT2 hören. Im Mobilbereich wird, vermutlich mit Ausnahme späterer Pentium- oder Celeron-Modelle, in der Regel die stärkere Variante zu finden sein. Im Vergleich zur HD 3000 besitzt die neue HD-4000-GPU statt 12 nun 16 Execution Units (HD 2500: 6 EUs), die außerdem spürbar leistungsfähiger ausfallen.
Pro Takt können die verbesserten Einheiten zwei MAD-Operationen ausführen, was zusammen mit einem zweiten Textur-Sampler (HD 2500: nur einer) für den Großteil der resultierenden Performancesteigerung verantwortlich sein dürfte. Zur Entlastung des Ringbus-Interconnects sowie der begrenzten Bandbreite des Hauptspeichers hat man der Grafikeinheit ferner einen eigenen L3-Cache spendiert, doch auch der bis zu 8 MByte große Zwischenspeicher der CPU kann bei Bedarf mitgenutzt werden.
Die Leistungsfähigkeit von Intels neuer HD 4000 haben wir in einem gesonderten Artikel genauer unter die Lupe genommen, den Sie unter diesem Link finden können.
System Agent
Neben den Prozessorkernen, der GPU und dem L3-Cache belegt auch der System Agent einen nicht unerheblichen Teil der Chipfläche.
Der Speichercontroller unterstützt noch immer maximal DDR3-1600 (800 MHz I/O Taktrate), erstmals aber auch offiziell DDR3L-DIMMs mit einer Spannung von nur 1,35 Volt. Deren geringerer Verbrauch dürfte insbesondere für besonders sparsame Geräte wie Ultrabooks von Bedeutung sein. Längere Akkulaufzeiten soll auch das neu eingeführte DDR I/O Power Gating ermöglichen. Dieses vollständig in die Hardware implementierte Feature kann die Leistungsaufnahme im Leerlauf oder bei geringer Last um bis zu 100 Milliwatt verringern.
Nachdem es bei der High-End-Plattform Sandy Bridge E noch Verwirrung bezüglich des offiziellen Supports von PCI Express 3.0 gab, ist der neue Standard bei Ivy Bridge von Beginn an dabei. Dank einer von 5 auf 8 GT/s erhöhten Transferrate und der effizienteren 128b130b-Kodierung verdoppelt sich die Bandbreite pro Link auf knapp 1 GByte/s. Insgesamt stehen 16 Lanes zur Verfügung, die je nach Chipsatz auch auf mehrere Slots aufgeteilt werden können.
Im Gegensatz zur landläufigen Meinung sind der Displaycontroller sowie der Videoencoder Quick Sync kein Bestandteil der eigentlichen GPU, sondern befinden sich im System Agent. Während Sandy Bridge lediglich 2 Displays mit maximal 2560 x 1600 Pixeln ansteuern konnte, sind nunmehr bis zu 3 Bildschirme und 4K-Auflösungen (via HDMI 1.4a oder Displayport 1.1) möglich. Auch die Decodierung derart hochauflösender Videos wird unterstützt. Die dedizierte Encoding-Einheit Quick Sync wurde überarbeitet und arbeitet noch schneller als bislang, Intels Wireless Display (WiDi) 3.0 überträgt nun auch in 1080p bei 60 fps. Zum Schluss noch eine wichtige Nachricht für Heimkino-Freunde: Die Ruckler bei der Wiedergabe von 24p-Material (23,976 Hz) sollen weitestgehend ausgemerzt worden sein.
Chipsätze
Bereits etwa zwei Wochen vor der Veröffentlichung der Ivy-Bridge-Prozessoren hat Intel seine neue Chipsatz-Serie 7 vorgestellt, welche im Notebookbereich 5 verschiedene Modelle umfasst. Mit dem QS77 wird in Kürze noch eine sechste Variante erscheinen, welche vermutlich für den Ultrabook-Bereich vorgesehen ist und im Wesentlichen eine besonders sparsame Version des QM77 darstellt.
Mit Ausnahme des Einstiegsmodelles HM75 sind erstmals 4 native USB-3.0-Ports an Bord, was zu einer deutlich wachsenden Verbreitung des schnellen Übertragungsstandards führen dürfte. Keine Verbesserungen gibt es in puncto SATA-III zu verzeichnen, mehr als 2 Anschlüsse bietet keiner der neuen Chipsätze. Alle Modelle basieren vermutlich auf dem identischen, in einem antiquierten 65-Nanometer-Prozess gefertigten Die und besitzen eine TDP zwischen 3,0 und 4,1 Watt.
Prinzipiell ist sowohl Sandy Bridge mit den Chipsätzen der Serie 7, als auch Ivy Bridge mit den Chipsätzen der Serie 6 kompatibel. Letzteres gilt jedoch nur für den Desktop-Sektor, bei Notebooks dürften fehlende Firmware- und BIOS-Updates jegliche Aufrüstpläne durchkreuzen.
Leistungsaufnahme
Ein kleinerer Fertigungsprozess verbessert tendenziell auch die Effizienz eines Chips - doch während die Desktop-Modelle von Ivy Bridge davon in Form einer abgesenkten TDP profitieren, ändert sich an den Verbrauchsklassen im Notebookbereich (fast) nichts.
Wie bislang bei Sandy Bridge (und davor Clarksfield) ordnet Intel seinen Quadcore-Modellen eine TDP von 45 Watt zu. Bildete bislang einzig das Topmodell "Extreme Edition" mit 55 Watt die Ausnahme nach oben, gibt es mit der neuen 22-Nanometer-Generation nun auch erstmals ein 35-Watt-Exemplar - den Core i7-3612QM. Bei allen anderen Modellen hat der Hersteller die Vorteile der fortschrittlicheren Fertigung in ein leichtes Taktplus sowie die leistungsfähigere Grafikeinheit investiert.
Grundlegend neu ist die Möglichkeit, die TDP innerhalb gewisser Grenzen nach oben und unten anpassen zu können. Dieses Feature, genannt "Configurable TDP", eröffnet eine völlig neue Flexibilität, was die verschiedenen Nutzungsszenarien eines Notebooks betrifft: An der belüfteten Docking-Station auf dem heimischen Schreibtisch ließe sich durch ein Anheben der TDP die maximale Turbo-Taktrate über eine längere Zeit aufrecht erhalten, während eine Absenkung die Akkulaufzeit bei der mobilen Nutzung verlängert.
Nach bisherigen Informationen werden wohl nur der i7-3920XM (55 Watt nominal, 45 bis 65 Watt einstellbar) sowie die ULV-CPUs (17 Watt nominal, 13 bis 33 Watt einstellbar) entsprechend konfigurierbar sein. Alle TDP-Änderungen erfolgen in Software und sind auch im Betrieb möglich.
Teil 2: Der Test
Das Testsystem
Wie bereits bei vorherigen Tests neuer Intel-Prozessoren war auch in diesem Jahr die Firma Schenker wieder so freundlich, uns ein entsprechendes Testsystem zur Verfügung zu stellen. Als Basis für die nachfolgenden Benchmarks diente das nagelneue Clevo-P170EM-Barebone, welches bei Schenker unter der Bezeichnung XMG P702 PRO erhältlich ist. Interessenten des wuchtigen Gaming-Boliden sei unser unser ausführliches Review ans Herz gelegt, in dem allerdings noch eine Sandy-Bridge-CPU zum Einsatz kam.
Mit 8 GByte RAM sowie einer schnellen Intel-SSD sollte das Leistungspotential der CPUs ohne Einschränkungen ausgeschöpft werden können, die ebenfalls verbaute Nvidia GeForce GTX 670M hatte auf die durchgeführten Benchmarks keinen Einfluss. Alle Messungen wurden mit dem identischen Testgerät sowie einer einheitlichen Software- und Treiberumgebung durchgeführt. Zu erwähnen bleibt, dass es sich bei den Prozessoren noch um Engineering Samples gehandelt hat, die sich unter Umständen minimal anders als spätere Serienmodelle verhalten.
Testkonfiguration:
- Intel Core i7 Ivy-Bridge-CPUs
- Intel HM77 Chipsatz
- 8 GByte DDR3-RAM (1333MHz)
- Nvidia GeForce GTX 670M
- Intel-SSD 320 Series (80 GByte)
- 17.3“ Full-HD LED-Display
- Windows 7 Home Premium 64 Bit
Übersicht
Sowohl bezüglich der Bezeichnungen als auch der Modellabstufungen lehnt sich Intel eng an das bisher verwendete Schema an. Je nach Exemplar und Turbo-Stufe gibt es zwischen 100 und 300 MHz Mehrtakt, an den Cachegrößen, TDP-Einstufungen oder Preisen hat sich hingegen nichts geändert.
Die einzige wirkliche, dafür gleich umso interessantere Neuerung ist der bereits zuvor erwähnte Core i7-3612QM. Erstmals gibt es mit diesem auch einen Quad-Core in der 35-Watt-Klasse, die auch in kleinen Notebooks zwischen 12 und 14 Zoll eingesetzt werden kann. Leider stand uns dieses Modell noch nicht zur Verfügung, wir werden jedoch versuchen, Ihnen schnellstmöglich die entsprechenden Benchmarks nachzureichen.
Alle technischen Einzelheiten der neuen Vierkerner können der untenstehenden Tabelle beziehungsweise den detaillierten Beschreibungsseiten unserer CPU-Datenbank entnommen werden.
Bezeichnung | Kerne | Basistakt | Turbo QC / DC / SC | L3-Cache | TDP | GPU-Takt | Preis (1000 Stk.) |
---|---|---|---|---|---|---|---|
Core i7-3920XM | 4/8 | 2.9 GHz | 3.6 / 3.7 / 3.8 GHz | 8 MB | 55 W | 650-1300 MHz | $1096 |
Core i7-3820QM | 4/8 | 2.7 GHz | 3.5 / 3.6 / 3.7 GHz | 8 MB | 45 W | 650-1250 MHz | $568 |
Core i7-3720QM | 4/8 | 2.6 GHz | 3.4 / 3.5 / 3.6 GHz | 6 MB | 45 W | 650-1250 MHz | $378 |
Core i7-3615QM | 4/8 | 2.3 GHz | 3.1 / 3.2 / 3.3 GHz | 6 MB | 45 W | 650-1200 MHz | OEM |
Core i7-3610QM | 4/8 | 2.3 GHz | 3.1 / 3.2 / 3.3 GHz | 6 MB | 45 W | 650-1100 MHz | OEM |
Core i7-3612QM | 4/8 | 2.1 GHz | 2.8 / 3.0 / 3.1 GHz | 6 MB | 35 W | 650-1100 MHz | OEM |
Benchmarks
Bevor wir einen genaueren Blick auf die Benchmarks werfen, ein kleiner Hinweis vorweg: Da sich Intels Turbo-Boost-Technologie (automatische Übertaktung des Prozessors) je nach Kühlsystem unterschiedlich verhält, sind unsere CPU-Ergebnisse nicht zwangsläufig auf andere Geräte übertragbar.
Cinebench R10
Angesichts der starken Performance der Sandy-Bridge-Generation hat es Ivy Bridge schwer, die bisherigen Bestmarken nochmals deutlich zu verbessern. Je nach Modell liefert der Nachfolger zwischen 4 und 10 Prozent höhere Punktzahlen im Singlethread-Benchmark, was taktbereinigt einer minimalen IPC-Steigerung von circa 3 Prozent entspricht.
Größere Zugewinne sind im Multithread-Test zu verzeichnen. Hier zahlt sich die verbesserte 22-Nanometer-Fertigung aus, welche es ermöglicht, die maximale Turbo-Taktrate besser auszuschöpfen. In Relation schneidet der Einstiegs-Quad-Core i7-3610QM am besten ab, welcher den i7-2670QM um gut 13 Prozent distanzieren kann.
Cinebench R11.5
Die Ergebnisse im Cinebench R11.5 ähneln denen der Vorgängerversion stark, wir konnten Verbesserungen zwischen 12 und 15 Prozent ermitteln. Ein beeindruckendes Bild der enormen Leistungsfähigkeit liefert ein Vergleich mit dem flotten Desktop-Prozessor i7-2700K: Dieser erreicht nur etwa 7,0 Punkte und landet damit knapp hinter dem i7-3920XM.
3DMark
Der 3DMark 06 sowie der 3DMark Vantage bestätigen unsere bisherigen Resultate weitestgehend. Der alte Spitzenreiter i7-2960XM muss sich in beiden Benchmarks zwischen dem i7-3720QM und dem 3820QM einordnen, an die Spitze setzt sich erneut die Extreme Edition 3920XM. Bemerkenswert: Bei maximal 20 Prozent Leistungsdifferenz sollte man genau überlegen, ob man überhaupt ein schnelleres Modell als den 3610QM benötigt.
x264 HD
WinRAR
WinRAR gilt als besonders speicherlastig, so dass unser Testsystem mit DDR3-1333 nicht ganz perfekte Voraussetzungen besaß. Sandy Bridge können die neuen Prozessoren nur minimal übertrumpfen, was aufgrund der schlechten CPU-Skalierung des Programmes aber nicht überbewertet werden sollte.
SuperPi
Obgleich ohne wirkliche praktische Bedeutung, erfreut sich SuperPi einer großen Fangemeinde unter Übertaktern und Benchmark-Freaks. Das Programm lastet nur einen einzigen Thread aus und reagiert besonders stark auf schnelle Caches und Speicher.
Lediglich eine gute Zehntelsekunde fehlt dem i7-3920XM, um die magische 10-Sekunden-Schallmauer zu durchbrechen. Mit schnellen DDR3-1600-Modulen sollte sich diese Marke problemlos unterbieten lassen.
wPrime
wPrime besitzt einen ähnlich synthetischen Charakter wie SuperPi, nutzt im Gegensatz zu letzterem aber alle zur Verfügung stehenden Threads nahezu perfekt aus. Auch in diesem Benchmark sehen wir taktbereinigt nur einen minimalen Vorsprung gegenüber dem Vorgänger.
Leistungsaufnahme
Obwohl sich auf dem Papier an den TDP-Klassen nichts geändert hat, wollen wir zum Abschluss dennoch einen detaillierten Blick auf die Leistungsaufnahme von Ivy Bridge werfen. Hierfür haben wir das gesamte Notebook hinter dem Netzteil vermessen, so dass die ermittelten Zahlen nicht allein auf den Prozessor bezogen werden können.
Intel scheint die Leerlauftaktrate von 800 auf 1200 MHz angehoben zu haben, was jedoch nur einen untergeordneten Einfluss auf den Verbrauch haben dürfte. Dennoch konnten wir mit allen Ivy-Bridge-Modellen reproduzierbar etwa 2 Watt höhere Werte als mit dem alten i7-2760QM ermitteln - möglicherweise noch ein BIOS-Problem oder Besonderheiten der Vorserien-CPUs. Wir werden bei kommenden Serien-Modellen genau untersuchen, ob sich diese Beobachtungen bestätigen oder nicht.
Unter Singlethread-Belastung liegen alle Kontrahenten recht dicht beeinander. Dabei muss allerdings erwähnt werden, dass die Ivy Bridge-Modelle ihren Turbo weitaus stärker ausschöpfen. Von möglichen 3,5 GHz erreicht der i7-2760QM nach einiger Laufzeit nur noch 3,2 GHz, genau wie der 3610QM (maximal 3,3 GHz). Auch der i7-3720QM, 3820QM und der 3920XM bleiben nur etwa 100 MHz unter ihrem theoretischen Maximaltakt zurück.
Ähnliches lässt sich bei Volllast feststellen. Sandy Bridge agiert zwar einige Watt sparsamer, taktet dabei aber erheblich niedriger. Während der i7-2760QM bei Cinebench und Prime auf 2,8 respektive 2,6 GHz heruntergeht, hält der i7-3610QM stabil 3,1 GHz - ein Verdienst der verbesserten 22-Nanometer-Fertigung. Die beiden anderen 45-Watt-Modelle schaffen etwa 100 bis 200 MHz mehr, der mit 55 Watt spezifizierte i7-3920XM legt nochmals rund 100 MHz obendrauf. Insbesondere das Topmodell zeigt allerdings recht starke Taktschwankungen, sodass diese Angaben nur als grober Anhaltspunkt dienen sollen.
Fazit
Nachdem uns letztes Jahr mit Sandy Bridge ein besonders großer Leistungssprung vergönnt war, fällt unser Urteil zu Ivy Bridge etwas verhaltener aus: Zu verwöhnt sind wir von immer neuen Bestwerten, als das uns Steigerungen von 10 bis 15 Prozent zu Jubelstürmen veranlassen würden.
Trotz dieser möglicherweise etwas enttäuschenden Feststellung lassen sich zwei Punkte konstatieren: Zum einen führt auch weiterhin kein Weg an Intel vorbei, wenn es um High-End-Prozessoren für Notebooks geht. Ivy Bridge lässt - prozessorseitig - die momentane Produktpalette des Konkurrenten AMD reichlich alt aussehen und wird wohl auch gegen Trinity leichtes Spiel haben. Zum anderen erwarten wir, dass voraussichtlich im Herbst ein erstes Taktupdate bevorsteht, welches hilft, den Vorsprung auf die Vorgängergeneration auszubauen. Wer bereits ein Sandy-Bridge-Notebook besitzt, dürfte jedoch wenig Anreize für einen Wechsel sehen.
Allen Kaufinteressenten wollen wir vor allem den Core i7-3610QM ans Herz legen, der zu einem der beliebtesten Modelle avancieren dürfte. Der Leistungsrückstand gegenüber den schnelleren Ablegern ist zwar mess-, kaum aber spürbar, was durch den vermutlich erheblich günstigeren Preispunkt vollkommen egalisiert wird. Besonders preisbewusste Käufer sollten einen Blick auf auslaufende Geräte der letztjährigen Generation werfen, oder auf die Anfang Sommer erscheinenden Dual-Core-Modelle warten.