Smartwatch Samsung Galaxy Watch Active2 im Test
Samsung hat bereits einige Erfahrung in der Entwicklung smarter Uhren, das merkt man. Mit den Jahren bewegte man sich vom eckigen zum runden Design und öffnete sich, anders als Apple, auch für das Smartphone der Konkurrenz. Anklang fand bereits bei der Gear S2 eine drehbare Lünette, die das Blättern auf dem smarten Wearable erheblich erleichterte. Beim aktuellen Modell ersetzt Samsung die mechanische Lünette durch eine digitale und zeigt sich damit einmal mehr innovativ. Wir haben die Galaxy Watch Active2 unter die Lupe genommen und dabei nicht nur die Handhabung getestet.
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Details
Inbetriebnahme – Verbindung auch mit dem iPhone möglich
Nach dem Laden der Watch Active 2 über den beiliegenden magnetischen Adapter kann die Uhr wahlweise mit dem iPhone oder einem Smartphone mit Android 5 oder höher gekoppelt werden. Hierfür lädt man die Samsung Galaxy Watch aus Apples App-Store respektive die Galaxy-Wearable-App aus dem Galaxy- oder Play-Store. Sie zieht wiederum die Installation des Watch Active2 Plugins und des Samsung Accessory Service nach sich, sofern nicht bereits installiert. Viele Einstellungen, darunter auch das Zifferblatt-Design und die Anordnung der Apps kann man anschließend wahlweise auf der Uhr selbst oder bequemer über das Smartphone vornehmen. Die Anmeldung mit einer Samsung-ID wird nur benötigt, wenn man die Samsung Cloud nutzen, oder aus dem Galaxy-Store weitere Apps auf die Uhr herunterladen möchte.
Solobetrieb – Es geht auch ohne Smartphone
App installieren, koppeln, Konto einrichten und anmelden – so geht es üblicherweise los mit einer Smartwatch, und nur so kommen Benachrichtigungen und Erinnerungen zum Handgelenk. Wer das nicht braucht und aus irgendeinem Grund nicht will, kann Samsungs hübsche Fitness-Uhr auch solo betreiben. Hierfür ignoriert man bei der Einrichtung den Verweis auf die Wearable-App und streicht stattdessen weiter bis zum Fragezeichen, hinter dem sich die entsprechende Option verbirgt. Was hat man dann alles? Neben grundlegenden Zeitfunktionen auch die Fitness- und Sportfunktionen der Health-App inklusive einem Anfänger-Training für Läufer. Die Workouts bleiben auf Wunsch erhalten, wenn man die Uhr später doch mit dem Smartphone verknüpft.
Da man die Uhr selbstständig mit dem WLAN verbinden kann, bezieht sie Wetterdaten und Updates eigenständig und direkt aus dem Internet. Außerdem ist der Galaxy-Store zugänglich, um weitere Zifferblätter und beispielsweise die Strava-App herunterzuladen. Viele Apps funktionieren allerdings erst nach Erkennung der zugehörigen Smartphone-App. Spotify beispielsweise fragt den Premiumstatus über das Smartphone ab; erst dann kann man Playlisten herunterladen und offline hören. Für den Store braucht man eine Samsung-ID, die auch die Samsung Cloud öffnet. Ansonsten ist die Anmeldung optional.
Gehäuse und Ausstattung – Mit Speicher für Musik und Fotos
Die Galaxy Watch Active2 gibt es jeweils in zwei Größen zu 40 oder 44 mm und wahlweise mit Aluminium- oder Edelstahlgehäuse. Nur die Variante in Edelstahl gibt es optional mit integrierter eSIM. Alle Modelle haben ein Super AMOLED-Display und besitzen 4 GB für maximal 200 Fotos und bis zu 1 GB Musik. Der Musik-Player steht im Stand-Alone-Modus noch nicht zur Verfügung. Er wird erst nach der Kopplung mit einem Smartphone installiert, von dem aus die Musiktitel dann auf die Uhr übertragen werden können. Als Betriebssystem kommt das Samsung-eigene Tizen in Version 4 zum Einsatz. Darüber liegt eine spezielle Uhrversion von Samsungs One-UI.
Bedienung und UI – Komfortabel dank digitaler Lünette
Die Bedienung über Knöpfe, Gesten und die digitale Lünette ist komfortabel. Die Lünette erleichtert das Blättern durch Listen und Menüpunkte ungemein und bewährt sich auch bei der Lautstärkeregulierung. Um sie zu drehen, fährt man mit dem Finger über den Display-Rand wie über ein Weinglas. Benachrichtigungen stehen "virtuell" links vom Display, rechts gelangt man zu den Widgets der verschiedenen Apps. Man kann sie individuell ergänzen, anordnen und löschen und zum Durchblättern anstelle der Wischgeste auch hier die Lünette verwenden. Eine Geste von oben öffnet ein Quick-Panel mit vergleichsweise vielen Einstellungen, wie die Screens unten zeigen.
Texte kann man über eine virtuelle T9-Tastatur eingeben: 11 Eingabefeldern sind jeweils mehrere Zeichen zugeordnet, die man durch mehrfaches Drücken oder Drücken und Halten auswählen kann. Für das kleine Display der 40-mm-Uhr ist das keine schlechte Lösung, zumal die Tasten zumindest im Test mit mittelgroßen Fingern gut getroffen werden konnten. Alternativ kann man den Text diktieren. Mit Ausnahme einiger eingedeutschter englischer Begriffe funktionierte auch die Transkription gut. Eine dritte Option, bei der die Buchstaben nacheinander einzeln auf das Display gemalt werden, stand im Testzeitraum für die Sprache Deutsch nicht zur Verfügung. Eingehende Nachrichten kann man in voller Länge lesen, Bilder werden jedoch nicht angezeigt.
Telefonie – Mit und ohne eSIM möglich
Das Testgerät mit Aluminiumgehäuse besaß keine eSIM. Dennoch sind Kurznachrichten und Telefonate über Bluetooth möglich, wenn das Smartphone in der Nähe ist. Der integrierte Lautsprecher macht dabei einen guten Job, wenngleich er auch bereits bei mittlerer Lautstärke leicht übersteuert. Für die Anwahl stehen der Zugriff auf die Anruf- oder Kontaktliste und eine Zifferntastatur zur Verfügung.
Fitness – Vom Bewegungsmuffel zum aktiven Sportler
Auf der Watch Active 2 ist Samsung Health installiert. Die kontinuierliche Aufzeichnung erfasst fortwährend den Puls, die erlaufenen Schritte und Etagen. Aktivitäten wie Gehen, Laufen, Radfahren, Schwimmen und das Training mit Ellipsentrainer und Rudermaschine werden automatisch erkannt und als Workout erfasst. Manuell können zusätzlich Wandern, Yoga und Pilates aufgezeichnet werden, sowie etliche Workouts im Fitnessstudio, darunter Bankdrücken, Beinpresse und Schulterdrücken.
Vor dem Training lohnt ein Blick in die jeweiligen Einstellungen: Für jede Sportart können die Zielvorgabe – Dauer, Strecke, Kalorienverbrauch und beim Schwimmen die Anzahl der Bahnen – und die Infoanzeige für das Training individualisiert werden. Auch die Abstände der Ausgabe über den integrierten Lautsprecher oder ein Headset ist variierbar. Zudem kann man für Outdoor-Sportarten die GPS-Genauigkeit erhöhen.
Wer bislang selten oder noch gar nicht gelaufen ist, findet unter Umständen Gefallen an Samsungs Lauf-Coach. Die Ziele der zugehörigen Workouts reichen von leichtem Joggen über Ausdauerlauf bis Tempoerhöhung und können mit Hilfe der Smartphone-App erweitert werden.
Gesundheitliche Ziele unterstützt die Health-App auf dem Smartphone generell noch etwas besser. Sie ist auf vielen Samsung-Phones bereits installiert, ansonsten findet man sie im Play-Store. Für ein Protokoll der Nahrungsmittelaufnahme greift sie beispielsweise auf eine umfangreiche Datenbank zurück, während man über die Uhr nur direkt Kalorien eingeben kann, die man demzufolge selbst schätzen können muss.
Die zusätzlichen Sportarten der App können nicht auf das Smartphone übertragen werden, wohl aber mehrtägige Trainingspläne aus unterschiedlichen Bereichen, die dann im Tagesrhythmus direkt auf der Uhr gestartet werden können. Trägt man die Uhr nachts, erstellt sie auch ein Schlafprotokoll. Im Test gab es allerdings für mehrere Nächte je zwei Protokolle. Als Grund wurde eine Unterbrechung der Pulsaufzeichnung durch ein vermeintlich zu locker sitzendes Band angegeben. Das war allerdings nicht der Fall.
Im Vergleich zu anderen Uhren bietet die Watch Active2 viele Analysen direkt am Handgelenk und visualisiert sie auch größtenteils grafisch ansprechend. Auch im Rahmen der Aktivitätsserinnerungen machen es, wenn man ihnen folgt, nette animierte Anleitungen leicht, etwas Bewegung in den Büroalltag zu bringen. Trainingsdaten lassen sich auch im Nachhinein noch direkt auf der Uhr anschauen. Das Zeitfenster orientiert sich dabei allerdings an der aktuellen Woche – an einem Dienstag liegen also die Aufzeichnungen von zwei Tagen vor, an einem Sonntag von sieben Tagen.
Akku und Laufzeit – Von wochenlanger Laufzeit noch weit entfernt
Der Akku des 44-mm-Modells ist 340 mAh groß. Die getestete Uhr mit 40-mm-Gehäuse hat eine Akkukapazität von 247 mAh. Im Stand-Alone-Betrieb mit aktiviertem Always-On-Display haben wir eine Laufzeit von 37 Stunden protokolliert, etwa 34 waren es nach der Kopplung und erweiterten Nutzung mit einem Smartphone. Verzichtet man auf das Always-On-Display und regelt auch sonst wenig über die Uhr, kann man auf 48 Stunden kommen. Gravierend ändert sich das Verhalten aber beim Sport: Ein einstündiger Lauf mit aktivem Display, Musikübertragung und hoher GPS-Genauigkeit kostete den voll geladenen Akku im Test bereits fast 50 Prozent seiner Ladung.
Positiv: Beim Laden zeigt die Uhr auch die voraussichtliche Ladezeit an. Das sind bei völlig entleertem Akku etwa 2:30 Stunden, was im Test auch recht genau zutraf. In einer halben Stunde holt sich der Akku etwa 20 % seiner Ladekapazität zurück.
Pro
Contra
Fazit
Die Galaxy Watch Active2 ist eine hübsche Smartwatch, die sich intuitiv und komfortabel bedienen lässt. Der Ersatz der ersten, damals noch mechanischen Lünette der Galaxy Watch durch eine digitale ändert natürlich das Aussehen; die Optik ist jetzt graziler und weniger technisch. Funktional leistet sie in ihrer jetzigen Form aber sehr gute Dienste.
Das Konzept der digitalen Lünette geht auf und gestaltet die Bedienung der Samsung Smartwatch elegant.
Telefonie, über eSIM oder das per Bluetooth verbundene Handy, die Musikfunktion und die vielen Sport- und Fitnessaufzeichnungsmöglichkeiten bilden ein funktionales Grundgerüst, das aus einem gut sortierten App-Store ergänzt werden kann – wenngleich bei weitem nicht so umfangreich wie bei Apple.
Eine Schwachstelle, die Samsung mit Apple und Herstellern von Smartwatches mit WearOS teilt, ist die Laufzeit. Hier punkten die Uhren von Huami oder Huawei, die in diesem Punkt richtungsweisend sind. Preislich liegt die Watch Active2 zwischen ihnen und der aktuellen Apple Watch: Die Preise lagen zum Testzeitpunkt je nach Modell zwischen 275 und 450 Euro.
Alle weiteren Bilder und Screenshots im Test: Inge Schwabe