OnePlus 3: Was gegen einen Kauf spricht
Mit der dritten Version haben die chinesischen Entwickler von OnePlus ohne Zweifel ein sehr vielversprechendes Gerät mit einem sehr guten Preis/Leistungsverhältnis auf den Markt gebracht. Der Erfolg gibt dem Unternehmen recht und erste Testberichte lesen sich durchaus positiv, doch ist es das ideale Smartphone für jeden? Je nach Anwendungsbereich muss das mit Nein beantwortet werden, es gibt einiges, was OnePlus nächstes Mal noch etwas besser machen könnte.
Keine Speichererweiterung möglich
Obwohl das OnePlus 3 mit Dual-SIM-Slot ausgestattet wurde, kann es keine Micro-SD-Karten zur Speichererweiterung aufnehmen, der Slot ist also nicht hybrid-fähig. Auch wenn den meisten die großzügigen 64 GB onboard Speicher ein Smartphone-Leben lang genügen dürfte und die in unseren Breiten allgegenwärtige Cloud-Anbindung für genügend Backup-Möglichkeiten sorgen wird, ist das OnePlus 3 in diesem Bereich nicht uneingeschränkt für jeden der ideale Begleiter. Für alle, die viele Daten produzieren, diese gern lokal sichern oder von externen Kameras per SD-Karte importieren wollen, sind andere Smartphones besser geeignet.
Wenig LTE-Bänder, schlecht für Weltreisende
Das OnePlus 3 wird, laut Spezifikationen auf der OnePlus Webseite, in drei unterschiedlichen Versionen je nach Region ausgeliefert. Die europäische Variante unterstützt magere 9 LTE-Bänder. Dies reicht für Europa- und die meisten Asien-Reisen, wird aber beispielsweise in den USA für Probleme bei der Versorgung mit schnellem LTE-Datenfunk sorgen, denn die meisten der dortigen LTE-Bänder werden nur in der USA-Version des OnePlus 3 unterstützt. Umgekehrt gilt das Gleiche: Die USA-Version ist für Europa und Asien ungeeignet. Die chinesische Version ist sogar noch mehr beschränkt und LTE-mäßig wohl kaum in Europa oder den USA zu gebrauchen. Warum OnePlus seinem neuen Spitzen-Modell so enge Grenzen setzt, ist wohl nur durch entsprechende Kosteneinsparungen zu erklären und leider im Low-Cost-Bereich durchaus üblich. Für Weltreisende also definitiv nicht geeignet!
Dash-Charge funktioniert nur mit beigelegtem Kabel und Ladegerät
Im Gegensatz zu Qualcomm's Quick Charge, für das es mittlerweile eine Vielzahl an Ladegeräten von Fremdherstellern gibt, ist die Dash Charge-Funktion eine proprietäre Lösung, die auf Basis von Oppo's VOOC-Technologie funktioniert. Dafür sind zwingend das beigelegte Kabel und das OnePlus-Ladegerät nötig. Die Funktion selbst ist zwar schnell und dürfte das Smartphone weniger als konkurrierende Verfahren erhitzen, ist aber auf die beigelegte Hardware angewiesen. Auf Reisen dürfte es aktuell schwer werden, entsprechenden Ersatz zu erhalten. Mit einem Standard-Ladegerät und -Kabel dürfte es dann eher gemächlich zugehen.
USB Type-C, aber nur USB 2.0 Geschwindigkeit
Das Problem teilt das OnePlus 3 mit vielen seiner Kollegen, die bereits auf USB Type-C setzen aber darüber nur USB 2.0 Geschwindigkeit transportieren. Mehr als 480 Mbps sind nicht möglich, das ist bei dem im OnePlus 3 eingesetzten UFS 2.0 Speicher schon ein Flaschenhals. Ob der Port die OTG-Spezifikationen erfüllt und somit mit externen USB Sticks kompatibel ist, geht aus den technischen Daten nicht hervor, das müssen die Tests zeigen. Schnell wird die Datenübertragung in keinem Fall.
Kein QHD-Display, nur eingeschränkt VR-tauglich
Auch wenn OnePlus für den Launch des Smartphones auf Virtual Reality gesetzt hat, beim praktischen Einsatz im VR-Headset wird das OnePlus 3 aufgrund der fehlenden QHD-Auflösung nicht brillieren. Die Full-HD-Auflösung von 1.920 x 1.080 Pixeln reicht für die Realität vollkommen aus und spart Energie, Freunde virtueller Welten sollten aber wohl zu einem anderen Gerät greifen oder noch auf erste Google Daydream-kompatible Smartphones warten, welche Ende des Jahres erwartet werden.
Kamera nur eingeschränkt für Dämmerlicht geeignet
Die Spezifikationen der Kamera lassen wenig Hoffnung auf eine überragend gute Qualität bei schwierigen Lichtverhältnissen aufkommen. Die F/2.0 Blende und die Pixelgröße sind nur durchschnittlich, ebenso dürfte die Qualität der Bilder bei wenig Licht werden. Erste Bilder bescheinigen der Kamera eine durchaus gute Qualität bei idealen Lichtverhältnissen, die Qualität beispielsweise einer Samsung Galaxy S7-Aufnahme im Halbdunkel dürfte sie dagegen nicht erreichen.
Support und Updates
Wenn man die Erfahrung mit früheren Generationen der OnePlus-Smartphone-Serie als Maßstab her nimmt, muss man dem Hersteller deutlichen Verbesserungsbedarf attestieren. Legendär sind die Remote-Zugriffs-Prozeduren, die OnePlus-Support-Mitarbeiter dem Kunden vor einem Austausch des Smartphones zugemutet haben und die auch teilweise EU-Recht missachtet haben. Bei Updates steht der Hersteller, ähnlich wie viele andere chinesische Smartphone-Hersteller eher schlecht da. Das OnePlus X hat immer noch kein Update auf Android Marshmallow bekommen, das OnePlus 2 hat das Update erst vor wenigen Tagen erhalten. Da OnePlus auf ein adaptiertes Android (Oxygen OS) setzt, wird der Hersteller im Vergleich zu Google Nexus Geräten oder auch Motorola's Moto-Smartphones immer etwas später dran sein. In Bezug auf die Support-Problematik gelobte der CEO Pete Lau künftig Besserung und versprach einen Ausbau des Supports für europäische Kunden.
Fazit
Wer bei den erwähnten Punkten keine Einschränkung in seinem Anwendungsbereich sieht, kann wohl bedenkenlos zugreifen. Wir werden das OnePlus 3 ebenfalls testen, bisherige Berichte zum Smartphone der Chinesen sind durchwegs positiv und attestieren eine deutliche Verbesserung im Vergleich zu den Vorgängern. Der Preis ist für die gebotene Leistung beachtlich niedrig. Dennoch ist das OnePlus 3 nicht für jeden das geeignete Gerät, manche wären bei der Konkurrenz besser bedient.