Test Razer Core V2 + Blade Stealth (i7-8550U)
Waren externe Grafikkarten-Lösungen früher noch kompliziert und nur für PC-Bastler ein Begriff, stoßen sie heute auf breites Interesse. Die Verlockung, tagsüber mit dem flachen Ultrabook im Büro zu sitzen und auf diesem nachts ruckelfrei daheim Call of Duty II mit Frameraten von über 50 fps spielen zu können, ist groß. All das macht die Verbreitung des Thunderbolt 3-Ports möglich, der nicht nur die ausreichende Bandbreite von 40 Gbit/s zur Verfügung stellt, sondern auch wegen des Kompatibilitätsstandards praktisch beinahe jeden Laptop mit einem Thunderbolt-Anschluss das Anschließen einer externen Grafikkarte ermöglicht. Vor den Zeiten des Thunderbolts waren nur wenige auserwählte Laptops mit einer externen Grafikkarte erweiterbar, beispielsweise über eine PCI-Express-Karte in Verbindung mit dem PE4H. Nun springen immer mehr Hersteller auf diese elegante Lösung an, wie ASUS, Gigabyte oder HP, um nur einige von ihnen zu nennen.
Auch Razer, die für Gaming-Produkte bekannte Marke hat bereits sogar einen Nachfolger des ersten EGPU-Docks, das Razer Core V1, herausgebracht, und diesen "Razer Core V2" getauft. Wir haben das Razer Core V1 damals in einem Testbericht ausführlich unter die Lupe genommen und dort die Funktionsweise und die Gehäuseeigenschaften samt aller Anschlussmöglichkeiten erörtert. Da sich das Razer Core V2 äußerlich nicht vom Vorgänger unterscheidet, werden wir diesmal die Punkte Gehäuse und Installation nur schnell überfliegen und uns hauptsächlich auf die Benchmarkergebnisse aktueller grafikintensiver Spiele stürzen. Uns interessiert diesmal der direkte Vergleich der Framerate zwischen dem internen Display unseres Testsystem-Laptops, dem Razer Blade Stealth i7-8550U, und einem externen Monitor und auch die Leistungssteigerung gegenüber dem Laptop selbst, sowie der Vergleich mit einem Desktop-PC.
Core V1 vs. Core V2
Das Razer Core V2 entspricht äußerlich, wie schon eingangs erwähnt, exakt der ersten Core-Generation. In den Händen hält man ein sehr stabiles und kühl wirkendes Gehäuse aus CNC-Aluminium mit recht ordentlichen 3,5 Kilogramm, welches das Gewicht von unserem Razer Blade Stealth i7-8550U Laptop, das wir uns als Testsystem für das Core ausgesucht haben, um mehr als das Doppelte übersteigt. Die wesentliche Änderung bei der Core V2 ist der neue TI82-Controller, wo bei der alten Version ein einzelner Controller sowohl für beide EGPU-Kanäle, als auch für die I/O Ports zuständig war. Der Razer Core V2 besitzt nun zwei Thunderbolt 3-Controller, die Bandbreite muss nun nicht mehr zwischen Grafikkarte, USB-Ports und Ethernet-Anschluß geteilt werden. Zwar belegt somit die Grafikkarte nun alleine vier PCI-E-Lanes, man sollte aber bedenken, dass die gleiche Grafikkarte in einem Desktop-PC an 16 PCI-E-Lanes hängen würde.
Bei der Innenausstattung hat sich der Platz vergrößert, der für die Grafikkarte zur Verfügung steht. Fanden vorher maximal 13 Zentimeter breite Grafikkarten Platz in dem Core, dürfen nun auch 14,5 Zentimeter breite GPUs zum Einsatz kommen. Die maximale Länge der verwendbaren Grafikkarten ist mit 30 Zentimetern gleich geblieben. Durch die etwas großzügigere Breitenbeschränkung können nun auch beispielsweise einige Grafikkarten der GTX 1070er und 1080er-Serie mit 14,5 Zentimeter Breite oder die ASUS Strix Radeon R9 Fury mit 13,8 Zentimeter Breite eingesetzt werden. Aufpassen sollte man dennoch bei der Höhe der Grafikkarte, die mit maximal 4,3 Zentimetern doch noch eine limitierende Konstante darstellt und einige potenzielle Wunschkandidaten ausschließen könnte.
Das Testsystem
Was würde zum Razer Core V2 besser passen, als ein Razer Laptop? Deswegen haben wir diesmal die Benchmarks mit dem aktuellsten Razer Blade Stealth i7-8550U (hier im Test) durchgeführt. Das Core V2 läßt sich aber so wie schon das Core V1 mit beinahe jedem Laptop einer anderen Marke, welches über einen Thunderbolt 3-Anschluss verfügt, verwenden. Das Blade Stealth hat, ausgestattet mit einem Intel i7-8550U-CPU der achten und neuesten Intel Generation, sogar 4 Kerne unter der Haube, auch trotz der stromsparenden “U”-Bezeichnung am Prozessor. Die interne Grafikkarte hat ebenfalls ein kleines Upgrade erhalten, allerdings kaum erwähnenswert. Der integrierte Intel UHD Graphics 620 darf mit dem Turbo bis auf 1.150 MHz hinauf takten, um 100 MHz höher gegenüber dem Vorgänger HD Graphics 620. Wir haben das Razer Blade Stealth i7-8550U erst letztens einem Test unterzogen und festgestellt, dass dieser für Spiele nicht die geeignete Hardware besitzt. Die aktuellen Spiele laufen gerade noch auf der minimalsten Detailstufe ruckelfrei, alle Versuche auf mittleren Details zu spielen, scheitern jedoch an der schwachen UHD Graphics 620.
Aus diesem Grund werden wir dem Razer Blade Stealth mit der Core V2 Feuer unter dem Unibody machen. Für das Core V2 haben wir zwei Grafikkarten vorbereitet: Die kurze Zotac GeForce GTX 1050 Mini (ca. 120 Euro) und eine Nvidia GeForce GTX 1080 Founders Edition (ca. 600 Euro). Bei der Zotac muss man dazu erwähnen, dass sie nur einen Slot-Platz belegt und die Entwickler von Razer das Core wohl für eine Dual-Slot-Belegung konzipiert haben. Denn die Blende der GTX 1050 Mini kann nicht mit einer Schraube fixiert werden und sitzt somit sehr locker in der Core. Hier hilft nur der eigene Erfindergeist, um sie halbwegs wackelfrei zu montieren.
Hat man auch dieses kleine Problem gelöst, wird das Core V2 mit dem Razer Blade Stealth über Thunderbolt 3 mit dem leider nur 50 Zentimeter kurzen Kabel verbunden. Der Thunderbolt 3-Anschluss mit 40 Gbit/s ist für das Core prädestiniert, das Verbinden klappt auf Anhieb, ein Neustart und die neue Hardware wird erkannt. Ein buntes Lichtspiel pulsiert beruhigend mit wechselnden Farben, weniger angenehm sind die drei Lüfter an der Unterseite der Razer Core. Dazu aber mehr im Fazit.
Wir haben somit insgesamt fünf Benchmark-Durchgänge pro Spiel.
- Razer Blade Stealth i7-8550U Laptop mit der integrierten UHD Graphics 620 ohne das Razer Core V2
- Laptop mit Core V2 (GTX 1050 Mini) mit dem internen Laptop-Display
- Laptop mit Core V2 (GTX 1050 Mini) mit einem externen Monitor
- Laptop mit Core V2 (GTX 1080) mit dem internen Laptop-Display
- Laptop mit Core V2 (GTX 1080) mit einem externen Monitor
Drei Vergleiche möchten wir anstellen: Erstens der Performance-Unterschied beim Spielen, wenn nur mit dem Laptop alleine ohne das Core V2 gezockt wird und mit angeschlossenem Core V2. In einem zweiten Vergleich möchten wir dann auch herausfinden, ob es bei der Razer Core V2 einen Unterschied macht, wenn auf dem internen Laptop-Display gespielt wird, oder auf einem externen, an die Core angeschlossenen Monitor. In der Theorie sollte ein externer Monitor höhere Frameraten erzielen, da der Datenstrom sozusagen nur in eine Richtung fließt: Vom Laptop über Thunderbolt zur Core und von dort direkt zum externen Monitor. Spielt man hingegen auf dem internen Display, müssen die Daten von dem Core über Thunderbolt wieder zurück zum Laptop. Da könnte es bei einigen Spielen durchaus zu Engpässen kommen, worunter die Framerate dann leidet. Last but not least interessiert uns auch, welchen Leistungsvorteil ein Desktop-PC gegenüber der Razer Core V2 hat, in der die gleiche Grafikkarte direkt an 16 PCI-E-Lanes sitzt. Schauen wir uns die Resultate deshalb einmal an.
Benchmarks
Wir haben die Spiele in allen oben genannten Varianten in den Detailstufen ultra, high und medium durchlaufen lassen. Die Auflösung war immer auf 1.920 x 1.080 Pixel eingestellt, Unterschiede zwischen den Durchläufen machten Detailgrad und Einstellungen zu Anti-Aliasing und Anisotropic Filtering aus.
Resident Evil 7
Dass Resident Evil 7 ein extrem grafiklastiges Spiel ist, sieht man anhand der Frameraten in der Ultra-Einstellung. Sowohl die interne UHD Graphics 620, als auch die GTX 1050 Mini machen hier keine Meter. Dafür gibt es mit einer GTX 1080 dann den Quantensprung jenseits über 100 fps, und das bereits bei den Ultra-Settings. Schaut man weiter zu den mittleren Detailstufen, erkennt man ebenfalls, dass hier der Thunderbolt-Port bereits stark limitiert, wenn mit dem internen Display gespielt wird. Da sich hier, die zur Core V2 aus- und wieder eingehenden Daten, die Autobahn teilen müssen, hat ein externer Monitor in diesem Fall einen echten Vorteil. Vor allem bei der GTX 1080, die mehr Daten verarbeitet, als der Thunderbolt-Port schafft, ist der theoretische Unterschied bei den Framewerten enorm. In der Praxis ist aber irrelevant, ob nun 200 fps oder 300 fps auf dem Monitor wiedergegeben werden.
Battlefield 1
Bei Battlefield hingegen macht es bei der GTX 1080 kaum einen Unterschied, ob hier auf dem Laptop-Display oder auf einem externen Monitor gezockt wird. Interessanterweise spielt dies aber für die GTX 1050 Mini in der mittleren Detailstufe aber sehr wohl wieder eine Rolle. Dafür lässt sich Battlefield auch mit der günstigen GTX 1050 bereits mit der Ultra-Einstellung spielen. Eklatant ist aber der theoretische Leistungsunterschied zu einem Desktop-PC mit der gleichen GTX 1080, hier macht sich die Limitierung auf vier PCI-E-Lanes deutlich bemerkbar.
Deus Ex: Mankind Divided
Das Razer Blade Stealth hat bei Ultra-Settings keine Werte, da es auch komplett chancenlos blieb. Eine so richtige Einschränkung erkennt man hier aber zwischen dem internen Display und dem externen Monitor erfreulicherweise auch nicht. Auch fällt der Leistungsunterschied zwischen dem Laptop mit der Core V2 und einem Desktop-PC verglichen mit Battlefield 1 eher gering aus.
Formel 1 2017
Vor allem Rennspiele vertragen keine Ruckler. Schon bei den geringsten Anzeichen, dass die Umgebung nicht flüssigst dargestellt wird, leidet die Konzentration und Reaktion. Wieder schön in der Balkengrafik zu sehen ist, dass der Unterschied in der Ultra- oder Hoch-Einstellung zwischen dem internen und externen Display kaum vorhanden ist. Nur bei der mittleren Detailstufe wird das schlagend, allerdings schafft selbst die GTX 1050 Mini einen flüssigen Bildablauf, im Gegensatz natürlich zum UHD Graphics 620. Ein Desktop-PC mit gleicher Grafikkarte ist hier dem Razer Core deutlich überlegen.
Prey
Das gleiche Bild ergibt sich bei Prey, da merkt man kaum einen Unterschied, ob man sich am Laptop oder vor dem externen Monitor mit der Core V2 durch die Raumstation bewegt.
Rainbow Six Siege
Leider hat uns bei Rainbow Six die GTX 1080 beim internen Display in Stich gelassen. Wir tippen auf ein Treiberproblem, denn beim Starten des Spiels hat uns der Razer Blade wieder die interne UHD Graphics 620 als primäre Grafikkarte vor die Nase gesetzt. Mit ein bisschen Tüftelei, wie deinstallieren und neu einrichten, hätte das Problem vielleicht behoben werden können. Zu den Ergebnissen kann nur gesagt werden, dass sich die Werte im erwarteten Rahmen bewegen.
Need for Speed Payback
Ein Spiel, das sehr hohe Anforderungen in Bezug auf Grafikleistung hat und mit dem Razer Blade Stealth alleine gar nicht zu bewältigen ist. Deswegen fehlen bei der Ultra- und Hoch-Einstellung der jeweils erste Balken. Auch interessant ist die Anomalie bei der mittleren Detailstufe mit der GTX 1050 Mini, wo der interne Monitor sogar bessere Framewerte liefert, als der externe Monitor. Wir haben den Test deshalb ein zweites Mal durchgeführt, jedoch mit dem gleichen Ergebnis. Ohne Zweifel läuft NFS auf einem Desktop-PC in gleicher Konfiguration deutlich flüssiger.
Fazit
Das Urteil ist eindeutig: Mit der Razer Core V2 ist es möglich, ein Ultrabook in eine Spielemaschine zu verwandeln. Wenn man noch dazu bedenkt, wie problemlos der Aufbau und die Einrichtung abgelaufen ist, dann kann man hier Razer ein Lob aussprechen. Ein großer Vorteil der Core von Razer ist die Kompatibilität mit allen Geräten, die über einen Thunderbolt 3-Anschluss verfügen. Die Qualität passt, auch das Gehäuse ist sehr hochwertig, bis auf den kleinen Mangel, dass Razer hier Single-Slot-Grafikkarten beim Einbau benachteiligt und sich der User selbst helfen muss. Etwas stärkere Kritik müssen wir allerdings bei der Lautstärke der Lüfter an der Unterseite der Core V2 anbringen. Schon bei mittlerer Belastung wünscht man sich das Razer Core ins Nebenzimmer. Ganz zu schweigen, wenn es so richtig heiß in höchster Auflösungsstufe zur Sache geht und die Lüfter mit voller Drehzahl zu arbeiten beginnen. Die Lautstärke macht ein Spielen ohne Kopfhörer nahezu unmöglich und die Freundin sollte sich ebenfalls nicht im gleichen Zimmer aufhalten. Das wäre vielleicht der einzige wirklich große Kritikpunkt, den man nach einem Praxistest hier anbringen könnte.
Razer hat hier also fast alles richtig gemacht, und überzeugt, wie einfach ein unscheinbarer Office-Laptop in Sekunden zu einem Spiele-Laptop mutiert.
Der einzige Knackpunkt ist und bleibt auch bei der Core V2 der Preis. Die Core V2 kostet bei Razer 519 Euro, kombiniert mit einer Grafikkarte aus der Mittelklasse schrauben sich die Kosten auf 700 - 800 Euro hoch. Bei einer High-End Grafikkarte landet man sogar im Bereich der 1.000-Euro-Marke. Dieses Geld wäre wohl dann ebenfalls genauso zielführend zusätzlich investiert in einen echten Gaming-Laptop. Andererseits ist ein Laptop mit einer vollwertigen Grafikkarte aufgrund des Gewichts und der Akkulaufzeit nicht unbedingt mobil, und eine Käuferschicht, die auf Mobilität einen hohen Wert legt, könnte zu einer externen Grafikkartenlösung á la Razer Core V2 tendieren. Für den hohen Investitionspreis kann Razer allerdings wenig dafür, das liegt in der Natur der Sache. Lösungen für externe Grafikkarten waren auch bereits in der Vergangenheit mit hohen Kosten verbunden, da nicht nur die Anschaffung der Grafikkarte selbst miteinberechnet werden muss, sondern auch ein eigenes Netzteil, ein Gehäuse und die passende Hardware zum Andocken. Kauft man alles somit fix und fertig aus einer Hand, solide verarbeitet in einem schicken Design, wie es Razer anbietet, hat das nun mal seinen Preis.