Erster Eindruck: Lenovo ThinkPad X250 im Test
Trotz (oder gerade wegen) ihrer geringen Abmessungen zählt die X200-Reihe bei vielen Anwendern zu den beliebtesten ThinkPads überhaupt. Auf einen Nachfolger für das bereits im September 2013 vorgestellte X240 mussten Interessenten jedoch länger als gewöhnlich warten – die Verzögerungen bei der Einführung der Intel-Broadwell-Prozessoren dürfte mutmaßlich auch die Pläne von Herstellern wie Lenovo über den Haufen geworfen haben.
Seit wenigen Tagen ist das neue ThinkPad X250 nun endlich im Handel erhältlich und schickt sich an, erneut um die Krone der Subnotebook-Klasse zu kämpfen. Je nach Konfiguration starten die Preise bei etwa 950 Euro für das Basismodell mit Core-i3-CPU, 4 GB RAM und 500-GB-SSHD; wer sich für das Topmodell mit Core-i7-Chip, doppelter Speichermenge und SSD entscheidet und dazu noch ein integriertes WWAN-Modul benötigt, nähert sich allerdings schnell der 2.000-Euro-Marke. Günstiger wird es für Schüler, Studenten oder Lehrkräfte, die in den Genuss großzügiger Education-Rabatte kommen: Unser gut ausgestattetes Testgerät (Core i7-5600U, 8 GB RAM, 360-GB-SSD, kein OS) ist so bereits ab 1.300 Euro erhältlich.
Nachfolgend wollen wir unsere erste Eindrücke zum X250 schildern um damit die Wartezeit auf den demnächst folgenden, gewohnt ausführlichen Testbericht zu verkürzen.
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Details
Erster Eindruck
Anders als beim ThinkPad X240, wo Lenovo einige größere Änderungen am Gehäuse vorgenommen hatte, sind die Modifikationen der 2015er-Generation selbst für Experten kaum zu erkennen. Mit 1,43 Kilogramm Gewicht und 20,3 Millimetern Bauhöhe ist das X250 wenige Gramm leichter, aber einige Zehntelmillimeter dicker als der Vorgänger, was allerdings selbst im direkten Vergleich nicht wirklich auffällt. Demzufolge hat sich auch an den mechanischen Eigenschaften des Chassis nicht viel geändert: Basiseinheit und Display überzeugen mit insgesamt hoher Stabilität, wenngleich einige kleine Schwachstellen wie der recht flexible Bereich oberhalb des SmartCard-Readers noch immer nicht verbessert wurden. Viel mehr Kritikpunkte findet aber auch unser kritisches Auge nicht: Die gesamte Konstruktion erscheint zweckgemäß und sauber verarbeitet, die eingesetzten glasfaserverstärkten Kunststoffe vielleicht nicht unbedingt exquisit, dafür aber widerstandsfähig und langlebig. Einen soliden Halt des Deckels garantieren wie üblich massive Metallscharniere.
Auch in puncto Anschlussvielfalt hält das X250 keine Überraschungen bereit: Unter anderem kann das Subnotebook mit zwei USB-3.0-Ports, VGA und MiniDisplayPort aufwarten, die sich auf die linke- und rechte Gehäuseseite verteilen. Schön, dass auch die klassische Ethernet-Buchse nicht gestrichen wurde – wer sich nur per Kabel ins Firmennetzwerk einklinken kann, wird es Lenovo danken.
Eingabegeräte
Nach anfänglichem Unmut haben sich mittlerweile die meisten ThinkPad-Nutzer mit dem vor wenigen Jahren eingeführten Chiclet-Keyboard angefreudet. Mit ihrem knackigen Anschlag, dem großzügigen Hubweg sowie dem satten, mechanischen Schreibgefühl gilt die Tastatur nicht umsonst bei vielen Anwendern als absoluter Benchmark für die Konkurrenz.
Deutlich kontroverser wurde dagegen das ebenfalls mehrfach überarbeitete Touchpad diskutiert, bei dem Lenovo nun wieder einen Schritt zurück rudert. Anstelle einer vollintegrierten Clickpad-Lösung tritt nun eine Konstruktion, bei der zumindest die Trackpoint-Tasten als eigene physische Schalter ausgeführt sind. Das Touchpad muss leider weiterhin auf dedizierte Buttons verzichten, was in unseren Augen einen ergonomischen Nachteil gegenüber Alternativen wie dem Latitude E7250 darstellt. Dennoch: Insgesamt macht das X250 hier einen klaren Schritt nach vorn.
Display
Je nach Konfiguration löst das 12,5 Zoll große Display mit 1.366 x 768 (TN-/IPS-Panel) oder 1.920 x 1.080 Bildpunkten (IPS-Panel) auf, was einer Pixeldichte von 125 beziehungsweise 176 dpi entspricht. Die uns vorliegende FullHD-Variante wird des Weiteren auch in einer (semi-)matten Touch-Variante angeboten, welche allerdings nicht nur den Kaufpreis, sondern auch Gehäusedicke und Gewicht geringfügig nach oben treibt.
Qualitativ hinterlässt das rund 357 cd/m² helle und sehr kontrastreiche Display einen exzellenten Ersteindruck. Dank IPS-Panel verändert sich die Darstellung auch bei schräger Betrachtung kaum, Farben und Graustufen werden stets kräftig und unverfälscht abgebildet. Dabei erweist sich die Anzeige bereits im Auslieferungszustand als recht präzise eingestellt, sodass eine nachträgliche Kalibrierung kaum weitere Verbesserungen mit sich bringt. Professionelle Anwender aus dem Bereich Grafikbearbeitung/Fotografie dürften allerdings den stark eingeschränkten Farbraum kritisieren, der lediglich 58 Prozent des sRGB- sowie 42 Prozent des AdobeRGB-Standards abdeckt.
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Ausleuchtung: 81 %
Helligkeit Akku: 396 cd/m²
Kontrast: 902:1 (Schwarzwert: 0.44 cd/m²)
ΔE Color 4.2 | 0.5-29.43 Ø4.92
ΔE Greyscale 3.1 | 0.5-98 Ø5.2
65.5% sRGB (Argyll 1.6.3 3D)
42% AdobeRGB 1998 (Argyll 1.6.3 3D)
45.71% AdobeRGB 1998 (Argyll 2.2.0 3D)
65.8% sRGB (Argyll 2.2.0 3D)
44.14% Display P3 (Argyll 2.2.0 3D)
Gamma: 2.6
Lenovo ThinkPad X250-20CLS06D00 HD Graphics 5500, 5600U, Intel SSD Pro 2500 Series SSDSC2BF360A5L | Dell Latitude 12 E7250 HD Graphics 5500, 5300U, Samsung PM851 Series MZMTE256HMHP | Asus ASUSPRO Advanced BU201LA-DT036G HD Graphics 4400, 4210U, Toshiba MQ01ABF050 | Lenovo ThinkPad X240 HD Graphics 4400, 4600U, Samsung SSD 840 250GB MZ7TD256HAFV | |
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Bildschirm | -15% | -10% | -27% | |
Helligkeit Bildmitte | 397 | 360 -9% | 433 9% | 377 -5% |
Brightness | 357 | 330 -8% | 396 11% | 348 -3% |
Brightness Distribution | 81 | 81 0% | 80 -1% | 84 4% |
Schwarzwert * | 0.44 | 0.53 -20% | 0.47 -7% | 0.518 -18% |
Kontrast | 902 | 679 -25% | 921 2% | 728 -19% |
Delta E Colorchecker * | 4.2 | 5.58 -33% | 5.56 -32% | 6.85 -63% |
Delta E Graustufen * | 3.1 | 3.98 -28% | 4.92 -59% | 6.48 -109% |
Gamma | 2.6 85% | 2.21 100% | 2.48 89% | 2.75 80% |
CCT | 6246 104% | 6192 105% | 6054 107% | 6379 102% |
Farbraum (Prozent von AdobeRGB 1998) | 42 | 42.2 0% | 41 -2% | 41 -2% |
Color Space (Percent of sRGB) | 65.5 |
* ... kleinere Werte sind besser
Leistung
Zu den größten Highlights des ThinkPad X250 zählen sicherlich die neuen Broadwell-Prozessoren, die von Intel als fünfte Generation der Core-Architektur vermarktet werden. Während die architektonischen Neuerungen gegenüber Haswell eher marginal ausfallen, verspricht der verfeinerte 14-Nanometer-Herstellungsprozess eine deutlich verbesserte Energieeffizienz und damit bei gleichem Verbrauch mehr Performance.
Je nach Benchmark schlägt der Core i7-5600U (2,6 - 3,2 GHz, 15 Watt) den Core i7-4600U (2,1 - 3,3 GHz, 15 Watt) im Vorgängermodell um etwa 5 bis 20 Prozent, wobei vor allem dann besonders große Differenzen zu verzeichnen sind, wenn beide CPU-Kerne über längere Zeit voll ausgelastet werden. Wirklich spürbar ist die Mehrleistung im Alltag zwar nicht, bei einem mehr oder weniger kostenlosen Upgrade nimmt man diesen Vorteil aber gerne mit.
Grafikseitig kommt statt der integrierten HD Graphics 4400 (20 EUs, 200 - 1.100 MHz) nun die HD Graphics 5500 (24 EUs, 300 - 950 MHz) zum Einsatz. Neben neuen Features wie DirectX 11.2 bietet die GPU auch solide Leistungssteigerungen in einer Größenordnung von etwa 20 bis 30 Prozent. Schade: Da Lenovo auch weiterhin nur einen DDR3-Slot verbaut – in diesem Fall bestückt mit 1x 8 GB DDR3L-1600 –, arbeitet der Speichercontroller nur im langsamen Single-Channel-Modus. Andere Hersteller setzten auf zwei Slots oder verlöten eine gewisse RAM-Menge fest auf dem Board, sodass auch ein Dual-Channel-Betrieb möglich ist. In 3D-Anwendungen kann dieser die Performance um bis zu 25 Prozent steigern, wohingegen die CPU-Leistung kaum von zusätzlicher Bandbreite profitiert.
3DMark | |
1920x1080 Fire Strike Score (nach Ergebnis sortieren) | |
Lenovo ThinkPad X250-20CLS06D00 | |
Dell Latitude 12 E7250 | |
Asus ASUSPRO Advanced BU201LA-DT036G | |
Lenovo ThinkPad X240 | |
1280x720 Cloud Gate Standard Score (nach Ergebnis sortieren) | |
Lenovo ThinkPad X250-20CLS06D00 | |
Dell Latitude 12 E7250 | |
Asus ASUSPRO Advanced BU201LA-DT036G | |
Lenovo ThinkPad X240 | |
1280x720 Ice Storm Standard Score (nach Ergebnis sortieren) | |
Lenovo ThinkPad X250-20CLS06D00 | |
Dell Latitude 12 E7250 | |
Asus ASUSPRO Advanced BU201LA-DT036G | |
Lenovo ThinkPad X240 |
Emissionen
Da kann man nicht meckern: Im Leerlauf und bei geringer Last (Office, Browsing) arbeitet das ThinkPad zumeist lautlos, da sich der Lüfter des Gerätes vollständig abschaltet. Sonderlich laut wird das Gerät aber auch Volllast nicht – mehr als knapp 34 dB(A) konnten wir selbst in Extremsituationen nicht messen. Die Temperaturen von Gehäuseoberfläche und Prozessor bewegen sich gleichzeitig auf einem sehr niedrigen Niveau, sodass auch im Hochsommer keine Einschränkungen zu erwarten sind.
Lautstärkediagramm
Idle |
| 29 / 29 / 30.3 dB(A) |
Last |
| 33.4 / 33.7 dB(A) |
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30 dB leise 40 dB(A) deutlich hörbar 50 dB(A) störend |
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min: , med: , max: Voltcraft sL-451 (aus 15 cm gemessen) |
(±) Die maximale Temperatur auf der Oberseite ist 43.6 °C. Im Vergleich liegt der Klassendurchschnitt bei 35.9 °C (von 21.4 bis 59 °C für die Klasse Subnotebook).
(±) Auf der Unterseite messen wir eine maximalen Wert von 42.3 °C (im Vergleich zum Durchschnitt von 39.4 °C).
(+) Ohne Last messen wir eine durchschnittliche Temperatur von 25.4 °C auf der Oberseite. Der Klassendurchschnitt erreicht 30.8 °C.
(+) Die Handballen und der Touchpad-Bereich sind mit gemessenen 27.5 °C kühler als die typische Hauttemperatur und fühlen sich dadurch kühl an.
(±) Die durchschnittliche Handballen-Temperatur anderer getesteter Geräte war 28.3 °C (+0.8 °C).
Energie und Akkulaufzeit
Bei vergleichbarer Ausstattung (mit Ausnahme des fehlenden WWAN-Moduls) liegt die Leistungsaufnahme des ThinkPad X250 im Leerlauf etwa ein bis zwei Watt unter dem Vorgänger X240. Unter Last kehrt sich dies ins Gegenteil um, hier erweist sich das neue Modell mit 28,6 Watt als etwa zwei Watt energiehungriger. Kurzzeitig schießt der Verbrauch zu Beginn unseres Stresstests sogar bis auf 44,3 Watt, um nach Einsetzen des TDP-bedingten Throttlings wieder unter die 30-Watt-Marke abzufallen.
Insgesamt dürften sich die Laufzeiten bei gleicher Akkukapazität nur geringfügig verändern – im Alltag sollten die 48 Wh (24 Wh intern, 24 Wh Zusatzakku) unseres Testgerätes für etwa 6 Stunden WLAN-Surfen oder Video-Playback ausreichen.
Aus / Standby | 0 / 0.1 Watt |
Idle | 2.7 / 7 / 8 Watt |
Last |
28.6 / 44.3 Watt |
Legende:
min: ,
med: ,
max: Extech Power Analyzer 380803 |
Fazit
Ohne unserem abschließenden Testurteil vorgreifen zu wollen: Mit dem ThinkPad X250 bahnt sich eine solide Weiterentwicklung des X240 an, bei der Lenovo auch auf einige der Kritikpunkte des Vorgängers (Stichwort Touchpad) eingegangen ist. Ob das in Verbindung mit der höheren Performance einen Neukauf rechtfertigt, erscheint allerdings zweifelhaft – dafür sind die Unterschiede vermutlich nicht tiefgreifend genug. Für Neueinsteiger oder Nutzer deutlich älterer Modelle (X220, X230) könnte das X250 dagegen eine sehr interessante Wahl darstellen. Wie sich das ThinkPad im Duell mit anderen Kontrahenten wie dem kürzlich getesteten Dell Latitude E7250 schlägt, wird unser demnächst erscheinender, ausführlicher Artikel erörtern.