eSports: DOSB lehnt eSport ab und blamiert sich mit eGaming
Schade - wieder eine große Chance für den (modernen) Sport in Deutschland vertan. Der Deutsche Olympische Sportbund lehnt eSports als Sportart grundsätzlich ab. Stattdessen erfindet der Sportbund dafür den Begriff "eGaming" und tritt damit geradezu einen Shitstorm unter den Millionen von eSports-Fans los. Wie bitte? "eGaming"?
DOSB macht aus eSports jetzt eGaming
Dass man hinsichtlich den Olympiabestrebungen der eSport-Szene zum aktuellen Zeitpunkt durchaus unterschiedlicher Ansicht sein kann, das zeigte jüngst eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov im Auftrag des Verbands der deutschen Games-Branche game. Absurd klingt allerdings die Argumentation des Deutschen Olympischen Sportbunds (DOSB), wenn es um die Begrifflichkeit des organisierten Videospiel-Wettkampfs geht. Der Begriff "eSport" stehe
"... für eine außerordentlich breite Palette höchst unterschiedlicher virtueller Angebots- und Spielformen mit Wettkampfcharakter. Da in diesem breiten Verständnis die Bezeichnung "Sport" nicht zielführend und in weiten Teilen aus unserer Sicht irreführend ist, verzichten wir im Folgenden auf die Bezeichnung "eSport" und verwenden stattdessen den Begriff "eGaming". Wir unterscheiden insgesamt in eGaming und elektronische Sportartensimulationen (oder kurz virtuelle Sportarten)."
DOSB: Wir kennen "elektronische Sportartensimulationen" und "eGaming"
Mit "elektronische Sportartensimulationen" meint der DOSB so populäre Spiele wie FIFA 19 oder NBA 2K, die mittlerweile nicht mehr nur beim jüngeren Publikum Millionen von Fans rund um den Globus begeistern und inzwischen auch Bundesligavereine auf den virtuellen Rasen und in die Halle locken. Alle anderen virtuellen Spiel- und Wettkampfformen respektive Videospiel-Wettkämpfe will der DOSB unter "eGaming" zusammenfassen. Darunter fallen gemäß dem Sportbund auch Klassiker wie Counter-Strike oder die weltweit absoluten Publikumslieblinge Dota 2 und League of Legends (LoL).
Empörung, nicht nur bei den eSports-Fans
Für diese seltsame Positionierung erntet der DOSB viel Kritik und Unverständnis. Laut dem Sportbund basiere diese Positionierung gegenüber dem eSport auf der Empfehlung einer 25-köpfigen Arbeitsgruppe. Dieser AG "eSport" gehören 25 Persönlichkeiten aus dem DOSB und seinen Mitgliedsorganisationen an. Wer diese "Spezialisten" für eSports konkret sind, hat der Sportbund bisher allerdings nicht verraten. Schon die Absegnung der abstrusen Begriffsdefinition und Unterscheidung in "elektronische Sportartensimulationen" und "eGaming" durch das DOSB-Präsidium inklusive Vorstand lässt tief blicken. Der Verband der deutschen Games-Branche game bringt die Kritik an dieser Haltung auf den Punkt.
Der DOSB hat eSports leider nicht verstanden
Felix Falk, Geschäftsführer des game, kritisiert die DOSB-Entscheidung zu eSports wie folgt:
"Der DOSB hat eSports leider nicht verstanden, wie nicht zuletzt die konstruierte Unterscheidung zwischen ‚virtuellen Sportsimulationen‘ und ‚eGaming‘ zeigt. Während Sportorganisationen anderer Länder schon viel weiter sind, vergibt der DOSB damit eine große Chance für den klassischen Sport in Deutschland. Wir sind weiterhin davon überzeugt, dass sich klassischer und digitaler Sport sehr gut ergänzen und sehen große Potenziale gerade für die Jugendarbeit lokaler Sportvereine. Die Bundesregierung sollte die im Koalitionsvertrag vereinbarte Anerkennung der Gemeinnützigkeit von eSports für die Entwicklung des Breitensports zeitnah umsetzen. Eine Zustimmung des DOSB ist dafür nicht notwendig."