Notebookcheck Logo

"Das ist uns extrem wichtig.": Exklusiv-Interview mit Lenovo ThinkPad Manager zu reparierbaren Laptops, dem ThinkPad X9 und dem Laptop der Zukunft

"Das ist uns extrem wichtig.": Exklusiv-Interview mit Lenovo ThinkPad Manager (abgebildet: Lenovo ThinkPad T14s Gen 6 und T14 Gen 6, Bildquelle: Benjamin Herzig/Notebookcheck)
"Das ist uns extrem wichtig.": Exklusiv-Interview mit Lenovo ThinkPad Manager (abgebildet: Lenovo ThinkPad T14s Gen 6 und T14 Gen 6, Bildquelle: Benjamin Herzig/Notebookcheck)
Zum MWC 2025 hatte Notebookcheck die exklusive Möglichkeit, ein Interview mit Tom Butler zu führen, der Executive Director mit Verantwortlichkeit für Lenovos ThinkPad Laptop-Lineup. Wir haben mit ihm über den ThinkPad TrackPoint, das neue ThinkPad X0 sowie Laptop-Namensgebung und Reparierbarkeit gesprochen.

Die ThinkPad-Serie, auf dem Markt seit 1992, hat eine lange Geschichte, die noch unter der Führung von IBM begann. Big Blue hat die Marke im Jahr 2005 an den damaligen Newcomer Lenovo abgegeben. Seitdem heißt es: Lenovo ThinkPad statt IBM ThinkPad. 

Allerdings wurde das ThinkPad-Team von Lenovo bis vor kurzem noch von IBM PC Veteranen geleitet. Das hat sich im Frühjahr 2024 geändert, als Tom Butler den Posten als "Executive Director of Commercial Portfolio and Product Management" übernahm.

Tom begann seine Karriere bei Lenovo in 2005, kurz nach der Übernahme der IBM-PC-Sparte. Direkt zu Beginn übernahm er bei der Entwicklung des Lenovo ThinkPad R60 eine Führungsrolle. Als Executive Director führt er nun die Fortentwicklung des gesamten ThinkPad-Portfolios an. Für Notebookcheck sprach Benjamin Herzig bei einem exklusiven Interview mit Tom im Rahmen des Lenovo MWC 2025 Showcase.

Tom Butler, Executive Director of Commercial Portfolio and Product Management (Bildquelle: Lenovo)
Tom Butler, Executive Director of Commercial Portfolio and Product Management (Bildquelle: Lenovo)

Notebookcheck: Lenovo hat vor kurzem Schlagzeilen mit dem ersten Premium-ThinkPad-Laptop ohne TrackPoint gemacht, dem Lenovo ThinkPad X9. Bist du ein TrackPoint- oder Touchpad-Nutzer?

Tom Butler: Lass mich zuerst etwas zum ThinkPad X9 sagen. Wir wissen, dass die Leute erstmal sagen werden "Oh wow, was passiert hier, ein ThinkPad ohne TrackPoint". Wir wollen unseren langjährigen Nutzern versichern: Es gibt weiterhin ein ganzes Portfolio mit ThinkPads, die den TrackPoint haben, und die werden nicht verschwinden. Mit dem X9 (verfügbar bei Amazon), dessen Name eine Anspielung auf das X1 ist, verfolgen wir ein bestimmtes Anliegen: Nutzerinnen und Nutzer zu erreichen, die nicht schon ein ThinkPad besitzen und die anderen Produktserien nicht interessant finden.

Zur Frage Touchpad oder TrackPoint: Mit meiner langjährigen Verbindung zur Marke bin ich natürlich ein TrackPoint-Nutzer. Allerdings muss ich als Manager auch sicherstellen, dass unsere Touchpad-Experience ebenfalls gut ist - immerhin sind alle Menschen, die kein ThinkPad benutzen, quasi automatisch auch Touchpad-User. Beim Touchpad finde ich besonders die Gesten nützlich. Die Antwort ist also: Beides!

Lenovo ThinkPad X9 (Bildquelle: Andreas Osthoff/Notebookcheck)
Lenovo ThinkPad X9 (Bildquelle: Andreas Osthoff/Notebookcheck)

Notebookcheck: Die Formel für Laptop-Design und die Eingabegeräte scheint mittlerweile ziemlich festgenagelt: ein Touchpad plus eine Tastatur. Wird es in diesem Bereich eine große Disruption geben, eine Evolution des Laptop-Inputs?

Tom Butler: Ich würde Laptops als ein aufrecht-stehendes Klavier-Design beschreiben: Das Display als Äquivalent des Notenblatts, mit der Eingabe, bei ThinkPads Touchpad, TrackPoint und Tastatur, davor. In diesem Jahr ist der 33. Geburtstag der Marke ThinkPad und der grundsätzliche Ansatz hat sich nicht verändert. Was wir nicht verändern wollen, ist das Rezept für unsere ThinkPad-Tastatur, denn die Tastatur ist immer noch die Eingabe, die man am häufigsten benutzt. Die Perfektionierung des Keyboards ist etwas, auf das wir viel Zeit verwenden. Bei einem Klavier ist es: Tastatur zur Musik. Bei einem Laptop ist es Tastatur zum Display.

Was das Laptop der Zukunft angeht: Hier wird AI eine wichtige Rolle spielen. Dabei denke ich vor allem an Spracheingabe mit natürlicher Sprache. Es wird mehr Spracheingabe geben, aber natürlich nur im privaten Bereich - die Menschen werden nicht in Flugzeugen und Zügen mit ihren PCs reden! (lacht) Deshalb probieren wir auch so viele Konzeptgeräte aus, denn wir wollen erforschen, wie wir diese Fähigkeiten sinnvoll in unsere Produkte integrieren können.

Notebookcheck: Ein anderes heißes Thema dieser Tage ist die Namensgebung bei Laptops. Einer eurer Mitbewerber hat die Laptop-Markennamen quasi komplett abgeschafft. Sind Markennamen weniger wichtig, sodass sie durch "gut, besser, am besten"-Namensgebungen ersetzt werden können?

Tom Butler: Wir haben einen sehr konventionellen und pragmatischen Ansatz. Es gibt einen Seriennamen für unsere ThinkPad-Produkte, wie T-Serie, L-Serie oder E-Serie, mit der Bildschirmgröße im Namen - T14, T16 und so weiter. Um es logisch zu halten und damit die Nutzer nicht die Übersicht verlieren, gibt es dann noch einen Generationsnamen hinten dran. Momentan planen wir da keine Änderungen. Lenovo hat als Marke Gewicht, genau wie unsere Laptop-Marken wie ThinkPad, ThinkBook oder Yoga für Privatkunden.

Notebookcheck: In den letzten Jahren hat Lenovo den Nachhaltigkeitsansatz mit den ThinkPads deutlich stärker betont. Zuerst kamen verstärkt wiederverwertete Materialien zum Einsatz, es folgten Verpackungen ohne Kunststoff und schließlich eine verbesserte Reparierbarkeit bei Modellen wie der ThinkPad-T-Serie. Natürlich kaufen Menschen, die ihren PC reparieren, weniger wahrscheinlich einen neuen Laptop. Kann der Verkauf von Ersatzteilen ein neues Geschäftsmodell sein?

Tom Butler: Nachhaltigkeit ist eine zentrale Säule in unserem Vorhaben, CO2-neutral zu werden. Das ist ein übergeordnetes Ziel von Lenovo als Unternehmen. Wenn man das erreichen will, ist es sinnvoll, die Produkte auch nachhaltig zu gestalten und die Nutzer nicht zum Neukauf zu zwingen. Ein Teil davon ist, robuste, hochwertige PCs zu bauen, die lange halten und bei denen man mit Reparaturen den Lebenszyklus noch verlängern kann. Wenn die Kunden das merken, werden sie es schätzen und auch beim nächsten Mal wieder zum ThinkPad greifen. Auch wenn das etwas länger dauert, aber diese Loyalität möchten wir aufbauen.

Spezifischer bei der Reparierbarkeit haben wir eine Führungsrolle eingenommen. Austauschbare Tastaturen, Akkus und Schrauben, die im Gehäuse stecken bleiben, gibt es bei vielen ThinkPads. Auf Messen wie dem MWC stellen wir unsere ThinkPad-Laptops auch geöffnet zur Schau, um die Reparierbarkeit zu demonstrieren. Die gleiche Führungsrolle nehmen wir auch bei der Verpackung ohne Kunststoff ein, bei der wir sogar auf Aufkleber und Zwirbel-Klammern achten. Das ist uns extrem wichtig.

Neueres ThinkPad der T-Serie: Verbesserte Wartbarkeit (Bildquelle: Lenovo)
Neueres ThinkPad der T-Serie: Verbesserte Wartbarkeit (Bildquelle: Lenovo)

Notebookcheck: Laptops dünner zu bauen, war in den 2010er-Jahren der wohl alles-entscheidende Trend. Ist das immer noch etwas, nachdem die Kunden lechzen, oder hat sich das überlebt?

Tom Butler: Wenn wir mit Kunden reden, dann wollen sie eine hohe Akkulaufzeit, tolle Leistung sowie ein geringes Gewicht und ein superdünnes Design. Aber all diese Aspekte konkurrieren untereinander - eine bessere Kühlung und ein größerer Akku beispielsweise erhöhen Bauhöhe und Gewicht. Es gilt daher, die richtige Balance zu finden.

Zur Bauhöhe kann ich sagen, dass wir aktuell an einem Punkt sind, der für die Kunden wohl akzeptabel ist. Der Grund dafür ist, dass wir bei allen neuen ThinkPad Features wie den HDMI-Port haben. Bei einigen Linien wie dem ThinkPad X1 Nano oder der ThinkPad Z-Serie hatten wir diesen Standard entfernt und rein auf USB-C gesetzt. Doch unseren Kunden haben gesagt: Wir wollen HDMI! Wenn man in der Welt unterwegs ist, wird man feststellen, jeder Konferenzraum hat einen TV oder Beamer mit HDMI-Anschluss. Da HDMI eine gewisse Bauhöhe voraussetzt, werden wir das Design nicht wesentlich schlanker gestalten können. Gleichzeitig wollen wir unseren Kunden natürlich Verbesserungen präsentieren. Daher haben wir uns mehr auf ein geringeres Gewicht konzentriert, zum Beispiel beim X1 Carbon Gen 13 oder dem ThinkPad X13 Gen 6.

Lenovo ThinkPad X300 (2008, Bildquelle: Notebookcheck)
Lenovo ThinkPad X300 (2008, Bildquelle: Notebookcheck)

Notebookcheck: Zum Abschluss, was ist dein Lieblingsthinkpad?

Tom Butler: Oh wow, das ist eine schwere Entscheidung. Wenn ich so in der Geschichte der ThinkPads zurückschaue, dann war das ThinkPad X300 ein großer Meilenstein für uns. Es war quasi ein Ultrabook vor der Ultrabook-Ära und ist definitiv einer meiner Favoriten. Ich mochte auch immer unsere kleinen Subnotebooks, die 12-Zoll-Modelle der X200-Serie. Ich liebe diese Größe, denn die Abmessungen und das Gewicht waren für Vielreisende perfekt. Man konnte damit auch damals schon in beengten Regionalflügen arbeiten. Ein Beispiel wäre das ThinkPad X240s, ein Japan-exklusives Modell, das super leicht war und das ich eine Zeit benutzt habe. Die moderne Version davon ist das ThinkPad X13, wobei ich natürlich aber auch das X1 Carbon sehr cool finde.

Quelle(n)

Eigene, Lenovo

Keine Kommentare zum Artikel

Fragen, Anregungen, zusätzliche Informationen zu diesem Artikel? - Uns interessiert Deine Meinung (auch ohne Anmeldung möglich)!
Keine Kommentare zum Artikel / Antworten

static version load dynamic
Loading Comments
Diesen Artikel kommentieren / Antworten
Teilen Sie diesen Artikel, um uns zu unterstützen. Jeder Link hilft!
Mail Logo
> Notebook Test, Laptop Test und News > News > Newsarchiv > News 2025-03 > "Das ist uns extrem wichtig.": Exklusiv-Interview mit Lenovo ThinkPad Manager zu reparierbaren Laptops, dem ThinkPad X9 und dem Laptop der Zukunft
Autor: Benjamin Herzig, 14.03.2025 (Update: 14.03.2025)