Baseus 240 W im Hands-On: GaN-Universal-Netzteil mit Display für bis zu 5 Geräte
Die 240 W des Baseus-USB-Netzteils können potentiell sogar Gaming-Laptops zuverlässig laden. Aber eigentlich soll man an das Baseus nicht nur 1 Gerät, sondern möglichst gleich viele Geräte auf einmal auf dem Schreibtisch mit Strom versorgen. Dafür sorgen auch diverse Adapter und Kabel. Das abschaltbare, aber praktische Display zeigt an, wieviel die Endgeräte an einem der gleich fünf Anschlüsse verbrauchen und was das in der Gesamtsumme bedeutet. Wir messen wie genau das ist und ob sich die 190 Euro lohnen.
Das Unternehmen Baseus stellt vorwiegend Zubehörartikel her, wurde 2009 in China gegründet und gilt als Marke unter dem Dach von Shenzhen Times Innovation Technology.
Gehäuse: Kompaktes Ladegerät mit festem Stromkabel
Das Netzteil sitzt in einem kompakten, angenehm kleinen, stabilen, schwarzen Kunststoffgehäuse. An der Oberseite des Ladegeräts sitzt das Display mit Touchkontakt, die komplette Fläche ist aus glattem (Acryl-)Glas. Die gesamte Unterseite ist gummiert, sodass der USB-Adapter über einen guten, ebenen Stand verfügt.
Ohne Zusatzkabel, aber mit integriertem Stromkabel wiegt das Netzteil rund 615 Gramm.
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Details
Anschlüsse
Vorne und hinten sitzen an den Schmalseiten die Anschlüsse. Das Stromanschlusskabel des Ladegeräts ist fest verbaut, an der gleichen Seite sitzen darüber USB-C1 und 2 sowie der DC-Anschluss. Gegenüber liegen USB-C3 und USB-A.
Technische Daten - 240 W nur via DC, sonst wird geteilt
Gelistet wird das Produkt als kompaktes 5-Port-240-W-Desktop-Ladegerät. In Deutsch heißt es auf der Verpackung "Digitales intelligentes Tisch-GaN-Schnellladegerät. Das seit einiger Zeit verwendete Galliumnitrid (GaN) anstelle des traditionelleren Siliziums sorgt für kleinere Netzteile und weniger Hitzeerzeugung. Das Netzteil unterstützt den Schnellladestandard Power Delivery 3.1 (140 W PD 3.1, 100 W PD 3.0).
Als Input verträgt das Netzteil alles zwischen 110 und 240 V, dadurch eignet es sich auch als Reisebegleiter.
An seinen 5 Schnelllade-Ausgänge (3x USB-C, 1x USB-A, 1x DC) können also insgesamt 5 Geräte mit bis zu 240 W Gesamtleistung versorgt werden. Allerdings muss man hier einschränken: 240 W werden einzeln nur über den DC-Port zur Verfügung gestellt und auch dann nur wenn ein einzelnes Gerät betrieben wird! Werden zwei Laptops (oder alternative Geräte) über DC und USB-C an das Ladegerät angeschlossen, so können diese nur 140 W über DC und 100 W über USB-C beziehen. Über USB-C kann ein einzelner Laptop immer nur 140 W beziehen, zwei Laptops 140 W und 100 W und so weiter, siehe Screenshot unten. Über USB sowie bei mehr als einem Gerät verteilt sich demnach die Gesamtleistung von 240 W auf mindestens zwei der Ausgänge. Allerdings gibt es derzeit auch noch keine USB-C-Netzteile am Markt, die 240 W an einem Ausgang liefern können.
Der USB-A-Port hat eine maximale Ausgangsleistung von 30 W. Und so gibt es diverse mögliche Kombinationen der Portnutzung und eine dementsprechende Aufteilung der maximal 240 W.
Groß beworben wird auch das "Touch-Display". Wobei hier schon sehr hoch gegriffen wurde, denn die Touchfunktionalität beschränkt sich auf einen fingerabdruckgroßen, kreisrunden Bereich, auf den man drücken kann, um das Display zu (de)aktivieren. Mehr Touchfunktionen gibt es und braucht es auch nicht.
Das Display des Ladegeräts zeigt über den jeweiligen 5 Ausgängen die Ausgabeleistung in Watt an. Darüber hinaus gibt es zentral in der Mitte die summierte Gesamtleistung "TOTAL" an. Das ist durchaus sehr praktisch, sieht man so auf einen Blick gleich auch noch den Verbrauch der jeweiligen Geräte, zumindest theoretisch, siehe weiter unten.
Das ruft natürlich geradezu nach einer Funktion, um diesen Verbrauch auch über die Zeit zu tracken. Tatsächlich unterstützt das Universal-Netzteil Bluetooth und lässt sich mit einer App von Baseus verbinden, mit deren Hilfe man das Netzteil steuern kann. Das Aufzeichnen einer Verbrauchskurve ist hingegen leider nicht wirklich möglich, dazu mehr im nächsten Kapitel.
Die App
Im App- oder Play-Store ist die kostenlose Baseus App zu finden. Nach der schnellen Installation wird man gefragt, ob man sich einen Account erstellen oder als Gast fortfahren möchte. Bei Letzterem können angeblich Funktionen fehlen.
Wir haben aber extra einen Account angelegt, konnten jedoch kein Plus an Funktionen feststellen. Diese dürften maximal im leichteren Supportzugang liegen. Man kann sich das Erstellen eines Accounts also vorerst sparen.
Berechtigungen
Die App fragt potentiell diverse Berechtigungen ab. Dazu zählen auch der Standort, welcher für das Koppeln mit dem Netzteil via Bluetooth BLE aktiviert sein muss. Allerdings wird der Standort leider auch erfasst wenn die Anwendung geschlossen wird. Verlieren dürfte man das Netzteil auf dem heimischen Schreibtisch eher selten, weshalb eine Trackingfunktion semi-nützlich erscheint.
Daneben werden für die Funktionsweise eines Netzteils auch absurde und unnötige Berechtigungen angefragt wie die Kamera und das Mikrofon.
Funktionen
Im Wesentlichen zeigt der Hauptbildschirm nur den Gesamtverbrauch und die Temperatur des Netzteils an, außerdem kann man hier das Display sowie das Gerät insgesamt an- und ausschalten.
Allerdings hält die App in den Menüs ein paar Zusatzfunktionen parat: Beispielsweise kann man einen Timer für die Ausgänge aktivieren, sodass Geräte am jeweiligen Ausgang zu einer bestimmten Zeit ein- oder ausgeschaltet werden.
Eine nützliche Funktion fehlt uns allerdings: Das Verbrauchstracking.
Man kann sich zwar für jeden Ausgang des Ladegeräts einen Verbrauchsgraph anzeigen lassen, dieser verfügt in der X-Achse jedoch über keine Angaben zur Zeiteinheit, zudem ist der gewählte Zeitausschnitt nur wenige Sekunden groß, sodass man nicht mal mehr sieht wie hoch der Verbrauch vor 10 Sekunden war.
Mittel-, Maximal- und Minimalwerte werden auch nicht angezeigt und es gibt auch keine Speicher- oder Exportierfunktion. Das ist schade, vielleicht kommt das Feature ja noch.
So bleibt die Zeitschaltfunktion für jeden Ausgang wohl das nützlichste Feature der App, ansonsten kann man sie links liegen lassen.
Zubehör und Garantie
Neben dem Netzteil und einem wirklich kleinen Mini-Handbuch liegen noch ein paar kleine Sticker sowie diverse Kabel und Adapter in der Verpackung: Ein 1 m langes USB-C-Kabel, das für 240 W ausgelegt ist sowie ein ebenfalls 1 m langes DC-Kabel mit Rundstecker, der sich über zwei weitere beiliegende Adapterkabel wahlweise in einen kleineren beziehungsweise dünneren Rundstecker oder in einen Rechteckstecker verwandeln lässt:
- 1x DC (5,5mm) zu DC (5.5mm) 240W Schnellladekabel (1 m)
- 1x DC (5.5mm) zu DC (4.5mm) Adapterkabel
- 1x DC (5.5mm) zu Rechteckstecker-Adapterkabel
- 240W USB-C zu USB-C-Kabel (1 m)
Bei Insgesamt 4 USB-Anschlüssen hätten wir uns zumindest noch ein weiteres USB-C-Kabel gewünscht, welches auf die 140 oder wenigstens 100 W ausgelegt ist. Zudem hätte die Auswahl an DC-Steckern größer sein können. Beispielsweise verlangt unser Alienware 13 R3 nach einem dickeren Rundstecker. So muss man sich die Kabel für die übrigen 3 Anschlüsse selbst suchen oder dazukaufen.
Praxistest: Die Displaydaten im Messwertvergleich
Für unseren Praxistest haben wir mehrere Geräte auserkoren: Den Gaming-Laptop Gigabyte Aorus 15G für den DC-Anschluss (hat sonst ein 230-W-Rundstecker-Netzteil), das kürzlich getestete HP EliteBook 865 G10 für den USB-C-Anschluss (hat sonst ein USB-C-Netzteil mit 110 W), dazu noch LED-Lichter für den USB-A-Port sowie ein Smartphone zum Aufladen.
Test 1 - 1 Gaming-Laptop am DC-Ausgang
Unser Aorus-Gaming-Laptop verbraucht im Stresstest knapp über 200 W, es sind jedoch auch Lastspitzen von bis zu 256 W möglich.
Zunächst stellen wir fest, dass die Anzeige, sowohl bei der Einzelangabe, als auch dem Gesamtwert zur blinken anfängt, wenn sich der Verbrauch den kritischen Maximalwerten für das Netzteil nähern.
Auffällig ist zudem, dass der Verbrauch mit dem Baseus-Netzteil scheinbar einerseits höher ist als mit dem 230-W-Standardnetzteil und andererseits deutlich stärker schwankt.
Zu guter Letzt ist der Stresstest mit Furmark und Prime95 zu viel für das Baseus-Ladegerät. Unser anschließender Test mit dem Standardnetzteil zeigt zwar einen recht konstanten Verbrauch von knapp über 200 W an (Multimeter), aber im Betrieb mit dem Baseus werden laut Baseus-Display regelmäßig die 240 W überschritten, woraufhin das Baseus den Ausgang abschaltet, die Laptop-Leistung im Akkumodus gedrosselt wird, daraufhin der Netzteilausgang wieder eingeschaltet wird und der Kreislauf von vorne beginnt.
Unser Multimeta zeigt weniger schwankende Werte an, die zumeist etwas unterhalb von 240 W liegen, dennoch kann das Baseus den Betrieb am Limit nicht aufrecht erhalten.
Test 2 - 2 Laptops an DC und USB-C
Jetzt lassen wir den Gamer im Idle-Modus laufen und schließen gleichzeitig per USB-C das EliteBook an (max. 140 W + 100 W möglich). Nur auf Letzterem läuft jetzt der Stresstest. Kurzzeitige Lastspitzen von 101 W waren im Test möglich, im Schnitt verbraucht das EliteBook im Stresstest aber eher um die 70 bis 80 W.
Das Setup ist für das Ladegerät von Baseus kein Problem. Anders sieht es aus, wenn wir zusätzlich Prime95 auf dem Gaming-Laptop anwerfen. Das sollte etwa 120 W kosten und noch Spielraum zu den 140 W Maximalausgabe eröffnen. Und so ist es, das Netzteil beginnt zwar wieder zu blinken und laut Anzeige werden 140 W doch zuweilen übertroffen, der Eingang wird aber nicht sofort abgeschaltet, aber wir sind hart am Limit, ein Abschalten ist bei längerer Testdauer nicht auszuschließen.
Test 3 - 4 Geräte an diversen Anschlüssen
Im letzten Test schließen wir noch unser Smartphone sowie unsere LED-Hintergrundlichter dazu. Die Laptops laufen erst im Leerlauf, dann stressen wir das EliteBoook ein wenig.
Dabei versorgt das Baseus alle Geräte mit Strom, den zweiten Laptop (EliteBook, C2) aber nur noch mit maximal 20 W, zumindest auf C2 (s. Screenshot 1 + 2). Wechseln wir die Anschlüsse, sodass unser Smartphone auf C2 und das EliteBook an C1 anliegen, so darf der Laptop bis zu 60 W verbrauchen (s. Screenshot 3). Beim Anschluss mehrerer Geräte sollte man also darauf achten, an welchem Ausgang welches Gerät hängt.
Das Smartphone (Huawei Mate 20 Pro) wird mit 17 W belliefert, auch im anschließenden Test alleine. Die LED-Lichter verbrauchen nur 3 bis 9 W.
Ergebnisse
Im Test haben wir mehreres feststellen können:
- Die Verbrauchsanzeige des Baseus-Ladegeräts schwankt deutlich stärker als die auf unserem Multimeter, und zwar teils unglaubwürdig stark. So verbrauchte unser Gamer im Idle am DC auch angeblich kurz mal nur 4 W oder gar 1 W. Die Angaben auf dem Display stellen also bestenfalls Richtwerte dar.
- Bei angeschlossenen Geräten, die den Maximalangaben nahe kommen (Gamer an DC), zeigt das Baseus schnell schon grenzüberschreitende Werte an und schaltet den Ausgang ab, obwohl laut Multimeter noch etwas Luft wäre.
- Man sollte beim Anschluss mehrerer stromhungriger Geräte auf die Port-Reihenfolge achten, da im Zweifel C1 mehr Energie bereits stellt als C2 und so weiter.
Kommt man den Grenzwerten nicht nahe, dann ist das Baseus gut geeignet um mehrere Geräte gleichzeitig mit Strom zu versorgen. Gleichzeitig ist fraglich, ob das teure Netzteil die eigenen Maximalangaben wirklich einhalten kann oder, wie vom Multimeter angezeigt, etwas zu früh in die Knie geht.
Standby-Verbrauch
Vor allem das Display, aber auch die Bluetooth-Funktion für die App-Verbindung verbrauchen natürlich auch Strom. Wir schauen uns an wie hoch der Standby-Verbrauch ist.
Bei ausgeschaltetem Display benötigt das angeschlossene Baseus-Netzteil Im Schnitt noch immer 0,92 W, quasi im Standby. Ist das Display aktiv, so steigt der Verbrauch minimal auf knapp über 1 W. Das Display ist hier also weniger der Verbraucher, wohl aber Bluetooth und die interne Elektronik. Derweil zeigt der Desktop-Charger selbst natürlich 0 W an, immerhin sind noch keine Verbrauchsgeräte verbunden.
Pro
Contra
Fazit: Praktisches Ladegerät, aber besser die Grenzwerte nicht austesten
Das Baseus 240 W Digital GaN-Ladegerät ist praktisch, um mit einem einzigen, relativ kleinen und kompakten Netzteil gleich mehrere (USB-)Geräte mit Strom zu versorgen. Dadurch kann man sich im Besten Fall den Einsatz mehrerer Netzteile und diverse lange Kabel sparen und hat auch noch den Verbrauch im Blick. Auch für Reisen ist das Ladegerät mit 110 bis 240 V gut gerüstet.
Insgesamt sind wir aber auch etwas enttäuscht. An einem der USB-Anschlüsse können wir nicht 240 W abgreifen, das geht nur am DC-Port. Die Anzeige schwankt und liefert bestenfalls Richt- als genaue Messwerte, schaltet sich zumindest laut Multimeter früher ab als es die Grenzwerte erlauben würden und der Standby-Verbrauch könnte auch etwas niedriger sein. Zudem erlaubt die App keine Verbrauchsaufzeichnung, was angesichts der ungenauen (Display-)Angaben vielleicht auch ganz gut ist.
In der Praxis mag man, zumindest ohne Gaming-Rechner, eher selten auf Probleme stoßen und praktisch ist das Gerät allemal. Für rund 190 Euro könnte man aber durchaus mehr Genauigkeit erwarten.
Mit dem Baseus 240 W Digital GaN versorgt man praktischerweise bis zu 5 Geräte mit nur einem Netzteil. Das klappt gut, wenn man den angegebenen Grenzwerten nicht nahe kommt, 240 W klappen aber bestenfalls am DC-Port. Angesichts des Preises hätten diverse Funktionen aber mehr Optimierung verdient gehabt.
Preis und Verfügbarkeit
In Deutschland ist das Baseus-Netzteil bislang noch nicht erhältlich, das soll sich aber bald ändern. Aber selbst auf der Baseus-Webseite taucht das 240-W-Netzteil noch nicht unter den Produkten auf, ist aber schon mit auf dem Titelbild der Webseite zu sehen.
In diversen Importshops kann man den Baseus Desktop Charger aber längt erwerben, beispielsweise bei Aliexpress für rund 190 Euro oder auch bei Amazon.com für rund 170 US-Dollar nach 30-Dollar-Coupon-Abzug, aber eben noch nicht auf Amazon.de.
Transparenz
Die Auswahl der zu testenden Geräte erfolgt innerhalb der Redaktion. Das vorliegende Testmuster wurde dem Autor vom Hersteller unentgeltlich zu Testzwecken überlassen. Eine Einflussnahme auf den Testbericht gab es nicht, der Hersteller erhielt keine Version des Reviews vor der Veröffentlichung. Es bestand keine Verpflichtung zur Publikation. Unsere Reviews erfolgen stets ohne Gegenleistung oder Kompensationen. Als eigenständiges, unabhängiges Unternehmen unterliegt Notebookcheck keiner Diktion von Herstellern, Shops und Verlagen.
So testet Notebookcheck
Pro Jahr werden von Notebookcheck hunderte Laptops und Smartphones unabhängig in von uns standardisierten technischen Verfahren getestet, um eine Vergleichbarkeit aller Testergebnisse zu gewährleisten. Seit rund 20 Jahren entwickeln wir diese Testmethoden kontinuierlich weiter und setzen damit Branchenstandards. In unseren Testlaboren kommt ausschließlich hochwertiges Messequipment in die Hände erfahrener Techniker und Redakteure. Die Tests unterliegen einer mehrstufigen Kontrolle. Unsere komplexe Gesamtbewertung basiert auf hunderten fundierten Messergebnissen und Benchmarks, womit Ihnen Objektivität garantiert ist. Weitere Informationen zu unseren Testmethoden gibt es hier.