Test Acer Revo One RL85 Mini PC
Vor einigen Wochen hatten wir Intels Barebone-Mini NUC 5i5RYH im Test. Dieses Rechnergerüst ist nicht direkt einsatzbereit, sondern muss in Eigenregie mit den fehlenden Komponenten und einem Betriebssystem ergänzt werden. Das ist nicht jedermanns Sache und erfordert neben einigen technischen Grundkenntnissen auch etwas Zeit und Eigenleistung. Wer sich damit nicht abmühen kann, oder möchte, wird sich daher eher nach einem Komplettsystem umschauen.
Acers Revo One RL 85 ist eine solche Alternative und bereits von Haus aus betriebsbereit ausgestattet. Neben den notwendigen Komponenten findet man hier Windows 8.1 als Betriebssystem sowie eine kabellose Tastatur mit Maus. Acer bietet den kleinen PC unserer Kenntnis nach derzeit in 13 verschiedenen Konfigurationen an, die sich teils grundlegend unterscheiden können. CPU, Grafik, RAM und Massenspeicher sind die Hauptunterscheidungsmerkmale. Der Einstieg beginnt bei knapp 300 Euro und für das Topmodell verlangt Acer etwa 870 Euro.
Unser Testgerät ist mit Intels Core i5-5200U-CPU, der Intel HD Graphics 5500, 4 GB RAM und insgesamt 3 TB Massenspeicher ausgestattet. Der Preis für diese Variante bewegt sich derzeit bei etwa 700 Euro.
Wir erweitern unser Team und suchen Gaming-Enthusiasten sowie Unterstützung für unsere Video-Produktion im Raum Hamburg.
Details
Gehäuse & Ausstattung
Das Gehäuse des Acer Revo One besteht aus glänzendem weißen Kunststoff. Die vertikal ausgerichtete Bauform weicht von den üblichen Gehäuseformen im kantigen Design wohltuend ab und sorgt damit für einen kleinen Aha-Effekt. Leider ist der Kunststoff wie üblich recht kratzempfindlich und wird schnell von Microkratzern und Fingerabdrücken heimgesucht. Glücklicherweise fallen diese auf dem weißem Kunststoff sichtbar weniger auf, als auf den schwarzen Pendants. Acer hat die Status-LEDs so ins Gehäuse eingearbeitet, dass diese dezent durch das Kunststoffmaterial hindurchleuchten. Gewicht und Ausmaße fallen mit etwa 2 kg und 155 x 107 x 107 mm sehr gering aus. Für den nötigen Halt auf dem Schreibtisch sorgen vier rutschfeste Gummifüße.
Bis auf den gut erreichbaren Cardreader auf der Oberseite, befinden sich alle Anschlüsse auf der Rückseite. Ständig angeschlossene Kabel stören so wenig und verlaufen relativ verdeckt vom Arbeitsplatz weg. Der ebenfalls am Heck positionierte Ein-/ Ausschalter ist recht klein ausgeführt und insgesamt schlecht ertastbar. Um mal eben schnell eine Kamera, Smartphone oder sonstige USB-Peripherie anschließen zu können, muss man ebenfalls immer am Heck herumsuchen. Ein frontseitig angebrachter USB-Port hätte die Handhabung in dem Zusammenhang sicherlich vereinfacht. Der Cardreader liefert mit unserer Toshiba Exceria Pro UHS-II Karte bis zu 87 MB/s beim Lesen und 62 MB/s beim Schreiben. Der USB 3.0-Anschluss arbeitet ebenfalls schnell und liest Daten von einer Samsung SSD T1 mit bis zu 414 MB/s und schreibt auf ihr mit bis zu 387 MB/s.
Eingabegeräte
Die im Lieferumfang befindliche Funktastatur verfügt über 80 Tasten und bietet damit ein übliches Standard-Layout. Ein separater Nummernblock fehlt bei dieser kompakten Variante. Die vertikalen Pfeiltasten könnten etwas größer ausfallen und die per Aufkleber angedeutete Batteriestandsanzeige ist nur ein Dummy. Ansonsten bieten die Tasten im 19-mm-Raster einen guten Druckpunkt und ein relativ leises Anschlagsgeräusch. Die beigelegte Maus macht keinen wirklich soliden Eindruck, was auch an der abnehmbaren Oberseite liegen mag. Unter den Eingabetasten findet man nämlich den Funkempfänger, der als Gegenstelle für die Eingabegeräte einen der USB-Ports an der Rückseite belegt.
Als weitere Möglichkeit, um seinen PC zu steuern, sieht Acer in der Nutzung der Acer Revo Suite App. Diese soll Maus und Tastatur ersetzen sowie für Android und iOS verfügbar sein. Wir haben diese App zum Testzeitpunkt allerdings nur in Googles Playstore gefunden, iOS-Nutzer scheinen noch etwas warten zu müssen.
Display
Als Display haben wir für diesen Test einen hochauflösenden Viewsonic VP2780-4k 27-Zoll-Bildschirm zur Verfügung gehabt. Dieses für den professionellen Einsatz konzipierte Arbeitstier schießt von der Zielgruppe her natürlich im Zusammenspiel mit dem Acer Revo One RL85 über das Ziel hinaus. Es bietet für uns aber die Möglichkeit die 4k-Fähigkeiten der kleinen Broadwell-Recheneinheit abzuchecken. Neben einem blickwinkelstabilen IPS-Panel bietet der Monitor auf 27 Zoll 3.840 x 2.160 Bildpunkte und soll den sRGB-Farbraum zu 100% abdecken. Mit einem Kaufpreis von derzeit etwa 900 Euro wird der Anschaffungspreis des Mini-PC wie gesagt um einiges übertroffen. Einen ausführlichen Test des Displays werden wir in den Dauertest des HP ZBook 15 G2 integrieren.
Für die Bildausgabe stehen dem Acer Revo One RL85 HDMI 1.4 sowie ein Mini-DisplayPort 1.2 zur Verfügung. Die Ausgabe der 4k-Auflösung gelingt nur per DisplayPort mit 60 Hz. Die 30 Hz des HDMI erzeugen sichtbare Verzögerungen und eignen sich höchstens als kurzzeitige Notlösung. Performancetechnisch ist die maximale Auflösung für Office, Bildbearbeitung, Internet, Video und vieles mehr nutzbar. Sobald es aber um aktuelle 3D-Spiele oder sonstige fordernde 3D-Aufgaben geht, ist Acers Revo One RL85 generell überfordert.
Leistung
Im Acer Revo One RL85 kommt reinrassige Notebooktechnik zum Einsatz. Die im Testgerät verbaute Intel Core i5-5200U-CPU mit integrierter Intel HD Graphics 5500 bietet für viele Anwendungsgebiete genügend Leistung. Die typischen Benchmarkergebnisse kann man am Ende dieses Kapitels oder in unseren umfangreichen Grafik- und CPU-Benchmarklisten mit anderen Testgeräten und Chips vergleichen. Die typischen Heimanwenderaufgaben wie Office, Internet, Videos, Bildverwaltung und Bildbearbeitung sind problemlos möglich. Auch wenig fordernde Casual Games oder ältere Spiele wie Stronghold, Torchlight oder World of Warcraft können mit zurückhaltender Auflösung und angepassten Einstellungen ohne weiteres gespielt werden.
Besonders zeitintensiv wird es jedoch, wenn Konvertierungen ohne Intel Quick Sync Video anstehen, CPU-Rendering stattfindet oder Videoschnitt größerer Projekte durchgeführt werden soll. Quasi gar nicht dran denken sollte man an fordernde 3D-Spiele oder umfangreiche 3D-Konstruktionsaufgaben. Hier fehlen letztlich Taktraten, CPU-Kerne, Shader-Einheiten und vieles mehr. Einen unnötigen Flaschenhals, den Acer selbst verursacht hat, ist der Verzicht auf einen zweiten RAM-Slot. Dadurch wird nicht nur die maximale RAM-Ausstattung beschränkt, sondern auch die Nutzung des Dual-Channel-Modus verhindert. Das bremst die RAM- als auch die Grafikleistung um bis zu 30% aus.
PCMark 8 Home Score Accelerated v2 | 2735 Punkte | |
Hilfe |
Massenspeicher
Acer ermöglicht den Einbau von insgesamt drei 2,5-Zoll-Laufwerken. Unser Testgerät kommt mit einer 1 TB SSHD als Systemlaufwerk und einer zusätzlichen 2 TB-Festplatte als Datenlaufwerk. Mit einer maximalen Transferrate von 116 MB/s und einer Zugriffszeit von über 18 ms hat diese Speicherlösung allerdings kaum Vorteile gegenüber schnellen Solid State Drives zu bieten. Lediglich der Preis in Verbindung mit der Kapazität können hier noch überzeugen. Deutlich flinker sollten daher die Konfigurationen mit 128-GB-SSD als Systemlaufwerk agieren. Ansonsten lassen sich mit der entsprechenden Laufwerksausstattung RAID 0-, RAID 1- oder RAID 5-Verbünde erstellen. Acer sieht den Revo One daher auch als Multimediazentrale, Netzwerkspeicher oder als Grundlage für eine eigene Cloud: „Build your own cloud“.
3DMark Ice Storm Standard Score | 40012 Punkte | |
3DMark Cloud Gate Standard Score | 4285 Punkte | |
3DMark Fire Strike Score | 557 Punkte | |
Hilfe |
Emissionen & Energie
Geräuschemissionen
Die Geräusch- als auch die Temperaturentwicklung bewegen sich auf einem sehr niedrigen Niveau. Mit maximal 33,8 °C im Bereich des Cardreaders bei einem maximalen Schalldruckpegel von 35,7 dB(A) kann man den Mini-PC problemlos auf dem Schreibtisch platzieren. Bei einer Konfiguration, die auf konventionelle Festplatten verzichtet, erscheint es durchaus möglich, einen bei wenig Last lautlos arbeitenden Desktop-PC zu erhalten.
Der Stromverbrauch bewegt sich im regulären Betrieb meist zwischen 10 und 20 Watt. Unter Volllast sind zwar auch 30 Watt möglich, dann muss man aber schon Szenarien abfordern, die wenig mit der angepeilten Zielgruppe zu tun haben.
Lautstärkediagramm
Idle |
| 29.1 / 29.1 / 29.1 dB(A) |
HDD |
| 29.1 dB(A) |
Last |
| 34.2 / 35.7 dB(A) |
| ||
30 dB leise 40 dB(A) deutlich hörbar 50 dB(A) störend |
||
min: , med: , max: PCE-322A (aus 15 cm gemessen) |
(+) Die maximale Temperatur auf der Oberseite ist 33.8 °C. Im Vergleich liegt der Klassendurchschnitt bei 34.4 °C (von 25 bis 47 °C für die Klasse Desktop).
(+) Auf der Unterseite messen wir eine maximalen Wert von 0 °C (im Vergleich zum Durchschnitt von 34 °C).
(+) Ohne Last messen wir eine durchschnittliche Temperatur von 15.8 °C auf der Oberseite. Der Klassendurchschnitt erreicht 29.7 °C.
Aus / Standby | 0.5 / 0.7 Watt |
Idle | 8 / 8 / 8.5 Watt |
Last |
29.1 / 31.6 Watt |
Legende:
min: ,
med: ,
max: Voltcraft VC 870 |
Pro
Contra
Fazit
PCs im Mini-Format erfreuen sich immer größerer Beliebtheit. Dank aktueller Mobiltechnologie werden sie nun leise, sparsam und flexibel einsetzbar. So mancher Desktop-PC alter Schule kann problemlos ersetzt werden.
Acer bietet mit der Revo One RL85-Serie ein Komplettpaket nach dem Motto: Auspacken, Anschließen, Arbeiten. Die Systemleistung der Testkonfiguration reicht für viele Anwendungsbereiche von Heimanwendern aus und hat auch für die Zukunft noch etwas Leistungsreserven zur Verfügung.
Das Gehäuse lässt sich einfach öffnen und der Massenspeicher komfortabel erweitern. Die Emissionen sowie der Stromverbrauch zeigen sich in jeder Lastsituation sehr zurückhaltend. 4k-Displays können per DisplayPort mit voller Auflösung mit 60 Hz betrieben werden und sorgen so für viel Platz auf dem Desktop.
Als verbesserungswürdig sehen wir dagegen den fehlenden 2. RAM-Slot, einen fehlenden USB-Port an der Vorderseite und das recht empfindliche Kunststoffgehäuse. Wer mit diesen Einschränkungen zurechtkommt, erhält ein solides Rechnerpaket, das allerdings nicht ganz günstig ausfällt.