Intel stellt Meteor-Lake vor: Core Ultra setzt auf Effizienz, AI, eine neue iGPU, Intel 4 - und TSMC
Intel musste sich in den letzten Jahren ansehen, wie die Mitbewerber dem einstigen Branchenprimus teilweise die Butter vom Brot stahlen. Erst brachte AMD seine Ryzen-Plattform auf den Markt und damit Intels Vormachtstellung im x86-Markt ins Wanken, und dann meuterte der einstige Großkunde Apple und brachte mit seinen Apple-M-CPUs ARM-basierte Prozessoren für die Mac-Computer an den Start, die mit hoher Effizienz beeindruckten.
Viele der Erfolge der Konkurrenz beruhten darauf, dass Intels frühere Stärke, die eigenen Foundry, sich zu einer Schwäche wandelten: Intel hatte schon bei der Einführung des 14nm-Prozesses Probleme, und der nachfolgende 10nm-Prozess, den Intel als "Intel 7" immer noch verwendet, verspätete sich um mehrere Jahre. In dieser Zeit überholte vor allem der taiwanische Chip-Fertiger TSMC Intel, denn anders als Intel hatte TSMC frühzeitig auf die EUV-Belichtung gesetzt, was sich als richtige Entscheidung kristallisierte.
Intel Meteor-Lake: Der Bruch mit der Tradition
Insofern stellt die kommende CPU-Plattform Meteor-Lake, die als Core Ultra auf den Markt kommen wird, einen Paradigmenwechsel dar, der für Intel die Wende zum Besseren darstellen soll. Meteor-Lake wird nicht nur die Plattform, die erstmals den neuen "Intel 4"-Prozess nutzt, der erste Intel-Prozess der auf der EUV-Belichtung beruht. Meteor-Lake ist auch die erste Client-CPU-Plattform, bei der Intel die Fertigung einer anderen Foundry - namentlich TSMC - nutzt, um Teile des Prozessors herzustellen.
Möglich wird dies, weil Intel mit Meteor-Lake von einem monolithischen Chip-Design zu einem "disaggregated" Design umsteigt, bei dem Chips aus unterschiedlichen Quellen zu einem großen Ganzen zusammengefügt werden - den zugehörigen Prozess nennt Intel "Foveros". Die unterschiedlichen Komponenten nennt Intel "Tiles", nur das Compute-Tile basiert auf dem hauseigenen "Intel 4"-Prozess.
Meteor-Lake, ein Tick: Redwood Cove und Crestmont sind Updates
In jenem Compute-Tile sind die eigentlichen CPU-Kerne untergebracht - jedenfalls Großteils. Der Maximalausbau bei Meteor Lake wird bei sechs Redwood-Cove-Kernen und acht Crestmont-Kernen liegen, also sechs P-Kerne und acht E-Kerne. Redwood Cove und Crestmont sind dabei keine komplett neuen Architekturen, sondern Updates von Raptor-Cove und Gracemont basierend auf einer neuen Fertigung. Intels altem Tick-Tock-Modell folgend ist Meteor Lake also ein Tick - alte Architektur, neue Fertigung - der auf den Vorgängern Alder-Lake und Raptor-Lake aufbaut.
Effizienz als Ziel: Low-Power E-Kerne als Kernfeature von Meteor-Lake
Wichtiger als die Prozessor-Kerne an sich ist bei Meteor-Lake das Drumherum. Als große Schwäche von Alder-Lake und Raptor-Lake hat Intel die Effizienz ausgemacht. Um diese zu steigern, belässt es Intel nicht bloß beim neuen Prozess. Als ein wichtiges Stromspar-Feature hat Intel in den Blick genommen, dass das Compute-Tile nicht schon bei geringer Last anspringt.
Um das möglich zu machen, hat Intel erstmals auch außerhalb des eigentlichen Compute-Tiles Prozessor-Kerne untergebracht: Im sogenannten SoC-Tile platziert Intel zwei zusätzliche Crestmont-Kerne, die man als "Low Power E Cores" bezeichnet. Diese Low-Power-Kerne sollen vor allem für Hintergrund-Tasks und bei geringer Last zum Einsatz kommen, wobei das Compute-Tile gleichzeitig deaktiviert werden kann. Dementsprechend soll der Stromverbrauch von Meteor-Lake verglichen mit Alder-Lake und Raptor-Lake deutlich sinken.
Ähnlich verfährt Intel mit dem GPU-Tile: Beim vorherigen Design waren die Media-IP (zum Video-Decodieren) und Display-Engine (für den Monitor-Anschluss) im GPU-Bereich untergebracht, bei Meteor-Lake sind sie in den SoC-Tile ausgegliedert. Um all diese Komponenten flexibel abschaltbar zu machen, hat Intel auch die Speicheranbindung grundlegend anders gestaltet. Zudem will man den Intel Thread Director, der für das Scheduling der CPU, also die Zuweisung der Tasks auf die einzelnen Kerne, verantwortlich ist, grundlegend überarbeitet haben.
Neue iGPU mit 128 EUs basiert auf Intel ARC
Auf Seiten der integrierten Grafik bringt Meteor-Lake das erste Update seit Tiger-Lake aus dem Jahr 2021. Der "Graphics Tile", den Intel als "Xe LPG" bezeichnet, basiert auf Intels dedizierter ARC-Grafik. Im Vergleich zur vorherigen Iris-Xe-Lösung wird die maximale Anzahl an Ausführungseinheiten von 96 auf 128 hochgeschraubt, eine Steigerung um ein Drittel. Insgesamt verspricht Intel eine Verdoppelung der Performance pro Watt im Vergleich zu Tiger-Lake (Intel nannte konkret den i7-1185G7 als Vergleichs-CPU). Komplett neu bei Meteor-Lake sind acht Ray-Tracing-Einheiten, gleiches gilt für die Implementierung von Intel XeSS, Intels AI-Upscaling (analog zu Nvidias DLSS).
AI-Engine, WiFi 7, PCIe Gen 5 - Intel modernisiert das Drum-Herum
Komplett neu in Meteor-Lake ist auch die Neural- bzw. AI-Engine (NPU), die On-Device AI-Berechnungen deutlich beschleunigen und effizienter machen soll. Auch die Intel-Prozessoren sind somit in der AI-Ära angekommen.
Weiterhin wird Meteor-Lake viele neue Standards unterstützen. Dazu gehört PCIe Gen 5 und auch WiFi 7, wofür Intel die das neue BE200-WiFi-Modul vorgestellt hat.
Fazit: Meteor-Lake als Intels Schritt in die Zukunft
Klar ist: Meteor-Lake wird keine neuen Leistungsrekorde aufstellen, zumindest bei der CPU-Leistung. Mit dem Fokus auf die Effizienz hat Intel für den Moment unserer Meinung nach aber die richtige Entscheidung getroffen, wenn die versprochene bessere Effizienz sich auch in der Praxis zeigt.
Meteor-Lake ist eine Revolution - weniger aufgrund der CPU an sich, sondern weil Intel erstmals teilweise auf die Fertigung anderer Foundries setzt. Intel wird den mit Meteor-Lake eingeschlagenen Weg wohl auch bei den zukünftigen Plattformen Arrow-Lake und Lunar-Lake so weitergehen, und wir sind gespannt, was am Ende dabei rauskommt.
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Quelle(n)
Intel
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