Kommentar | AMDs neues Namensschema für mobile CPUs scheint absichtlich verwirrend
Hach, was waren die Dinge so einfach, als AMD die ersten mobilen Ryzen-Prozessoren im Jahr 2018 vorstellte. Bei den Zen-CPUs gab zwei Produktklassen, Ryzen U mit 15 Watt und Ryzen H mit 45 Watt, und insgesamt umfasste das erste Lineup, Ryzen 2000, damals neun verschiedene CPU. Das Spitzenmodell hieß AMD Ryzen 7 2800H.
Freilich hat sich seitdem viel geändert, mit dem Erfolg hat AMD sein Portfolio deutlich ausgebaut, die Komplexität ist wesentlich höher. Und schon mit Ryzen 3000 begann die Praxis, ältere CPUs einfach umzubenennen - der Ryzen 3 3200U war nämlich noch ein Zen-Prozessor der allerersten Charge und kein Zen+ Chip wie beispielsweise der AMD Ryzen 3 3300U. Für die Kunden ist so etwas undurchsichtig.
Bei Ryzen 4000 unterließ AMD so etwas dankenswerter Weise, wo Ryzen 4000 draufstand war stets Zen2 drin. Aber schon mit Ryzen 5000 kehrte das Umbenennen älterer Chips zurück - Lucienne-Chips wie der Ryzen 5500U wurden Seite an Seite mit Cezanne-CPUs wie dem Ryzen 5600U verkauft. Cezanne beruhte im Gegensatz zu Lucienne schon auf Zen3, Käufer eines Laptops mit dem AMD Ryzen 5500U erhielten also ältere Technik als diejenigen, die zum Ryzen 5600U griffen.
Zum Glück gab AMD das Umetikettieren älterer Chips im letzten Jahr wieder auf. Cezanne wurde in Barcelo umbenannt und weiter als Ryzen 5000 verkauft, nur die Prozessoren der neuesten Rembrandt-Generation durften als Ryzen 6000 bezeichnet werden.
Nun scheint es leider so, als ob die Kunden diese Ehrlichkeit nicht honoriert haben. Anders lässt sich AMDs neues Namensschema für mobile Prozessoren, das diese Woche vorgestellt wurde, nicht erklären. Die wichtigste Neuerung: Auch deutlich ältere Zen-Chips können nun als Ryzen 7000 verkauft werden.
So gibt es mit der neuen Serie AMD Mendocino (Ryzen 7x20) nun wieder Zen2-CPUs aus dem Jahr 2020. Auch Barcelo (Ryzen 7x30) und Rembrandt (Ryzen 7x35) werden weiterhin verkauft. Zen4, die heiß erwarteten neuen CPUs, gibt es als Ryzen 7x40 (Phoenix) bzw. Ryzen 7x45 (Dragon Range).
Das Problem dabei: Die eigentlich wichtigste Nummer, nämlich die CPU-Generation, kommt erst an der dritten Stelle. Logisch gedacht sind bei vierstelligen Zahlen eigentlich immer die ersten beiden Ziffern die wichtigsten.
Noch hat AMD keine konkreten CPUs angekündigt, aber sich auszumalen, wie verwirrend diese Zahlenspiele für reguläre Kunden sein müssen, ist nicht schwer: So könnte ein Kunde beispielsweise die Wahl zwischen einem Ryzen 7 7730U und einem Ryzen 7 7740U haben - der eine beruht auf Zen3 von 2021 und enthält noch alte Vega-GPUs, der andere ist ein Chip der neuesten Zen4-Generation - obwohl es nur an der Zehnerstelle einen Unterschied von einer Zahl gibt. Transparent? Ganz sicher nicht!
Für uns grenzt das neue AMD-Namensschema für die mobilen CPUs deshalb an böswillige Kundenverwirrung - wo Ryzen 7000 drauf steht, sollten auch neueste Zen4-CPUs drin sein. Stattdessen verkauft AMD zukünftig wieder alte Technik unter neuem Namen.