Klappräder mit E-Antrieb boomen aktuell. Sie dürfen kostenlos im öffentlichen Nahverkehr mitgenommen werden, weil sie als Gepäckstück zählen. Vor Ort werden sie schnell auseinandergeklappt und sorgen dank Elektromotor für schnelle Fahrten ohne Schweiß. Damit sollen sich klappbare E-Bikes perfekt zum Pendeln eignen.
Hitway verbaut beim BK6S einen tiefen Einstieg für leichteres Auf- und Absteigen. Die fetten Reifen sorgen für eine ungewöhnliche Optik, mehr Komfort und Traktion auf allen Untergründen. Der Verkaufspreis des Fat-Klapprades liegt bei 799 Euro. Es wird in vier verschiedenen Farben angeboten: schwarz, silber, blau und rot. Unser Testrad ist blau, die Farbe ist aber eher türkis.
Lieferung und Aufbau - BK6S ist schnell montiert
Das Hitway BK6S wird in einem großen Karton geliefert. Für ein Fahrrad ist die Schachtel allerdings relativ klein. Das Rad wird zusammengeklappt verschickt, und es findet noch Zubehör im Karton platz. Der Hersteller liefert eine Handpumpe, ein Spiralkabel mit Zahlenschloss und ein Multitool mit.
Anders als etwa beim Engwe P1 sind aber beide Laufräder montiert. Der Aufbau gelingt mit dem mitgelieferten Werkzeug zügig. Es müssen lediglich die Pedale eingeschraubt und das hintere Schutzblech montiert werden. Der Lenkerklemmung ist über einen Schnellspanner gelöst.
Viele Einzelteile des Rades sind beim Transport durch Schaumfolie geschützt. Dennoch gibt es eine Scheuerstelle zwischen Gabel und Gepäckträger. Leichte Bewegung führt an der Stelle zu Kratzern und teilweise zu Lackschäden.
Ausstattung und Optik - Hitway BK6S gewappnet für den Alltag
Das BK6S bietet eine umfassende Alltagsausstattung. Es gibt eine Lichtanlage, die über den Akku des Antriebs gespeist wird. Bei dem Preis des Rades verwundert es nicht, dass weder Brems- noch Fernlicht geliefert wird. Außerdem gibt es eine Klingel, die ergonomisch sehr gut zwischen Griff und Bremshebel angebracht ist, einen Seitenständer und Metallschutzbleche, die tatsächlich die breiten Reifen abdecken.
Der Gepäckträger trägt laut Hersteller bis zu 25 Kilogramm. Ab Werk ist allerdings ein Sitzpolster montiert. Bei dieser Zuladung kommt nur ein Kind als Passagier in Frage, dem fehlen allerdings Fußrasten. Das Polster sieht gut aus und passt ins ungewöhnliche Konzept des Bikes, praktisch ist es jedoch nicht.
Dafür spendiert Hitway eine Befestigung am Steuerrohr. Dort kann ein Frontkorb aus dem Zubehör mittels vier Schrauben befestigt werden. Das BK6S hat Scheibenbremsen, die werden mechanisch angesteuert. Eine Federgabel und eine gefederte Sattelstütze sollen neben den dicken Reifen für Komfort sorgen.
Bei der Schaltung setzt der Hersteller auf eine Kettenschaltung von Shimano, die Tourney TZ. Außergewöhnlich ist, dass das System eigentlich für sechs Gänge ausgelegt ist, im BK6S aber sieben Gangstufen bietet. Das Ritzelpaket wird um ein großes Ritzel ergänzt.
Ausstattung | |
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Schaltung | Kettenschaltung, Shimano Tourney TZ, 7 Gänge |
Bremsen | Scheibenbremsen, mechanisch, 160 / 160 mm |
Akku | 432 Wh |
Motor | Heck-Nabenmotor, 250 W |
Max. Drehmoment | 32 Nm |
Gewicht (mit Pedalen) | 26,6 kg |
Gewicht Akku | 2,9 kg |
Max. Zuladung | 120 kg |
Das BK6S kann an verschiedenen Stellen geklappt werden. Wird der Schnellspanner am Lenker gelöst, lässt sich die Breite schnell reduzieren. Das Lenkrohr ist außerdem in der Höhe verstellbar und kann zudem durch ein Gelenk abgeklappt werden.
Ein weiteres Gelenk in der Mitte des tiefen Rahmens halbiert die Länge des Rades. Durch abklappbare Pedale wird das Hitway richtig schmal. Damit passt es sogar in den Kofferraum eines Kleinstwagens, etwa eines Fiat Panda.
Alle Gelenke sind gesichert und können nicht durch einfaches Umlegen des Schnellspanners geöffnet werden. Zusammengeklappt lässt sich das Rad schieben. Allerdings klappen die beiden Hälften dabei leicht auseinander, ein Magnet würde Abhilfe schaffen. Die Scheuerstelle zwischen Gabel und Gepäckträger bleibt auch nach dem Auspacken aus dem Karton bestehen. Das Zusammenklappen geht leicht von der Hand. In unter einer Minute ist das BK6S entspannt einsatzbereit.
Display und App - BK6S ohne App-Anbindung
Hitway verbaut am BK6S ein kombiniertes Element aus Display und Bedieneinheit am linken Griff. Das LC-Display ist monochrom gehalten. Es zeigt im oberen Bereich die aktuelle Geschwindigkeit, die Unterstützungsstufe als Balken und als Ziffer sowie den Akkustand mit fünf Balken an. Diese Angaben werden immer angezeigt.
Die untere Anzeige kann durchgeschaltet werden. Sie kann den Gesamtkilometerstand, den Trip-Zähler, Zeit in Bewegung und Spannung in Volt anzeigen. Gewechselt wird zwischen den Bereichen durch einen kurzen Druck auf den Powerknopf. Neben dieser Taste gibt es noch zwei Tasten mit Plus und Minus.
Damit wird bei kurzer Betätigung die Unterstützung erhöht oder verringert. Langes Drücken auf Plus schaltet das Licht an bzw. aus. Ein langer Druck auf Minus startet die Schiebehilfe. Die ist außergewöhnlich, denn nach der Betätigung muss der Knopf nicht gehalten werden. Das Rad schiebt sich allein, bis die Bremse betätigt wird. Allerdings fällt die Schiebehilfe eher schwach aus.
Eine App-Anbindung bietet das BK6S leider nicht. Einzig smartes Feature ist ein QR-Code auf dem Rahmen, über den das Rad eindeutig identifiziert und in einer Datenbank angelegt werden kann, was vor Diebstahl und Weiterverkauf schützen soll.
Akku, Motor und Reichweite - BK6S mit 32 Nm am Hinterrad
Hitway setzt im BK6S auf einen Hinterradnabenmotor. Durch die Gussfelgen ist der Motor unsichtbar verbaut, lediglich die größere Nabe fällt auf. Der Motor hat eine Leistung von 250 Watt und das maximale Drehmoment beträgt 32 Nm. Damit bewegt sich der Antrieb am unteren Ende der Leistungsskala.
Energie bekommt er aus einem 432 Wh großen Akku, der hinter dem Sattelrohr verbaut ist. Der Akku kann ein- und ausgebaut geladen werden. Außerdem hat er einen Griff zum leichteren Transport. Je nach Sitzhöhe ist der Sattel beim Ausbau im Weg - der Akku wird nach oben entnommen - daher kann der Sattel nach vorn abgeklappt werden. Leuchtdioden auf der Oberseite des Akkus geben Auskunft über den Ladestand.
Wir haben das BK6S mit vollem Akku mit auf eine anspruchsvolle Runde über 22 Kilometer genommen. Nach der Tour mit 320 Höhenmetern und teils losem Untergrund haben wir 307 Wh nachgeladen. Das Ladegerät zieht dabei meist 98 Watt. Das Nachladen der 307 Wh hat entsprechend 3,5 Stunden gedauert.
Die Akkuanzeige erweist sich im Test nicht als Anzeige des Ladestands, sondern als Schätzung der Reichweite. Bei starker Belastung verschwinden die Balken recht schnell. Wird der Motor weniger gefordert, bauen sich die Balken jedoch wieder auf.
Am Akku ist ein Schloss verbaut. Darüber kann der Energiespeicher entriegelt werden, damit wird aber auch das ganze System an- bzw. ausgeschaltet. Ohne Schlüssel kann der E-Anrtrieb nicht gestartet werden.
Unterwegs - Die Bremsen des Hitway rubbeln
Hitway empfiehlt das BK6S für Personen zwischen 165 und 195 cm Körpergröße. Unser Tester ist 185 cm groß und findet auf dem Rad bequem Platz. Die Sitzhöhe muss allerdings am Anfang mehrfach nachjustiert werden, weil die gefederte Sattelstütze nachgibt bzw. mit den 82 Kilogramm des Testers allein beim Aufsitzen durchschlägt.
Sattel- und Lenkerhöhe lassen sich werkzeuglos einstellen, Markierungen erleichtern das schnelle Wiederfinden der richtigen Einstellungen nach dem Zusammenklappen. Die Position auf dem Rad ist versammelt und sehr aufrecht, aber nicht unbequem.
Sattelstütze und Federgabel sind nicht verstell- oder feststellbar - das ist in dieser Preisklasse aber auch nicht anders zu erwarten. Die Federgabel ist zum Glück deutlich straffer abgestimmt und kann - anders als beim Engwe P1 - noch Stöße aufnehmen, wenn jemand auf dem Rad sitzt.
Das BK6S kommt ohne Drehmomentsensor aus. Entsprechend reicht ein leichtes Bewegen der Kurbel, um die volle Motorkraft abzuschöpfen. Die verschiedenen Modi regeln nur die Höchstgeschwindigkeit, bis zu der der Motor anschiebt, nicht jedoch die Stärke. Maximal unterstützt das eBike gesetzeskonform bis 25 km/h.
Ein Zusammenspiel aus Muskelkraft und Motorpower kann mit dem BK6S gelingen, es braucht aber Gewöhnung und das richtige Terrain. Meist fühlt sich die Kraft der Beine etwas überflüssig an. Gut gelöst ist der Übergang der Unterstützung beim Erreichen der 25 km/h-Grenzen. Die Kraft bleibt nicht abrupt aus, auch gibt es keine ständigen Lastwechsel. Es sind allerdings mehrere Kurbelumdrehungen nötig, bis die Motorkraft nach einer Unterbrechung wieder einsetzt.
Bei höheren Geschwindigkeiten fällt der erhöhte Rollwiderstand der fetten Reifen gegenüber regulärer Bereifung auf. Der wird ist einerseits hörbar, das Hitway-Rad liefert ordentliche Abrollgeräusche, aber auch spürbar, besonders wenn das Rad ohne Motorkraft gefahren wird.
Dabei muss die Geschwindigkeit über 25 km/h geschätzt werden oder mit anderen Mitteln als dem Display gemessen werden, denn mehr als diese Zahl zeigt das Panel nicht an. Auch wenn das Rad etwa bergab noch weiter beschleunigt wird.
Die Bandbreite der Übersetzung geht in Ordnung. Leichte bis mittlere Steigungen werden dank der Motorkraft sicher erklommen - dabei wird der Motor laut. Wirklich steile Anstiege sollten nicht zu lang sein, da die Motorkraft dann deutlich abnimmt. In der Ebene wünschen wir uns einen länger übersetzten größten Gang. Der Eifer nach höherem Tempo wird allerdings schnell vom hohen Gewicht und dem Rollwiderstand eingebremst. Die Schaltung selbst funktioniert im Test geschmeidig und problemlos und ist ab Werk sehr gut eingestellt.
Ein richtiges Ärgernis am Testrad sind allerdings die Bremsen. Dabei geht die Bremswirkung der mechanischen Scheibenbremsen nach einer Einbremsphase in Ordnung. Die beiden Bremsanlagen rubbeln jedoch deutlich, was mit zunehmender Laufleistung sogar zunimmt. Grund dafür dürften die Bremsscheiben sein, die nicht völlig plan sind. Dadurch schleifen die Beläge kurz an den Scheiben, bevor die Bremskraft wieder nachlässt, um dann wieder zu reiben. Das Ergebnis sind sehr ruckelige Bremsvorgänge. Das Problem lässt sich zwar mit neuen Scheiben kostengünstig lösen, ärgerlich ist es aber allemal.
Abgesehen von der Bremse präsentiert sich das Hitway BK6S als komfortables und erstaunlich vielseitiges Rad. Dank Federgabel und dicker Reifen bietet das Klapprad einen guten Komfort und erstaunlich viel Grip auf allen Arten von Bodenbelägen.
Fazit - BK6S als extravagantes Klapprad für Pendler
Hitway bietet mit dem BK6S ein extravagantes e-Klapprad, das auffällt, ohne dadurch Funktionen einzubüßen. Dank verschiedener Scharniere wird das Rad sehr kompakt und passt auch in den Kofferraum kleiner Autos. Die Bedienung ist dabei problemlos. Einzig das Gewicht von fast 27 Kilo erschwert das Ein- und Ausladen.
Unterwegs gefällt das eBike mit einer gelungenen Ergonomie, trotz der kompakten Abmessungen. Besonders bequem sind Auf- und Abstieg dank des niedrigen Rahmens. Zudem ist die Alltagsausstattung komplett und funktional. Einzig die Bremsen trüben das positive Bild mit starkem Rubbeln.
Der Hecknabenmotor reißt mit seinen 32 Nm keine Bäume aus, er schiebt das BK6S aber zuverlässig bis zur Unterstützungsgrenze bei 25 km/h. Leider fehlt ein Drehmomentsensor und die verschiedenen Unterstützungsstufen haben lediglich Einfluss auf die Höchstgeschwindigkeit, nicht jedoch auf die Motorstärke oder Charakteristik.
Das Hitway BK6S ist ein alltagstaugliches eBike, dass dank seines faltbaren Rahmen besonders für Pendler und Camper interessant ist.
Auffälligstes Merkmal des Hitway BK6S sind die 3 Zoll breiten Reifen. Sie steigern den Federungskomfort und sorgen für beachtlichen Grip auch auf losem Untergrund. Der große Rollwiderstand wird durch die Motorpower egalisiert.
Ein ähnliches Konzept bietet Engwe mit dem P1, das hat schmalere Reifen und keinen tiefen Einstieg, dafür aber einen größeren Akku. Beide sind ähnlich kompakt.
Preis und Verfügbarkeit
Hitway verkauft das BK6S in seinem eigenen Onlineshop. Laut Hersteller liegt die UVP bei 1100 Euro, das Rad wird jedoch für 799 Euro verkauft. Auch andere Händler wie Amazon oder Mediamarkt verkaufen das Klapprad.
Transparenz
Die Auswahl der zu testenden Geräte erfolgt innerhalb der Redaktion. Das vorliegende Testmuster wurde dem Autor vom Hersteller unentgeltlich zu Testzwecken überlassen. Eine Einflussnahme auf den Testbericht gab es nicht, der Hersteller erhielt keine Version des Reviews vor der Veröffentlichung. Es bestand keine Verpflichtung zur Publikation. Unsere Reviews erfolgen stets ohne Gegenleistung oder Kompensationen. Als eigenständiges, unabhängiges Unternehmen unterliegt Notebookcheck keiner Diktion von Herstellern, Shops und Verlagen.
So testet Notebookcheck
Pro Jahr werden von Notebookcheck hunderte Laptops und Smartphones unabhängig in von uns standardisierten technischen Verfahren getestet, um eine Vergleichbarkeit aller Testergebnisse zu gewährleisten. Seit rund 20 Jahren entwickeln wir diese Testmethoden kontinuierlich weiter und setzen damit Branchenstandards. In unseren Testlaboren kommt ausschließlich hochwertiges Messequipment in die Hände erfahrener Techniker und Redakteure. Die Tests unterliegen einer mehrstufigen Kontrolle. Unsere komplexe Gesamtbewertung basiert auf hunderten fundierten Messergebnissen und Benchmarks, womit Ihnen Objektivität garantiert ist. Weitere Informationen zu unseren Testmethoden gibt es hier.