Langzeittest: Die Garmin fēnix 6 Pro kann (fast) alles, und das ziemlich gut
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Details
Einführung und Testumfang
Smartwatches lassen sich als mehr oder minder erfahrener Autor durchaus in kurzer Zeit testen und bewerten. Ob ein konkretes Modell aber auch den eigenen Gewohnheiten entspricht, ist in einem kurzen Testzeitraum nicht feststellbar.
Ich besitze die Garmin fēnix 6 Pro nun seit März 2020 und nutze das Gerät grundsätzlich wie eine konventionelle Armbanduhr - und zwar mit Ausnahme kurzer Ladepausen über Tage hinweg und in der Mehrzahl der Fälle auch nachts. Als Gebrauchsgegenstand ist die Uhr beim auch Staub und im Sommer Salzwasser ausgesetzt.
Gehäuse
Die Uhr selbst besteht aus einem robusten Gehäuse aus Kunststoff mit aufgesetzter Metall-Lünette, das mitgelieferte Armband aus hochwertigem Kunststoff ohne auffälligem Geruch und zumindest im konkreten Falle guter Hautverträglichkeit. Das Armband selbst wirkt dabei im Kontrast zur hochwertigen Uhr bisweilen unpassend, günstige Metallarmbänder sind allerdings auch von Drittanbietern erhältlich. Das Gehäuse und das Uhrglas sind nicht allzu empfindlich gegenüber Kratzer, vermeiden lassen haben sich diese bei meinem Exemplar allerdings nicht.
Durch sehr graduelle Einstellungsmöglichkeiten für die Helligkeit ist eine gute Ablesbarkeit stets gewährleistet, die Ablesbarkeit bleibt durch den verwendeten Displaytyp - es kommt ein transflektives MIP zum Einsatz - auch bei Sonnenlicht sehr gut.
Das Interface ist vielfältig, erfordert aber Zeit
Die Bedienung der fēnix 6 Pro erfolgt ausschließlich über fünf Knöpfe mit deutlichem Druckpunkt. Das Bedienkonzept ist positiv ausgedrückt komplex, negativ ausgedrückt kompliziert. Unterm Strich ist die Smartwatch gut bedienbar, allerdings erst nach einer gewissen Eingewöhnungszeit.
Grundsätzlich können vom dauerhaft angezeigten Watchface mit den Pfeiltasten an der linken Gehäuseseite Datenfelder erreicht werden. Datenfelder sind konfigurierbar und zeigen etwa die Temperatur, das Wetter, den Kalorienverbrauch oder die Herzfrequenz an. Diese Datenfelder geben, wenn sie angewählt werden, zum Teil Zugriff auf ausführlichere Informationen.
Abgesehen davon können durch einen längeren Druck auf die Beleuchtungstaste zahlreiche Funktionen wie etwa ein Timer und die Musikwiedergabe direkt gesteuert werden. Darüberhinaus ist die direkte Belegung der Tasten am Gehäuse möglich - die Auslösung erfolgt dann durch einen längeren Druck.
Über alle Ebenen hinweg überzeugt die fēnix 6 Pro mit einer hohen Individualisierbarkeit, individualisierbar ist auch die Anzeige abhängig von der aktuell ausgeführten Sportart.
Fitnessdaten - bis auf die Sauerstoffmessung im grünen Bereich
Die Liste der erhobenen Parameter ist lang: Dank einem integrierten GPS-Modul wird die Distanz einer Trainingseinheit aufgezeichnet, dazu kommen ein Schrittsensor, ein Herzfrequenzsensor und ein Pulsoxymeter. Die Kombination aus GPS-Modul und Herzfrequenzsensor ist dabei bei Ausdauersportarten besonders mächtig und ermöglicht die Berechnung des Leistungszustandes und Erholungsbedarfs. Die Schlafüberwachung erscheint uns nachvollziehbar, allerdings bietet die Smartwatch keine intelligente Weckfunktion. Abgesehen davon können auch andere Sportarten getrackt werden.
Während Kraftsporteinheiten werden die ausgeführten Übungen mit guter Präzision erkannt, allerdings ist die Berechnung der nötigen Erholungszeit ohne (aufwendige) Eingabe der genutzten Gewichte nicht zielführend. Sinnvoll kann hingegen die Aufzeichnung der Herzfrequenz sein um die nötigen Satzpausen besser einschätzen zu lernen. Die Genauigkeit des GPS-Moduls ist offenbar gleich derer der Nicht-Pro-Variante und ohne Tadel, selbiges gilt für die Herzfrequenz.
Das Pulsoxymeter ist in gewisser Weise ein Thema für sich: Die Genauigkeit der Datenerfassung ist offenbar nicht sonderlich hoch - das privat gekaufte Gerät zeigte Werte an, die so gering waren, dass wir von einem Defekt ausgingen, ein Austauschgerät zeigte dann aber ähnlich ungenaue Werte. Berichte anderer Nutzer legen nahe, dass die Genauigkeit mit derer von günstigen Finger-Pulsoxymetern aufgrund der Auflicht-Messung nicht mithalten kann, wobei auch Garmin dies adressiert.
Der interne Speicher bringt Karten und Musik
Im Vergleich zur normalen Version der fēnix 6 besitzt die Pro-Variante einen eingebauten Speicher. Dieser wird zur Bereitstellung von Kartendaten genutzt. Deren Qualität ist schlicht und ergreifend ausgezeichnet. Konkret sind Wanderwege ebenso eingezeichnet und auf der Uhr abgespeichert wie Trampelpfade in Wäldern, dazu kommen zahlreiche Point-of-Interests. Die Bedienung der Kartenfunktion an der Uhr ist eher unkomfortabel, aber bewältigbar.
Grundsätzlich reagiert die Uhr flüssig, etwa bei der sehr nützlichen POI-Umkreissuche sind aber erhebliche Ladezeiten zu vernehmen. Auf Wunsch kann die fēnix 6 Pro auch zur Navigation genutzt werden. In diesem Modus zeigt die Uhr beispielsweise zur nehmende Abzweigungen mit Vibrationen an. Zumindest aktuell ist es nicht möglich, mit Boardmitteln einen auf dem Handy ausgewählten Punkt als Ziel auf die Uhr zu senden, dafür müssen Interessierte auf die kostenfreie Sendpoints zurückgreifen.
Durch den internen Speicher ist in Kombination mit einem Bluetooth-Headset auch die Musikwiedergabe ohne Smartphone möglich - im Resultat kann also beim Laufen auf die Mitnahme des Smartphones verzichtet werden. Dabei sollten Nutzer aber beachten, dass das Smartphone etwa beim Trailrunning auch als Kommunikationsmittel im Notfall dient - und die Smartwatch kein Mobilfunkmodul besitzt.
Die Akkulaufzeit überzeugt
Die von uns getestete fēnix 6 Pro soll laut Herstellerangaben im Smartwatch-Modus bei aktivierter Herzfrequenzmessung und den Fitness-Tracker-Funktionen bis zu 14 Tage durchhalten. Diese Angabe kann aufgrund der abweichende Nutzung nicht direkt bestätigt werden, ist allerdings durchaus angemessen. Die Grafik dokumentiert den Ladezustand im Verlauf von elf Tagen, wobei währenddessen das GPS-Modul zwei Stunden lang genutzt wurde, dazu kamen fünf aufgezeichnete Trainingseinheiten ohne Nutzung des GPS-Moduls. Eine dauerhafte Verbindung zwischen Smartphone und Uhr wurde nicht gehalten. Die Möglichkeit zur Musikwiedergabe wurde eine Stunde lang genutzt.
Fazit
Die Garmin fēnix 6 Pro und die fēnix-Serie im Allgemeinen ist mit kleinen Einschränkungen ein wahres Tausendsassa: Die Geräte bieten dank GPS und präzisem Herzfrequenzsensor eine starke Aufzeichnung von sportlichen Einheiten, die von einer umfangreichen Auswertung ergänzt wird. Im Alltag kann die Smartwatch Benachrichtigungen anzeigen, wobei die Akkulaufzeit auch dank der verwendeten Display-Technologie hoch ist. Die Pro-Version kann dabei mit der Musikwiedergabe und den installieren, qualitativ hochwertigen Karten aufwarten. Recht enttäuscht sind wir hingegen von der Pulsoxymetrie - insofern können Nutzer bei einem guten Angebot auch zur Garmin fēnix 5 Pro greifen. Das Preis-Leistungs-Verhältnis ist trotz des nominell hohen Preises auch aufgrund der hochwertigen Verarbeitung gut.
Update: UltraTrac und Nutzung ohne Cloud
Die GPS-Aufzeichnung ist auch im UltraTrac-Modus möglich - dieser soll einen massiven Vorteil in Bezug auf die Akkulaufzeit bietet, nimmt dafür aber nur wenige Datenpunkte auf. Die Aufnahme erfolgt dabei jede Minute. Wir haben auf eine Frage aus der Community hin die Funktion unter die Lupe genommen - und keine wirkliche Überraschung erlebt. Durch die Interpolation kommt es zu teilweise irrwitzigen Streckenverläufe, welche natürlich auch die Genauigkeit der berechneten Parameter wie Pace und Leistungszustand negativ beeinträchtigt.
Andererseits: Die Genauigkeit der Aufzeichnung ist mehr als ausreichend etwa für die Nachbereitung von beim Langstrecken-Wandern gegangenen Pfaden. Garmin selbst empfiehlt die Funktion auch nicht für den Einsatz beim gewöhnlichen Joggen, durch die Akkulaufzeit auch bei der GPS-Aufzeichnung mit hoher Genauigkeit dürfte der UltraTrac-Modus für die allermeisten Sportler tendenziell auch irrelevant sein - Läufer von Ultramarathons stehen im Zweifelsfall aber vor einem Problem..
Ebenfalls auf Anregung der Community haben wir die lokale Speicherung von Trainingsdaten unter die Lupe genommen und können ein vorsichtig positives Fazit ziehen. Für jede Aktivität wird eine separate Datei im FIT-Format angelegt. Zumindest Dateien mit GPS-Daten wie Laufeinheit oder Wanderungen können in die Garmin-Software BaseCamp importiert und als GPX-Datei exportiert werden. Ob ein sinnvoller Dateiexport von Daten ohne GPS-Informationen möglich ist und wie praxisnah die Nutzung komplett ohne Cloud-Anbindung möglich ist, dürfte erheblich von den persönlichen Präferenzen und der Motivation zum cloudlosen Betrieb abhängen - von Haus ausgelegt ist die Uhr dafür nicht.
Preis und Verfügbarkeit
Die Garmin fēnix 6 Pro ist sowohl beim Hersteller als auch bei Amazon (Affiliate-Link) in mehreren Varianten erhältlich.