Huawei: HarmonyOS soll bereits 80 Prozent von Android ersetzen können, der Stopp der Chip-Lieferungen sei aber fatal
Der Handelsstreit zwischen den USA und China bereitet einem Unternehmen ganz besonders starke Kopfschmerzen: Huawei. Denn das Unternehmen darf schon sein über einem Jahr keine neuen Smartphones mehr einführen, die mit den Google Mobile Services (GMS) ausgeliefert werden, wodurch die Geräte im westlichen Markt deutlich weniger attraktiv geworden sind. Mitte September muss TSMC nun auch die Lieferungen der durch Huawei selbst entwickelten HiSilicon Kirin-SoCs einstellen, noch ist unklar, ob Chips von der Konkurrenz genutzt werden können, auch wenn MediaTek bereits eine entsprechende Lizenz beantragt hat.
In einem Interview (via ITHome) hat sich Richard Yu, der CEO von Huawei, nun zur aktuellen Situation geäußert. So sollen dieses Jahr nur 240 statt 350 Millionen Huawei-Smartphones abgesetzt werden – die fehlenden Google-Dienste machen sich hier bemerkbar. Daher will das Unternehmen weg von Android und künftig auf sein eigenes Ökosystem auf Basis von HarmonyOS (aka HongMeng OS) setzen. Richard Yu zufolge hat Huawei hunderte Millionen US-Dollar in die Entwicklung investiert, das neue Betriebssystem kann bereits 70 bis 80 Prozent der Features von Android ersetzen, und es soll jeden Tag besser werden. Neue Informationen zu HarmonyOS werden zur #HDC2020 ab dem 10. September erwartet.
Potentiell noch problematischer ist allerdings die Tatsache, dass Huawei bald keine SoCs für seine Smartphones mehr bauen darf, da diese zum Teil auf US-Technologie basieren. Auch andere Unternehmen, wie beispielsweise MediaTek, dürfen keine Chips an Huawei verkaufen, solange sie auch nur "0,1 Prozent" Technologie aus den USA verwenden. Richard Yu spricht dabei sogar von einer Krise, kurzfristig könne Huawei wohl durchhalten, an den längerfristigen Plänen wird aber noch gearbeitet.
Die Lösung sieht Huawei wohl in einer Allianz chinesischer Unternehmen, die ihre Technologie vollständig unabhängig von den USA entwickelt – das könnte aber dauern, vorerst können die hauseigenen Chips in China nur in einer Strukturbreite von 45 nm gefertigt werden, womit kaum konkurrenzfähige SoCs produziert werden können. Zumindest bei 5G bleibt Richard Yu optimistisch – Huawei sei Ericsson hier anderthalb Jahre voraus, während Ericsson einen Vorsprung von fünf Jahren vor Nokia habe.
Quelle(n)
Richard Yu, via ITHome