Größere Play Store-Alternative in Planung: Huawei, Xiaomi, Oppo und Vivo wollen Google-Monopol brechen
Unter dem etwas sperrigen Namen Global Developer Service Alliance, kurz GDSA, haben sich vier der größten chinesischen Smartphone-Hersteller zusammengetan, um eine Plattform für internationale Entwickler zu kreieren. Der Zweck ist eindeutig die Vermarktung von Apps, Games und anderen mobilen Inhalten am Play Store vorbei, dem Quasi-Monopol von Google. Dies berichtet Reuters unter Berufung auf Insider-Informationen. Die GDSA-Webseite, die Reuters-Redakteure offenbar vorab sehen durften, sollte eigentlich im März online gehen, aufgrund der Coronavorus-Epidemie in China könnte es allerdings zu Verzögerungen kommen, schreiben die Journalisten. (Update: Webseite bereits online)
Keiner der vier genannten Hersteller wollte sich offiziell zu der neuen Allianz gegen Google äußern, auch Google gab bis dato noch keine Stellungnahme ab. In neun Regionen soll die GDSA vom Start weg aktiv sein, darunter Indien, Indonesien und Russland - Europa wurde nicht explizit genannt. Aktuell sieht es so aus, als würde sich die unerwartete China-Allianz, die im vierten Quartal 2019 zusammen immerhin mehr als 40 Prozent aller weltweit verkauften Smartphones verantwortet, nur als Plattform an Entwickler wenden, die damit ihre Apps ohne viel Aufwand in die jeweiligen App-Stores von Huawei, Xiaomi und BBK (Oppo, Vivo, OnePlus) hochladen können. Ein gemeinsamer App Store der genannten China-Riesen scheint aktuell zumindest noch nicht geplant zu sein, zudem könnte sich das Management der Allianz als Problem erweisen, warnen Analysten wie Nicole Peng von Canalys.
Das gemeinsame Auftreten hätte allerdings auch einige Vorteile, etwa beim Erwirtschaften zusätzlicher Einkünfte aus der App-Vermarktung, In-App-Werbung oder Software-Services. Über die Beweggründe für die neue China-Allianz kann aktuell nur spekuliert werden - durchaus möglich ist etwa, dass der US-Bann von Huawei und die noch gar nicht so lang zurückliegende Erfahrung mit ähnlichen US-Sanktionen gegen ZTE eine Warnung an Xiaomi, Vivo und Oppo waren, sich rechtzeitig um Alternativen zu bemühen, bevor sie eventuell mal das gleiche Schicksal ereilt. Für Android-Fans könnten die nächsten Monate jedenfalls spannend werden - eventuell wird aus Huaweis im Aufbau befindlicher Ökosystem-Alternative ja mehr als wir bis zuletzt noch dachten.
Update 2: Erstes offizielles Statement von Xiaomi
Mittlerweile liegt ein erstes offizielles Statement von Xiaomi vor, in der die Interpretation seitens der Reuters-Redakteure dementiert wird. Xiaomi schreibt, dass die Global Developer Service Alliance nur dem Zweck dient, es internationalen Entwicklern leichter zu machen, ihre Apps in den (Anmerkung: fragmentierten) App-Stores der chinesischen Smartphone-Hersteller anzubieten. Eine Konkurrenz zu Googles Play Store sei das nicht. Unten noch die Stellungnahme im Wortlaut. Interessanterweise ist Huawei weder auf der Webseite erwähnt, noch in der Stellungnahme von Xiaomi. Möglicherweise also tatsächlich Fehler im Reuters-Bericht oder ungenaue Hinweise der Insider.
“The Global Developer Service Alliance solely serves to facilitate the uploading of apps by developers to respective app stores of Xiaomi, OPPO and Vivo simultaneously. There’s no competing interest between this service and Google Play Store.”