Hands-On: Sony Vaio W11 Netbook im Test
Nachzügler.
Das Thema Netbook war für Sony lange ein rotes Tuch. Zwar brachte man mit dem Vaio P11 bzw. P21 zwei ultramobile Mini-Notebooks auf den Markt, allerdings grenzten diese sich stark von den Mainstream-Netbooks ab, schon allein aufgrund ihres vergleichsweise hohen Preises. Die guten Verkaufszahlen vieler anderer Hersteller dürften Sony mittlerweile umgestimmt haben. Wir präsentieren, das Sony Vaio W11 mit 10.1” Display (1366x768) und Intel Atom N280 CPU.
Während nahezu alle anderen namhaften Hersteller versuchten, so rasch wie nur möglich aus dem aktuellen Netbook Trend Kapital zu schlagen, verweigerte Sony bis jetzt, also mehr als ein Jahr nach dem Aufkommen der ersten Netbooks, sich auf das Niveau der billigen Gefährten „herunter zu lassen“. Stattdessen brachte man mit dem Vaio-P11 bzw. dem Vaio-P21 (beide bei uns bereits ausführlich getestet), eine eigenständige, neue Kategorie von ultramobilen Mini-Notebooks auf den Markt. Konzipiert um auch in die Innentasche eines Sakkos zu passen und ausgestattet mit einem hoch auflösenden 8-Zoll Display (1600x768 Pixel!), zählte der Winzling unbestritten zu den elegantesten der verfügbaren Mini-Notebooks.
Allerdings gab es da einen Haken, den Preis. Mit knapp unter 1000 Euro startete Sony Anfang dieses Jahres. Bedenkt man, dass aktuelle Netbooks bereits um rund 300-400 Euro verfügbar waren, so werden sich die abgesetzten Stückzahlen wohl in Grenzen gehalten haben, oder besser gesagt, auf jeden Fall weit entfernt von den unglaublichen Absätzen der Netbook-Spezialisten, wie beispielsweise Asus und Acer, geblieben sein.
Und siehe da, auf die anfängliche Distanz zu den günstigen Netbooks folgt nun der Kuschelkurs. Das Sony Vaio W11 kommt im typischen 10-Zoll Netbook-Format und zeigt auch die üblichen Hardwarekomponenten (Atom CPU, GMA 950). Mit dem vorerst verkündeten Preis (Herstellerempfehlung) von 499.- Euro spielt man allerdings wieder in der Oberliga vergleichbarer Geräte. Man wird sehen, wie sich der Marktpreis letztlich entwickelt.
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Details
Gehäuse & Design
Drei Farbvarianten soll es vorerst im europäischen Raum geben: Weiß, Braun und Pink. Neben dem neutralen weißen Outfit und dem eher aufdringlichem Pink, gefiel vor allem das möglicherweise unterschätzte braune Gerät beim ersten Kontakt.
Die Formensprache der Mini-Vaios wirkt gefällig und vermittelt ein sehr kompaktes Auftreten. An den Außenseiten wurde das Notebook angenehm abgerundet. Ohne störende Kanten und Ecken, aber auch ohne überstehende Akkupacks, lässt sich das Netbook an allen Ecken und Enden gerne anpacken.
Apropos, auch hinsichtlich Stabilität schneidet das Vaio W11 durchwegs vorbildlich ab. Weder an der Baseunit noch beim Display konnten übermäßige Verformungen unter Druck festgestellt werden. Auch hinsichtlich Verwindungssteifigkeit ist dem Gerät ein gutes Zeugnis auszustellen. Selbst am Displayrahmen durfte man das Vaio anpacken, und ohne auch nur ein leisestes Knarrgeräusch zu vernehmen, herum tragen. Der Materialeindruck hält sich allerdings in Grenzen. Plastik bleibt nun mal Plastik, da hilft auch eine schicke Metallic-Lackierung nicht weiter.
Hinsichtlich Verarbeitung konnten wir bei den ersten Pre-Samples lediglich kleinere Unregelmäßigkeiten bei den Spaltabmessungen beobachten. Auch der leider in letzter Zeit oftmals anzutreffende wackelige Akku, war, wenn auch in besonders abgeschwächter Form, bei den einzelnen Vaio-W Modellen anzutreffen.
Die Displayscharniere sind zwar optisch recht klein ausgefallen, allerdings haben sie mit dem Fliegengewicht-Panel im 10-Zoll Format nicht wirklich ein Problem. Ohne Nachwippen und mit gut dosiertem Widerstand halten sie das Display in der gewünschten Position. Das Wegfallen einer Verriegelung ist mittlerweile bei Netbooks zum Standard geworden, so auch beim Sony Vaio W11.
Anschlussausstattung
In diesem Punkt setzt sich das Vaio W11 kaum von der Konkurrenz ab. Geboten wird lediglich das Notwendigste. Im Detail: Ein VGA-Port zum Anschluss eines externen Monitors und Buchsen für Kopfhörer und Mikrofon an der linken Gehäuseseite, sowie zwei USB Schnittstellen und der LAN Anschluss an der rechten Seitenkante.
Die Vorderkante nimmt noch zwei Kartenleseslots auf, einen für übliche SD-Speicherkarten und einen für Sonys Memory-Stick. Ein Schalter für WLAN und Bluetooth sowie der ON/Off Button für das Gerät sind ebenso hier zu finden.
Kommunikationstechnisch verfügt das Vaio W11 über eine komplette Ausstattung. Dazu gehört beispielsweise das integrierte 802.11 b/g/Draft-n WLAN Modul, Ethernet sowie Bluetooth.
Keinen Support gibt es vorerst für integriertes Breitbandinternet, sprich UMTS/HSDPA. Sony schließt allerdings nicht aus, dass Folgeversionen des Vaio W11 (W21?) mit entsprechender Hardware ausgestattet werden. Über ein USB-Modem kann man natürlich auch das jetzige Vaio ins Netz bringen. In diesem Fall verbleibt aber nur mehr ein freier USB Port, etwa für den Anschluss einer externen Maus.
Eingabegeräte
Während viele andere Hersteller nahezu zwanghaft versuchen, ihre Netbooks praktisch von der linken Seitenkante bis hin zur Gegenüberliegenden maximal auszunutzen und die angebotene Tastatur so groß wie nur irgendwie möglich zu gestalten, nimmt es Sony hier ausgesprochen locker.
Zum Einsatz kommt eine Tastatur im Einzeltastenlayout, wie sie etwa auch von größeren Vaio-Modellen bekannt ist.
Im ersten praktischen Tipp-Test hinterlässt die Tastatur einen durchschnittlichen Eindruck. Die vergleichsweise kleine Größe der einzelnen Tasten war zwar kein Problem, allerdings bedingen einige Layout-Anpassungen links neben der Leertaste eine gewisse Einarbeitungszeit. Für unseren Geschmack lag die Leertaste auch etwas zu weit rechts. Auch die haptische Markierung der F- und der J-Taste fiel am untersten Limit aus.
Das Tippgefühl ist ein Faktor der stark von den subjektiven Vorlieben des Nutzers geprägt ist. Die Testsamples zeigten allesamt einen sehr weichen Tastenhub mit kurzer bis mittlerer Tiefe. Auffällig dabei war vor allem, dass ein markanter Druckpunkt praktisch fehlte.
Unterschiedlich dazu präsentierten sich die Touchpadtasten, die eindeutig Feedback gaben und auch hinsichtlich des Kraftaufwandes gut dosiert wurden. Das Touchpad selbst zeigte eine angenehme und gleitfreudige Oberfläche.
Display
Zumindest in Punkto Display wollte sich Sony offenbar etwas von der Masse an Netbooks absetzen. Ähnlich dem Dell Mini 10 verfügt das Vaio W11 über ein 10.1-Zoll Panel mit einer Auflösung von 1366x768 Pixel, also 16:9 HD Format. Damit bietet das Sony eine Arbeitsfläche wie sie auch teils bei wesentlich größeren 15-Zoll Notebooks aktuell Standard ist. Dies steigert die Einsatzbandbreite des Gerätes im Vergleich zu den bei Netbooks üblichen 1024x600 Pixeln doch erheblich.
Die überraschend großzügige Arbeitsfläche am Desktop gefiel auf Anhieb. Aber auch ansonsten hinterließ das Display einen guten Eindruck. Eine erste Messung der Displayhelligkeit brachte einen maximalen Wert im zentralen Displaybereich von guten 230 cd/m² zu Tage, gemessen allerdings im Akkubetrieb. Mit einem festgestellten Schwarzwert von 1.13 cd/m² würde dies dem Display ein maximales Kontrastverhältnis von rund 204:1 bescheren, ein akzeptables Ergebnis.
Auch die Farbdarstellung gab bei der ersten Konfrontation eine subjektiv gute Vorstellung ab. Das Sony X-Black Panel mit LED Hintergrundbeleuchtung durfte hier für die nötige Brillanz sorgen. Nicht so gut angekommen ist allerdings die spiegelnde Glare-Oberfläche. Von Sony ein mattes Display präsentiert zu kommen, wäre allerdings als kleines Wunder zu werten gewesen. Auch auf die bei höherwertigen Sonys angebrachte Entspiegelungs-Beschichtung muss man beim Vaio-W11 verzichten.
Bei den Blickwinkeln zeigte sich das Panel besonders anfällig im vertikalen Sichtbereich, wo die Farben vergleichsweise rasch kippten. Deutlich stabiler gab sich das Display im horizontalen Bereich, wo sich allerdings selbst bei gedimmter Umgebungshelligkeit rasch störende Spiegelungen einstellten.
Leistung
Mit dem Atom Z520 Chip mit 1.3 Ghz war das P11 bzw. das P21 vergleichsweise leistungsschwach bestückt. Zudem lief das System mit Windows Vista, welches bekannter Maßen nicht besonders zimperlich mit Hardware Ressourcen umgeht. Die zwei Gigabyte Arbeitsspeicher in den Geräten waren damit auch dringend notwendig.
Das Sony Vaio W11 geht hier den klassischen Netbook Weg: Intel Atom N280 CPU mit 1.66 Ghz gepaart mit der Intel GMA 950 Chipsatzgrafik. Als Betriebssystem kommt das bewährte Windows XP (SP3) zum Einsatz. Damit kann beispielsweise auch beim Arbeitsspeicher gespart werden, und die integrierten 1GB DDR2-533 RAM sind als ausreichend zu betrachten.
Performancetechnisch schneidet das Sony Vaio P11 damit praktisch identisch zu der Mehrzahl anderer verfügbarer Netbooks ab. Übliche Office Anwendungen stellen für den Zwerg keine Probleme dar, Internet Surfen, Mailverkehr, das Verwalten von Kontakten, Textverarbeitung, ja sogar einfachste Bildbearbeitung ist mit dieser Netbook-Basis möglich. Sollten sie auch an Computer Spiele denken, so können wir auf unseren Spezialartikel zum Thema Gaming und Netbooks verweisen. Ältere Spieleklassiker sind mit der aktuellen Atom-Netbookplattform durchaus zu schaffen.
Die präsentierte Plattform gab sich überaus agil und flott in der Benutzung unter Windows. Auch überhand nehmende Bloatware suchte man vergebens. Ob letztlich auch die in den Verkauf gelangenden Geräte dermaßen optimiert ausgeliefert werden, wird sich erst zeigen.
Problematisch kann es allerdings bei Multitasking werden, da die verbaute Atom CPU nur einen Rechenkern besitzt. Verwöhnte User von Dual -(oder mehr)-Core Systemen sollten daher ihr Benutzerverhalten dem System anpassen. Etwas längere Wartezeiten beim Start einzelner Applikation inbegriffen.
Hinsichtlich Massenspeicher greift Sony auf eine übliche 2.5“ Festplatte mit einer Bruttokapazität von 160GB zurück. Dies sollte ausreichen, um auch umfangreichere Bilder- und Musiksammlungen direkt am Gerät verfügbar zu haben.
Emissionen
Beim Starten des Notebooks war ein kurzzeitiges „Durchpusten“ des Lüfters zu vernehmen. Dann regelte sich dieser aber wieder zurück, blieb allerdings konstant auf geringer Drehzahlstufe am Laufen. Auch die Gehäusetemperatur nahm rasch ein vertretbares, handwarmes Niveau an. Hinzugefügt muss hier allerdings werden, dass die Umgebungstemperaturen in den Ausstellungsräumlichkeiten jenseits der 26-27°C bereits für eine hohe Grunderwärmung der ausgestellten Stücke sorgten.
Fazit
Auch wenn Sony das vermutlich so nicht unterschreiben würde, alles in allem haben wir hier ein klassisches weiteres Netbook, welches sich mit einer langen Liste an möglichen Konkurrenten messen muss. Natürlich, mit dem soliden, kompakten Gehäuse und dem hochauflösendem Display hat das Sony Vaio W11 gute Karten, allerdings muss es sich in den Disziplinen Lautstärke, Gehäusetemperatur und vor allem der für eine mobile Verwendung besonders wichtigen Akkulaufzeit erst einmal beweisen.
Stark auf die Gewohnheiten des Users kommt es wie immer bei der Tastatur und letztlich auch beim eingesetzten Display an. Was für die einen ein absolutes „No-Go“ darstellt, insbesondere für jene die das Netbook auch im Freien nutzen wollen, ist für User die das Gerät überwiegend zuhause in Innenräumen verwenden eher Nebensache. Über das spiegelnde Display lässt sich also wieder einmal streiten. Aber wie gesagt, wer hätte von Sony allen Ernstes auch etwas anderes als ein Glare-Panel erwartet? Na eben.
Ein ausführlicher Test des neuen Sony Vaio W11 folgt. Stay tuned!