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Benchmark-Analyse: Qualcomm Snapdragon 8 Gen 2

Alles auf AI!

Qualcomm spendiert in der 2. Generation seiner Highend-Plattform des Snapdragon 8 vielen Systemen dedizierte AI-Prozessoren und überarbeitet unter anderem die Anordnung der CPU-Kerne. Wir konnten im Rahmen des Snapdragon Summit erste Benchmarks testen und möchten Ihnen an dieser Stelle deren Ergebnisse vorstellen.

Im Rahmen des Snapdragon Summits 2022 auf Maui hat Qualcomm am 16. November erstmals sein neuestes Spitzen-SoC für 2023 der Weltöffentlichkeit vorgestellt: den Snapdragon 8 Gen 2 (SM8550-AB).

Das System on a Chip (SoC) setzt wieder auf eine 4-nm-Architektur und ARMv9, die wie schon beim Snapdragon 8+ Gen 1, bei TCSM gefertigt wird. Neben einer überarbeiteten CPU sowie GPU stehen die übrigen Chip-Komponenten im Fokus. Denn insbesondere die AI- beziehungsweise ML-Fähigkeiten des Chips wurden stark erweitert. So ist der Sensing Hub erstmals mit einer eigenen Dual-NPU ausgestattet. Der kognitive Bildsignalprozessor (Cognitive ISP) wird nun ebenfalls von KI-Prozessen unterstützt und selbst das Snapdragon X70 5G Modem RF System erhält einen eigenen AI-Chip. 

Qualcomm spendiert dem Chipsatz auch andere neue Fähigkeiten. So kann der Snapdragon 8 Gen 2 erstmalig auch 8k-Inhalte mit bis zu 60 Bildern pro Sekunde wiedergeben und unterstützt nun moderne Speicherlösungen wie LPDDR5x-RAM sowie UFS-4.0-Speicher. Den vielgenannte Support für den Bluetooth-Audio-Codec aptX Lossless haben die beiden Vorjahres-SoCs ebenfalls schon beherrscht, lässt aber darauf schließen, dass wir 2023 endlich mit ersten Produkten rechnen können, die diesen Standard auch unterstützen. 

Während des Snapdragon Summits konnten wir das neue SoC ersten Benchmarks unterziehen, für welche uns ein sogenanntes Qualcomm Reference Device (QRD) zur Verfügung gestellt wurde, welches mit 12 GB LPDDR5x-RAM, einem 2.400 x 1.080 Pixel bietendes Display sowie Android 13 ausgestattet war. 

Spezifikationen

Snapdragon 8 Gen 1 Snapdragon 8+ Gen 1 Snapdragon 8 Gen 2
Architektur 4 nm (Samsung EUV), ARMv9-basiert 4 nm (TSMC), ARMv9-basiert 4 nm (TSMC), ARMv9-basiert
CPU 1x Cortex X2 (bis zu 3,0 GHz)
3x Cortex A710 (bis zu 2,5 GHz)
4x Cortex A510 (bis zu 1,8 GHz)
1x Cortex X2 (bis zu 3,2 GHz)
3x Cortex A710 (bis zu 2,5 GHz)
4x Cortex A510 (bis zu 1,8 GHz)
1x Cortex X3 (bis zu 3,2 GHz)
2x Cortex A715 und 2x A710
(beide bis zu 2,8 GHz)
3x Cortex A510 (bis zu 2,0 GHz)
RAM LPDDR5 (bis zu 3.200 MHz) LPDDR5 (bis zu 3.200 MHz) LPDDR5x (bis zu 4.200 MHz)
GPU Adreno 730 Adreno 730 Adreno 740
5G-Modem Snapdragon X65
Download: bis zu 10,0 GBit/s
Upload: bis zu 3 GBit/s
Snapdragon X65
Download: bis zu 10,0 GBit/s
Upload: bis zu 3 GBit/s
Snapdragon X70
Download: bis zu 10 GBit/s
Upload: bis zu 3,5 GBit/s
WLAN Wi-Fi 6E (bis zu 3,6 GBit/s) Wi-Fi 6E (bis zu 3,6 GBit/s) Wi-Fi 7 (bis zu 5,8 GBit/s)
ISP Triple 18 Bit
Always-On-ISP im Sensor-Hub
Triple 18 Bit
Always-On-ISP im Sensor-Hub
Triple 18 Bit, Cognitive ISP

Benchmarks - Snapdragon 8 Gen 2 mit Verbesserungen in allen Bereichen

Für eine bessere Performance hat Qualcomm die Kerne der CPU neu angeordnet. Das Leistungsbiest ist ein Cortex-X3-Kern mit bis zu 3,2 GHz, der von insgesamt vier zusätzlichen Performance-Kernen unterstützt wird. Diese setzen sich aus je zwei neuen Cortex-A715-Kernen sowie zwei, bereits aus dem Vorgänger bekannten, Cortex-A710-Kernen zusammen. Jeder davon kann mit bis zu 2,8 GHz arbeiten. Ergänzt wird das Quintett von drei stromsparenden Cortex-A510-Kernen, welche nun mit bis zu 2,0 GHz takten können. 

Bei der reinen CPU-Performance lassen sich kräftige Zuwächse gegenüber dem Vorjahres-QRD feststellen. Im Single-Core-Test des Geekbench 5.4 ist der Snapdragon 8 Gen 2 21 Prozent schneller, beim Einsatz aller Kerne sind es sogar 37 Prozent. Im CPU-Teilrating des AnTuTus sind es hingegen nur 16 Prozent. Vor allem im Multi-Core-Bereich macht sich der zusätzliche Leistungskern somit spürbar bemerkbar und bleibt dem Apple A16 dicht auf den Fersen. Im Single-Core-Betrieb ist der Abstand jedoch wesentlich größer.

In puncto AI-Performance legt der neue Snapdragon ordentlich zu und unterstützt nun auch INT4 sowie Micro Tile Inferencing. Qualcomm spricht von einer Leistungssteigerung von bis zu 325 Prozent. Im AIMark 3 bedeutet das immerhin ein Plus von 64 Prozent und ein erheblich besseres Ergebnis als bei der versammelten Konkurrenz, egal ob Apple oder Google Tensor G2. Das mag in anderen Benchmarks enger zugehen, zumal es vor allem bei AI-Benchmarks sehr entscheidend ist, welche Algorithmen getestet werden. 

Geekbench 5.5
Single-Core
Apple iPhone 14 Pro Max
1885 Points
Qualcomm Snapdragon 8 Gen 2 Reference Device
1493 Points
Motorola Edge 30 Ultra
1328 Points
Qualcomm Snapdragon 8 Gen 1 Reference
1237 Points
Xiaomi 12 Pro
1192 Points
Google Pixel 7 Pro
1048 Points
Multi-Core
Apple iPhone 14 Pro Max
5533 Points
Qualcomm Snapdragon 8 Gen 2 Reference Device
5243 Points
Motorola Edge 30 Ultra
4251 Points
Qualcomm Snapdragon 8 Gen 1 Reference
3839 Points
Xiaomi 12 Pro
3738 Points
Google Pixel 7 Pro
3222 Points

Legende

 
Qualcomm Snapdragon 8 Gen 2 Reference Device Qualcomm Snapdragon 8 Gen 2, Qualcomm Adreno 740,
 
Qualcomm Snapdragon 8 Gen 1 Reference Qualcomm Snapdragon 8 Gen 1, Qualcomm Adreno 730, 512 GB UFS 3.1 Flash
 
Motorola Edge 30 Ultra Qualcomm Snapdragon 8+ Gen 1, Qualcomm Adreno 730, 256 GB UFS 3.1 Flash
 
Apple iPhone 14 Pro Max Apple A16 Bionic, Apple A16 GPU 5-Core, 128 GB NVMe
 
Xiaomi 12 Pro Qualcomm Snapdragon 8 Gen 1, Qualcomm Adreno 730, 256 GB UFS 3.1 Flash
 
Google Pixel 7 Pro Google Tensor G2, ARM Mali-G710 MP7, 128 GB UFS 3.1 Flash

System- und Browser-Benchmarks

Auch bei den Systembenchmarks verzeichnet der Snapdragon 8 Gen 2 ein ordentliches Leistungsplus von 11 Prozent im PCMark und starken 27 Prozent im AnTuTu. Vor allem ersteres Ergebnis ist jedoch auch von der verwendeten UI abhängig.

Die Browser-Benchmarks wurden mit dem nicht mehr ganz aktuellen Chrome 102 durchgeführt und fallen niedriger aus als erwartet, was wahrscheinlich auf zu geringe Abkühlpausen zwischen einzelnen Benchmarks zurückzuführen ist. Laut Qualcomm sollten die Ergebnisse im Jetstream 2 zwischen 167 und 170 Punkten liegen, der Speedometer 2.0 um die 145 Durchläufe pro Minute und der WebXPRT 3 um die 219 Punkte. 

PCMark for Android - Work 3.0
Qualcomm Snapdragon 8 Gen 2 Reference Device
Adreno 740, SD 8 Gen 2
18915 Points
Motorola Edge 30 Ultra
Adreno 730, SD 8+ Gen 1, 256 GB UFS 3.1 Flash
17340 Points
Qualcomm Snapdragon 8 Gen 1 Reference
Adreno 730, SD 8 Gen 1, 512 GB UFS 3.1 Flash
17025 Points
Xiaomi 12 Pro
Adreno 730, SD 8 Gen 1, 256 GB UFS 3.1 Flash
13131 Points
Google Pixel 7 Pro
Mali-G710 MP7, Tensor G2, 128 GB UFS 3.1 Flash
11397 Points

GPU-Benchmarks: Adreno 740 mit Support für Vulkan 1.3

3DMark Wild Life Unlimited Stress Test
3DMark Wild Life Unlimited Stress Test

Die auf dem SoC integrierte GPU Adreno 740 erhält einen mächtigen Leistungsschub und ist die erste GPU, die Vulkan 1.3 unterstützt. Außerdem beherrscht sie nun Hardware-basiertes Ray Tracing in Echtzeit sowie die Unreal 5 Engine, inklusive dem Metahuman Framework. Qualcomm spricht bei der neuen Adreno 740 von einer 25 Prozent höheren Performance bei einer um 45 Prozent verbesserten Effizienz. 

Die Benchmark-Ergebnisse fallen hervorragend aus und liefern noch bessere Ergebnisse als Apples A16 GPU und dies nicht nur knapp, sondern teilweise recht deutlich: Im 3DMark sind es bis zu 17 Prozent, im GFXBench sogar bis zu 59 Prozent. Vor allem, wenn die Vulkan-API genutzt wird, kann die Adreno ist Potenzial voll entfalten. Lediglich im GFXBench Car Chase ist die Leistung recht gering, was aber auch hier auf ein zu warmes Smartphone zurückzuführen ist, denn Qualcomm gibt in diesem Setting bis zu 130 FPS an. 

Den Grund dafür finden wir im Stresstest des 3DMark, bei welchem das QRD-Smartphone schrittweise rund 40 Prozent seiner Leistung nach dem siebten Durchgang einbüßt. Das ist relativ ähnlich wie schon beim Snapdragon 8 Gen 1, sodass auch im kommenden Jahr die Hersteller wieder vor der Herausforderung stehen, das starke SoC geschickt zu kühlen. Gut ist dies insbesondere beim Asus ROG Phone 6 oder dem Xiaomi 12T Pro gelungen. 

3DMark / Wild Life Unlimited Score
Qualcomm Snapdragon 8 Gen 2 Reference Device
Adreno 740, SD 8 Gen 2
14023 Points
Apple iPhone 14 Pro Max
A16 GPU 5-Core, A16, 128 GB NVMe
12367 Points
Motorola Edge 30 Ultra
Adreno 730, SD 8+ Gen 1, 256 GB UFS 3.1 Flash
10982 Points
Qualcomm Snapdragon 8 Gen 1 Reference
Adreno 730, SD 8 Gen 1, 512 GB UFS 3.1 Flash
10412 Points
Xiaomi 12 Pro
Adreno 730, SD 8 Gen 1, 256 GB UFS 3.1 Flash
10384 Points
Google Pixel 7 Pro
Mali-G710 MP7, Tensor G2, 128 GB UFS 3.1 Flash
6721 Points

Fazit - Starker Snapdragon 8 Gen 2 schürt die Vorfreude auf 2023

Qualcomm Snapdragon 8 Gen 2
Qualcomm Snapdragon 8 Gen 2

Mit dem Snapdragon 8 Gen 2 gelingt Qualcomm ein mächtiges Upgrade für sein mobiles Spitzen-SoC. Insbesondere die Grafik- sowie die AI-Leistung erhalten nochmals einen großen Schub und unterstützen modernste APIs und Standards. 

Der Qualcomm Snapdragon 8 Gen 2 verspricht ein starkes Leistungsplus und eine erheblich bessere Effizienz, trotz der 4-nm-Architektur wie im Vorjahr. 

Die Adreno 740 unterstützt nun Ray Tracing und Vulkan 1.3, jedoch zeigt sich in den ersten Stresstests, dass auch diese wie ihre Vorgängerin Adreno 730 ein ausgeklügeltes Kühlsystem benötigen wird, um diese enorme Leistung auch dauerhaft aufrechterhalten zu können.

Die künstliche Intelligenz (engl.: artificial intelligence, kurz: AI), oder besser gesagt die Algorithmen für maschinelles Lernen, steht beim Snapdragon 8 Gen 2 im Fokus und immer mehr Subsysteme bekommen entsprechende Prozesse oder gar dedizierte NPUs spendiert. Dies betrifft mittlerweile auch den ISP und das Modem-System. Bei letzterem hat sich in puncto Übertragungsgeschwindigkeit nicht viel getan, aber dafür integriert Qualcomm bereits den kommenden WLAN-Standard Wi-Fi 7. Auch der bereits im August vorgestellt Speicher UFS 4.0 wird nun unterstützt und somit wahrscheinlich in vielen Highend-Smartphones des Jahres 2023 zu finden sein. Für ambitionierte Android-Smartphones wird kein Weg an dem Snapdragon 8 Gen 2 vorbeiführen, allenfalls der MediaTek Dimensity 9200 ist als ernsthafte Konkurrenz erwähnenswert. 

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Autor: Daniel Schmidt, Benjamin Herzig, 23.11.2022 (Update: 24.10.2024)