Google: Lügen und Diffamierungen nur schwer entfernbar
"Ist der Ruf erst ruiniert, lebt es sich ganz ungeniert." Wird dieser Spruch manchmal eher scherzhaft für üble Nachrede gebraucht, so haben beleidigende, rufschädigende oder schlicht unwahre Aussagen dank der sehr schnellen und unkomplizierten Verbreitung über das Internet für die Betroffenen heutzutage oft verheerende oder sogar existenzbedrohende Auswirkungen. Eine ganz wichtige Rolle in der Eindämmung von Beleidigungen, Hass, Lügen und Rufschädigung im Internet kommt dem Internetriesen Google zu.
Google ist für viele Menschen heute rund um den Globus die zentrale Kommunikations- und Informationsschnittstelle: "Frag doch Google!" Einen solchen oder ähnlichen Spruch hat wohl jeder von uns schon im Bekannten-, Freundes- oder Familienkreis gehört. Das liegt daran, dass Google (fast) alles weiß und inzwischen auch Fragen beantwortet. Kein Wunder also, dass viele Menschen Google fast blind vertrauen. Google hat quasi eine Monopolstellung bei der Internetsuche. Damit wächst aber auch die Verantwortung für den Umgang mit Informationen. Die Stiftung Warentest ist mit der aktuellen Praxis bei der Entfernung von Links in den Suchergebnissen allerdings nicht zufrieden.
Konkret wirft Warentest dem Internetriesen vor, dass Google weiter Zugriff auf beleidigende und rufschädigende Aussagen gewähre, selbst wenn Google den Opfern zugesagt habe, entsprechende Suchergebnisse zu entfernen oder diese sogar gerichtliche Verbote erwirkt haben. Durch den Link auf eine Datenbank sorge der Suchmaschinenanbieter dafür, dass unwahre, verleumderische oder frei erfundene Artikel weiterhin gelesen werden können.
So habe Finanztest in mehreren Artikeln seit Sommer 2017 das kriminelle System rund um Rainer von Holst und dessen Internetportal Gerlachreport.com aufgedeckt. Laut Warentest habe von Holst Anleger um Millionen geprellt und Unternehmen erpresst. Gemäß Warentest habe das Internetportal Gerlachreport.com daraufhin vorgeblich frei erfundene Vorwürfe gegenüber der Stiftung Warentest und speziell einer Redakteurin veröffentlicht. Da es in Deutschland keine ladungsfähige Adresse gebe, beantragte die Stiftung Warentest bei Google, in Suchergebnissen 24 Links zu Artikeln mit unwahren Behauptungen und Beleidigungen im Gerlachreport zu löschen. Google habe sie zwar entfernt, verwies aber per Link auf die Datenbank LumenDatabase.org, über die rufschädigende Aussagen weiterhin auffindbar seien.
Dass Google den Schutz persönlicher Daten und Rechte nicht ernst nehme, zeige laut der Meinung von Warentest auch die Reaktion auf Finanztest vorliegende Gerichtsbeschlüsse. Zwei Firmen gingen laut Warentest rechtlich gegen den Suchmaschinenbetreiber vor, weil dieser sich weigerte, Links auf Artikel im Gerlachreport mit frei erfundenen Behauptungen wie "Verbrecher" und "Betrüger" zu entfernen. Wie weiter ausgeführt wird, beantragten beide Firmen eine einstweilige Verfügung. Das Landgericht Berlin gab beiden Anträgen statt und verbot Google, die Links weiter anzuzeigen. Doch trotz gerichtlicher Verbote verlinke Google weiter auf die Datenbank Lumen, über welche die Artikel weiterhin zu finden seien. Der Internetriese wolle daran laut Warentest auch nichts ändern.