Verkehrswende mal anders: Viele DB-Bauarbeiten und Lokmangel sorgen für Reaktivierung der Dampflok 58 311 für wichtige Aufgaben
In Deutschland wird aufgrund eines Lokmangels wieder eine Dampflok wichtige Aufgaben übernehmen, das berichtet die Badische Neuste Nachrichten. Zum Einsatz kommt die 58 311, zu der weitere Informationen von UEF-Dampf.de (Ulmer Eisenbahnfreunde) geliefert werden. Diese Lok vom Typ G12 wurde 1921 gebaut und ist Teil einer rund 1.400 Fahrzeuge umfassenden Serie. Nach über 100 Jahren sind davon freilich nicht viele mehr aktiv.
Doch die Dampfnostalgie Karlsruhe, ein Teil der Ulmer Eisenbahnfreunde, hält eine dieser Loks noch betriebsbereit. Normalerweise ist sie für Sonderfahrten zuständig und Teil der Flotte der Ulmer Eisenbahnfreunde, deren Züge auch gechartert werden können. Für eine Dampflok aus der Flotte samt ein paar Waggons verlangt der Verein beispielsweise 3.500 Euro plus Mehrwertsteuer.
Die aktuellen Mieten, über die die BNN berichtet, sind aber ungewöhnlich. Eine Mietanfrage kam beispielsweise von einem nicht genannten Gleisbauunternehmen, das eigentlich eine Diesellok brauchte. Allerdings war diese nicht verfügbar. Der Verein verwies stattdessen auf die 58 311, was zu einer Anforderung eines Angebots führte. Der Verein bekam schließlich den Zuschlag, um später einen Bauzug zu ziehen.
Der Aufwand für den Betrieb der Lok wird allerdings hoch sein. Denn die lässt sich nicht so einfach wie eine Diesellok "Aufrüsten". Es braucht bei Dampfloks einige Zeit, um den Kessel warm zu bekommen.
Laut BNN wird es nicht der einzige Einsatz bleiben. Unter anderem wird auch die Deutsche Bahn die Dampflok verwenden. Die Chancen sind groß, dass die 58 311 rund um die Riedbahn häufiger zu sehen und zu hören sein wird.
Eine Reihe von Problemen sorgt für die ungewöhnliche Konstellation
Hintergrund dürften die massiven Sperrungen rund um die Riedbahn (Mannheim - Frankfurt am Main) ab dem 15. Juli 2024 sein. In den ersten Wochen werden die Bauarbeiten gleichzeitig durch eine Sperrung der Schnellfahrstrecke Köln - Frankfurt flankiert. Hier wird es hochgradig komplex, so komplex, dass die Deutsche Bahn Riedbahnumleitungszüge ankündigt, die aufgrund der Baustellen Köln - Frankfurt (M) in den ersten zwei Wochen der Riedbahnsanierung gar nicht fahren können. Der Flughafen Frankfurt wird nämlich fast komplett vom Fernverkehr abgehangen.
Als Folge der Riedbahnsperrung muss das Fahrplanangebot zusammengestrichen und umgeleitet werden. Rund ein Drittel des Riedbahnangebots im Fernverkehr fällt weg, der Nahverkehr muss noch stärker leiden. Der Rest sorgt für eine hohe Auslastung auf elektrifizierten Ausweichstrecken. Als weitere Folge muss vor allem der Güterverkehr weiträumig umgeleitet werden – über Dieselstrecken. Den Fernverkehr kann die Deutsche Bahn kaum auf diese Strecken umleiten. Die Diesel-ICE-Garnituren (ICE-TD) sind längst nicht mehr im Plandienst oder arbeiten als Advanced Train Lab in der Forschung. Beispielsweise wird mit dem Zug aktuell eine neue 5G-Strecke mit der Telefónica getestet. Dort wird auch der zukünftige Zugfunk FRMCS getestet, der GSM-R irgendwann einmal ablösen soll. Allgemein war der Deutschen Bahn der Betrieb der ICE-TD zu teuer.
Der Mangel an Dieselloks ist also nachvollziehbar. Dazu kommt, dass Deutschland bisher wenige Strecken mit dem Zugsicherungssystem ETCS (European Train Control System) ausgestattet hat. Sie kann also nicht einmal auf ETCS-Loks aus Nachbarländern zurückgreifen.
Der Einsatz einer Dampflok, die mit deutscher Sicherungstechnik ausgestattet wurde, ist daher eine naheliegende Option. Der Einsatz von Museumsfahrzeugen, um moderne Verkehrssysteme in Gang zu halten, ist übrigens nicht ungewöhnlich. In München musste etwa ein von Freiwilligen gepflegter Fahrdraht-Kontrollwagen die Gleise im vergangenen Winter freiräumen. Er war zwischenzeitlich das einzige Fahrzeug in München, was noch fahren konnte, da München Fahrzeuge, die für den vergangenen Wintereinbruch vorbereitet gewesen wären, weggespart hat. Mittlerweile wird geprüft, ob es zusammen mit dem Verein der Freunde des Münchener Trambahnmuseums vielleicht eine dauerhafte Lösung geben kann.
Simulator für echte Dampflokfahrten im Multiplayer in Arbeit
Wer sich auf den vielleicht kommenden Boom von Dampflokomotiven vorbereiten will: Mit Century of Steam entwickelt Studio 346 derzeit eine sehr detailgetreue Simulation des Dampflokbetriebs. Programmiert wird das Spiel von Dampflokenthusiasten, von denen viele sogar wirklich Dampfloks fahren können und in den USA für den Erhalt der alten Fahrzeuge sorgen. Das Team um Mark "Hyce" Huber wird dementsprechend auch den sehr schwierigen Betrieb einer Dampflok simulieren, für die dann zwei Spieler benötigt werden, schließlich muss eine Lok auch geheizt werden.
Es wird aber auch einen Modus geben, bei dem der Anspruch an das Fahren nicht so hoch sein wird. Einzelne Simulationsaspekte lassen sich abschalten. Insbesondere jene Funktionen, die eigentlich eine Ausbildung benötigen, denn eine Dampflok fahren, ist alles andere als einfach.
Das Thema Dampflok ist gerade also hoch im Kurs und das nicht nur bei Spielen.