TerraMaster F4-423 angetestet: Flottes 4-Bay-NAS mit attraktivem Preis- Leistungsverhältnis
In Zeiten von stetig steigenden Datenmengen sind dedizierte NAS-Server nicht nur für Unternehmen, sondern auch für viele Privatanwender zu einer überaus spannenden Gerätekategorie geworden, die im besten Fall zahlungspflichtige externe Cloud-Speicher ersetzen, oder zumindest sinnvoll ergänzen kann. Wer zu dieser Nutzergruppe gehört, und Hardware-technisch in das gehobene NAS-Segment einsteigen und dabei aber nicht allzu tief in die Tasche greifen möchte, für den könnte das kürzlich erschienene TerraMaster F4-423 eine interessante Option sein.
Technische Spezifikationen
Das TerraMaster F4-423 ist, wie das Produktkürzel bereits vermuten lässt, mit vier Einschüben ausgestattet. Diese sind aus Plastik gefertigt, rasten mit einem zufriedenstellenden Klick-Geräusch im Gehäuse ein und bieten Platz für vier reguläre 3,5-Zoll-Festplatten oder kleinere 2,5-Zoll-Modelle wie beispielsweise SATA-SSDs. Die maximale Gesamtkapazität wird mit vier 20TB-Festplatten erreicht und beträgt somit 80TB. Mit von der Partie ist außerdem der flotte Intel Celeron N5095 Quad-Core-Prozessor, der aus Intels Jasper-Lake-Familie stammt und mit einer Basis-Taktrate von 2,0 GHz und einem maximalen Turbo-Boost von 2,9 GHz arbeitet. Die x86-Architektur des TerraMaster F4-423 erlaubt im Gegensatz zur Konkurrenz mit ARM-Chips außerdem die einfache Installation von alternativen auf Linux basierenden NAS-Betriebssystemen wie zum Beispiel dem beliebten TrueNAS.
Von Werk aus ist das NAS mit einem einzelnen 4GB fassenden DDR4-Arbeitsspeichermodul ausgerüstet, bei Bedarf können die zwei vorhandenen SO-DIMM-Slots jedoch mit beachtlichen 32GB aufgerüstet werden. Das ist in dieser Preisklasse um die 500 Euro bei Weitem keine Selbstverständlichkeit, denn die direkten Konkurrenten von Synology oder QNAP vertragen in der Regel maximal 8GB RAM. Zusätzlich sind zwei freie M.2-2280-Slots des PCIe 3.0 Standards vorhanden, um diese zu erreichen muss jedoch die Rückseite des Gehäuses demontiert und das komplette Innenleben des NAS umständlich nach vorne aus dem Gehäuse herausgeschoben werden. Die dort zu installierenden SSDs können als rasend schneller Cache die Performance des TerraMaster F4-423 erhöhen, für die meisten Anwendungsfälle im Heimgebrauch ist dieser Leistungsschub aber nicht unbedingt von Nöten.
Gehäuse und Konnektivität
Das für ein 4-Bay-NAS relativ groß dimensionierte Aluminium-Gehäuse des TerraMaster F4-423 hinterlässt haptisch einen etwas hochwertigeren und stabileren Eindruck als die oftmals schwarzen Plastik-Gehäuse der versammelten Konkurrenz. Die eher klassisch anmutende silberne Farbgebung und die gebürsteten Akzente an der Front sind insgesamt natürlich Geschmacksache, unserer Ansicht nach gibt der Home-Server in Wohnzimmern oder Büros aber eine gute Figur ab.
Das aus Plastik gefertigte Front-Panel des TerraMaster F4-423 beherbergt separate Status-LEDs für alle vier Festplatten, bietet aber leider keinen leicht zugänglichen USB-Port. Erst auf der Rückseite stehen eine HDMI-Buchse, zwei moderne USB-A 3.2 Anschlüsse sowie zwei via Link Aggregation bündelbare 2,5-GbE-Ports zur Verfügung. Gekühlt wird das 4-Bay-NAS von zwei 80mm großen Lüftern, die in unserem kurzen Test leise und unauffällig operierten und sich dem leisen Rauschen und Klicken der verbauten Festplatten stets untergeordnet haben. Die kleinen Puffer an den Festplatteneinschüben sowie die dicken Gummi-Füße des Gehäuses sorgen unterdessen dafür, dass das NAS im Betrieb keine störenden Vibrationen an Schreibtische oder Schränke überträgt.
Nutzeroberfläche unter TOS 5.0
Wie auf allen NAS-Systemen des chinesischen Herstellers läuft auch auf dem TerraMaster F4-423 von Werk aus das hauseigene Betriebssystem TOS, welches in unserem Fall in der Version 4.2 vorinstalliert war. Das kürzlich erschienene große Update auf TOS 5.0 muss leider auf einem etwas umständlichen Wege manuell installiert werden, der eine Zurücksetzung auf die Werkseinstellungen voraussetzt. Neuen Besitzern ist deshalb dringend geraten, dieses Software-Update direkt vor der Erstkonfiguration aufzuspielen. Belohnt wird dieser Aufwand mit einer stark überarbeiteten Nutzeroberfläche, die nicht nur aus funktionaler, sondern auch aus visueller Sicht deutlich aufgewertet wurde.
Anstatt eines eher kantigen und altbackenen Designs fällt das TOS 5.0 nun mit modernen runden Formen und einer Farbgebung auf, die zusammen ein wenig an die Designsprache eines gewissen Konzerns aus Cupertino erinnern. Von den insgesamt 50 neuen Features, die TerraMaster auf seiner Webseite offiziell bewirbt, hat uns im Alltagsgebrauch insbesondere der übersichtlichere und somit praktischere Aktivitätsmonitor gefallen, mit dem man die Auslastung des TerraMaster F4-423 sehr viel leichter im Auge behalten kann.
Auch das allgemeine Ansprechverhalten der Nutzeroberfläche hat sich nach dem Update auf TOS 5.0 merklich verbessert, laut offiziellen Angaben soll sich das Betriebssystem in dieser Hinsicht sogar um das Dreifache verbessert haben. Uns sind beim Testen des TerraMaster-NAS nur ein paar kleinere Software-Glitches und Bugs noch etwas störend aufgefallen, diese waren aber allesamt harmloser Natur. Beim Versuch, die Plex-App nach dem Systemupdate zu installieren, wurde zum Beispiel wiederholt eine Fehlermeldung ausgespuckt.
Dieses und alle anderen Probleme konnten jedoch mit einem einfach durchzuführenden Neustart des NAS-Servers behoben werden. Etwas irritierender oder oftmals belustigend sind hingegen die holprigen Übersetzungen des Interfaces, hier wird die Temperatur der Festplatten beispielsweise als “Scheibentemperatur” gekennzeichnet, während Lüfter als "Ventilator" betitelt werden. Wer dem Englischen mächtig ist, sollte die Sprache des TOS 5.0 auf dem TerraMaster F4-423 deshalb lieber dementsprechend umstellen.
Weiterhin verbesserungswürdig bleibt jedoch die App-Auswahl, unter dem aktuellen Betriebsystem sind zum jetzigen Zeitpunkt 52 Apps für das TerraMaster F4-423 verfügbar. Für den gängigen Privatverbrauch sind hier zwar genügend Software-Lösungen vorhanden, fortgeschrittene Nutzer oder Unternehmen mit Bedarf an komplexeren Cloud-Lösungen sind bei der vielfältigeren Konkurrenz in Form von Synology womöglich immer noch besser aufgehoben.
Nutzung als Medien- und Backup-Server
Der generelle NAS-Zugriff über das SMB-Protokoll bereitete in unserem Kurz-Test keinerlei Probleme, Datenübertragungen und Kopiervorgänge wurden stets schnell und zuverlässig ausgeführt. Der Hersteller gibt bei voller Bestückung mit vier NAS-Festplatten eine maximale lineare Übertragungsrate von 283 Megabyte pro Sekunde im eher selten verwendeten RAID-0-Modus an, im von uns genutzten RAID-5-Level wurden derartige Geschwindigkeiten während unseres Testlaufs erwartungsgemäß nicht erreicht. Dies liegt allerdings auch am Betrieb an einem handelsüblichen Router mit Gigabit-LAN-Anschlüssen, für die das Geschwindigkeitspotenzial des TerraMaster F4-423 schon fast zu viel des Guten ist.
Anstandslos vonstatten ging die Nutzung des TerraMaster F4-423 als Backup-Server, der in unserem Fall über Apples Time Machine erfolgte. Die Einrichtung über die vorinstallierte App namens “Sichern” ist dabei denkbar einfach, mehr als das Setzen eines Häkchens ist hierfür nicht notwendig. Auch bei mehreren gleichzeitig laufenden Backups gab sich der Server keine Blöße.
Private Nutzer werden einen NAS-Server wie den TerraMaster F4-423 wahrscheinlich auch für den Medienkonsum im Heimnetzwerk gebrauchen, weshalb wir auf diese Funktion in unserem Hands-On ein besonderes Augenmerk gelegt haben. Die Videowiedergabe über den beliebten Plex-Medienserver verlief, nach dem bereits angesprochenen kleineren Hakler bei der Installation, durchweg problemlos und lieferte sich über etliche Stunden keinen einzigen Aussetzer oder Hänger.
Der verbaute Intel Celeron N5095 Prozessor und die integrierte Intel UHD Grafikeinheit haben mit der Hardware-Transcodierung der von uns getesteten Videodateien keinerlei Probleme, auch hochauflösende 4K-Videos im HEVC-Codec hat das TerraMaster-NAS einwandfrei verarbeitet. Bei der leistungsfressenden Software-Transcodierung, auf die Plex-Nutzer mit einer kostenlosen Mitgliedschaft zurückgreifen müssen, stößt die sparsame 15-Watt-CPU des TerraMaster F4-423 erwartungsgemäß jedoch schnell an ihre Grenzen. Auf diesem Wege lassen sich aber immerhin noch gängige Full-HD-Inhalte im H.264-Codec auf geringere Auflösungen transcodieren, der Prozessor wird dabei aber mit eher ungesunden 90 Prozent ausgelastet.
Fazit
Insgesamt handelt es sich bei dem TerraMaster F4-423 um einen gelungenen Homeserver, dem dank seiner zwei 2,5-GbE-Anschlüsse und dem flotten Intel Celeron Prozessor aus der Jasper-Lake-Familie eine gewisse Zukunftssicherheit attestiert werden kann.
Die verbauten Komponenten sind für den Medienkonsum in Privathaushalten mit mehreren Nutzern genauso gut geeignet wie für den Datenaustausch oder Backups in kleineren Unternehmen. Vor allem angesichts der überaus fairen unverbindlichen Preisempfehlung von 500 Euro wird hier ein ganzes Stück mehr Hardware geboten als bei der namenhafteren Konkurrenz in Form des Synology DS420+.
Neben der hakeligen Demontage für das SSD- und RAM-Upgrade ist die eher eingeschränkte App-Auswahl unter TOS 5.0 nach wie vor der wohl größte Kritikpunkt am TerraMaster F4-423. Cloud-Enthusiasten oder professionelle Nutzer mit komplexen Anwendungsfällen könnten hier womöglich an die Software-Grenzen des NAS stoßen, mit der Installation eines alternativen Betriebssystems kann bei Bedarf aber noch einiges mehr aus dem TerraMaster F4-423 herausgekitzelt werden.
Preis und Verfügbarkeit
Das TerraMaster F4-423 ist beim bekannten Versandhändler Amazon zur besagten UVP ab 499 Euro erhältlich, das ähnlich ausgestattete Schwestermodell mit nur zwei Festplatteneinschüben namens F2-423 ist hingegen schon ab 379 Euro bestellbar.
Offenlegung: Das Testmuster wurde von TerraMaster dem Autor dieses Artikels kostenlos zur Verfügung gestellt.