Die KI im Samsung Galaxy S23 Ultra fälscht nicht nur den Mond: Kritik vom Profi-Fotografen
Samsungs Galaxy S23 Ultra (hier bei Amazon erhältlich) steht seit einigen Tagen im Schatten des Mondes, nachdem ein Reddit-User aufgedeckt hatte, wie viele Details Samsungs künstliche Intelligenz aus praktisch komplett detailfreien Aufnahmen des Mondes hervorzaubern kann. Samsung hat seine kritisierte KI-Technik in einem mittlerweile auch im internationalen Pressroom verfügbaren Blogeintrag zwar erklärt und zur Fake-AI-Moon-Affäre Stellung bezogen, dennoch wird eifrig weiter darüber diskutiert, was KI in der Smartphone-Kamera nun darf und was nicht, der Fälschungsvorwurf steht weiterhin im Raum.
Das erinnert wohl nicht zufällig ein wenig an die Diskussionen rund um Chat-GPT und die gern als "Halluzinationen" bezeichneten Falschinformationen, die OpenAIs gesprächige, künstliche Intelligenz manchmal produziert, wenn sie nach Dingen gefragt wird, auf die sie nicht trainiert wurde. Auch Samsungs KI scheint manchmal Bilder mehr oder weniger zu verfälschen, was durchaus groteske Ausmaße annehmen kann, wie etwa die Bilder des Reddit-Users expectopoosio (1, 2) zeigen, die vom Profi-Fotografen Tony Northrup auch in seinem neuesten Video zum Thema (siehe weiter unten) aufgegriffen wurden.
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Details
Künstliche Intelligenz verschlimmbessert manche Aufnahmen
Offenbar hat Samsungs KI im Galaxy S23 Ultra im ersten Photo oben fälschlicherweise keine Fenster sondern Anzeichen für Schriftzeichen erkannt, die sie entsprechend "ergänzt" hat. Die chinesisch anmutenden Zeichen scheinen allerdings keinen rechten Sinn zu ergeben und treten auch nicht zu allen Tageszeiten und Witterungsbedingungen auf, wie ein zweites Bild derselben Häuserfront zeigt. Weniger grotesk aber nicht minder interessant sind die Beispielfotos unten aus dem Video des Youtubers, die ebenfalls durchaus umstrittene Effekte des KI-Einsatzes im Galaxy S23 Ultra demonstrieren.
So wird das Haar im 200 Megapixel Vergleichsbild mit einer "Nicht-KI-fähigen" Sony A7R IV Kamera zwar auf den ersten Blick besser dargestellt, doch die Details in den Strukturen verschwinden und werden "übermalt". Im zweiten Bild der Hand zeigt sich, dass Samsungs KI nur dann Details hervorholt, wenn es sie auch erkennt, dabei aber offenbar überraschende Wissenslücken hat. So fehlen Details im Knöchel des Handgelenks und am Fingerrücken wird unterhalb des seltsam leer gezeichneten Bereichs eine Linie ergänzt, die im unverfälschten Bild eher ein Schatten ist. Ganz sicher ist sich die Künstliche Intelligenz auch bei der Unterschrift im Bild 3 nicht und ergänzt einfach irgendwelche Linien.
Fälschungsvorwurf steht nicht nur beim Mond im Raum
Tony Northrup zeigt mit diesen Bildern also auf, dass Samsungs AI oft nur vermeintlich mehr Details liefert, als die Optik tatsächlich abbildet, die Ergebnisse wirken seltsam inkonsistent und werfen zudem auch die bereits von anderen Youtubern gestellten ethischen Fragen auf. Darf eine KI in den Entstehungsprozess eines Photos derart stark eingreifen und Details ergänzen beziehungsweise verändern?
Natürlich kann man den Scene Optimizer auch komplett ausschalten, wie Samsung betont, allerdings dürften die wenigsten Nutzer über die Konsequenzen dieser Funktion entsprechend aufgeklärt sein, zumal der Hersteller immer wieder betont, dass Details - etwa bei der Erkennung des Mondes - dank Machine Learning nur hervorgehoben werden. Die Bilder oben zeigen allerdings erneut, dass Samsungs KI in viele Bereiche eines Photos eingreift und Details der Aufnahme verändert.
Bonus: Samsung Galaxy S23 Ultra gegen Apple iPhone 14 Pro und Sony A7R IV
Nachdem im Video oben teils auch auf das Testvideo im Vergleich mit dem Apple iPhone 14 Pro und der Sony A7R IV verwiesen wurde, hier auch noch dieses Video, in dem das Fotografen-Ehepaar durchaus amüsant und ironisch die Vor- und Nachteile der Kameras des Galaxy S23 Ultra bewertet und mit der Konkurrenz vergleicht.