Test Huawei Watch Fit Special Edition: Was macht den neuen Fitness-Tracker besonders?
Vor wenigen Wochen hat Huawei die "neue" Huawei Watch Fit Special Edition (kurz SE) präsentiert. Etwas merkwürdig ist das Vorgehen schon. Denn das neue Modell ist kein Ableger der erst im vergangenen Jahr erschienenen Huawei Watch Fit 2 (ab ca. 115 Euro bei Amazon), sondern eine spezielle Variante der bereits 2021 erschienenen Huawei Watch Fit, zu der es auch schon eine "New"-Version gab.
Den Sinn oder Unsinn dieses späten Nachzüglers mag ein Blick auf die Neuerungen sowie auch die preisliche Einordnung helfen, was einige der Themen in unserem Testbericht zur Huawei Watch Fit Special Edition sind. Unter anderem ist die neue Variante laut Huawei mit genauerem und umfangreicherem Tracking ausgestattet.
Preislich offeriert Huawei die neue Watch Fit Special Edition für eine unverbindliche Preisempfehlung von 99,99 Euro, wobei sie im Handel bereits etwas weniger kostet (z. B. ca. 90 Euro bei Amazon). Damit positioniert man den neuen Tracker mindestens 30 Euro günstiger als die UVP der neuen 2. Generation, die unter anderem mit einem größeren AMOLED-Bildschirm aufwartet. Das neue SE-Modell besetzt die Lücke zwischen dem einfacheren Huawei Band 8 (ca. 50 Euro bei Amazon) und der Watch Fit 2, ist quasi ein Fitness-Tracker kurz vor dem Schritt zur Smartwatch.
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Details
Gehäuse und Ausstattung – Einfaches Kunststoffgehäuse und Silikonarmband
Die neue Huawei Watch Fit Special Edition präsentiert sich mit einem Kunststoffgehäuse (Polymer) und einem Silikonarmband und ist in den drei Farben Schwarz, Pink und Grün erhältlich. Das Fitness-Armband ist mit 21 g angenehm leicht und lässt sich mit seinem Armband und der klassischen Dornenschließe engmaschig an Handgelenken von ca. 13 bis 21 cm Umfang festmachen.
Die Optik ist sportlich und identisch mit der Active-Version der ursprünglichen Huawei Watch Fit. Wir hatten damals die teurere Elegant-Variante mit Edelstahlgehäuse und einem Armband aus Fluorelastomer im Test. Die optisch ansprechendere Version gibt es bei der neuen Special Edition nicht.
Einrichtung und Bedienung - gewohnte Wearable-Kost
Wie bei allen Smartwatches und Trackern von Huawei ist auch für die Einrichtung und Verwaltung der Huawei Watch Fit Special Edition die Huawei Health App erforderlich. Sie gibt es für iOS und Android sowie natürlich Huaweis EMUI.
Über die App gibt es Zugang zu einer ganzen Reihe von Zifferblätter, die dort kostenlos oder gegen Gebühr geladen werden können. Huawei spricht von mehr als 10.000 Stück, die zur Auswahl stehen. Zehn Zifferblätter sind auf der Uhr vorinstalliert. Das Installieren von weiteren Apps wird nicht unterstützt.
Eingangs führt die App in deutscher Sprache durch die Einrichtung, was im Test keinerlei Probleme machte und mit dem "Abscannen" eines QR-Codes auf dem Armband mit der Smartphone-Kamera beginnt (Bild rechts). Ein Account muss zuvor eingerichtet werden, wenn nicht bereits vorhanden. Ein paar Impressionen des Einrichtungsvorgangs liefern die unten eingebundenen Screenshots.
Am rechten Gehäuserand ist eine längliche Taste, welche die Touchscreen-Bedienung unterstützt und zum Aufrufen und Schließen des Menüs führt. Durch dieses wird dann in gewohnter Manier mit Wischern nach oben und unten sowie Tipps navigiert. Das Menü ermöglicht Zugang zu den installierten Apps wie dem Sport-Tracking, Wecker, Wetter, Musiksteuerung, Taschenlampe, Smartphone finden und mehr.
Horizontale Wischer auf dem Startbildschirm sorgen für das Durchblättern verschiedener anpassbarer Widgets. Hier sind Aktivitätstracking, Pulsmessung, Wetter und weitere Daten auf einen Blick erreichbar. Vertikales Wischen nach unten ruft ein Menü mit Schnellzugriff auf wichtige Funktionen auf. Ein Wischer nach oben führt zu den Smartphone-Benachrichtigungen.
Wer schon einmal eine Smartwatch von Huawei oder auch einem anderen Hersteller am Handgelenk hatte, wird sich schnell zurechtfinden. Ein paar Impressionen liefert nachfolgendes Video.
Telefonie und Benachrichtigungen
Auf Lautsprecher und Mikrofon verzichtet Huawei, sodass das Modell auch keine Bluetooth-Telefonie unterstützt. Eingehende Anrufe lassen sich aber zumindest wegdrücken und unter EMUI sowie Android (nicht unter iOS) auch mit Schnellantworten beantworten. Benachrichtigungen vom Smartphone werden zuverlässig an die Uhr weitergeleitet, wobei sich diese über die App in unterschiedlichen Kategorien aktivieren und deaktivieren lassen.
Sprach-Assistent
Sprachsteuerung über Google Assistant, Amazon Alexa oder einen anderen Assistenten unterstützt dieses Wearable nicht. Geht schlicht und ergreifend ohne Mikrofon auch nicht.
Gesundheit und Fitness - genauer Sensor und übliche Features
Wie für einen Fitness-Tracker bzw. eine preiswerte Smartwatch üblich, überwacht die Huawei Watch Fit Special Edition die Herzfrequenz, SpO2, Schlaf und Stress. Dazu kommen diverse weitere Gesundheits- und Fitnessfeatures wie Aktivitätsziele, Stress, Menstruationskalender, Running Ability Index und Atemübungen. Die Synchronisation der Daten von Huawei Health mit Google Fit oder Apple Health ist nicht möglich.
Aktivitätsziele
Wie quasi alle Kontrahenten will auch die Huawei Watch Fit SE zu einem aktiveren Leben anregen und offeriert hierfür die üblichen Aktivitätsziele, die sich teils in der App individuell festlegen lassen. Getrackt werden Schritte am Tag, Aufstehen (bei sitzender Tätigkeit) und Aktivitätsminuten.
Je näher man den gesetzten Werten kommt, desto weiter bauen sich die altbekannten Ringe (oder ein Kleeblatt) auf. Wer möchte, kann auch das eigene Stresslevel von dem Fitness-Armband überwachen lassen.
Herzfrequenz, Herzrhythmus und Blutsauerstoffsättigung
Zu den Basisfunktion nahezu aller Fitness-Armbänder und Smartwatches zählen die Überwachung von Herzfrequenz und Blutsauerstoffgehalt (SpO2). Beides kann auf Wunsch rund um die Uhr erfolgen.
Bei der Genauigkeit müssen günstige Modelle teils Federn lassen, zuletzt unter anderem beim Test der Amazfit Bip 3 Pro (ca. 70 Euro bei Amazon) erlebt. Huawei hingegen offenbart hier keine Schwäche. Der vorliegende Tracker misst mit seinem optischen Herzfrequenzsensor an der Unterseite den Puls zuverlässig.
Im Vergleich zu einem Polar H10 Brustgurt als Referenzgerät lagen die Abweichungen beim Leistungspuls bei unter einem Prozent, was in dieser Preisklasse exzellent ist. Auch der Verlauf der Kurven (siehe Grafiken unten) ist nahezu deckungsgleich, was wir so schon deutlich anders erleben mussten. Beim Ruhepuls waren beide Werte sogar komplett identisch.
Etwas schlechter sieht es bei der SpO2-Messung aus. Aber auch die hier festgestellten Abweichungen von gut 6 Prozent im Duell mit dem Braun Pulsoximeter 1 als Referenz sind in Ordnung. Auffällig ist vor allem ein Ausreißerwert, der eine noch bessere Bewertung verhagelt.
Schlaf-Tracking
Unter anderem verspricht Huawei für die SE-Edition ein verbessertes Schlaftracking dank TruSleep 3.0. Ohne die alte Version im direkten Vergleich zu haben, ist die Verbesserung aber nur schwer nachzuvollziehen.
Im Test erfolgte die Schlaferkennung zuverlässig. Eine Auswertung der Schlafqualität sowie der Schlafphasen erfolgt rudimentär auf dem Tracker-Display und in ausführlicher Weise in der Smartphone-App.
Trainingsaufzeichnung
Im Vergleich zur ersten Generation hat Huawei einige neue Trainingsmodi wie Basketball, Fußball und E-Sport ergänzt. Die Special Edition wartet nun mit über 100 Sportmodi auf. Je nach Sportart werden unterschiedliche Kennzahlen getrackt, z. B. zurückgelegte Strecke, Durchschnitts- und Höchstgeschwindigkeit beim Radfahren, die Anzahl der Schritte beim Laufen oder die Züge auf der Rudermaschine.
Nach dem Training liefern der Tracker und die App in gewohnter Manier eine umfangreiche Auswertung. Mit GPS lässt sich in der App auch die zurückgelegte Strecke genau nachverfolgen. Zudem liefert das Sport-Armband Daten zu Trainingsbelastung, Erholungszeit und VO2Max. Dank Wasserdichtigkeit bis 5 ATM kann das Wearable auch beim Schwimmen und anderen Wassersportarten am Handgelenk verbleiben.
GPS und Navigation
Das GPS-Tracking hat im Praxistest ziemlich genau funktioniert. Die Abweichungen beim Streckenverlauf sowie der zurückgelegten Distanz bei einer Fahrradtour waren im Vergleich zur Garmin Venu 2 als Referenzmodell recht gering. Einzig bei den überwundenen Höhenmetern gab es eine größere Diskrepanz.
Wehrmutstropfen ist allerdings, dass der Verbindungsaufbau oft recht lange gedauert hat, teils über eine Minute. Das ist nervig, wenn man z. B. mit einer Sporteinheit loslegen will, aber erst auf das Equipment warten muss. Für die Navigation kann der Tracker nicht genutzt werden.
Display - AMOLED, aber leider recht dunkel
Wie in der Huawei Watch Fit ist auch in der Special Edition ein 1,64 Zoll großes AMOLED-Panel verbaut, allerdings leider ohne Umgebungslichtsensor. Der Bildschirm löst mit 280 x 456 Pixeln auf und bietet mit über 300 PPI eine detaillierte Darstellung ohne erkennbare Pixel.
Die Helligkeit lässt sich per virtuellem Schieberegler auf dem Display verändern, erreicht in der Spitze mit knapp unter 300 cd/m² allerdings keine sonderlich hohen Werte. Sämtliche Vergleichsmodelle wie die Huawei Watch Fit 2, das Xiaomi Smart Band 7 Pro (ca. 70 Euro bei Amazon) und selbst das günstigere Huawei Band 8 erreichen höhere Werte. Das Ablesen ist aber auch bei direkter Sonneneinstrahlung in den meisten Fällen möglich. AOD (Always on Display) kann auf Wunsch aktiviert werden.
Zudem mussten wir leider Bildschirm-Flackern durch PWM (Pulse-Width Modulation) mit einer relativ geringen Frequenz feststellen, was bei einigen Nutzern bei längerem Betrachten des Displays zu Unwohlsein führen kann (und das Abfotografieren des Displays erschwert).
Huawei Watch Fit Special Edition | Huawei Watch Fit 2 | Huawei Band 8 | Xiaomi Smart Band 7 Pro | |
---|---|---|---|---|
Response Times | ||||
PWM Frequency | 119 | 59 -50% | 118.9 0% | |
Bildschirm | 95% | 38% | 82% | |
Helligkeit Bildmitte | 283 | 553 95% | 391 38% | 516 82% |
Schwarzwert * | ||||
Durchschnitt gesamt (Programm / Settings) | 95% /
95% | -6% /
-6% | 41% /
41% |
* ... kleinere Werte sind besser
Bildschirm-Flackern / PWM (Pulse-Width Modulation)
Flackern / PWM festgestellt | 119 Hz | ||
Das Display flackert mit 119 Hz (im schlimmsten Fall, eventuell durch Pulsweitenmodulation PWM) . Die Frequenz von 119 Hz ist sehr gering und daher kann es bei allen Usern zu sichtbaren Flackern, brennenden Augen oder Kopfweh kommen. Im Vergleich: 53 % aller getesteten Geräte nutzten kein PWM um die Helligkeit zu reduzieren. Wenn PWM eingesetzt wurde, dann bei einer Frequenz von durchschnittlich 8746 (Minimum 5, Maximum 343500) Hz. |
Performance und Laufzeit - Kurzer Ladestopp alle paar Tage
Huawei liefert keine Informationen, welcher Prozessor in der Huawei Watch Fit Special Edition verbaut ist. Er macht seine Arbeit aber ausreichend schnell und ermöglicht eine flüssige Bedienung. Als Speicher stehen 4 GB zur Verfügung, um Zifferblätter zu installieren.
Akkulaufzeit
Huawei gibt die Laufzeit des 180 mAh Akkus mit maximal 9 Tagen sowie 6 Tagen bei typischer Nutzung an. Dies deckt sich auch mit den Eindrücken aus unserem Test. Es ist aufgrund des kleineren Akkus deutlich weniger als bei der zweiten Generation des Fitness-Trackers.
Allerdings ist die Ausdauer natürlich immer abhängig von der Nutzungsintensität. Wer alle Gesundheitstrackings rund um die Uhr aktiviert, die Displayhelligkeit aufdreht und zudem häufig Sporteinheiten trackt, der muss alle paar Tage das beiliegende USB-Ladekabel zur Hand nehmen. Der Ladevorgang dauert nur rund eine Stunde.
Pro
Contra
Fazit - viel "Besonderes" gibt es nicht...
Mit der Huawei Watch Fit Special Edition möchte Huawei die preisliche Lücke zwischen dem Huawei Band 8 und der Huawei Watch Fit 2 mit einem weiteren Modell füllen. Mit einer UVP von 100 Euro gelingt dies auch auf dem Papier. Im Vergleich zur ersten Generation bietet die SE-Variante ein paar punktuelle Verbesserungen, die sich aber in Grenzen halten.
Insgesamt ist die Huawei Watch Fit Special Edition ein solide ausgestatteter Fitness-Tracker, der unter anderem mit seiner exakten Pulsmessung zu punkten weiß.
Allerdings offenbart er auch ein paar Schwächen im Test. Dazu zählen unter anderem das nicht sonderlich helle Display sowie die manchmal lange Wartezeit beim GPS-Verbindungsaufbau. Das nicht vorhandene NFC wäre ein schönes Feature gewesen, um einen wirklichen Mehrwert im Vergleich zum ursprünglichen Modell zu bieten.
Ob sich der neue Fitness-Tracker im Vergleich zur nur unwesentlich teureren Nachfolgegeneration Watch Fit 2 mit größerem und hellerem AMOLED, längerer Akkulaufzeit, Bluetooth-Telefonie und ein paar weiteren Vorzügen wirklich durchsetzen wird, darf zumindest angezweifelt werden. Denn der Preisunterschied ist gerade im Handel derzeit nicht sonderlich groß. Aus unserer Sicht lohnt sich der Aufpreis für die Huawei Watch Fit 2 (ab ca. 115 Euro bei Amazon).
Preis und Verfügbarkeit
Der Huawei Watch Fit Special Edition Fitness-Tracker steht in den Farben Schwarz, Pink und Grün zur Wahl und kostet laut unverbindlicher Preisempfehlung 99,99 Euro. Der Preis ist im Handel aber bereits etwas nach unten gerutscht und liegt aktuell bei rund 90 Euro. Erhältlich ist das Wearable unter anderem bei Huawei, Amazon und weiteren Händlern.
Transparenz
Die Auswahl der zu testenden Geräte erfolgt innerhalb der Redaktion. Das vorliegende Testmuster wurde dem Autor vom Hersteller oder einem Shop zu Testzwecken leihweise zur Verfügung gestellt. Eine Einflussnahme des Leihstellers auf den Testbericht gab es nicht, der Hersteller erhielt keine Version des Reviews vor der Veröffentlichung. Es bestand keine Verpflichtung zur Publikation. Unsere Reviews erfolgen stets ohne Gegenleistung oder Kompensationen. Als eigenständiges, unabhängiges Unternehmen unterliegt Notebookcheck keiner Diktion von Herstellern, Shops und Verlagen.
So testet Notebookcheck
Pro Jahr werden von Notebookcheck hunderte Laptops und Smartphones unabhängig in von uns standardisierten technischen Verfahren getestet, um eine Vergleichbarkeit aller Testergebnisse zu gewährleisten. Seit rund 20 Jahren entwickeln wir diese Testmethoden kontinuierlich weiter und setzen damit Branchenstandards. In unseren Testlaboren kommt ausschließlich hochwertiges Messequipment in die Hände erfahrener Techniker und Redakteure. Die Tests unterliegen einer mehrstufigen Kontrolle. Unsere komplexe Gesamtbewertung basiert auf hunderten fundierten Messergebnissen und Benchmarks, womit Ihnen Objektivität garantiert ist. Weitere Informationen zu unseren Testmethoden gibt es hier.