RED Hydrogen One: Tests des Holo-Handys durch die Bank vernichtend
Als Europäer kommen wir offiziell ohnehin nicht in die Verlegenheit, dem Hydrogen One irgendwo in einem Mediamarkt oder anderen Tech-Tempeln zu begegnen, wer das erste Holo-Phone des RED-Gründers Jim Jannard erstehen will, muss dazu aus den USA importieren. Das würde in der Basisvariante 1.295 US-Dollar (ohne Steuern) kosten, die Titan-Variante verzögert sich ja. Dafür bekommt der vermutlich an 3D-Video interessierte Käufer aufgrund der langen Entwicklungszeit einen 263 Gramm schweren und mit 10 mm auch nicht gerade schlanken Smartphone-Hobel, der noch auf Basis des Snapdragon 835 aus 2017 werkelt.
Das 5,7 Zoll LTPS-Display löst mit hohen 2.560 x 1.440 Pixeln im 16:9-Format auf und kann 3D-Inhalte, insbesondere die im RED-4View-Format, ohne Brille dreidimensional darstellen. Frontseitige Stereolautsprecher sollen zudem Rundum-Sound bieten, sowohl vorne als auch hinten gibt es ein Dual-Cam-Pärchen, welche beide 4V-Videos erstellen können, hinten allerdings nur horizontal, vorne nur vertikal. Mit 6 GB RAM und 128 GB erweiterbarem Speicher ist das Hydrogen One prinzipiell gut bestückt. Das Onboard-Modem unterstützt alle weltweit wichtigen LTE-Bänder, der 4.500 mAh Akku wird via USB-C geladen und hält das 3D-Phone lange am Leben.
Das noch mit Android 8.1 laufende Smartphone hat an der Rückseite zwei 12 Megapixel Kameras mit 1,55 großen Pixeln und F/1.8 Blende ohne OIS, vorne sind zwei 8 Megapixel-Sensoren verbaut. Wie Marques Brownlee in seinem Review-Video unten erwähnt, ist hier aber nicht etwa RED-Hardware verbaut, es kommen Standard-Smartphone-Kameras zum Einsatz, wie sie auf vielen anderen Handys zu finden ist, einzig die Kamera-Software und Algorithmen stammen von RED. Über den Pogo-PIN-Port an der Rückseite sollen 2019 Module auf den Markt kommen, beispielsweise ein spezielles Kameramodul mit großem Sensor und austauschbaren Linsen - ob das Hydrogen One dann noch konkurrenzfähig ist, bleibt natürlich abzuwarten.
Womit wir auch beim ersten Kritikpunkt der Tester von Engadget, The Verge oder PocketNow sind: Um knapp 1.300 US-Dollar wirkt das Gerät veraltet und kann bis auf die 3D-Darstellung und -Aufnahme nicht viel mehr als andere. Schlimmer noch: Das prinzipiell hochauflösende Display liefert eine recht pixelig wirkende Darstellung im 2D-Modus, der 3D-Modus wirkt kaum besser als auf anderen 3D-Screens, die ohne Brille funktionieren, zudem gibt es kaum Inhalte und selbst erstellte Bilder lassen sich auf anderen Geräten oder im Internet bis dato nicht teilen. Ganz besonders enttäuschend für einen Hollywood-Kamerahersteller wie RED sind allerdings die Ergebnisse ganz normaler 2D-Photos, wie PocketNow im Detail darstellt.
Selbst im Vergleich mit uralten Handys wie dem Nokia N8 (siehe Bild oben) wirken die Aufnahmen des RED-Phones weniger detailliert und überbelichtet, im Vergleich mit einem 40 Megapixel-Sensor wie dem P20 von Huawei hat das erste RED-Handy keine Chance. Ganz besonders miserabel fallen zudem Bokeh-Simulationen aus, das Bild oben spricht für sich. Dazu kommt die laut Engadget hässliche Kamera-App, die nur wenige Optionen bietet und auch bei 2D-Video schlechtere Ergebnisse liefert als etwa ein Galaxy Note 9. 3D-Video im 4V-Format ist auf 1080p-Auflösung, 30 fps und 11mbps Bitrate beschränkt - teilweise bedingt durch den älteren Prozessor im Hydrogen One.
The Verge fasst die durch die Bank negative Kritik etwa so zusammen: Ausgerechnet die Alleinstellungsmerkmale Kamera, 3D-Display und 3D-Aufnahme-Funktion enttäuschen am meisten am Hydrogen One, dazu kommt ein bis dato unnützer Erweiterungsport und ein veraltetes Design. Angesichts der 1.300 US-Dollar Einstiegspreis also keine Empfehlung, auch nicht vom Youtuber MKBHD, der das Hydrogen One vom ersten Teaservideo an begleitet und promotet hat und es in seinem ausführlichen Review-Video zwar etwas netter formuliert, aber letztlich ebenfalls nicht empfehlen kann.