Tesla-Werk soll Anschluss an den Fernverkehr bekommen.
Nach Vorstellungen der Brandenburger CDU soll das Tesla-Werk einen Fernverkehrshalt für den Berlin-Warszawa-Express von und nach Warschau bekommen. Auch Züge von Gdańsk/Danzig sollen dort halten. Das geht aus der Antwort auf eine kleine Anfrage der Linksfraktion (PDF) im Brandenburger Landtag hervor, die selbige Fraktion veröffentlicht hat.
Insgesamt würde bei einer Umsetzung je Richtung grob alle zwei Stunden ein Zug fahren, die Nacht ausgenommen. Das Tesla-Werk wäre dann vergleichsweise schnell aus polnischen Städten wie Rzepin oder Poznań erreichbar. Das würde zur Verlegung des Bahnhofs Fangschleuse um 1.500 Meter nach Westen passen, dessen neuer Standort besser für das Tesla-Personal geeignet wäre. Zudem würde der neue Bahnhof vor Gleisverbindung zum Teslawerk liegen und die Bahnsteigkanten würden von 140 auf 220 Meter verlängert werden.
Nach der Antwort übt die Linksfraktion jedoch harte Kritik an den Plänen der CDU und nennt diese gar einen "PR Gag". Andreas Büttner (Die Linke) sagt dazu: "Wie sich zeigt, hat der Verkehrsminister keinerlei Faktengrundlage für seine Bewertung, ein Fernzughalt bei Tesla sei möglich und sinnvoll."
CDU-Verkehrsministerium ist auf Anfrage unvorbereitet
Tatsächlich wirkt die Antwort auf die kleine Anfrage auffallend unvorbereitet. So gab es zwischen der Deutschen Bahn und Brandenburg nach dem ursprünglichen Vorschlag noch keine Gespräche. Der Berlin-Warszawa-Express wird zudem nur in Kooperation mit der Deutschen Bahn betrieben. Die Zuggarnitur stammt von der polnischen PKP, sie dürfte also mindestens Mitspracherecht haben. Außerdem hat die Landesregierung auch noch keine Daten zu potenziellen Fahrgastzahlen. Üblicherweise schätzt man vor solchen Vorschlägen das Potenzial zumindest grob ab, etwa indem man in Erfahrung bringt, wie viel Tesla-Personal aus Polen stammt.
Die Landesregierung macht zudem einen Fehler. So schreibt sie, dass nur Züge aus Danzig und Warschau infrage kämen. Allerdings fahren die Züge ab Przemyśl ebenfalls über die Niederschlesisch-Märkische Eisenbahn an der der Bahnhof Fangschleuse liegt.
Ebenfalls erstaunlich: Auf die Frage nach den zusätzlichen Entgelten für einen Halt (Stationsgebühren) hat die Landesregierung keine Antwort gefunden. Dabei lässt sich diese mit einer simplen Suchmaschinenanfrage beantworten. Für den Bahnhof Fangschleuse liegen die Gebühren laut Stationsliste (PDF) im Fernverkehr bei 13,53 Euro. Die Kosten beziehen sich auf den alten Bahnhof der Kategorie 6. Dazu kommen noch Optionen für den Bahnhof und gegebenenfalls eine Preisanpassung für den neuen Bahnhof, die sich aber auch abschätzen lässt.
Die Frage, ob das Land Brandenburg diese Gebühren übernehmen würde, verneint das Verkehrsministerium übrigens und verweist auf den eigenwirtschaftlichen Betrieb im Fernverkehr.
Umsetzung könnte sich lohnen
Nach Beobachtungen und Einschätzung von Notebookcheck.com könnten die Züge von und nach Polen auf dem deutschen Teil durchaus noch Fahrgäste aufnehmen. Die Züge füllen sich nach Polen meist erst ab Rzepin. In Poznań werden sogar regelmäßig zusätzliche Waggons angehangen. Tickets insbesondere an Tagesrandlagen werden zudem recht günstig verkauft.
Sinnvoll wäre die Nutzung des ECs vor allem, wenn der Fernzug für den Nahverkehr freigegeben wird. Das wäre auch nicht ungewöhnlich. In Brandenburg sind mehrere Fernzüge mit Nahverkehrstickets verwendbar. Das Angebot richtet sich dann vor allem an Pendler. Allerdings muss das Land mit zusätzlichen Kosten rechnen.
Die Eurocity-Züge zwischen Berlin und Polen verkehren allerdings nur alle zwei Stunden. Zum Vergleich: Der RE1 hält an der Fangschleuse zwei Mal pro Stunde. Dazu kommen die Tesla-Züge, die den Bahnhof Tesla Süd pro Tag rund 25 Mal anfahren. Der Eurocity würde das Angebot als Regionalzug also nur geringfügig verbessern. Personal, das aus Polen kommt, könnte aber profitieren.
Werksverkehr ist nicht ungewöhnlich
Speziell für Unternehmen eingerichteter Eisenbahnverkehr ist an sich nichts besonderes. In Deutschland gibt es aktuell zwei weitere interessante Werksverkehre im Aufbau. In Magdeburg wird etwa die Intel-Bahn geplant, die für eine bessere Anbindung der Halbleiterproduktionsstätte sorgen soll. Allerdings wird die Intel-Bahn weit entfernt der Werke verkehren und – sollte sie kommen – nicht rechtzeitig fertig werden, wie Notebookcheck.com ausführlich darlegt.
Ein traditioneller Standort mit ehemaligem Werksverkehr ist zudem die Siemensstadt in Berlin, die mit Siemensstadt Square wiederbelebt werden soll. Der Standort wird für Siemens wichtig für die Forschung, unter anderem bei der additiven Fertigung (3D-Druck). Hierzu muss "nur" die alte Siemensbahn reaktiviert werden. Doch das wird nicht vor 2029 möglich sein. In der Informationsbroschüre des Jahres 2021 war zudem der Bau einer Straßenbahn vorgesehen. Die wird allerdings voraussichtlich nicht kommen.
Quelle(n)
via RBB