OnePlus' seltsame Taktik: Amerikaner müssen auf OnePlus 6 warten
Eine Firma, die nicht mehr verkaufen will, als ursprünglich geplant war, passt nicht ins Konzept der US-amerikanischen Marktwirtschaft. Folglich stößt das Verhalten der Chinesen im Land der unbegrenzten Möglichkeiten größtenteils auf Unverständnis. OnePlus hat in den USA mit deutlich niedrigeren Verkaufszahlen für sein aktuelles Flaggschiff OnePlus 5T gerechnet und kann nun landesweit nicht mehr liefern. Engadget-Redakteure haben bei Kyle Kiang, OnePlus-Manager für Nordamerika nachgefragt, ob der Hersteller plane, weitere Geräte zu produzieren oder aus anderen Ländern umzuschichten, beides wurde verneint - US-Amerikaner, die ein OnePlus-Phone erwerben wollen, müssen also auf den Nachfolger warten, der allerdings erst im Mai oder Juni zu haben sein dürfte.
Vielen fehlt für diese Taktik das Verständnis, immerhin könnte OnePlus in den Wochen bis zum Start des OnePlus 6 weitere Smartphones verkaufen und den Gewinn damit erhöhen. Das von Kiang geäußerte Argument, der Austausch der Ladegeräte bei einer Umschichtung aus anderen Ländern wäre zu mühsam, klingt allerdings eher nach Ausrede. OnePlus argumentiert mit seinem Wachstum dagegen: OnePlus hat das Vorjahr in den USA mit 1,4 Milliarden US-Dollar Einnahmen und 139 Prozent Wachstum abgeschlossen - ein Viertel aller Smartphone-Verkäufe weltweit haben die Chinesen bereits in Nordamerika getätigt. Offenbar genug, um sich in ihren teils recht unorthodox wirkenden Geschäftspraktiken bestätigt zu sehen.
Der Direktverkauf eines einzelnen, vorab streng kontingentierten Smartphone-Flaggschiffs pro Halbjahr weltweit verhindert beispielsweise den Preisverfall, dem andere Android-Hersteller unterliegen und dass eine künstliche Verknappung der Stückzahlen oft zu einem Hype bei Konsumenten führt, kann man seit Jahren bei Apple lernen. In Deutschland und Österreich ist das OnePlus 5T übrigens noch zu haben, zumindest in der stärkeren Variante mit 8 GB RAM und 128 GB Speicher. Die günstigere Version um 499 Euro ist auch hierzulande bereits ausverkauft - mit Nachschub sollte man besser nicht rechnen.