Jetzt wird es wirklich eng für Huawei: Keine Verlängerung der temporären Lizenz, USA verschärfen Sanktionen massiv
Langsam sieht es echt schlimm aus für den ehemaligen Shootingstar unter den chinesischen Konzernen. Nachdem die US-Regierung im Mai 2019 Huawei auf ihre Blocklist gesetzt hatte und US-Unternehmen untersagte, Technologien an Huawei zu liefern, sorgte zumindest die immer wieder verlängerte Ausnahmeregelung für so etwas wie Sicherheit unter Besitzern von Huawei- und Honor-Geräten.
Temporäre Huawei-Lizenz wird nicht verlängert
Wir berichteten bereits am Samstag, dass diese temporäre Lizenz nun seit Donnerstag vergangener Woche ausgelaufen ist und - das stellte die US-Regierung nun klar - nicht mehr verlängert wird. Wie Reuters berichtet, sind das aber nicht die einzigen schlechten Nachrichten des Tages für Huawei und seine Fans. Zusätzlich zum Auslaufen dieser etwa für Nutzer älterer Huawei- und Honor-Phones wichtigen Lizenz, verschärft die US-Regierung auch die vergangenen Mai erweiterten Sanktionen im Chipsektor.
Auch Chipdesigns von Drittanbietern verboten
Das US-Außenministerium schreibt hierzu, dass Huawei ein verlängerter Arm der kommunistischen Partei Chinas sei und entsprechend zu behandeln ist, um die Privatsphäre der US-Bürger und die 5G-Infrastruktur zu schützen. Die neue Regelung werde nun unterbinden, dass Huawei die US-Gesetze weiterhin durch die Suche nach Alternativen, etwa anderen Produktionsstätten oder den Einkauf von Chips unterwandert. Gegenüber Reuters bestätigte das US-Handelsministerium, dass ab sofort auch Chipdesigns, die von Drittanbietern stammen in die neuer Regelung fallen, konkret alle Chips, die mit US-Amerikanischen Tools produziert werden.
Google muss ab sofort um eine Lizenz ansuchen
Zusätzlich hat das US-Handelsministerium nun 38 weitere mit Huawei verbundene Unternehmen auf die US-Entity-List gesetzt. Eine neue zusätzliche Regelung erfordert eine spezielle Lizenz für alle Unternehmen auf dieser Block-List, die als Käufer, Zwischenhändler, Empfänger oder Enduser auftreten. Alle, die bisher die nun ausgelaufene temporärer Handelslizenz für Geschäfte mit Huawei genutzt hatten - etwa Google - müssen nun um eine eigene Lizenz ansuchen, was immerhin die Möglichkeit offen lässt, dass Google diese bekommen könnte.
Noch kein Statement von Huawei oder Google
Noch sind die Auswirkungen der abermals verschärften Regelung nicht im Detail klar, sie klingen jedenfalls durchaus dramatisch, etwa wenn Huawei möglicherweise verboten werden kann, Chipsätze von MediaTek einzukaufen, um damit künftige Smartphones, Tablets oder Netzwerkgeräte zu betreiben. Ein offizielles Statement von Huawei liegt aktuell noch nicht vor, wir erwarten in den nächsten Tagen noch weitere Analysen und Erklärungen beteiligter Unternehmen, etwa auch von Google.
Update 18.08.2020 Warnung der Experten
Ein Bloomberg-Bericht zum Thema bestätigt, dass Huawei die Alternativen zu den Kirin-Chips ausgeben werden. Die meisten großen europäischen oder asiatischen Chip-Produzenten wie MediaTek, Samsung, NXP Semiconductors und STMicroelectronics bräuchten ab sofort eine Lizenz um an Huawei zu liefern, da sie US-basierte Software oder Hardware nutzen, um Chips zu produzieren. Auch die chinesische SMIC, die aktuellen Trends wie der 5 nm-Fertigung weit hinterher hinkt, nutzt US-Equipment zur Chip-Fertigung.
De facto ist Huawei also vom internationalen und dem lokalen Chipmarkt abgeschnitten. Der Präsident und CEO der Semiconductor Industry Association (SIA) warnte in einer Stellungnahme, dass die neue Regelung disruptive Auswirkungen auf den Sektor und damit auch auf die US.Wirtschaft haben werde und kritisierte den Schwenk der US-Regierung hin zu einer derart breiten Blockade Huaweis im nicht-sicherheitsrelevanten kommerziellen Umfeld. Analysten von JPMorgen chase warnten vor Auswirkungen auf europäische Chiphersteller, wenn China mit Sanktionen gegen Apple antwortet.