Kurztest: Logitech Slim Folio Pro Tastaturhülle & M350 Maus für das Apple iPad Pro
Zusammen mit der Vorstellung des aktuellen iPad Pro (ab 871 Euro auf Amazon) hat Apple auch das Software-Update auf iPadOS 13.4 angekündigt, durch welches das Tablet endlich eine vollständige Unterstützung für Mäuse und Trackpads erhalten hat. Für das günstigere 10,2 Zoll große iPad (ab 352 Euro auf Amazon) bietet Logitech bereits eine Tastaturhülle samt Trackpad an, Nutzer eines iPad Pro aus 2018 oder 2020 haben bisher aber kaum Alternativen zu Apples teurem Magic Keyboard.
Und genau da springt Logitech ein: Mit dem Slim Folio Pro stellt Logitech eine robuste Tastaturhülle mit vielen Features bereit, die schon für unter 100 Euro zu haben ist. Statt einem Trackpad bietet das Unternehmen mit der Pebble i345 eine Maus an, die speziell für das iPad vermarktet wird. Wie wir in unserer Berichterstattung bereits vermutet hatten ist die M350 laut Logitech allerdings baugleich, mit rund 20 Euro auf Amazon nochmal ein Stück günstiger und darüber hinaus neben Bluetooth auch mit einem USB-Empfänger ausgestattet, sodass sie auf Wunsch auch jederzeit mit einem Computer verwendet werden kann.
Wir haben die Kombination am 11 Zoll großen iPad Pro ausführlich ausprobiert und wir können bestätigen, dass Logitech hier viele seiner Stärken ausspielen kann. Allerdings geht das Unternehmen bei dieser Kombination auch ein paar Kompromisse ein, die man auf jeden Fall beachten sollte, bevor man die immerhin knapp 120 Euro dafür ausgibt. An dieser Stelle auch kurz ein Dankeschön an Logitech für die Bereitstellung des Testmusters! Der Testbericht wurde dadurch natürlich nicht beeinflusst.
Logitech Slim Folio Pro: Gute Tastaturhülle mit Kompromissen
Auf dem Papier wirkt das Logitech Slim Folio Pro wie die perfekte Tastaturhülle: Deutlich günstiger als die Variante von Apple (ab 199 Euro auf Amazon), dazu mit einer ganzen Reihe an Funktionstasten ausgestattet, beleuchtet und mit einer Hülle kombiniert, die dem iPad Pro einen optimalen Schutz bietet. In der Praxis haben wir allerdings einige Kompromisse festgestellt, mit denen vermutlich nicht jeder leben kann, aber eines nach dem anderen.
So gut ist die beleuchtete Tastatur
Die Tastatur ist selbst in der kleineren Variante für das 11 Zoll iPad Pro sehr gut verarbeitet. Die Tasten besitzen einen ordentlichen Anschlag, der an eine gute Notebook-Tastatur erinnert – im direkten Vergleich mit Apples Magic Keyboard, das zum Beispiel im 16 Zoll MacBook Pro (ab 2.479 Euro auf Amazon) zum Einsatz kommt, sind die Tasten etwas weniger stabil, das Tippen macht aber allemal Spaß, auch für Vielschreiber.
Sieht man sich das Layout der deutschen QWERTZ-Version an, so fällt sofort die recht kleine Shift-Taste links auf – in der Praxis klappt das Schreiben damit aber ohne Umgewöhnung oder Tippfehler. Etwas schade ist, dass die Feststelltaste keine LED besitzt, die darauf hinweist, dass sie aktiviert ist.
Etwas suboptimal gelöst ist die Anordnung der Funktionstasten, vor allem der Sperrtaste: Statt sie ganz rechts zu positionieren, wo man sie auch im dunkeln sofort finden würde, sitzt sie an der dritten Position von rechts – die besser erreichbaren Positionen werden von dem Bluetooth- und dem Akku-Button eingenommen, die man praktisch nie benutzen muss.
Kritisieren müssen wir auch die Beleuchtung. Diese lässt sich in zwei Helligkeiten regeln oder komplett ausschalten. Während die Tasten mit aktivierter Beleuchtung gut sichtbar sind, schaltet sich das Licht innerhalb weniger Sekunden ab, wenn man die Tastatur nicht benutzt. Arbeitet man Abends ohne eine zusätzliche Beleuchtung, so muss man die erste Taste also stets mühsam suchen.
Beim Schreiben ist dies kein Problem, da die „F“- und die „J“-Tasten sehr gut fühlbare Markierungen besitzen, gerade bei den Funktionstasten fällt die blinde Erreichbarkeit allerdings deutlich schlechter aus. Hier hätten wir uns gewünscht, dass die Beleuchtung stark gedimmt statt komplett deaktiviert wird. Auch eine geringere minimale Helligkeitsstufe wäre wünschenswert.
So praktisch ist die Hülle
Die Tastatur ist natürlich nur die eine Hälfte des Logitech Slim Folio Pro, doch kann die Hülle selbst überzeugen? Die Antwort hängt von den eigenen Ansprüchen ab. Logitech liefert die von dem Unternehmen mittlerweile gewohnt hohe Verarbeitungsqualität. Im geschlossenen Zustand wird die Hülle durch die Flappe magnetisch geschlossen gehalten, der Apple Pencil wird so zuverlässig festgehalten, sodass man ihn beim Transport nicht verlieren kann – clever.
Mit etwas Übung lässt sich die Hülle auch in wenigen Sekunden öffnen und schließen, das iPad wird dabei ebenfalls durch starke Magnete festgehalten, sodass eine robuste Einheit entsteht, die man sogar auf dem Schoß verwenden kann, auch wenn sich ein Laptop dabei nochmals etwas stabiler anfühlt. Die Magnete schalten die Tastatur direkt ein oder aus, um nicht unnötig Energie zu verschwenden.
Gerade hier geht Logitech aber bereits einen profunden Kompromiss ein: Das iPad lässt sich nur in einem Winkel aufstellen. Dank der guten Blickwinkel des Bildschirms lässt sich das iPad so auf der Couch, dem Schoß oder auch auf einem Schreibtisch gleichermaßen gut verwenden. Der steile Blickwinkel wurde aber ganz klar für einen Schreibtisch optimiert, etwas mehr Freiheit wäre hier absolut wünschenswert gewesen.
Im Gegensatz zu Apples Alternativen schützt die Hülle auch alle vier Ecken des Tablets, sodass es vor allem gegen Stürze deutlich besser gewappnet ist. Das hat allerdings zwei weitere Nachteile. Einerseits ist die Hülle mit einem Gewicht von 552 Gramm verhältnismäßig schwer. Zusammen mit dem iPad wiegt die Einheit damit knapp über einen Kilogramm – kaum leichter als viele Ultrabooks. Auch die Lautstärke- und Sperrtasten lassen sich durch das dicke Gummi kaum noch bedienen, hier sollte man auf die Funktionstasten der Tastatur zurückgreifen.
Andererseits ist es deutlich schwieriger, das iPad hineinzustecken oder herauszunehmen, zumindest verglichen mit der magnetischen Befestigung, auf die Apple setzt – auch wenn es nur um einige Sekunden geht eignet sich das Design kaum, um das Tablet ständig herauszunehmen. Logitech bewirbt das Slim Folio Pro dabei so, dass man das iPad auch zum Zeichnen hinlegen kann, mit einer nach hinten geklappten Tastatur soll man das iPad weiterhin als Tablet verwenden können. Ersterer Modus fühlt sich aber nicht allzu stabil an, zur Nutzung als Tablet ist das Gewicht bereits grenzwertig.
Bluetooth-Verbindung & Akkulaufzeit
Die Hülle verbindet sich über Bluetooth mit dem iPad Pro, statt den Smart Connector auf der Rückseite des Tablets zu verwenden. Die Verbindung klappt dabei zwar problemlos und zuverlässig, der Nachteil ist aber, dass Logitech in die Tastatur einen Akku verbauen musste. Dieser soll Logitech zufolge drei Monate halten, wenn man die Tastatur zwei Stunden pro Tag verwendet, geladen wird über USB-C. Den genauen Ladezustand kann man nicht prüfen, die Batterie-Taste zeigt lediglich eine LED, die bei ausreichender Kapazität grün leuchtet.
Logitech M350: Kompakte und vielseitige Maus mit einem Defizit
Statt auf eine Tastaturhülle mit integriertem Trackpad zu setzen kann man dank iPadOS 13.4 natürlich auch eine separate Maus verwenden. Logitech empfiehlt hier die M350, eine besonders kompakte Maus, die leise und vielseitig sein soll. Und tatsächlich: Die Logitech Pebble M350 ist klein genug, um bequem in eine (Männer-) Hosentasche zu passen. Mit dem iPad verbunden wird sie über Bluetooth. Seltsam ist lediglich, dass das iPad in den Einstellungen schreibt, dass die Nutzung der Maus die Bluetooth- und WLAN-Verbindung beeinträchtigen könnte – wir haben im Testzeitraum allerdings keinerlei Probleme festgestellt.
Die beiden Maustasten sind fast geräuschlos, sodass die Nutzung in geräuschsensitiven Umgebungen problemlos möglich ist. Die Kehrseite der Medaille ist, dass sich die Klicks nicht ganz so angenehm anfühlen wie etwa die Omron-Switches, die bei Logitechs Gaming-Mäusen zum Einsatz kommen. Das Mausrad hat wie bei vielen Mäusen üblich eine Rasterung. Diese kann in einigen Situationen zwar praktisch sein, gerade das Scrollen auf Webseiten wirkt damit am 120 Hz schnellen ProMotion-Display des iPad allerdings nicht ganz so flüssig, wie man das etwa bei einer Apple Magic Mouse (ab 75 Euro auf Amazon) erwarten würde.
Logitech verspricht außerdem, dass sich die Maus auf praktisch allen Oberflächen verwendet lässt. Im Test hat die Pebble M350 lediglich bei durchsichtigem Glas versagt, die Nutzung auf einer Couch sowie auf diversen harten und weicheren Oberflächen war problemlos möglich. Unter der magnetisch befestigten Plastik-Oberseite verbirgt sich eine einzelne AAA-Batterie, welche die Maus abhängig von der Nutzung 18 Monate lang antreiben können soll.
Grundsätzlich bleibt zur M350 eigentlich nur zu sagen, dass sie funktioniert, und zwar genau so, wie Logitech das verspricht. Wer großen Wert auf ein ordentliches Klick-Feedback legt oder aber mit dem Komfort von derart flachen Mäusen grundsätzlich nicht zufrieden ist sollte sich anderweitig umsehen, ansonsten ist die M350 eine gute Maus zum Spitzenpreis.
Fazit
Logitech bietet eine Alternative zu Apples Tastaturhüllen, die allerdings nicht allen Ansprüchen gerecht werden dürfte. Während das Logitech Slim Folio Pro das iPad Pro ordentlich schützt und die Tastatur ein angenehmes Tippen ermöglicht, könnten das hohe Gewicht sowie der nicht einstellbare Winkel des Displays je nach den eigenen Anforderungen durchaus Ausschlussgründe sein.
Im Gegensatz zum 340 Euro teuren Apple Magic Keyboard, das im Mai erscheint, muss man darüber hinaus auf einige komfortable Features verzichten: Die Logitech-Tastatur muss zusätzlich zum iPad aufgeladen werden, die Feststelltaste hat keine Indikator-LED, die Beleuchtung schaltet sich viel zu schnell aus und das iPad aus der Hülle zu nehmen dauert deutlich länger.
Dagegen kostet das Logitech Slim Folio Pro weniger als ein Drittel des Gegenstücks von Apple, wer mit den genannten Kompromissen leben kann erhält mit der Tastaturhülle einen zuverlässigen Begleiter, der auch Vielschreiber glücklich machen dürfte.
Die Logitech M350 ist dagegen ein deutlich einfacheres Produkt: Die Maus bietet keine Überraschungen, weder positiver noch negativer Art. Sie funktioniert einfach, und zwar genau so, wie Logitech das bewirbt. Wer eine kompakte Maus mit leisen Tasten sucht, die sich auch für Linkshänder eignet, macht mit der günstigen Pebble M350 absolut nichts falsch.
Quelle(n)
Eigene