Huawei-Bann zieht breite Kreise: Blockade soll 5G aus China stoppen
Trotz einiger Ausreißer, ist in der Sache USA vs. China, die wohl die Grundlage des US-Banns darstellt, wenig an Entspannung spürbar. In den letzten Stunden erwähnte US-Verteidigungsminister Patrick Shanahan einmal mehr im Rahmen des Shangri-La Dialog-Forums in Singapur die von den USA gern zitierte Nähe des Konzerns zur chinesischen Regierung und warnte vor Cyberattacken, Spionage und dem Diebstahl geistigen Eigentums.
5G: USA wirken auf EU-Partner ein
Konkreter äußerte sich US-Außenminister Mike Pompeo kürzlich in Berlin im Zusammenhang mit dem Ausbau der 5G-Infrastruktur in Deutschland. Die USA sähen sich in Zukunft wohl gezwungen, Geheimdienstinformationen nicht mehr an ihre Partner in Europa weiterzugeben, falls diese auf "unsichere Netzwerke" setzen, eine klare Warnung, auch wenn Pompeo die souveräne Entscheidung für oder gegen Huawei-Equipment betont.
China könnte sich selbst schaden
Abgesehen von höheren Zöllen auf USA-Waren ab 1. Juni, kündigte China an, nun ihrerseits eine Liste "unverlässlicher Firmen und Personen" zu erstellen. In dem Zusammenhang fallen immer wieder Namen wie Apple, Microsoft oder Google, allerdings herrscht unter Beobachtern Konsens darüber, dass China ihrer Wirtschaft langfristig großen Schaden zufügen würde, wenn sich der bereits einsetzende Trend alternative Zulieferer und Fertigungsstätten außerhalb Chinas zu suchen, verstärken würde.
Huawei reduziert Handy-Produktion
Huawei, als prominentester Spielball der US-Politik im Handelsstreit, muss sich mittlerweile eingestehen, dass frühere Ziele, etwa Samsung bis 2020 im weltweiten Smartphone-Geschäft zu überholen, wohl nicht mehr zu erreichen sind. Im Gegenteil, durchgedrungene Berichte aus China deuten auf abgeschaltete Fließbänder für Huawei-Handys bei Foxconn, einem der größten Auftragsfertiger für Huawei, Apple und Xiaomi - weil Huawei Aufträge reduziert habe.
Deutsche Telekom geht auf Distanz
Auch wenn einige Huawei-Partner ihre Blockade-Politik teils wieder revidiert haben - die Sanktionen schlagen weiterhin Löcher in die weltweiten Beziehungen zu Huawei. So geht nicht nur die Deutsche Telekom mittlerweile auf Distanz - sie forderte jüngst Mitarbeiter auf, keine Huawei-Diensthandys mehr zu bestellen und bewirbt sie auch weniger offensiv - auch in scheinbar gar nicht verwandten Branchen, hat der US-Bann negative Auswirkungen.
Auswirkungen auf die Wissenschaftscommunity
Die IEEE (Institute of Electrical and Electronics Engineers) hat Redakteure ihrer etwa 200 Wissenschaftspublikationen aufgefordert, bis zum Ende der Sanktionen keine Huawei-Wissenschaftler mehr als Reviewer technischer Studien zuzulassen, aus Angst vor legalen Konsequenzen. Update: Die IEEE hat ihre Entscheidung wieder rückgängig gemacht, siehe Absatz unten. Aber auch Huawei zieht Konsequenzen: Die Financial Times berichtete etwa über kurzfristig abgesagte Meetings mit US-Kontakten und unzählige US-Mitarbeitern, die wieder nach Hause geschickt wurden, insbesondere aus den Entwicklungsabteilungen.
5G aus China soll blockiert werden
Kritisch für Huaweis Zukunft könnte übrigens auch der Rückzug eines weiteren Handelspartners werden. Das US-Unternehmen Synopsys hat nun ebenfalls seine Beziehungen mit Huawei auf Eis gelegt und liefert keine Updates ihrer Chip-Design-Software mehr an Huawei, wie Nikkei Asian Review schreibt. Das könnte langfristig nicht nur der Kirin-SoC-Entwicklung schaden sondern auch den Vorsprung der Netzwerksparte im Bereich 5G treffen - und genau das dürfte auch eines der heimlichen Ziele der US-Regierung sein: China beim Zukunftsthema 5G so lange blockieren, bis die USA den Vorsprung aufgeholt haben, was schon vor einem Jahr als wahrer Hintergrund des Handelskriegs vermutet wurde.
Update 03.06.2019
Die IEEE hat in einem Statement heute die Entscheidung rückgängig gemacht, Huawei-Wissenschaftler nicht mehr als Peer-Reviewer zuzulassen. Es ging, laut Pressemitteilung, nur um die Vermeidung strafrechtlicher Konsequenzen für alle Beteiligten, die nun aber ausgeschlossen werden konnten. Diese Vorgehensweise mancher Organisationen und Firmen, erste, offenbar vorschnell getroffene Sanktionen rasch wieder rückgängig zu machen, konnten wir in der aktuellen Huawei-Krise bereits mehrfach beobachten, siehe etwa Android Q-Betaprogramm und SD-, WiFi- und JEDEC-Allianzen.