Der neue Apple M2-SoC in der Analyse - Deutlich schlechtere CPU-Effizienz als der M1
Mit dem M1-Prozessor hat Apple vor rund zwei Jahren einen beeindruckenden Chip auf den Markt gebracht, der sich auch Anhieb in vielen Bereichen vor die Konkurrenz von Intel und AMD schieben konnte, insbesondere bei der Effizienz. Jetzt konnten wir die beiden neuen Varianten des M2-SoC testen, der prinzipiell die gleiche Architektur verwendet und auch weiterhin in einem 5-nm-Prozess gefertigt wird. Dieses Problem, regelmäßig mehr Leistung aus bekannten Chips heraus zu kitzeln zu müssen, kennen wir ebenfalls schon von der Konkurrenz, schließlich erwartet der Markt mit jeder neuen Produktgeneration auch mehr Leistung.
Auch Apple verspricht bei der Produktvorstellung mehr Leistung gegenüber dem alten M1-Prozessor, sowohl beim Prozessor als auch der Grafikkarte. Bei den Vergleichen der Effizienz zieht der Hersteller aus Cupertino aber hauptsächlich "PC-Laptop-Chips" heran, die Vergleiche mit dem M1 werden nicht immer genutzt. Den generellen Leistungsanstieg können wir auch bestätigen, gleichzeitig aber auch einen höheren Stromverbrauch. Wie sich das nun auf die Effizienz auswirkt, wollen wir nachfolgend noch einmal genauer beleuchten.
Der Apple M2-SoC
Der neue M2-SoC ist eine Weiterentwicklung des alten M1-Chips und wird in einem verbesserten 5-nm-Prozess hergestellt (wahrscheinlich N5P bei TSMC). Neben einer gesteigerten Zahl an Transistoren (jetzt 20 gegenüber 16 Milliarden), einer neuen Media-Engine mit Unterstützung für 8K & ProRes-Dateien (die auch beim M1 Pro, M1 Max & M1 Ultra zum Einsatz kommt) sowie einer schnelleren Neural-Engine gibt es jetzt auch stärkere GPUs mit 8 oder 10 Kernen. Durch den Wechsel von LPDDR4x-RAM auf LPDDR5x-Arbeitsspeicher konnte Apple zudem die maximale Speicherbandbreite von 68,25 GB/s auf 100 GB/s erhöhen und es werden jetzt bis zu 24 GB gemeinsamer Speicher unterstützt. Das Speicherinterface selbst liegt aber weiterhin bei 128 Bit, während es bei den größeren M1-Pro-Chips 256 Bit sind (M1 Max sogar 512 Bit).
An der grundsätzlichen CPU-Konfiguration hat sich aber nichts verändert, denn es gibt nach wie vor insgesamt 8 Kernen mit einem Performance-Cluster (4 Kerne) sowie einem Efficiency-Cluster (4 Kerne). Der maximale Takt der Kerne wurde aber erhöht, denn die Efficiency-Kerne erreichen jetzt maximal 2,4 GHz (vorher max. 2,1 GHz) und sie profitieren auch von der schnelleren Speicheranbindung. Bei den Performance-Kernen hat sich ebenfalls der maximale Takt auf bis zu 3,48 GHz erhöht (vorher max. 3,2 GHz), zudem wurde der L2-Cache der Performance-Kerne von 12 auf 16 MB erhöht.
Bei der integrierten Grafikkarte wissen wir nicht genau, welche Veränderungen vorgenommen wurden. Wir können definitiv sagen, dass die GPU-Kerne (egal ob bei der 8- oder 10-Kern-Version) jetzt einen höheren Maximaltakt von 1.398 MHz erreichen; beim M1 waren es noch maximal 1.278 MHz. Zudem wird auch die GPU von der schnelleren Speicheranbindung profitieren. Da der Stromverbrauch bei der 8-Kern-GPU in unseren Tests nicht wirklich gestiegen ist, muss es aber noch weitere Verbesserungen geben.
Single-Core Leistung & Effizienz
In den Single-Core-Benchmarks macht sich der gesteigerte Takt der Performance-Kerne bemerkbar, denn hier liegt der neue M2-SoC nicht nur vor dem alten M1, sondern auch den anderen M1-Versionen inklusive Pro, Max und sogar Ultra. Diese setzen nämlich auf die gleichen Performance-Kerne mit dem gleichen Takt wie beim M1, weshalb die neuen M2-MacBooks aktuell die beste Single-Core-Leistung in Apples Portfolio bieten. Insgesamt liegt der Vorsprung hier je nach Test bei 6-8 Prozent.
Single-Core Performance Rating - Percent | |
Apple M2 | |
Apple M2 | |
Apple M1 Pro | |
Apple M1 Pro 8-Core | |
Apple M1 | |
Apple M1 |
Cinebench R23 - Single Core | |
Apple M2 | |
Apple M2 | |
Apple M1 Pro | |
Apple M1 Pro 8-Core | |
Apple M1 | |
Apple M1 |
Geekbench 5.5 - Single-Core | |
Apple M2 | |
Apple M2 | |
Apple M1 Pro 8-Core | |
Apple M1 Pro | |
Apple M1 | |
Apple M1 |
Der höhere Takt lässt aber auch den Stromverbrauch steigen, denn aus den ~3,7 Watt beim M1 werden nun ~5,3 Watt beim neuen M2. Die M1-Pro-Modelle benötigen mit 7 Watt noch mehr Strom, doch es sind einfach auch deutlich größere Chips mit viel mehr Kernen. Das bedeutet also, dass die Single-Core-Effizienz des neuen M2 rund 26 % schlechter geworden ist als beim alten M1-Prozessor.
Power Consumption | |
Cinebench R23 Single Package Power | |
Apple M1 Pro 8-Core | |
Apple M1 Pro | |
Apple M2 | |
Apple M2 | |
Apple M1 | |
Apple M1 | |
Cinebench R23 Single Package Power Efficiency | |
Apple M1 | |
Apple M1 | |
Apple M2 | |
Apple M2 | |
Apple M1 Pro 8-Core | |
Apple M1 Pro |
* ... kleinere Werte sind besser
Multi-Core Leistung & Effizienz
In den Multi-Core-Tests ist der Leistungsanstieg gegenüber dem alten M1 höher, da ja auch alle 8 Kerne einen höheren Takt nutzen können. In Geekbench 5 sehen wir die maximale Steigerung von 18 %, die auch Apple bewirbt. Bei Cinebench R23 ist der Vorteil aber nicht ganz so groß, sodass wir im Durchschnitt bei einem Leistungsvorteil von ungefähr 15 Prozent liegen.
Die M1-Pro-CPUs haben in den Multi-Tests natürlich einen deutlicheren Vorteil, zumindest die 10-Kern-Varianten (+40 %), bei denen alle 8 Performance-Kerne genutzt werden. Beim 8-Kern-Modell des M1 Pro im kleineren MacBook Pro 14 sind es nur 6 Performance-Kerne, weshalb der Vorteil gegenüber dem neuen M2 mit rund 10 % deutlich geringer ausfällt.
Multi-Core Performance Rating - Percent | |
Apple M1 Pro | |
Apple M1 Pro 8-Core | |
Apple M2 | |
Apple M2 | |
Apple M1 | |
Apple M1 |
Cinebench R23 - Multi Core | |
Apple M1 Pro | |
Apple M1 Pro 8-Core | |
Apple M2 | |
Apple M2 | |
Apple M1 | |
Apple M1 |
Geekbench 5.5 - Multi-Core | |
Apple M1 Pro | |
Apple M1 Pro 8-Core | |
Apple M2 | |
Apple M2 | |
Apple M1 | |
Apple M1 |
Diesem Leistungsvorteil von durchschnittlich 15 % zum M1 steht aber auch ein Mehrverbrauch von rund 35-40 % gegenüber, weshalb auch hier die Effizienz 20-25 % schlechter ausfällt. Der neue M2 ist damit fast auf dem Niveau der M1-Pro-Modelle mit 10 Kernen angekommen.
Power Consumption | |
Cinebench R23 Multi Package Power | |
Apple M1 Pro | |
Apple M1 Pro 8-Core | |
Apple M2 | |
Apple M2 | |
Apple M1 | |
Apple M1 | |
Cinebench R23 Multi Package Power Efficiency | |
Apple M1 | |
Apple M1 | |
Apple M2 | |
Apple M2 | |
Apple M1 Pro | |
Apple M1 Pro 8-Core |
* ... kleinere Werte sind besser
Vergleich mit AMD und Intel
Wenn wir zunächst einen Blick auf die neuen Intel Alder-Lake-Prozessoren werfen, sehen wir sowohl bei der Single-Core- als auch der Multi-Core-Leistung einen klaren Vorteil gegenüber dem Apple M2 (die einzige Ausnahme ist der Single-Core-Test von Geekbench). Allerdings gilt das nur für Prozessoren mit hohen TDP-Werten; der Alder-Lake-P-Chip im Samsung Galaxy Book2 mit 20 Watt ist beispielsweise überhaupt nicht konkurrenzfähig.
Der neue AMD Ryzen 7 6800U ist in den Single-Core-Tests langsamer als der M2, kann sich aber im Multi-Core-Test von Cinebench R23 mit einem Vorteil von 20 % behaupten. Allerdings ist der Apple M2 in Geekbench wieder sehr gut und kann sich vor dem 6800U platzieren. Wenn man alle Werte zusammennimmt, liegt der neue M2 im Performance-Rating sogar vor dem Ryzen 7 6800U.
Performance Rating - Percent | |
Intel Core i7-12700H | |
Intel Core i7-1260P | |
Intel Core i5-1240P | |
Apple M2 | |
Apple M2 | |
AMD Ryzen 7 6800U | |
AMD Ryzen 5 5600U | |
Intel Core i5-1240P |
Obwohl die Effizienz im Apple internen Vergleich schlechter geworden ist, liegt der M2 immer noch deutlich vor der Konkurrenz von AMD und Intel. Besonders in den Single-Core-Tests ist die Effizienz um ein Vielfaches besser und vor allem die Alder-Lake-Chips von Intel fallen mit ihrem hohen Verbrauch der Performance-Kerne (25-30 Watt) ganz klar zurück. AMD ist mit dem Ryzen 7 6800U etwas besser, doch auch hier liegt der Verbrauch bei mehr als 15 Watt, trotz geringerer Leistung.
In den Multi-Core-Tests sind die aktuellen Intel-Chips bei der Effizienz ebenfalls komplett abgeschlagen auf den letzten Plätzen, wobei der Unterschied hier nicht mehr so eklatant groß ist wie bei den Single-Core-Tests. Der AMD Ryzen 7 6800U hingegen kann die Lücke zumindest bei der Betrachtung von Cinebench R23 aber fast schließen.
Power Consumption / Cinebench R23 Single Package Power Efficiency | |
Apple M2 | |
Apple M2 | |
AMD Ryzen 5 5600U | |
AMD Ryzen 7 6800U | |
Intel Core i5-1240P | |
Intel Core i7-1260P | |
Intel Core i7-12700H |
Power Consumption / Cinebench R23 Multi Package Power Efficiency | |
Apple M2 | |
Apple M2 | |
AMD Ryzen 7 6800U | |
AMD Ryzen 5 5600U | |
Intel Core i5-1240P | |
Intel Core i7-1260P | |
Intel Core i7-12700H | |
Intel Core i5-1240P |
Power Consumption / Cinebench R23 Single Package Power | |
Intel Core i7-12700H | |
Intel Core i7-1260P | |
Intel Core i5-1240P | |
AMD Ryzen 7 6800U | |
AMD Ryzen 5 5600U | |
Apple M2 | |
Apple M2 |
Power Consumption / Cinebench R23 Multi Package Power | |
Intel Core i7-12700H | |
Intel Core i5-1240P | |
Intel Core i7-1260P | |
AMD Ryzen 7 6800U | |
Intel Core i5-1240P | |
Apple M2 | |
AMD Ryzen 5 5600U | |
Apple M2 |
* ... kleinere Werte sind besser
GPU Leistung & Effizienz
Bei der neuen M2-GPU schauen wir uns die nativen Benchmarks 3DMark Wild Life Extreme Unlimited sowie Geekbench und GFXBench an, die jeweils die Metal-Schnittstelle verwenden. Innerhalb der MacBook-Modelle ordnen sich diese sehr gut ein, denn die neue 8-Kern-GPU des M2 liegt insgesamt rund 16 % vor der alten 8-Kern-Variante des M1. Die 10-Kern-Variante des M2 ist wiederum nochmal 19 % schneller.
GPU Performance Rating - Percent | |
Apple M1 Pro 16-Core GPU | |
Apple M1 Pro 14-Core GPU | |
Apple M2 10-Core GPU | |
Apple M2 8-Core GPU | |
Apple M1 8-Core GPU | |
Apple M1 7-Core GPU |
3DMark - Wild Life Extreme Unlimited | |
Apple M1 Pro 16-Core GPU | |
Apple M1 Pro 14-Core GPU | |
Apple M2 10-Core GPU | |
Apple M2 8-Core GPU | |
Apple M1 8-Core GPU | |
Apple M1 7-Core GPU |
Geekbench 5.5 - Metal Score | |
Apple M1 Pro 16-Core GPU | |
Apple M1 Pro 14-Core GPU | |
Apple M2 10-Core GPU | |
Apple M2 8-Core GPU | |
Apple M1 8-Core GPU | |
Apple M1 7-Core GPU |
GFXBench - 2560x1440 Aztec Ruins High Tier Offscreen | |
Apple M1 Pro 16-Core GPU | |
Apple M1 Pro 14-Core GPU | |
Apple M2 10-Core GPU | |
Apple M2 8-Core GPU | |
Apple M1 8-Core GPU | |
Apple M1 7-Core GPU |
Trotz der gestiegenen Leistung ist der Stromverbrauch der 8-Kern-GPU des M2 nur minimal höher als bei der 8-Kern-GPU des alten M1. Der M2 skaliert sehr linear und die 10-Kern-Variante benötigt auch mehr Strom, beide Modelle haben aber einen Effizienzvorteil von 11 % gegenüber der M1-GPU.
Power Consumption | |
3DMark Wild Life Extreme Unlimited GPU Power | |
Apple M1 Pro 16-Core GPU | |
Apple M2 10-Core GPU | |
Apple M2 8-Core GPU | |
Apple M1 8-Core GPU | |
3DMark Wild Life Extreme Unlimited GPU Efficiency (internal tool) | |
Apple M2 10-Core GPU | |
Apple M2 8-Core GPU | |
Apple M1 8-Core GPU | |
Apple M1 Pro 16-Core GPU |
* ... kleinere Werte sind besser
Fazit - Der M2 ist nur ein kleines Upgrade
Alles in allem ist der neue M2-SoC wieder ein sehr guter und auch effizienter Chip, der viele Features vereint und gerade im Idle-Betrieb auch enorm sparsam ist, was auch die sehr guten Akkulaufzeiten des MacBook Pro 13 und MacBook Air erklärt. Zudem ist der Vorsprung gegenüber AMD und Intel vor allem im Single-Core-Betrieb immer noch enorm, wenn man sich die Effizienz ansieht. Bei der Multi-Core-Effizienz ist AMD mit der aktuellen Ryzen-6000-Generation aber nicht mehr weit weg.
Da Apple jedoch beim grundsätzlichen 5-nm-Prozess des M1 geblieben ist (auch wenn es gewisse Optimierungen gab), zeigt sich die Problematik, die auch Intel jahrelang hatte. Denn für den Leistungsvorteil der M2-CPU gegenüber dem M1 ist neben der schnelleren Speicheranbindung und dem vergrößerten Cache bei den Performance-Kernen hauptsächlich der höhere Takt verantwortlich, der aber wiederum mit einem höheren Stromverbrauch erkauft wird. Hier steht eine maximale Mehrleistung von 18 % in Multi-Core-Szenarien einem Mehrverbrauch von rund 40 % gegenüber, weshalb die CPU des neuen M2 auch nicht mehr so effizient arbeitet, wie es noch beim M1 der Fall war. Bei der integrierten Grafikkarte hingegen sehen wir sogar eine Effizienzverbesserung von rund 10 %, denn trotz der höheren Leistung benötigt die neue 8-Kern-GPU des M2 nur unwesentlich mehr Strom als die 8-Kern-Variante des alten M1.
Apple erkauft die höhere CPU-Leistung mit einem deutlich höheren Stromverbrauch, weshalb die Effizienz im Vergleich zum alten M1 leidet. Dennoch gibt es weiterhin einen Effizienzvorsprung gegenüber AMD und Intel, insbesondere bei Single-Core-Last.
Rückschlüsse auf die kommenden Pro-Versionen des M2, die wir Ende des Jahres in den aktualisierten Modellen des MacBook Pro 14 und 16 erwarten, lassen sich aus diesen Erkenntnissen aber nicht schließen, denn diese Chips sollen aktuellen Meldungen zufolge bereits in einem 3-nm-Prozess gefertigt werden.