Intel - Entwicklung der letzten 6 Jahre
Wir erweitern unser Team und suchen News-Redakteure sowie Unterstützung für unsere Video-Produktion im Raum Hamburg.
Details
Intel hat zuletzt seine neue Prozessor-Generation Kaby Lake veröffentlicht und wie jedes Jahr die bedeutenden Verbesserungen der neuen Architektur gepriesen. Allerdings hört man öfter die Anschuldigung gegen Intel, dass der Konzern seit Jahren eigentlich keine wirklichen Fortschritte machen würde. Dies wollen wir im folgenden Spezialartikel aufgreifen, indem wir die neuesten Prozessoren aus dem Hause Intel, sowohl die Varianten für den Desktop-PC als auch die für den Notebookmarkt gegen ihre eigenen Vorgänger der letzten Jahre antreten lassen und überprüfen, in wie weit sich die neusten Prozessoren von den älteren abheben können.
Produkte und Bezeichnung
Zunächst einmal ein paar Einzelheiten zur Intel-iX-Serie: Mit der Intel-Core-iX-Serie hat Intel im Jahr 2010 eine neue CPU-Reihe sowohl in den Desktop- als auch in den Mobilemarkt eingeführt. Sowohl im Desktop- als auch im Notebooksegment verkauft Intel sowohl Dual- als auch Quad-Core-Prozessoren. Bei Intel i3-/i7- und seit neuestem auch bei den neuen Desktop-Prozessoren der Pentium-Reihe kommt zudem die Hyperthreading-Technologie zum Einsatz. Im folgenden eine kurze Einführung in die Einzelheiten.
Intel Core i7 steht hier traditionell für die High-End-Modelle des Herstellers, welche alle mit Hyperthreading daherkommen. Intel Core i5 steht für den Mittelklassemarkt und richtet sich hauptsächlich an die durchschnittlichen Spieler. Intel-Core-i5-Prozessoren werden für den Desktop-PC immer als Vierkerner produziert, während sie in Notebooks sowohl als Zweikerner mit Hyperthreading als auch seit kurzem als Vierkerner ohne Hyperthreading verbaut werden. Intel Core i3 steht für das höhere Einstiegssegment, wird zumeist in Office-Rechnern verbaut und kommt sowohl für Desktop-PC als auch für Notebooks immer als Zweikerner mit Hyperthreading.
Technische Neuerungen
Zumindest auf dem Papier scheint sich viel geändert zu haben. Was dies in der Praxis für Auswirkungen hat, klären wir im weiteren Verlauf des Artikels. So wurde seit der Skylake-Architektur der Intel-Core-iX-Serie der DDR3-Speicher als RAM vom DDR4-Speicher abgelöst. Des weiteren wurde der Herstellungsprozess vom 32nm-Herstellungsprozess auf das 14nm-Herstellungsverfahren verkleinert. Mit Sandy Bridge kamen auch noch in die CPU integrierte Grafikkarten hinzu, welche es seither ermöglichen, einen PC auch ohne einer teuren dedizierten Grafikkarte betreiben zu können. Auch beim Takt und beim Stromverbrauch gab es offenbar Fortschritte. So wurde das High-End-Modell der ersten Generation, der Intel Core i7-870, noch mit 2,93 GHz (Boost auf 3,60 GHz) und einem TDP von 95 Watt ausgeliefert. Dies wird heute schon vom kleinen Bruder des aktuellen High-End-Modells geschlagen, dem Intel Core i7 6700, welcher mit einem Takt von 3,40 GHz (Boost auf 4,00 GHz) und einem TDP von 65 Watt ausgeliefert wird.
Nicht zu vergessen ist die im Jahr 2010 eingeführte Hyperthreading-Technologie, welche es ermöglicht, zwei Aufgaben parallel auf einem Prozessorkern laufen zu lassen, was in Anwendungen, die auf das Ausnutzen aller Kerne optimiert sind, zu einer deutlichen Performancesteigerung führen kann.
Auch beim IPC hat sich einiges geändert. So zeigt die Statistik einen Anstieg des IPC um bis zu 70% von Skylake (mit DDR3-RAM) gegenüber der Sandy-Bridge-Architektur aus dem Jahr 2011. IPC steht für Instructions per Cycle, was bedeutet, dass hiermit die tatsächliche Rechenleistung pro Mhz beschrieben wird.
Benchmark-Vergleiche
Mit Blick auf die Datenblätter scheint es also so, als hätte sich bei Intel einiges getan in den letzten Jahren. Was diese Verbesserungen allerdings in der Praxis bringen, klären wir nun anhand von einigen Benchmarks. Wir lassen im Folgenden immer die selben Modelle der verschiedenen Generationen gegeneinander antreten, um einen möglichst guten Vergleich zu haben.
Desktop-Prozessoren
Mit Blick auf die Benchmarks zeigt sich, dass sich Intel im Desktop-Segment in den letzten Jahren bestenfalls schleppend weiterentwickelt hat. So kann sich der Intel Core i7-7700k im Multi-Core-Cinebench-Benchmark nur um gute 46 Prozent vom Intel Core i7-2600k absetzen, welcher immerhin schon 5 Jahre alt ist. Dies bedeutet, dass sich die Performance von Intel-Prozessoren aktuell um durchschnittlich gerade einmal 10 Prozent pro Jahr steigert.
Cinebench R15 | |
CPU Single 64Bit | |
Intel Core i7-7700K | |
Intel Core i7-4790K | |
Intel Core i7-2600K | |
CPU Multi 64Bit | |
Intel Core i7-7700K | |
Intel Core i7-4790K | |
Intel Core i7-2600K |
Notebook-Prozessoren
Auch mit Blick auf den Notebooksektor zeichnet sich zum größten Teil ein ähnliches Bild ab. So kann sich der Intel Core i7-7700HQ um gute 56 Prozent vom Pendant der Sandy-Bridge-Generation (hier der Intel Core i7-2670QM) absetzen. Zum Vergleichen nutzen wir auch hier wieder die gängigen Intel-i7-Prozessoren der jeweiligen Generationen. Die einzelnen Werte entnehmen wir unserer Datenbank. Aus diesem Grund haben wir uns dazu entschieden, die Prozessoren hier mit dem älteren Cinebench-R10-Benchmark zu vergleichen, weil uns zu den älteren Prozessoren die Werte vom neueren R15-Benchmark fehlen.
Cinebench R10 | |
Rendering Single 32Bit | |
Intel Core i7-7700HQ | |
Intel Core i7-6700HQ | |
Intel Core i7-4700MQ | |
Intel Core i7-3630QM | |
Intel Core i7-2670QM | |
Rendering Multiple CPUs 32Bit | |
Intel Core i7-7700HQ | |
Intel Core i7-6700HQ | |
Intel Core i7-4700MQ | |
Intel Core i7-3630QM | |
Intel Core i7-2670QM |
Mit Blick auf die Benchmarks zeigt sich, dass sich Intel im Notebooksektor auch nur äußerst schleppend weiterentwickelt. So können sich die jeweils neueren Generationen im Schnitt immer um 10 Prozent vom Vorgänger absetzen. Die einzigen Werte, die sich davon ein wenig absetzen können, ist der Sprung von Sandy Bridge auf Ivy Bridge (hier vertreten durch den Intel Core i7-3630QM). Hier konnte sich der Nachfolger noch um fast 30 Prozent verglichen zum Vorgänger steigern.
Gründe für diese Entwicklung
Dass dies hauptsächlich an der Entwicklungsfaulheit von Intel liegt, lässt sich durch einen Blick auf andere Chipmärkte bestätigen, so z.B. im Grafikkartensektor. Der Vergleich hinkt zwar etwas, da es große Unterschiede bei den Aufgaben und Architekturen zwischen Grafikkarten und Prozessoren gibt. Nichtsdestotrotz zeigen die enormen Fortschritte im Grafikkartensektor, dass die Entwicklung im CPU-Markt auch deutlich schneller voranschreiten könnte. Auch im Smartphone-Markt sieht die Situation deutlich besser aus. Hier gab es in den letzten Jahren, im Gegensatz zum Notebook-/Desktop-Markt, große Fortschritte bei der Effizienz und Performance der Prozessoren. So kann sich der Samsung Exynos 7420 im Multi-Core-Benchmark um gut 70 Prozent vom Snapdragon 801 absetzen, obwohl zwischen den Veröffentlichungen der mobilen High-end-SoCs nur gut eineinhalb Jahre lagen. Beide Chips zählten zum Zeitpunkt der Veröffentlichungen zu den schnellsten SoCs auf dem Markt.
Geekbench 3 | |
32 Bit Multi-Core Score | |
Samsung Exynos 7420 Octa | |
Qualcomm Snapdragon 801 MSM8974AC | |
32 Bit Single-Core Score | |
Samsung Exynos 7420 Octa | |
Qualcomm Snapdragon 801 MSM8974AC |
Als Hauptgrund für das Stagnieren der Entwicklung im Prozessormarkt für Desktop-PCs kann man hauptsächlich das Fehlen einer starken Konkurrenz von Seiten anderer Hersteller, wie z.B. AMD, nennen. Nach dem Flop der neuen AMD Prozessoren im Jahr 2011/12 konnte sich Intel ungestört auf dem Markt breitmachen, da AMD seitdem noch keine neue Architektur auf den Markt gebracht hat. Dies wird sich vermutlich in Kürze mit der angekündigten AMD Ryzen-Architektur ändern.
Noch extremer ist die Situation auf dem Notebookmarkt. Wärend es für Desktop-PCs zu mindest noch eine theoretische Konkurrenz von Seiten AMDs gab, hatte Intel diesen Markt, zumindest im Mid-/High-End-Segment, in den letzten Jahren komplett für sich gewinnen können. Dies liegt hauptsächlich daran, dass die letzten Architekturen aus dem Hause AMD einen sehr hohen Stromverbrauch zu verzeichnen hatten , was diese Prozessoren für Notebooks absolut ungeeignet macht. Aktuell lassen sich AMD-Prozessoren, wenn überhaupt, nur im Einstiegssegment von Notebooks finden, da AMD hier noch mit dem guten Preis/Leistungs-Verhältnis seiner APUs punkten kann.
Fazit
Das ernüchternde Fazit lautet, dass sich Intel in den letzten Jahren nur äußerst langsam weiterentwickelt hat. Dies liegt vermutlich daran, dass es AMD seit dem Flop der Bulldozer-Architektur nicht mehr geschafft hat, eine vernünftige Alternative auf dem Prozessor-Markt zu bieten. Zusätzlich als fatal für die rote Konkurrenz hat sich der Fakt erwiesen, dass die deutlich höhere Abwärme der AMD-Prozessoren dazu führte, dass diese auf dem Notebookmarkt eigentlich komplett verdrängt wurden, weil hier das Watt/Performance-Verhältnis oftmals wichtiger ist als der einzige Vorteil, den AMD noch zu bieten hat: der Preis.
Man muss an dieser Stelle allerdings auch noch erwähnen, dass Intel den Fokus in den letzten Jahren eher auf den Low-TDP-Sektor gelegt hat, um seine Prozessoren für passiv gekühlte Ultrabooks/Tablets attraktiver zu machen. Dies ist allerdings keine Entschuldigung für die ansonsten sehr langsame Entwicklung. Es wird spannend sein, zu sehen, welchen Einfluss der baldige Release der neuen AMD-Prozessoren auf die Entwicklung von CPUs hat. Hoffentlich kann AMD sein Wort halten, so dass es endlich wieder eine richtige Konkurrenz zu Intels Prozessoren gibt. Denn das Sprichwort heißt zu Recht: Konkurrenz belebt das Geschäft.