Zu Besuch bei Apple und Google in Kalifornien: Größer könnte der Unterschied kaum sein

Es war eigentlich nur als privater Besuch nach der CES 2025 in Las Vegas geplant. Nachdem der Autor dieser Zeilen bisher weder in San Francisco noch in San Jose war, wurden beide auch öffentlich durch den Caltrain miteinander verbundene Destinationen im sonnigen Kalifornien vor und nach der Tech-Messe als Urlaubsdestination eingeplant. Wobei Urlaub in meinem Fall ja ohnehin immer mit Arbeit verbunden ist - als schreibender Freelancer ist das in meinen Augen aber einer der Vorteile, wenn man nicht mehr an einen fixen Arbeitsort gebunden ist.
Nach meinem Besuch bei Apple und Google fiel es mir schwer, nicht über die so offensichtlich unterschiedlichen Zugänge zu den beiden Campusbereichen zu schreiben, die natürlich Parallelen zu den beiden völlig konträren Ökosystemen von Googles Android einerseits und Apples iPhone-iPad-Mac-Systemen andererseits nahelegen. Sicher, in letzter Zeit verschwimmen die Grenzen etwas - Google ist mit seinen Pixel-Phones zunehmend eigenbrötlerisch unterwegs und beschränkt manche Features auf "seine Leute". Apple wiederum muss sich dank EU zwangsweise ein wenig mehr öffnen als Tim Cook es wohl eigentlich will.
Dennoch ist für mich erstaunlich wie stark sich die ursprünglichen Konzepte von Android und iOS auch in den unterschiedlichen Zugängen zu Apples und Googles Besucherzentren widerspiegeln. Vorweg übrigens ein Hinweis zum öffentlichen Nahverkehr in der Region: Cupertino und Mountain View liegen beide recht nahe an San Jose und sind nur etwa 16 Kilometer voneinander entfernt, mit dem Auto ein Katzensprung von gerade mal 15 Minuten. Öffentlich braucht man allerdings mindestens 90 Minuten und muss etwas Fußweg sowie den mehrfachen Umstieg zwischen Bussen in Kauf nehmen, was dank in Googles oder Apples Wallet hinterlegter Clipper-Karte aber zumindest vergleichsweise günstig ist (Innerhalb von 2 Stunden sind beliebig viele Umstiege erlaubt)
Zu Besuch bei Apple: Vom Apple Park sieht man wenig
Begonnen habe ich bei Apple, was von San Jose auch schon mal fast 45 Minuten Anfahrt mit dem Bus bedeutet, immerhin ohne Umstieg aber mit etwas Fußweg. Direkt zu Apple fährt kein öffentliches Verkehrsmittel, was mich auch etwas verwundert hat. Ebenso ungewöhnlich empfindet der Autor die Tatsache, dass der ikonische Apple Park vor den Augen des Besuchers praktisch völlig verborgen bleibt. Ich habe fast den ganzen Campus umrundet, viel habe ich von dem runden Gebäude aber nicht gesehen und wenn ich mal einen Blick auf einen kleinen Teil des unter Tim Cooks Regentschaft entstandenen Apple-Hauptquartiers erhaschen konnte, dann war das entweder hinter hohen Gitterstäben oder umhüllt von hohen Bäumen oder Gebüsch.
Toller Kaffee mit Apple-Logo Latte Art
Nachdem es in der Gegend rund um den Apple Park sonst nicht viel zu sehen gibt, empfiehlt sich der Besuch im Apple Visitor Center direkt gegenüber vom gläsernen Haupteingang zum Apple Park beziehungsweise dem Steve Jobs Theater. Darin kann man sich auch gleich mit einem wirklich guten Kaffee trösten, der als Bonus mit einem Apple Logo Latte Art verziert wird, zumindest in meinem Fall. Garantiert ist das laut Aussage der Bestell-App allerdings nicht. Bezahlt habe ich übrigens mit Google Pay, was tatsächlich funktioniert, auch wenn das Bezahlsystem nur ein Apple Pay Logo zeigt.
Apple-Modell mit Fake-Drone-Shot dank VR
Der Cappuccino war mit 4 US-Dollar erstaunlich günstig (für US-Verhältnisse), insbesondere angesichts der Qualität, zu Essen gab es aber primär verpackte Sandwiches, Cookies, Kuchen und Salate. Hinter dem Cafe kann man Apple-Geräte ausprobieren und kaufen, danach folgt noch eine Sektion mit Apple-Campus-Miniaturmodell, das sich aber erstaunlich nackt präsentiert. Des Rätsels Lösung: Wer ein iPad besitzt kann sich den Rest als Augmented Reality dazumogeln und so vor Freunden mit einem Vogelblick auf den Apple Park angeben.
Wenig zu sehen auf der Aussichtsplattform
Mir unverständlich ist, warum das Visitor Center nur zwei Stockwerke hoch ist. Im Obergeschoss befindet sich eine Aussichtsplattform, von der aus man allerdings sehr sehr wenig sieht. Den ohnehin schon recht flachen Blick auf den Apple Park verstellen zusätzlich ein paar hohe Bäume, also insgesamt eine eher enttäuschende Aussicht. Ein Selfie kann man natürlich dennoch machen, wenn man schonmal da ist.
Zu Besuch bei Google: Mehr Fun mit Android
Nach dem eher ernüchternden Besuch bei Apple gings direkt zu Google nach Mountain View, wo sich alleine schon geographisch ein gänzlich anderes Bild ergibt. Während sich der Apple Park inmitten eines flachen, verbauten Gebiets vor den Augen der Besucher versteckt, liegt das Googleplex am Rande eines öffentlich zugänglichen Parks mit leichten Hügeln, viel Grün und nahe am Wasser. Es ist aber nicht nur die Topologie, die hier anders auf den Besucher wirkt. Google vermeidet es in weiten Teilen des Gebiets, Gitter oder Zäune zu zeigen, stattdessen kann man mehrere Stunden im Grünen umherlaufen und dabei insbesondere für Android-Fans Spannendes entdecken.
Viel zu sehen, vor allem die Android-Historie
Natürlich kann man auch bei Google nicht einfach in interne Bereiche spazieren, man sieht aber recht viel bevor man vor verschlossenen Türen steht, die zudem teils schick in den Google-Farben leuchten. Im gesamten Campus kann man sich Fahrräder ausborgen oder das Areal fußläufig erkunden. Und immer wieder stößt man auf kleine Anekdoten an die Vergangenheit von Android, die zum Fotografieren und mehr oder weniger kreativen Selfie-Machen einladen.
Vollmond im Orb
Bei Apple stand für mich der Cappuccino mit Apple-Logo im Vordergrund, bei Google war es mit Sicherheit die in die Farben des langsam einsetzenden Sonnenuntergangs getauchte Umgebung, die auch noch von einem hell leuchtenden Vollmond geprägt war. Auch nach Einsetzen der Dunkelheit war das Areal rund um das Google Visitor Center noch interessant, gab es dort zum Beispiel auch den Orb zu entdecken, in dem ich den Vollmond einfangen konnte.
Café ohne Google-Latte-Art aber mit breiter Essensauswahl
Nachdem es außerhalb des Besucherzentrums bei Google soviel zu entdecken gab, habe ich mich nur sehr kurz im Café und dem angrenzenden Google-Store aufgehalten, der auf mich aber auf den ersten Blick weniger den Eindruck eines Geschäfts und mehr den eines Museums gemacht hat. Das Café bietet übrigens deutlich mehr Auswahl auch frischer Speisen als ich es bei Apple gesehen hätte, im angrenzenden Meeting- und Shared-Work-Space laufen Google-Mitarbeiter mit schicken, grünen Sweatern rum.
Die unterschiedlichen Zugänge spiegeln sich im Besucherzentrum wieder
Es lässt sich kaum verbergen: Apple und Google leben nur wenige Kilometer voneinander entfernt sehr unterschiedliche Philosophien vor. Da der strikt abgeschlossene und hinter Gittern und künstlich angelegtem Grün komplett verborgene Apple Park, dort das offenere und persönlich zumindest in Grenzen erfahrbarere Googleplex. Sicherlich ist das nur meine persönliche Interpretation auf Basis meiner Tätigkeit im Tech-Sektor, ich bin aber davon überzeugt, dass die unterschiedlichen Zugänge der beiden Tech-Riesen auch dem unbedarften Besucher nicht verborgen bleiben, zumindest unbewusst. Während bei Apple der Konsum und die schicke aber nüchterne Optik des Visitor-Centers im Vordergrund steht, lädt der Google-Park zum Verweilen, zum Erkunden, zum Spielen und Arbeiten ein, die Analogie zum offeneren Android-Ökosystem drängt sich anhand dieser Erfahrung einfach auf.
Quelle(n)
Eigene, Alle Bilder sind auf einem Vivo X100 Pro entstanden






























































