Handy-Kameravergleich Sony Xperia 1: Sony findet einfach keinen Anschluss zur Spitze
Obwohl Sony der führende Hersteller für Kamerasensoren im Smartphone-Segment ist, lässt die Fotoqualität der eigenen Xperia-Reihe oftmals zu wünschen übrig. Andere Android-Hersteller, die ebenfalls auf Sony-Sensoren setzen, konnten in der Vergangenheit durch eine besser optimierte Kamerasoftware oftmals deutlich ansprechende Fotos aus der verbauten Kamerasensorik herauskitzeln – das beste Beispiel hierfür ist die Pixel-Reihe von Google.
Mit dem Xperia 1 soll die Sony-typische Kameraschwäche allerdings abgelegt worden sein. Grund hierfür ist der neue Kopf innerhalb der Smartphone-Entwicklung des japanischen Herstellers. Kimio Maki, der ehemalige Leiter der Sony-Kamerasektion, soll das Know-How zwischen der Xperia- und Alpha-Reihe vermitteln. Beide Unternehmensbereiche arbeiten in Zukunft enger zusammen, sodass die Xperia-Sparte von den Kameraentwicklungen der Alpha-Serie profitieren kann.
Ob das Sony Xperia 1 der Kamera-Elite, bestehend aus dem Huawei P30 Pro, Samsung Galaxy S10 Plus sowie OnePlus 7 Pro, nun endlich gefährlich werden kann und wie groß die Unterschiede in der Fotoqualität ausfallen, sehen wir uns anhand von verschiedenen Fotomotiven und Lichtsituationen einmal genauer an. Doch zunächst die technischen Voraussetzungen der verbauten Kameramodule kurz zusammengefasst.
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Details
Das Kamera-Setup im Vergleich
Die Triple-Kamera des Sony Xperia 1 besteht aus einem Superweitwinkel- (12 MP, 16 mm, 135°, F2.4), Weitwinkel- (12 MP, 26 mm, 78°, F1.6) sowie Teleobjektiv (12 MP, 52 mm, 45°, F2.4). Weitwinkel- und Teleoptik werden von einer optischen Bildstabilisierung (OIS) unterstützt. Der Sony-IMX445-Bildsensor der Weitwinkel-Hauptkamera des Sony-Flaggschiffes besitzt große Pixel, deren Kantenlänge 1,4 μm beträgt.
Das OnePlus 7 Pro setzt bei der Hauptkamera auf einen 48-MP-Sony-Sensor mit einer f/1.6-Offenblende. Der Quad-Bayer-Farbfilter im verbauten IMX586-Bildsensor kann jeweils 2 x 2 nebeneinanderliegende Pixel zu einem großen Pixel zusammenfügen, sodass mit dem OnePlus-Phone Aufnahmen mit einer Auflösung von 12 Megapixeln entstehen. Das sogenannte 4-in-1-Pixel-Binning erhöht die Lichtempfindlichkeit in den Aufnahmen bei schlechter Beleuchtung.
Die Leica-Kameramodule auf der Rückseite des Huawei P30 Pro setzen sich aus vier Optiken zusammen, wobei die TOF-Kamera (Time of Flight) keine Fotos aufnimmt, sondern für jeden Bildpunkt die Zeit misst, die das Licht bis zum Objekt und wieder zurück braucht, um somit ein 3D-Profil zu erstellen. Darüber hinaus sind ein Ultra-Weitwinkel-Objektiv sowie ein Teleobjektiv verbaut. Die Hauptkamera besteht aus einem 40-MP-Sensor mit Weitwinkeloptik und einer f/1.6-Blende.
Beim Samsung Galaxy S10 Plus setzt der koreanische Hersteller, wie auch im Vorjahr, auf eine 12-MP-Optik mit großen Pixeln, Dual-Pixel-Autofokus und einer variablen Blende (f/1.5 und f/2.4). Wie auch die Konkurrenz komplettiert Samsung das rückseitige Kameramodul des Galaxy S10 Plus mit einem Super-Weitwinkel- sowie einem Teleobjektiv.
Sony Xperia 1 | OnePlus 7 Pro | Samsung Galaxy S10+ | Huawei P30 Pro | |
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Kameras-Setup Rückseite | 12MP (Hauptkamera, f/1.6, 26mm, 1/2.6", 1.4µm, 5-axis) + 12MP (Tele, f/2.4, 52mm, 1/3.4", 1.0µm, 2x verlustfreier Zoom, 5-axis) + 12MP (Ultrawide f/2.4, 16mm, 1/3.4", 1.0µm) | 48 MPix Sony IMX586, 1,6 μm, f/1.6, OIS (Kamera 1), 8 MP Tele, 1 μm, OIS, f/2.4 (Kamera 2), 16 MP Ultraweitwinkel, f/2.2 (Kamera 3), Triple-Autofokus: PDAF, Laser, Kontrast | 12 MPix (Dual-Pixel-Autofokus, 77°, f/1.5/f2.4, 1.4 µm, OIS) + 12 MPix (Teleobjektiv, 2-fache Vergrößerung, PDAF, 45°, f/2.4, OIS) + 16 MPix (Ultraweitwinkel, Fixfokus, 123°, f/2.2) | 40 MPix Hauptkamera (f/1.6, OIS, 27 mm) + 20 MPix Ultra-Weitwinkelkamera (f/2.2, 16 mm) + 8 MPix Telekamera (f/3.4, OIS, 125 mm) + TOF-Kamera, 10-facher Hybridzoom, 50-facher Digitalzoom |
Kameras-Setup Front | 8 MPix f/2.0, 24mm, 1/4", 1.0µm | 16 MPix Sony IMX471, 1 μm, f/2.0, Fixfokus, EIS, ausfahrbar | 10 MPix (Dual-Pixel-Autofokus, 80°, f/1.9) + 8 MPix (RGB Depth, Fixfokus, 90°, f/2.2) | 32 MPix, f/1.7, HDR, Fixfokus |
Software-Version | 55.0.A.2.278 | 9.5.8 | G957FXXU2ASF3 | 9.1.0.161 |
Aufnahmen mit den rückseitigen Kamera-Setups
In diesem Vergleich beschränken wir uns bei den Android-Flaggschiffen auf den Foto- und Portrait-Bildmodus, welche in jeder Kamera-App der verschiedenen Hersteller in unterschiedlicher Namensgebung integriert sind. Um eine Vergleichbarkeit der Fotos gewährleisten zu können, werden alle Aufnahmen in diesem Vergleich ohne die Zuhilfenahme einer künstlichen Intelligenz getätigt. Die Kameraeinstellungen sind im jeweiligen Werkszustand belassen. Für die Zoom-Aufnahmen wurde bei allen Smartphones ein zweifacher Zoom manuell ausgewählt. An dieser Stelle sollte Erwähnung finden, dass neben dem Sony Xperia 1 nur das Samsung Galaxy S10 Plus eine native, verlustfreie zweifache Vergrößerung integriert hat.
Um Bilddetails zwischen den einzelnen Vergleichsgeräten besser differenzieren zu können, sind alle Bilddateien bei den entsprechenden Fotos hinterlegt.
Aufnahmen bei Tageslicht
Das Pferdchen-Portrait ist aufgrund der Sonneneinstrahlung im Hintergrund sicherlich kein einfaches Motiv, dennoch wird die Qualität des Sony Xperia 1 einem 950 Euro teuren High-End-Smartphones aus dem Jahr 2019 nicht gerecht. Die Aufnahme mit dem Xperia-Handy ist stark überbelichtet, wirkt zu kühl und es mangelt an Schärfe, wobei der Bereich des Grases gut eingefangen wird.
Die beste Farbtreue zeigt sich beim Samsung Galaxy S10 Plus. Die Farbtöne des Pferdchens kommen mit dem Samsung-Handy der Realität am nächsten. Dementsprechend ist das Farbmanagement des Xperia 1, neben dem Huawei P30 Pro, am schlechtesten gelungen. Der Rotton des Spielzeuges wirkt zu stark aufgehellt und blass, mit dem P30 Pro dagegen zu dunkel und dumpf. Die Unschärfeübergänge im Porträt-Modus sind bei allen Smartphones mehr oder weniger auf einem Niveau.
Eine ähnliche Ausrichtung der Fotos in puncto Farbtreue, Belichtung und Dynamik setzt sich anhand unserer anderen Motive fort. Während das OnePlus- und Samsung-Smartphone einen warmen Farbton aufweisen, wirken die Aufnahmen des Huawei P30 Pro und Xperia 1 zu kühl. Letzeres gibt die Motive etwas kontrastarm wieder und helle Bildsegmente sind oftmals überbelichtet.
Wird das Weitwinkelobjektiv für die Aufzeichnung der Fotos genutzt, so ergeben sich sichtbare Unterschiede im Vergleich zu Hauptkamera. Zwar hat das Sony Xperia 1 immer noch mit überbelichteten Teilbereichen und einer etwas geringeren Dynamik zu kämpfen, das Farbmanagement und vor allem die Bildschärfe sowie Detailwiedergabe in den Weitwinkel-Fotos gefallen uns aber deutlich besser. Im Gegensatz zum Samsung Galaxy S10 Plus fängt das Xperia 1 unsere Motive bezüglich der Farbgebung recht natürlich ein, ohne dass die Aufnahmen zu dumpf wirken. Die starken Krümmungen außerhalb der Bildmitte werden in den Weitwinkel-Aufnahmen des Sony-Flaggschiffes auf ein zufriedenstellendes Maß herausgerechnet. Insgesamt überzeugen uns die Weitwinkelaufnahmen bei Sony und Huawei am meisten. Letzteres wirkt am schärfsten, die Fotos sind allerdings auch etwas überschärft.
Beim 2-fachen-Zoom punktet das Xperia 1 mit einer scharfen und detailreichen Aufnahme. Auch die Farbwiedergabe der Pflanzen und des Fußweges im dritten Motiv wirkt akkurat. Der Bereich des Himmels ist dagegen weniger gut getroffen. Das beste Foto macht unserer Meinung nach das Samsung Galaxy S10 Plus. Das Motiv ist scharf abgebildet und die Dynamik ist vergleichsweise hoch. Die Farben wirken dagegen wieder zu stark gesättigt und nicht natürlich. Das OnePlus 7 Pro überzeugt ebenfalls mit natürlichen Farben, zeigen jedoch Schwächen in der Fokussierung.
Bei dem Häuser-Motiv überzeugt das Xperia 1 ebenfalls. Der Kontrastumfang ist hoch und die Farbgebung natürlich. Selbst weit entfernte Schriften sind aufgrund der guten Dynamik ausreichend ablesbar. Abstriche müssen im direkten Vergleich mit dem Galaxy S10 Plus in der Bildschärfe hingenommen werden.
Aufnahmen bei Nacht und Dämmerung
In der Königsdisziplin, der Low-Light-Fotografie, zeigt das Sony Xperia 1 vor allem Schwächen in der Fokussierung – das Helligkeits- und Rauschniveau in den Fotos sind in Ordnung.
Wirkt der Hybrid-Autofokus auf dem Bildschirm des Xperia-Smartphone noch auf einem guten Niveau, offenbart eine Vergrößerung des Motives deutliche Defizite. Bereits bei Dämmerung gehen mit dem Xperia 1 Details verloren, die die Konkurrenz noch einfangen kann. Insbesondere das Huawei P30 Pro mit seinem SuperSpectrum-Sensor bewahrt mehr Bildinformationen, Fotos bei Dunkelheit sind mit dem Huawei-Handy klarer und kontrastreicher. Außerdem ist das Rauschen in den Aufnahmen des P30 Pro deutlich geringer als bei unseren Vergleichsgeräten. Gerade bei dem Samsung Galaxy S10 Plus und, mit Abstrichen, dem Sony IMX586 im OnePlus 7 Pro, ist deutlich mehr Bildrauschen sichtbar.
Werden die Objektive für Weitwinkel- und Zoom-Aufnahmen bei Dunkelheit genutzt, ergeben sich geringere Unterschiede, wobei das Sony-Flaggschiff bei Motiven mit dem weit gefassten Blickwinkel wieder das Schlusslicht in puncto Fotoqualität darstellt.
Aufnahmen mit der Ultra-Weitwinkel-Optik des Sony Xperia 1 wirken im Vergleich zur Konkurrenz unscharf und dunkeln sehr schnell ab, sodass viele Details in der Dunkelheit untergehen. Obwohl das Galaxy S10 Plus nur eine etwas lichtstärkere Offenblende von f/2.2 aufweist, bringt das Samsung-Flaggschiff wesentlich mehr Licht auf den Bildsensor. Die Bildschärfe empfinden wir mit der Weitwinkel-Optik des OnePlus 7 Pro am gelungensten. Dadurch sind viele Bildbestandteile, wie zum Beispiel die Fugen der Pflastersteine im Fußweg, noch erkennbar, während dieser Teil des Motives beim Xperia 1 in Unschärfe untergeht.
Im zweifachen Zoombereich legen wir wieder den Fokus, wie bereits bei der Tagesaufnahme, auf das Samsung Galaxy S10 Plus als Vergleichsobjekt des Xperia 1, da beide einen verlustfreien nativen 2x-Zoom besitzen. Das Sony-Smartphone ist zwar nur wenig verraucht, deutliche Abstriche müssen allerdings wieder in der Bildschärfe hingenommen werden. Objekte sind kaum voneinander abgrenzbar und Strukturen sowie Details bleiben wenig erhalten. Hier hat das Galaxy-Handy etwas die Nase vorn, qualitativ haben aber beide Smartphone-Vertreter noch Luft nach oben und können mit der Hauptkamera nicht wirklich konkurrieren.
Aufnahmen mit den Frontkameras
Die Schwächen des rückseitigen Sony-Kameramoduls setzen sich auch auf der Front fort. Die 8-MP-Frontcam des Sony Xperia 1 zeichnet die Motive recht weich und neigt ebenfalls zur Überbelichtung. Im Vergleich zur Selfie-Elite fehlt es dem Sony-Flaggschiff auch an Bilddetails und Dynamik, wie der Hintergrund der Aufnahme bei Tageslicht offenbart. Zudem sind die Unschärfeübergänge im Bereich der Haare an schlechtesten umgesetzt. Im Gegensatz zum Samsung-Smartphone, welches als einziges auf der Front eine Dual-Kamera mit Dual-Pixel-Autofokus bietet, sind die Bokeh-Effekte beim Xperia 1 relativ ungenau.
Wie auch beim letzten Kameravergleich der High-End-Smartphones gefallen uns die Selfie-Aufnahmen des Samsung Galaxy S10 Plus bei viel Licht am besten. In puncto Schärfe, Dynamik und Farbechtheit nehmen sich das Samsung-Smartphone und das OnePlus 7 Pro aber nicht viel. Etwas zu dunkel und weniger scharf gibt das Huawei P30 Pro unser Portrait-Motiv wieder. Bezüglich Farbmanagement und Belichtung sind die Selfies aber deutlich vor dem Sony Xperia 1 anzusiedeln.
Bei wenig Licht und bereits während der Dämmerung setzt bei allen vier Flagship-Smartphones massives Bildrauschen ein, insbesondere ist das beim Sony Xperia 1 zu sehen. Zudem werden die Aufnahmen des Sony-Handys, zusammen mit dem Galaxy S10 Plus, stark weichgezeichnet. Bilddetails, wie Bartstrukturen, sind bei beiden Smartphones kaum zu erkennen. Am überzeugendsten ist in unserem Low-Light-Selfie-Vergleich die Pop-Up-Cam des OnePlus 7 Pro.
Fazit - Sony hat sein Potential einmal mehr nicht umgesetzt
Auf die von uns eingangs aufgeworfene Frage, "Kann Sony endlich Kamera?", müssen wir das nach Sichtung unserer Foto-Aufnahmen bei unterschiedlichen Lichtsituationen klar verneinen – zumindest auf Spitzenniveau. Auch mit dem neuen Sony-Personal im Bereich der Smartphone-Entwicklung kann die Xperia-Sparte von dem Know-How der Alpha-Serie des japanischen Herstellers bisher nicht profitieren.
Im Grunde genommen kann das Sony Xperia 1 in keiner Kameradisziplin als High-End-Smartphone überzeugen.
Dem Sony Xperia 1 mangelt es mit der 12-MP-Hauptkamera sowohl bei Tagesaufnahmen als auch bei wenig Licht an Bildschärfe. Unter diffusen Lichteinflüssen, wie bei partiellem Sonneneinfall im Fotomotiv, neigt die Sony-Cam zur Überbelichtung und einem geringen Dynamikumfang, sodass Bereiche relativ stark abdunkeln. Gleiches gilt für die Weitwinkel-Optik. Das Sony Xperia 1 hat auch hier mit überbelichteten Teilbereichen und einer geringeren Dynamik – vor allem bei Dunkelheit - zu kämpfen. Das Farbmanagement sowie die Detailwiedergabe gefallen uns in den Weitwinkel-Fotos aber deutlich besser - zumindest bei Tageslicht. Einzig das Objektiv für den verlustfreien 2x-Zoom kann im Vergleich zur Android-Konkurrenz qualitativ mithalten, wobei dies nicht unbedingt an der hohen Fotoqualität des Xperia-Phones liegt. Fairerweise muss an dieser Stelle erwähnt werden, dass die Zoomfähigkeiten des Huawei P30 Pro, aufgrund der fehlenden Vergleichbarkeit, nicht berücksichtigt wurden. Bei hohen Zoombereichen hat auch hier das Xperia 1 das Nachsehen.
Fast schon enttäuschend ist die 8-MP-Frontkamera. Im Vergleich zur Selfie-Elite fehlt es den Fotos des Sony-Flaggschiffes an Bilddetails und Dynamik. Außerdem gefallen uns die Belichtung und die Farbwiedergabe der Sony-Front-Cam nicht wirklich.
Wer den Fokus bei einem Smartphone auf die Fotografie legt, sollte nicht zum Sony Xperia 1 greifen. Dafür gibt der Markt bessere Alternativen her.