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Mireo Plus H: Züge in Berlin-Brandenburg fahren mit Wasserstoff aus Österreich

Ein Mireo Plus H in Basdorf in Richtung S-Bahnhof Karow. (Bildquelle: Sebastian Bohne/NEB)
Ein Mireo Plus H in Basdorf in Richtung S-Bahnhof Karow. (Bildquelle: Sebastian Bohne/NEB)
Mit der Heidekrautbahn geht ein weiteres Wasserstoffnetz in Betrieb, das wissenschaftlich begleitet wird. Doch am Anfang fahren die Züge nicht umweltfreundlich, da grüner Wasserstoff fehlt. Außerdem hoffen alle, dass die Siemens-Züge zuverlässiger sind als die Konkurrenz von Alstom.

Mit dem Fahrplanwechsel ist ein vergleichsweise großes Wasserstoffzugnetz in der Region Berlin-Brandenburg. Die rund 60 km umfassende Heidekrautbahn wird nun mit FCEMU-Garnituren (Fuel Cell Electric Multiple Unit) des Typs Mireo Plus H von Siemens Mobility betrieben. Es handelt sich dabei um Triebzüge mit Brennstoffzelldn zur Stromerzeugung. Um die Leistung eines typischen Elektrotriebzuges zu erreichen, haben die Züge Akkus an Bord. Damit beschleunigen sie schneller als die Dieselzüge, die ersetzt werden.

Die Heidekrautbahn ist nicht im Besitz der Deutschen Bahn, sondern gehört dem Betreiber, der Niederbarnimer Eisenbahn (NEB). Eine Elektrifizierung gibt es im gesamten Netz nicht. Nur einzelne Umläufe fahren in das elektrifizierte Netz der Deutschen Bahn, wenn die Züge nach Berlin-Gesundrunnen fahren. Viele fahren allerdings an die S-Bahn-Station Berlin-Karow. Dort gibt es keine Oberleitung sondern eine von unten bestrichene seitliche Stromschiene, die Regionalzüge nicht nutzen können, zumal hier eine für den Regionalbetrieb ungewöhnliche Spannung anliegt.

Das Konzept sieht also vor, dass die Züge betankt werden und dann die bestellte Leistung abfahren. Eine Tankfüllung reicht lauf NEB für 1.000 km. Die NEB hat auch Akkuzüge (BEMU, Mireo Plus B) gekauft, die im Netz der Deutschen Bahn fahren und dort ihre Akkus zwischenzeitlich aufladen, um dann über typische Dieselstrecken zu fahren. Diese Züge haben eine Reichweite von etwa 120 km. 

Im Netz der Heidekrautbahn müssten die BEMUs also zwischenzeitlich laden, was sie nicht können, zumal einem Schnellladen im Stand technische Grenzen gesetzt werden. Die Deutsche Bahn hat etwa ein Limit auf 80 Ampere gesetzt, wenn sich ein Zug nicht bewegt. Mehr dürfen Züge in einem Bahnhof zum Laden von Akkus also nicht abnehmen, um eine (lokale) Überhitzung des Fahrdrahts zu verhindern.

Das Projekt Wasserstoffschiene Heidekrautbahn ist derzeit aber noch im Aufbau und wird zudem wissenschaftlich begleitet, wie es auf der Projektseite heißt. Dementsprechend fehlt noch einiges.

Der Wasserstoff ist grau und kommt von weit entfernt

CO2-Emissionen zu verhindern wird mit den neuen Zügen vorerst nicht funktionieren. Nach einem Unfall gibt es in Deutschland zudem gerade allgemein Mangel an Wasserstoff. Doch geliefert wird trotzdem. Einem Bericht von Neues Deutschland zufolge kommt der Wasserstoff zum Teil sogar aus Österreich. Geliefert wird außerdem aus Frankfurt am Main. Der Wasserstoff wird dann per LKW ins Berliner Umland gefahren. Getankt wird vorerst ebenfalls per LKW.

Entsprechende Lösungen hatte die Deutsche Bahn zusammen mit Siemens Mobility bei den Mireo-Plus-H-Pressevorführungen bereits vor anderthalb Jahren präsentiert. Dieses Interimskonzept wird in Berlin/Brandenburg offenbar notwendig. Mit dem Bau der eigentlichen grünen Wasserstoffanlage wurde noch nicht begonnen.

Eigentlich soll eine Elektrolyseanlage von Enertrag aus regionalem Ökostrom den Wasserstoff erzeugen. Derzeit fahren die Züge also CO2-arm im Berliner Speckgürtel, weil das CO2 in anderen Regionen entsteht. 

Zudem sind auch noch nicht alle Züge da. Geplant sind sieben Garnituren. Ausgeliefert wurden bisher fünf Mireo Plus H, was für das Netz aber reichen soll, wie Neues Deutschland berichtet. 

Wasserstoffzüge haben in Deutschland einen aktuell einen stark angeschlagenen Ruf. Im Gebiet des Rhein-Main-Verbundes kam es zu massiven Ausfällen der Technik. Der Hersteller Alstom war zwar mehrere Jahre früher vor Siemens Mobility mit seinem FCEMU Coradia iLint fertig, bekam die Züge in der Praxis allerdings nicht in den Griff.

Fahrtausfälle und unzufriedene Kunden waren das Resultat. Im RMV-Gebiet hatten die Verantwortlichen sich seinerzeit entschieden, blind auf die noch weitestgehend unerprobte Technik zu vertrauen und sie auch gleich in großem Maßstab einzusetzen. Als die Coradia-iLint-Garnituren dann in den Betrieb gingen, fehlten entsprechend die ersetzten Dieseltriebzüge. Ein Problem, das bis heute nachwirkt.

Mittlerweile hat man im RMV außerdem erkannt, dass es sinnvoll ist, für die neuen, aber unzuverlässigen Alstom-Garnituren Ersatz zu beschaffen. Es fahren also nach zwei Jahren Betrieb nun wieder Dieselzüge im Taunus-Wasserstoffnetz solange die Züge von Alstom weiter Probleme bereiten.

Bei der NEB dürften solche Ausfälle nicht passieren, denn sie hat weiter Dieselzüge für den Fall der Fälle. Die neuen Mireo Plus H und B sorgen gewissermaßen für eine Erleichterung, denn im NEB-Betrieb gab es große Probleme mit den neuen Pesa-Link-Dieseltriebwagen.

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> Notebook Test, Laptop Test und News > News > Newsarchiv > News 2024-12 > Mireo Plus H: Züge in Berlin-Brandenburg fahren mit Wasserstoff aus Österreich
Autor: Andreas Sebayang, 16.12.2024 (Update: 16.12.2024)