Test Lenovo Miix 3 10 Convertible
Ist von Lenovo Tablets mit Windows 8.1 die Rede, dreht es sich meistens um die bekannte Yoga Serie, die von Lenovo offensiv beworben wird, jetzt aber hausinterne Konkurrenz bekommen hat. Nachdem die beiden Tablets Miix 3 10 und Miix 3 8 im Spätsommer zunächst nur in China gesichtet wurden, sind sie ohne große Ankündigungen oder Events Ende November 2014 auch bei den ersten Händlern im deutschsprachigen Raum aufgetaucht. Dass Lenovo um den hiesigen Marktstart keinen großen Wirbel gemacht hat, soll potentielle Käufer wohl dazu bewegen, die teurere Yoga Serie zu favorisieren, die dem Hersteller wahrscheinlich höhere Margen einbringt. Die Zurückhaltung ist aus Lenovos Sicht durchaus angebracht. Vergleicht man die Spezifikationen der Neulinge mit ihren Yoga Pendants, stellt man schnell fest, dass die Miix-3-Tablets trotz erheblich günstigerer Preise durchaus mithalten können.
Wir konzentrieren uns auf das nur 300 Euro teure Lenovo Miix 3 10 mit einem 1.920 x 1.200 Pixeln auflösenden IPS-Display, dem Quadcore Intel Atom Z3735F (4x 1,33-1,83 GHz, kein Hyperthreading, TDP <4 W), 2 GB RAM und 32 GB Flashspeicher, das ohne Stylus, dafür aber mit einem Tastatur-Cover mit Kickstand ausgeliefert wird. Dabei handelt sich keineswegs um ein billiges Konstrukt mit Folientastatur. Stattdessen integriert Lenovo eine Art Base aus Hartplastik, die neben einem echten Chiclet Keyboard auch ein Clickpad in brauchbarer Größe mitbringt.
Wer in der Windows Welt zuhause ist und als Ergänzung zum heimischen PC oder Notebook eine günstige, hochgradig mobile und flexible Ergänzung sucht, die sich sowohl als herkömmliches Tablet als auch zusammen mit dem Cover als eine Art Netbook nutzen lässt, könnte sich vom Miix 3 10 angesprochen fühlen. Man muss sich nur darüber im Klaren sein, dass die Hülle keine weiteren Anschlüsse aufweist, in diesem Aspekt bleiben Netbooks und sehr kleine Notebooks überlegen. Außerdem ist kein Mobilfunk vorhanden. Eine mögliche Zielgruppe sind etwa Studenten, die die Windows Umgebung mobil an der Uni nutzen wollen, wo zumeist entsprechende WLANs zur Verfügung stehen. Neben der fast vollwertigen Tastatur deutet auch das vorinstallierte Office 365 mit Ein-Jahres-Lizenz darauf hin, dass Lenovo mobiles Arbeiten mit dem Miix 3 10 als Nutzungsschwerpunkt betrachtet.
Es liegt nahe, dass wir zwei ähnlich konzipierte und (inzwischen) in ähnlichen Preisregionen angesiedelte Tablet Convertibles als Vergleichsgeräte für diesen Test ausgesucht haben. Das von uns im Dezember 2014 getestete Odys Winpad V10 für nur 250 Euro setzt auf das gleiche SoC, 2 GB RAM, ein IPS-Display mit 1.280 x 800 Pixeln und 32-GB-Flashspeicher. Hier wird kein Cover mitgeliefert, sondern ein massives Tastaturdock, das allein 700 g auf die Waage bringt und zusammen mit dem eingestecktem Tablet einem klassischen Netbook sehr ähnlich ist. Genauso ist auch der Dritte im Bunde, das schon ältere, aber immer noch erhältliche Asus Transformer Book T100TA-C1-GR aufgebaut, dessen IPS-Bildschirm 1.366 x 768 Pixel auflöst und von einem Intel Atom Z3740 (4x 1,33-1,86 GHz, kein Hyperthreading, TDP <4 W) angetrieben wird und ebenfalls über 2 GB Arbeitsspeicher und eine 32 GB kleine eMMC gebietet. Eine Besonderheit des Tastatur-Docks ist seine vollwertige USB-3.0-Schnittstelle. Das Asus war zum Testzeitpunkt problemlos für unter 330 Euro zu bekommen.
Gehäuse
Das 582 Gramm wiegende und 9,3 mm dünne Tablet selbst ist komplett aus Kunststoff gefertigt und ließ sich so wie die meisten Artgenossen ohne viel Kraftaufwand ein Stück weit verwinden. Dabei gab es etwas ungesund klingende Knackgeräusche von sich. Für den Alltagsgebrauch ist das Miix 3 aber auf jeden Fall steif genug; den Transport in vollgestopften Taschen, wo durchaus schon gewisse Kräfte wirken können, sollte es problemlos überstehen. Das Rückteil bildet eine Wanne, die sich bis nach vorne hochzieht und in die das Display eingelassen ist. Haptisch empfand der Tester die mattschwarze, rutschhemmende und sich samtig anfühlende Oberfläche als sehr angenehm. Fingerabdrücke sind darauf zwar zu sehen, fallen aber nicht weiter auf. Damit das Tablet sicheren Halt im Cover hat, hat Lenovo die Unterkante mit dem Kontakt flach gestaltet und angeschrägt. Dadurch ergeben sich dort ausgeprägtere Kanten und Ecken als auf der Oberseite. Für den Tester war das kein Problem, und wem die Ecken bei längerem Halten in die Hände drücken, kann das Gerät ja einfach umdrehen. Gröbere Schnitzer bei der Verarbeitung sind uns nicht aufgefallen, allerdings sind die Spalte zwischen Wanne und Displayglas nicht überall genau gleich groß. Für den Preis gehen Anmutung und Stabilität mehr als in Ordnung.
Nun zum Cover: Dessen anthrazit-graue äußere Oberflächen ahmen ein nettes Textilmuster nach, aber spätestens beim Anfassen wird klar, dass es sich um texturiertes Gummi handelt, welches sich als sehr griffig und solide, aber auch empfindlich für hartnäckig anhaftende Verschmutzungen erwiesen hat, die sich am besten mit einem feuchten Schwamm beseitigen ließen. Der Teil über der Base ist in der Mitte horizontal geteilt und umklappbar, sodass sich ein Kickstand bilden lässt. Unterhalb der Mitte sind zwei Halteklammern angebracht, unten befindet sich das stark magnetische Element mit dem Kontakt, auf das das Tablet aufgesetzt und dann in die Klammern gedrückt wird. Das Einsetzen und Herauslösen des Tablets gelang problemlos, ist es montiert, wird es sicher gehalten und ebenso wie die Base durch auf allen Seiten überstehende Cover-Ränder vor Stößen geschützt. Kleine Abstandshalter sorgen dafür, dass das Glas nicht direkt auf der Tastatur aufliegt. Das Gewicht des Covers beträgt 473 Gramm, zusammen mit dem Tablet kommen wir auf 1.055 Gramm.
Ausstattung
Wie eingangs angedeutet, fällt die Anschlussausstattung bauartbedingt mager aus. An der linken unteren Seite findet man Micro-USB-2.0, Micro-HDMI sowie den 3,5-mm-Klinkenstecker für Audio. Darüber befindet sich der Slot für microSD-Karten, der bei Betrieb im Cover von einer Halteklammer verdeckt wird, darüber wiederum der Mono-Lautsprecher. On/Off-Taste und Lautstärkewippe haben an der oberen rechten Seite Platz gefunden. Diese Bedienelemente weisen einen recht hohen Widerstand auf, lassen sich dank spürbarem Druckpunkt aber sicher bedienen und auch gut ertasten.
Um gleichzeitig mit einer externen Maus und einer angeschlossenen Festplatte (ohne eigene Stromversorgung) arbeiten zu können und das Gerät darüber hinaus auch zu laden, haben wir uns eines USB-OTG-Kabels bedient, an das das Netzteil sowie ein USB-Hub angeschlossen waren. Das hat problemlos funktioniert, die Datenübertragungsrate der HDD erreichte dabei das USB-2.0-Limit. Nur starten mochte das Gerät generell nicht, wenn auch nur die Festplatte allein am Port hing, sodass wir die Verbindung erst nach dem Start herstellen konnten.
Die 2-MP-Webcam ist als solche durchaus zu gebrauchen, zu mehr aber nicht, wie das Fotos zeigt. In einem von Neonröhren erleuchteten Raum übermittelte sie ein einigermaßen rauscharmes, aber auch etwas blasses Bild. Bei schlechteren Lichtverhältnissen wie in einem nur durch eine Schreibtischlampe illuminierten Zimmer trat ein deutliches, aber immer im Vergleich mit anderen Cams noch vertretbares Rauschen hinzu.
Kommunikation
Beim Realtek RTL8723BS handelt es sich um ein besonders kompaktes WLAN-Modul, das sich auf IEEE 802.11 b/g/n sowie Bluetooth 4.0 versteht und nur im teilweise überlaufenen 2,4-GHz-Band funken kann. Die Empfangsleistung erwies sich im individuellen Test-Setup des Autors als gut durchschnittlich, war allerdings auch bei gleichbleibenden Bedingungen von recht starken Schwankungen gekennzeichnet. Das gilt auch für die unruhige Anzeige der Feldstärke, die nicht immer mit der tatsächlichen Übertragungsrate skalierte.
Zubehör
Das mitgelieferte Zubehör erschöpft sich im Netzteil nebst 1-Meter-Kabel und dem Tastatur-Cover sowie einer Schnellstartanleitung, den üblichen Garantieunterlagen und der Lizenz für Office 365.
Wartung
Eigene Wartung sowie Akkuwechsel scheiden aus, wie es bei Tablets nicht anders üblich ist.
Garantie
Lenovo bietet 24 Monate Herstellergarantie, die kostenpflichtig erweitert werden kann.
Eingabegeräte
Tastatur
Wie man auf den Fotos sehen kann, weist das Layout der Cover-Tastatur einige Besonderheiten auf, was sich aus Platzgründen auch kaum vermeiden ließ. Einige Tasten wie Ö, Ä und Ü sind verkleinert, Druck ist an den Platz der eingesparten rechten Windows Taste gerutscht, die Funktionstasten sind als Mehrfachbelegung auf den Zahlentasten gelandet usw., was eine gewisse Gewöhnung erfordert. Der Vorteil: Die wichtigsten Keys weisen fast Standardgröße und normale Abstände auf, sodass dem Tester trotz nicht gerade kleiner Hände das Schreiben weitgehend flüssig von der Hand ging. Natürlich ist der Tastenhub sehr gering, dafür ist der Druckpunkt knackig und der Anschlag eher weich und flächendeckend sehr leise, was Vielschreibern und/oder dem Einsatz in lärmsensiblen Umgebungen entgegenkommen könnte. Alles in allem sind wir vom Keyboard des Miix 3 10 angenehm überrascht, für unterwegs und zwischendurch findet man eine mehr als brauchbare Lösung vor, die jeder Bildschirmtastatur um Längen voraus ist. Daran ändert auch nichts, dass die Konstruktion bei Druck etwas nachgab.
Touchpad
Als nur einigermaßen gelungen würden wir das etwa 90 x 54 mm große, glatte Clickpad ohne physische Tasten bezeichnen, das ein merkwürdiges Verhalten an den Tag legte. So mussten Streichbewegungen und Berührungen stets vom mittleren Bereich oder von unten ausgehen, um eine Reaktion zu erzielen. Wenn wir eine Geste in einer der mehr als 5 mm breiten Zonen am oberen, rechten und linken Rand begannen, bewegte sich der Zeiger erst, wenn wir den mittleren Bereich erreichten, während von der Mitte ausgehende Bewegungen fast bis an den äußeren Rand nachvollzogen wurden. Wem das zu kompliziert ist, der kann mitnehmen, dass sich dieses Verhalten subjektiv in gelegentlichen, störenden Aussetzern äußerte. Weniger hatten wir mit den Maustasten zu kämpfen, die einen aus Sicht des Testers idealen Widerstand sowie einen knackigen Druckpunkt aufweisen und gut spür- und hörbares Feedback erzeugen.
Touchscreen
Der Bildschirm erkennt laut Hersteller bis zu zehn Berührungen gleichzeitig und verhielt sich im Test in Sachen Ansprechverhalten und Präzision im positiven Sinne unauffällig. Wer ihn auf dem Windows Desktop nutzen will, sollte sich einen Stylus besorgen, um die kleinen Symbole sicher treffen zu können.
Display
Die maximale Helligkeit des 1.920 x 1.200 Pixel (16:10) auflösenden IPS-Displays von nur 231 cd/m2 (Mitte) ist für Tablet-Verhältnisse sehr schwach. Legt man Convertibles aus den letzten zwölf Monaten als Maßstab zugrunde, liegt sie immer noch deutlich unter dem Durchschnitt von 297 cd/m2. Kaum besser machen es die beiden Konkurrenten im Test. An der 85-prozentigen Ausleuchtung gibt es subjektiv nichts auszusetzen, Clouding oder Lichthöfe waren nicht zu beobachten. Auch die Bildschärfe empfanden wir als einwandfrei.
|
Ausleuchtung: 85 %
Helligkeit Akku: 231 cd/m²
Kontrast: 1050:1 (Schwarzwert: 0.22 cd/m²)
ΔE Color 5.76 | 0.5-29.43 Ø4.92
ΔE Greyscale 7.54 | 0.5-98 Ø5.2
Gamma: 2.44
Dem angenehm niedrigen Schwarzwert von 0,22 cd/m2, der auch subjektiv für den Eindruck eines recht satten Schwarzes sorgt, ist es zu verdanken, dass der Kontrast unseres Miix 3 10 trotz der geringen Helligkeit ausgezeichnete 1050:1 erreicht. Mithalten kann da das Asus Transformer Book, während das ODYS Winpad mit immer noch sehr guten 809:1 das Schlusslicht bildet. Nun zur Farbwiedergabe: DeltaE-Werte, die die Abweichung von der Norm beschreiben, von 6 (ColorChecker) bzw. 8 (Graustufen) sind für ein IPS-Display kein Ruhmesblatt, gute Vertreter dieser Gattung bleiben unter 3, günstige TN-Panels liegen gerne mal über DeltaE 10, was dann im Vergleich zu einem profilierten Display mit korrekter Darstellung schon gut sichtbar ist. Insofern sind die hohen Werte des ebenfalls mit einem IPS-Panel ausgestatteten Winpad nicht OK. Angaben zur ohnehin nur für engagierte Bildbearbeiter wichtigen Farbraumabdeckung und das sonst übliche ICC-Profil können wir diesmal leider nicht liefern, weil unsere CalMAN-Software auf der Atom-Plattform reproduzierbar abstürzte. Die relativ niedrigen Werte des Winpad und des Transformer Books zu übertreffen, sollte aber eigentlich kein Problem sein.
Lenovo Miix 3 10 HD Graphics (Bay Trail), Z3735F, 32 GB eMMC Flash | ODYS Winpad V10 HD Graphics (Bay Trail), Z3735F, 32 GB eMMC Flash | Asus Transformer Book T100TA-C1-GR HD Graphics (Bay Trail), Z3740, 32 GB eMMC Flash | |
---|---|---|---|
Display | |||
Display P3 Coverage | 44.57 | 40.34 | |
sRGB Coverage | 65.8 | 60.2 | |
AdobeRGB 1998 Coverage | 46.16 | 41.78 | |
Bildschirm | -17% | 1% | |
Helligkeit Bildmitte | 231 | 267 16% | 248 7% |
Brightness | 210 | 278 32% | 238 13% |
Brightness Distribution | 85 | 86 1% | 91 7% |
Schwarzwert * | 0.22 | 0.33 -50% | 0.24 -9% |
Kontrast | 1050 | 809 -23% | 1033 -2% |
Delta E Colorchecker * | 5.76 | 8.93 -55% | 7 -22% |
Delta E Graustufen * | 7.54 | 10.59 -40% | 6.54 13% |
Gamma | 2.44 90% | 2.67 82% | 2.58 85% |
CCT | 7808 83% | 8365 78% | 6707 97% |
Farbraum (Prozent von AdobeRGB 1998) | 42 | 38 | |
Durchschnitt gesamt (Programm / Settings) | -17% /
-17% | 1% /
1% |
* ... kleinere Werte sind besser
Wir konnten die Outdoor-Tauglichkeit des Displays nur bei bedecktem Himmel testen und hatten unter diesen Bedingungen wenig Probleme mit der Ablesbarkeit. Man muss nur darauf achten, dass sich der Himmel oder sonstige helle Flächen nicht im Display spiegeln. Erfahrungsgemäß dürfte die sich mittelmäßige Leuchtkraft in Kombination mit der spiegelnden Oberfläche in sehr hellen Umgebungen auch im Schatten in zu niedrigen Kontrasten niederschlagen, sodass Interessenten, die das Convertible auch im Sommer draußen nutzen wollen, sich vielleicht anderweitig umsehen sollten.
Typisch IPS: Zu auffälligen Verfälschungen des Bildeindrucks kommt es erst, wenn man sowohl vertikal als auch horizontal stark versetzt auf den Bildschirm schaut. Da das in der Praxis kaum vorkommt, können wir dem Miix 3 10 eine sehr gute Blickwinkelstabilität bescheinigen. Beim Blick von der Seite oder von oben oder unten muss man sich lediglich mit geringen Helligkeits- und Kontrastverlusten abfinden, die praktisch bei jedem Screen auftreten.
Leistung
In Sachen Rechen- bzw. Grafik-Performance agiert das Lenovo Miix 3 10 im Vergleich mit anderen Windows Systemen auf sehr niedrigem Level, insbesondere gilt das für die Pro-Thread-Leistung. Gleichwohl reichen die Reserven für die meisten Office- und Multimedia-Anwendungen aus. Anspruchsvollere Programme wie Adobe Photoshop Lightroom laufen hingegen zäh. Um Speicherplatz und Ressourcen zu schonen, hat Lenovo sich trotz x64-fähigem SoC für die 32-Bit-Version von Windows 8.1 entschieden, sodass reine 64-Bit-Software nicht lauffähig ist.
Prozessor
Der sparsame Intel Atom Z3735F (Silvermont Architektur) verfügt über vier Kerne, die einen Basistakt von 1,33 GHz aufweisen, das Maximum beträgt 1,83 GHz. Gegenüber älteren Atom Modellen soll die Pro-MHz-Leistung um bis zu 50 % gesteigert worden sein, dafür wurde die virtuelle Kern-Verdoppelung Hyperthreading eingespart. Durch die niedrige TDP von unter 4 Watt eignet er sich auch für passiv gekühlte Tablets bzw. Convertibles wie das Testgerät. Da der Z3735F schon in zahlreichen von uns getesteten Geräten arbeitet, ersparen wir uns hier nähere Ausführungen und verweisen statt dessen auf unseren Artikel zum SoC mit zahlreichen Benchmarks.
Bemüht man den Cinebench R10 (32 Bit), liegt die Performance des SoC exakt auf dem erwarteten Niveau. Große Unterschiede zu den identischen bzw. sehr ähnlichen SoCs im Asus und im ODYS ergeben sich nicht. Bei Belastung aller vier Kerne verharrt deren Frequenz bei rund 1,5 GHz, die auch im Akkubetrieb gehalten werden.
Cinebench R10 | |
Rendering Single 32Bit (nach Ergebnis sortieren) | |
Lenovo Miix 3 10 | |
ODYS Winpad V10 | |
Asus Transformer Book T100TA-C1-GR | |
Rendering Multiple CPUs 32Bit (nach Ergebnis sortieren) | |
Lenovo Miix 3 10 | |
ODYS Winpad V10 | |
Asus Transformer Book T100TA-C1-GR |
System Performance
Für die flüssige Darstellung des Windows-8-UI genügt die Leistung locker, und auch auf dem klassischen Windows Desktop durften wir uns über eine einigermaßen verzögerungsarme Bedienung mit zügigen, wenn auch keineswegs rasanten Programmstarts freuen. Immerhin wird das eher schwachbrüstige SoC durch eine eMMC unterstützt, was in diesem Fall mehr als die sprichwörtliche halbe Miete ausmacht. Nennenswerte Perfomance-Unterschiede zwischen unseren drei Kandidaten weist der PCMark 7 nicht auf, dafür aber der neuere PCMark 8, der das Testgerät um 9 bis 15 % hinter dem ODYS Winpad sieht. Mal schauen, ob wir dafür im nächsten Abschnitt einen Grund finden. So viel vorab: Die Browser Benchmarks, die kaum auf den Massenspeicher zugreifen, sehen die beiden Convertibles wieder recht genau auf Augenhöhe.
PCMark 8 | |
Home Score Accelerated v2 (nach Ergebnis sortieren) | |
Lenovo Miix 3 10 | |
ODYS Winpad V10 | |
Work Score Accelerated v2 (nach Ergebnis sortieren) | |
Lenovo Miix 3 10 | |
ODYS Winpad V10 |
Sunspider - 1.0 Total Score (nach Ergebnis sortieren) | |
Lenovo Miix 3 10 | |
ODYS Winpad V10 |
Mozilla Kraken 1.1 - Total (nach Ergebnis sortieren) | |
Lenovo Miix 3 10 | |
ODYS Winpad V10 |
Octane V2 - Total Score (nach Ergebnis sortieren) | |
Lenovo Miix 3 10 | |
ODYS Winpad V10 |
* ... kleinere Werte sind besser
PCMark 7 Score | 2366 Punkte | |
PCMark 8 Home Score Accelerated v2 | 1032 Punkte | |
PCMark 8 Work Score Accelerated v2 | 1007 Punkte | |
Hilfe |
Massenspeicher
Nachdem der spezialisierte SSD-Benchmark AS SSD auf dem System den Dienst verweigerte, müssen wir uns zur Beurteilung der Massenspeicher-Performance auf den CrystalDiskMark 3.0 stützen. Der attestiert der 32 GB fassenden eMMC im Miix 3 beim sequenziellen Lesen eine überraschende Schwäche, die die Ursache für das schlechtere Abschneiden im PCMark 8 sein könnte. Die Übertragungsrate von nur 82 MB/s stünde nicht einmal einer herkömmlichen Festplatte gut zu Gesicht. Das ODYS Winpad bewältigt einen um nicht weniger als 103 % höheren Durchsatz, und auch das Transformer Book schaufelt 33 % mehr Daten durch die Leitung. Auffällig gut schneidet das Miix 3 10 beim gleichzeitigen Einlesen kleiner Datenblöcke mit mehreren Threads (Read 4k QD32) ab, was System- und Betriebssystemstarts simulieren soll.
Grafikkarte
Im absoluten Low-End-Bereich ist die Intel HD Grafik angesiedelt. Die beherrscht zwar auf dem Papier DirectX 11, verfügt aber über nur vier zudem relativ langsam taktende Ausführungseinheiten und übertrifft das Leistungsniveau der in älteren ARM basierten SoCs wie dem Qualcomm Snapdragon S4 Pro integrierten Adreno 320 nur knapp. Die ruckelfreie Wiedergabe hochauflösender Videos bis 4K ist hingegen dank Unterstützung gängiger Codecs wie H.264 kein Problem. Verglichen mit anderen Geräte mit dem gleichen SoC schneidet das Lenovo Miix 3 10 in den Grafiktests der 3DMarks unauffällig ab, das freilich auf niedrigstem Niveau.
3DMark 11 - 1280x720 Performance GPU (nach Ergebnis sortieren) | |
Lenovo Miix 3 10 | |
ODYS Winpad V10 | |
Asus Transformer Book T100TA-C1-GR |
3DMark | |
1280x720 Ice Storm Standard Graphics (nach Ergebnis sortieren) | |
Lenovo Miix 3 10 | |
ODYS Winpad V10 | |
Asus Transformer Book T100TA-C1-GR | |
1280x720 Cloud Gate Standard Graphics (nach Ergebnis sortieren) | |
Lenovo Miix 3 10 | |
ODYS Winpad V10 | |
Asus Transformer Book T100TA-C1-GR |
3DMark 11 Performance | 212 Punkte | |
3DMark Ice Storm Standard Score | 14128 Punkte | |
3DMark Cloud Gate Standard Score | 1164 Punkte | |
Hilfe |
Gaming Performance
Während für die weitaus meisten Android Games oder auch Spiele aus dem Windows Store immer noch ausreichend Power zur Verfügung steht, scheitert die GPU an so gut wie jedem halbwegs aktuellen 3D-Windows-Titel, selbst ältere Spiele mit isometrischer Darstellung wie StarCraft II oder Diablo III laufen, wenn überhaupt, nur in den niedrigsten Einstellungen flüssig. Was geht, sind zweidimensionale Indie-Games wie beispielsweise das stimmungsvolle, mit Preisen überhäufte Limbo.
min. | mittel | hoch | max. | |
---|---|---|---|---|
StarCraft 2 (2010) | 53.3 | 9 | ||
Anno 2070 (2011) | 17.4 | |||
Diablo III (2012) | 9.2 |
Emissionen
Temperatur
Unter hoher Dauerlast, die in der Praxis kaum vorkommen dürfte, stieg die Oberflächentemperatur zwar stellenweise über schon als sehr warm empfundene 50 °C, interessanter ist, dass sie im Idle-Betrieb kaum über unkritische 36 °C hinauskam, sodass bei der täglichen Arbeit keine Probleme auftreten sollten.
Unsere Beobachtung der Kerntakte während der Stresstests hat beim Tester nur für Verwirrung gesorgt, ein reproduzierbares Muster war nicht zu erkennen. Die genaue Beschreibung des erratischen Verhaltens würde den Rahmen sprengen und zu keinerlei verwertbaren Erkenntnissen führen. Was man wohl feststellen kann: Unter realistischen Bedingungen ist nicht mit Throttling zu rechnen.
(+) Die maximale Temperatur auf der Oberseite ist 38.1 °C. Im Vergleich liegt der Klassendurchschnitt bei 35.3 °C (von 19.6 bis 60 °C für die Klasse Convertible).
(-) Auf der Unterseite messen wir eine maximalen Wert von 50.6 °C (im Vergleich zum Durchschnitt von 36.8 °C).
(+) Ohne Last messen wir eine durchschnittliche Temperatur von 29.9 °C auf der Oberseite. Der Klassendurchschnitt erreicht 30.3 °C.
(±) Die Handballen und der Touchpad-Bereich können sehr heiß werden mit maximal 36.8 °C.
(-) Die durchschnittliche Handballen-Temperatur anderer getesteter Geräte war 28.1 °C (-8.7 °C).
Lautsprecher
Der links am Tablet angebrachte Mono-Lautsprecher schafft keine besonders hohe Lautstärke, mehr als kleine Räume kann man damit nicht ausfüllen. Der Klang ist zwar klar und brauchbar differenziert, aber auch sehr mittenbetont, flach und damit arm an Dynamik und vermittelt (natürlich) keinerlei Räumlichkeit. Pegelschwankungen und Verzerrungen hatten wir nicht zu beklagen. Die Konstruktion eignet sich für die Wiedergabe von Windows Tönen und Sprache, für Musik oder Filme sollte man auf externe Speaker oder einen Kopfhörer zurückgreifen.
Energieverwaltung
Energieaufnahme
Im Vergleich zum ODYS Winpad erwies sich das Testgerät in den verschiedenen Idle-Laststufen als enorm durstig, der Abstand zum nur etwas sparsameren Asus ist erheblich geringer. Dicht zusammen liegt das Feld bei Load Average, während sich das ODYS bei Load Maximum 25 bzw. 29 % mehr Strom genehmigte als die beiden anderen Convertibles. Zieht man alle in den letzten zwölf Monaten getesteten Tablets des gleichen Formats als Vergleich heran, treffen die 5 Watt bei Idle Average den Durchschnitt. Das Netzteil ist etwas schwach auf der Brust und vermochte das Gerät bei höchster Helligkeit nur sehr langsam zu laden, grob geschätzt kann man von bis zu acht Stunden ausgehen.
Lenovo Miix 3 10 HD Graphics (Bay Trail), Z3735F, 32 GB eMMC Flash | ODYS Winpad V10 HD Graphics (Bay Trail), Z3735F, 32 GB eMMC Flash | Asus Transformer Book T100TA-C1-GR HD Graphics (Bay Trail), Z3740, 32 GB eMMC Flash | |
---|---|---|---|
Stromverbrauch | 42% | 14% | |
Idle min * | 2 | 0.5 75% | 1.7 15% |
Idle avg * | 5 | 0.6 88% | 3.9 22% |
Idle max * | 5.6 | 1.2 79% | 3.9 30% |
Last avg * | 11.4 | 11.7 -3% | 10.7 6% |
Last max * | 11.4 | 14.7 -29% | 11.8 -4% |
* ... kleinere Werte sind besser
Aus / Standby | 0 / 0.2 Watt |
Idle | 2 / 5 / 5.6 Watt |
Last |
11.4 / 11.4 Watt |
Legende:
min: ,
med: ,
max: Voltcraft VC 940 |
Akkulaufzeit
Im Rahmen unseres praxisnahen WLAN-Tests surft ein Skript bei auf etwas 150 cd/m2 reduzierter Helligkeit in 40-sekündigen Abständen automatisch repräsentativ ausgewählte Internetseiten an. Die auch vom ODYS Winpad erreichte Laufzeit von über sechs Stunden dürfte für die meisten Zwecke ausreichen, bildet im Vergleich mit anderen 10,1-Zoll-Tablets aber den Bodensatz; der Durchschnitt liegt hier bei 530 Minuten. Wer erheblich mehr will, sollte sein Augenmerk auf die knapp elf Stunden des Transformer Book richten.
Akkulaufzeit - WLAN (alt) (nach Ergebnis sortieren) | |
Lenovo Miix 3 10 | |
ODYS Winpad V10 | |
Asus Transformer Book T100TA-C1-GR |
Fazit
Alles in allem und vor allem unter Berücksichtigung des günstigen Preises von nur 299 Euro hat das Lenovo Miix 3 10 Convertible einen guten Eindruck hinterlassen. Der Bildschirm könnte gerade bei einem so eindeutig auf Mobilität ausgelegten Gerät durchaus heller sein, hat ansonsten aber besonders in Sachen Kontrast eine gute Figur gemacht. Wie Lenovo sich die Nutzung des Convertibles vorstellt, kann man an der mitgelieferten Lizenz für MS Office 365 erkennen, und für derartige Zwecke reicht die Leistung auch locker aus. Auf seinem niedrigen Niveau arbeitet der Antrieb so wie erwartet und stellt zusammen mit der insgesamt durchwachsenen, in unseren Augen aber vor allem zu kleinen eMMC eine weitgehend flüssige Bedienung sicher. Ein Lob hat der Hersteller für das robuste und durchdachte Cover verdient, dessen Keyboard einer normalen Notebook-Tastatur so nahe kommt, wie das Format es eben erlaubt. Schade, dass das Clickpad da nicht ganz mithalten kann. Das Paket macht zwar keinen hochwertigen, aber einen durchaus soliden und vor allem praxisgerechten Eindruck. Die Akkulaufzeiten sind im Vergleich nicht top, stehen der Mobilität aber nicht im Wege.