Netflix verliert 200.000 Abonnenten und 26 Prozent Börsenwert, zieht Werbung in Betracht
Die jüngsten Geschäftsergebnisse von Netflix sind ernüchternd, denn die Anzahl der Abonnenten hat sich erstmals seit einer Dekade reduziert. Das liegt laut Netflix an einer Vielzahl von Faktoren, allen voran aber am Rückzug aus Russland, durch den das Unternehmen 700.000 Kunden verloren hat. Ohne diesen Faktor hätte Netflix sogar 500.000 Abonnenten hinzugewonnen.
Dennoch bleibt der Ausblick düster, denn im zweiten Quartal rechnet Netflix damit, weitere zwei Millionen Abonnenten zu verlieren. Abgesehen von der stetig wachsenden Konkurrenz gibt es wohl zwei Gründe für diese Entwicklung, die Netflix beide in Angriff nehmen möchte. Einerseits gibt der Konzern dem Account-Sharing die Schuld – laut der Angaben des Unternehmens bezahlen 222 Millionen Haushalte für den Streaming-Dienst, während 100 Millionen Haushalte dieselben Accounts nutzen, ohne dafür zu bezahlen.
Um dies zu unterbinden, testet Netflix derzeit eine Möglichkeit, für Account-Sharing Gebühren zu verlangen. Ein weiterer Grund für die stagnierenden Abonnements sind die ständigen Preiserhöhungen, oder wie Netflix es lieber nennt: die Inflation. Im unten eingebetteten Interview bestätigt Netflix-CEO Reed Hastings, dass das Unternehmen in Betracht zieht, "noch" günstigere Preise anzubieten, indem ein Abonnement eingeführt wird, das teilweise durch Werbung finanziert wird.
Netflix will nun innerhalb der nächsten zwei Jahre prüfen, ob ein derartiges Abonnement sinnvoll wäre. Der weltweite Marktanteil des Streaming-Dienstes ist seit Anfang 2020 von 55,7 Prozent auf 45,2 Prozent gesunken. Der Umsatz im ersten Quartal lag bei 7,78 Milliarden US-Dollar, womit die Erwartungen der Analysten nur knapp verfehlt wurden. Der Wert der Netflix-Aktie ist nach der Bekanntgabe der Geschäftsergebnisse von 348,42 US-Dollar auf 257,32 US-Dollar gesunken, also um über 26 Prozent.